HealthDay
ERKRANKUNG

Überblick über Immunisierung

VonMargot L. Savoy, MD, MPH, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
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Kurzinformationen

Eine Immunisierung (Impfung) ermöglicht es dem Körper, sich gegen Krankheiten, die von bestimmten Bakterien und Viren verursacht werden, zu wehren.

Immunität (die Fähigkeit des Körpers, sich gegen Krankheiten zu verteidigen, die durch bestimmte Bakterien oder Viren verursacht werden) kann natürlich auftreten (wenn Menschen Bakterien oder Viren ausgesetzt werden) oder vom Arzt durch eine Impfung erreicht werden. Wenn eine Person gegen eine Krankheit geimpft wurde, ist sie meist vor einer Ansteckung geschützt oder erkrankt nur leicht an der jeweiligen Krankheit. Da jedoch kein Impfstoff zu 100 Prozent wirksam ist, kann man trotz einer Impfung krank werden.

Dank Impfstoffen ist es gelungen, schwere Krankheiten zu verhindern und die Gesundheit von Personen weltweit zu verbessern. In Gegenden und Ländern, in denen Impfstoffe regelmäßig angewendet werden, sind viele Krankheiten, die einst weit verbreitet waren bzw. tödlich verliefen (wie z. B. Kinderlähmung und Diphtherie), heute selten oder gut unter Kontrolle gebracht worden. Eine Krankheit, die Pocken, konnte durch Impfungen vollständig eliminiert werden.

Für viele bedeutsame Infektionen stehen jedoch noch keine wirksamen Impfstoffe zur Verfügung. Dazu zählen die meisten sexuell übertragbaren Infektionen (wie z. B. HIV-Infektion, Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien), durch Zecken verursachte Infektionen (wie Lyme-Borreliose) sowie viele Tropenkrankheiten (wie z. B. Chikungunya-Fieber).

Im Jahr 2021 empfahl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die breite Anwendung des Malariaimpfstoffs RTS,S/AS01 (RTS,S) bei Kindern in Afrika südlich der Sahara und in anderen Regionen mit mäßiger bis hoher Übertragung von Plasmodium falciparum, einem der Erreger von Malaria. Dies war eine wichtige neue Maßnahme zur Vorbeugung von Malaria, die jedes Jahr Hunderttausende von Todesfällen verursacht, hauptsächlich bei Kindern in Afrika. (Siehe WHO: Malaria vaccine implementation programme.)

Den Impfempfehlungen nachzukommen ist von großer Bedeutung, und zwar sowohl für die eigene Gesundheit als auch für die Gesundheit der eigenen Familie und der Personen innerhalb der Gemeinschaft. Viele der durch Impfung vermeidbaren Krankheiten werden leicht von Mensch zu Mensch übertragen. Und viele von ihnen kommen in den Vereinigten Staaten noch vor und sind in anderen Gegenden der Welt sogar weit verbreitet. Diese Erkrankungen können sich unter ungeimpften Kindern rasant ausbreiten. Dank der modernen Reisemöglichkeiten können Kinder damit in Kontakt kommen, selbst wenn sie in Gebieten leben, in denen diese Krankheiten normalerweise nicht vorkommen.

Die Impfstoffe, die heute verfügbar sind, sind hochwirksam und haben selten Nebenwirkungen.

Immunisierungsformen

Es gibt zwei Immunisierungsformen:

  • Aktive Immunisierung

  • Passive Immunisierung

Aktive Immunisierung

Bei der aktiven Immunisierung werden Impfstoffe eingesetzt, die die natürliche Abwehrkraft des Körpers (das Immunsystem) anregen. Impfstoffe sind Arzneimittel mit einem der folgenden Bestandteile:

  • Nicht infektiöse Fragmente von Bakterien oder Viren

  • Eine normalerweise schädliche Substanz (Toxin), die von einem Bakterium produziert, aber entgiftet wurde – Toxoid genannt

  • Abgeschwächte (attenuierte) vollständige Lebendorganismen, die keine Krankheit verursachen

