Tetanus

(Wundstarrkrampf)

VonLarry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet Juni 2023 | Geändert Aug. 2023
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Kurzinformationen

Wundstarrkrampf entsteht aufgrund eines Toxins, das von dem anaeroben Bakterium Clostridium tetani gebildet wird. Durch das Toxin ziehen sich die Muskeln unwillkürlich zusammen und werden starr.

  • Wundstarrkrampf (Tetanus) entwickelt sich gewöhnlich nach der Verunreinigung einer Wunde oder einer Verletzung, bei der die Haut aufgeschürft wird.

  • Die Diagnose wird basierend auf den Symptomen gestellt.

  • Die Behandlung umfasst die Gabe von Tetanus-Immunglobulin zur Neutralisierung des Toxins und zur Behandlung der Symptome bis zu deren Abklingen.

  • Impfung und geeignete Wundbehandlung können eine Tetanusinfektion verhindern.

(Siehe auch Übersicht über Clostridieninfektionen.)

Clostridium tetani benötigt keinen Sauerstoff zum Leben. Aus diesem Grund zählen diese Bakterien zu den Anaerobiern.

In den USA kommt Tetanus selten vor; tritt in Teilen der Welt, in denen der Impfschutz gering ist, jedoch häufig auf. Er kann bei Menschen jeden Alters auftreten, sogar bei Säuglingen.

Clostridium tetani kommt im Boden und in Tierkot vor und kann darin jahrelang überleben. In den Körper gelangen Tetanusbakterien durch:

  • Verunreinigung von Wunden mit Erde oder Kot (vor allem dann, wenn die Wunde nicht entsprechend gereinigt wird)

  • Punktion der Haut mit verunreinigten Nadeln (beispielsweise beim Spritzen illegaler Drogen, beim Tätowieren oder Piercen)

Manchmal ist die Verletzung so geringfügig, dass nicht einmal ein Arzt aufgesucht wird. Verletzungen unter Beteiligung eines Fremdkörpers (z. B. Splitter, Schmutz oder Kugelfragmente) und von abgestorbenem Gewebe (wie Verbrennungen, Erfrierungen, Wundbrand oder Quetschungen) verursachen eher Tetanus.

Mitunter kann sich Tetanus entwickeln, wenn während einer Abtreibung oder einer eingeleiteten Geburt der Uterus beschädigt wird. In Teilen der Welt mit unzureichenden sanitären Anlagen kann es am Stumpf der Nabelschnur zu einer Verschmutzung mit Erde kommen, welche bei Neugeborenen zu Wundstarrkrampf führen kann.

Tetanusbakterien produzieren Sporen. Sporen sind eine inaktive (ruhende) Form der Bakterien. Durch Sporen sind Bakterien in der Lage, zu überleben, wenn die Umgebungsbedingungen schwierig sind. Wenn die Bedingungen wieder günstig sind, keimen Sporen zu Bakterien aus.

Clostridium-tetani-Bakterien produzieren Tetanustoxine. Diese Giftstoffe verbreiten sich im ganzen Körper und hindern bestimmte Nerven daran, Signale an andere Nerven zu senden. Infolgedessen ziehen sich Muskeln unkontrolliert zusammen, was zu Steifheit und schmerzhaften Muskelkrämpfen führt.

Durch Impfung im Kindesalter plus Auffrischungsimpfung alle 10 Jahre im Erwachsenenalter kann Tetanus verhindert werden. Aus diesem Grund tritt Tetanus oft bei Menschen auf, die nicht geimpft sind oder ihre Impfung nicht aufgefrischt haben. In den Vereinigten Staaten ist das Risiko einer Tetanusinfektion bei folgenden Bevölkerungsgruppen hoch:

  • Personen mit Verbrennungen oder Operationswunden oder die Medikamente spritzen

  • Menschen über 60, weil die Immunität mit der Zeit abnimmt

  • Personen, die bis dahin noch keine Tetanusimpfserie erhalten haben, die Bestandteil des routinemäßigen Kinderimpfschemas ist

Menschen mit Diabetes oder Menschen, die Medikamente einnehmen, die ihr Immunsystem schwächen, können ein Risiko für die Entwicklung von Tetanus haben.

Symptome von Wundstarrkrampf

Tetanussymptome treten gewöhnlich 5 bis 10 Tage nach der Verletzung auf, können aber auch erst etwa 50 Tage später auftreten.

Typisch für Tetanus bzw. Wundstarrkrampf sind Muskelkrämpfe. Die Muskeln kontrahieren unkontrolliert (Verkrampfung) und werden starr. Tetanus wird oft als „Kiefersperre“ bezeichnet, da die Krämpfe dazu führen, dass sich der Kiefer und die Nackenmuskeln anspannen und verkrampfen, wodurch es schwierig wird, den Mund zu öffnen oder zu schlucken. Die Spasmen betreffen auch die Schulter, das Gesicht, den Bauch und die Gliedmaßen. Solche Krämpfe können die Atmung beeinträchtigen, was manchmal dazu führt, dass die Betroffenen blau anlaufen. Unter Umständen erstarrt das Gesicht in einem Lächeln mit hochgezogenen Augenbrauen. Durch Kontraktion der Rückenmuskeln kommt es zu einer Verkrümmung von Rücken, Hals und Beinen. Die Verkrampfung der Schließmuskeln kann zu Verstopfung und zu Problemen beim Urinieren führen. Leichteste Störungen – wie Lärm, Durchzug oder das Quietschen des Bettes – können im ganzen Körper schmerzhafte Muskelkrämpfe auslösen.

In seltenen Fällen können sich diese Muskelkrämpfe auf bestimmte Muskelgruppen in der Nähe der Wunde beschränken. Derartige örtlich begrenzte Verkrampfungen können wochenlang anhalten.

Es treten weitere Symptome auf, weil Tetanus sich auf das Nervensystem auswirkt, u. a. auch auf den Teil, der innere Körperprozesse reguliert, wie beispielsweise die Schlaggeschwindigkeit des Herzens. Patienten mit Tetanus können Herzrasen und leichtes Fieber haben. Sie können übermäßig schwitzen. Der Blutdruck