Das Immunsystem des Körpers reagiert auf einen Impfstoff, indem es Substanzen produziert (wie Antikörper und weiße Blutkörperchen), die spezifische Bakterien oder Viren, die in dem Impfstoff enthalten sind, erkennen und angreifen. Immer, wenn eine Person dem jeweiligen Bakterium oder Virus ausgesetzt ist, produziert der Körper automatisch diese Antikörper und andere Substanzen, um eine Erkrankung zu verhindern oder ihren Schweregrad zu verringern. Der Vorgang, einen Impfstoff zu geben, wird Impfung genannt, wobei auch häufig der allgemeinere Ausdruck Immunisierung gebraucht wird.

Folgende sind Impfstoffe, die abgeschwächte Lebendorganismen enthalten:

Wussten Sie ...

  • Viele Impfstoffe regen eigentlich nur die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers an (das Immunsystem).

Passive Immunisierung

Bei der passiven Immunisierung werden Antikörper gegen einen bestimmten infektiösen Organismus (oder das von einem Organismus gebildete Toxin) direkt verabreicht. Diese Antikörper werden aus verschiedenen Quellen gewonnen:

  • Aus dem Blut (Serum) von Tieren (normalerweise Pferden), die Kontakt zu einem bestimmten Organismus oder Toxin hatten und Immunität entwickelt haben

  • Aus dem Blut, das von einer großen Anzahl von Personen gesammelt wurde – sogenanntes Human-Immunglobulin

  • Von Personen, die bekannterweise Antikörper gegen eine bestimmte Krankheit haben (das heißt Personen, die geimpft wurden oder sich von der Krankheit erholen) – sogenanntes Hyperimmunglobulin –, weil sie eine höhere Konzentration von Antikörpern im Blut haben

  • Aus Antikörper produzierenden Zellen (normalerweise von Mäusen), die in einem Labor gezüchtet wurden

Passive Immunisierung wird angewendet bei Personen, deren Immunabwehr nicht adäquat auf eine Infektion reagiert, oder bei Personen, die an einer Infektion erkranken, bevor sie geimpft werden konnten (zum Beispiel nach Kontakt mit dem Tollwut-Virus).

Eine passive Immunisierung kann auch dazu dienen, einer Erkrankung vorzubeugen, wenn ein Kontakt mit dem Erreger wahrscheinlich ist und der Betroffene nicht genug Zeit hat, eine Impfreihe zu bekommen oder abzuschließen. Zum Beispiel kann einer Schwangeren, die keine Immunität gegen das Windpockenvirus hat, ihm aber ausgesetzt war, eine Lösung verabreicht werden, die ein Gammaglobulin gegen das Windpockenvirus enthält. Das Windpockenvirus kann das ungeborene Kind schädigen und gravierende Komplikationen (z. B. Lungenentzündung) bei der Mutter verursachen.

Die passive Immunisierung hält nur einige Wochen an, bis der Körper die injizierten Antikörper wieder ausscheidet.

Impfstoffverabreichung

Impfstoffe und Antikörper werden normalerweise durch die Injektion in einen Muskel (intramuskulär) oder unter die Haut (subkutan) verabreicht. Antikörper werden manchmal auch in eine Vene injiziert (intravenös). Ein bestimmter Grippeimpfstoff wird in die Nase gesprüht.

Es können auch mehrere Impfstoffe auf einmal verabreicht werden – als Kombinationsimpfstoff oder als individuelle Injektionen an unterschiedlichen Injektionsstellen (siehe Gleichzeitige Anwendung verschiedener Impfstoffe).

Manche Impfungen werden routinemäßig durchgeführt (d. h. sie werden den meisten Menschen gemäß einem empfohlenen Impfplan verabreicht). Zum Beispiel sollten Erwachsene möglichst alle 10 Jahre mit dem Tetanus-Toxoid geimpft werden. Manche Impfstoffe werden Kindern routinemäßig verabreicht (siehe auch Centers for Disease Control and Prevention [CDC]:Child and Adolescent Immunization Schedule by Age).

Andere Impfungen werden normalerweise hauptsächlich bei bestimmten Personengruppen durchgeführt. Zum Beispiel wird der Gelbfieberimpfstoff nur solchen Personen verabreicht, die in bestimmte Teile Afrikas und Südamerikas reisen. Wieder andere Impfstoffe werden nach möglichem Kontakt mit einer spezifischen Krankheit verabreicht. Der Tollwutimpfstoff wird beispielsweise jemandem verabreicht, der von einem Hund oder anderem Tier gebissen wurde, das mit Tollwut infiziert sein könnte.

Einschränkungen und Sicherheitsvorkehrungen für Impfungen

Bei vielen Impfstoffen ist der einzige Grund, nicht geimpft zu werden, Folgendes:

  • Eine schwere oder lebensbedrohliche allergische Reaktion (wie eine anaphylaktische Reaktion) gegenüber dem Impfstoff oder einem seiner Bestandteile

Eiallergien kommen in den Vereinigten Staaten häufig vor. Viele Menschen mit einer Eierallergie können sicher Impfstoffe erhalten, die sehr kleine Mengen von Material aus Eiern enthalten, wie z. B Grippeimpfstoffe. Es gibt Bedenken, solche Impfstoffe bei Personen anzuwenden, die allergisch auf Eier sind. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) geben jedoch an, dass leichte Reaktionen durchaus auftreten können, schwere allergische Reaktionen (Anaphylaxie) aber unwahrscheinlich sind.

Die Empfehlungen für den Grippeimpfstoff hängen von der Schwere der allergischen Reaktion auf Eier und vom Impfstoff ab.

  • Wenn Patienten, die nach der Verabreichung der Grippeimpfung oder dem Konsum von Eiern eine schwere, lebensbedrohliche allergische Reaktion hatten, sollte ihnen der Grippeimpfstoff nicht mehr verabreicht werden.

  • Bei einer schwerwiegenderen Reaktion, wie z. B. Schwellungen des Gesichts, Atembeschwerden oder Benommenheit, oder bei Reaktionen, die eine Injektion des Medikaments Epinephrin oder eine andere Notfallbehandlung erforderlich machten, sollten sie die Impfung nur noch in einem medizinischen Umfeld unter Beobachtung eines Krankenhausarztes, der Erfahrung bei der Erkennung und Behandlung schwerer allergischer Reaktionen hat, vornehmen lassen.

  • Wenn Menschen nach dem Kontakt mit Eiern oder dem Impfstoff nur einen Ausschlag hatten, kann ihnen der Impfstoff verabreicht werden.

Experten sind sich in der Regel darüber einig, dass diese Empfehlungen der CDC auch für andere aus Eiern gewonnene Impfstoffe gelten.

Bei Vorliegen von bestimmten Krankheiten sollten möglichst keine Lebendimpfstoffe verwendet werden, oder die Impfung mit solchen Präparaten sollte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden:

In manchen Fällen sollten Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, auch keine Impfungen erhalten, die Lebendorganismen enthalten, um einer Ausbreitung von Infektionen vorzubeugen.

Die Gabe von Lebendvirusimpfstoffen ist unter Umständen weniger risikobehaftet, nachdem die Immunsuppressiva wieder abgesetzt worden sind oder sich das geschwächte Immunsystem der Patienten wieder ausreichend erholt hat.

Gängige Impfungen bei Kindern

Kinder in den USA in der Regel eine Reihe von Impfstoffen nach einem standardisierten Impfplan (siehe CDC: Vaccines for Your children). Wenn Impfungen versäumt werden, können die meisten zu einem späteren Zeitpunkt nach einem alternativen Zeitplan nachgeholt werden.

Gängige Impfungen bei Erwachsenen

Erwachsenen kann ebenfalls zu bestimmten Impfungen geraten werden (siehe auch CDC: Recommendations for Ages 19 Years or Older). Wenn ein Arzt einen Erwachsenen über Impfungen berät, berücksichtigt er das Alter der Person, ihre Krankengeschichte, ihre Impfungen in der Kindheit, ihren Beruf, ihre geographische Lage, ihre Reisepläne und andere Faktoren.

Tabelle

Sicherheit von Impfstoffen

In den USA wird die Sicherheit von Impfstoffen von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) überwacht. Wenn nach einer Routineimpfung bestimmte Komplikationen auftreten, müssen Ärzte dies im Rahmen des Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) den CDC unter dem Vaccine Safety Datalink (VSD) melden. Wenn nach der Impfung ein gesundheitliches Problem auftritt, können alle Beteiligten – Ärzte, Pflegekräfte oder einfache Bürger – Meldung über das VAERS einreichen. In VAERS-Berichten konnte nicht festgestellt werden, ob ein gesundheitliches Problem durch den Impfstoff verursacht wurde.

Impfstoffe verursachen normalerweise keine Probleme, obwohl leichte Nebenwirkungen wie Schmerzen und Rötung an der Injektionsstelle auftreten können. Manchmal sind Eltern besorgt über die Sicherheit von Impfstoffen für Kinder.

Eine der Hauptsorgen der Eltern ist, dass bestimmte Impfstoffe, wie zum Beispiel der Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) oder Impfstoffe mit Thiomersal (ein Konservierungsmittel auf Quecksilberbasis) das Risiko für Autismus erhöhen könnten.

Viele verschiedene Forschergruppen sind diesen Bedenken nachgegangen und haben den angeblichen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus zur Gänze entkräftet (siehe Bedenken bezüglich Impfungen für Kinder im Manual sowie CDC's Vaccine Safety FAQs for Parents and Caregivers auf der Website der CDC).

Trotzdem haben die meisten Hersteller thiomersalfreie Impfstoffe für die Impfung von Kleinkindern und Erwachsenen entwickelt. Informationen über Impfstoffe, die momentan kleine Konzentrationen von Thiomersal enthalten, sind auf der Webseite der Food and Drug Administration (Thimerosal and Vaccines) erhältlich.

Impfung vor Auslandsreisen

Für Bewohner der Vereinigten Staaten kann es notwendig sein, bestimmte Impfungen vorzunehmen, bevor sie in Gebiete mit Infektionskrankheiten reisen, die normalerweise in den Vereinigten Staaten nicht auftreten (siehe Tabelle zu Impfungen für internationale Reisen). Als Reaktion auf Krankheitsausbrüche wechseln die Empfehlungen ständig.

Die CDC stellen in ihrer Rubrik Travelers’ Health (Gesundheit des Reisenden) die jeweils aktuellen Informationen über Impfungen zur Verfügung. Die CDC bieten außerdem einen telefonischen 24-Stunden-Auskunftsdienst in den USA (1-800-232-4636 [CDC-INFO]) an.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Child and adolescent immunization schedule by age

  2. CDC: Adult immunization schedule by age

  3. CDC: Vaccine safety FAQs for parents and caregivers

  4. CDC: Travelers’ Health: Informationen zu Hinweisen zur Reisegesundheit und darüber, welche Impfungen je nach Reiseziel erfolgen sollten

  5. US-amerikanische Food und Drug Administration (FDA): Thimerosal and Vaccines – Umfassende Informationen über Thimerosal, was es ist, warum es in Impfstoffen verwendet wird, warum es sicher ist und wie viele Impfstoffe inzwischen ohne Thiomerosal hergestellt werden.

  6. Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS): Where and how to report side effects of vaccines

  7. Vaccine Safety Datalink (VSD): Eine kooperative Organisation, die die Sicherheit von Impfstoffen überwacht und beurteilt

  8. Children's Hospital of Philadelphia: Vaccine Education Center

  9. Weltgesundheitsorganisation (WHO): Malaria vaccine implementation programme

  10. European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): Vaccine schedules in all countries in the EU/EEA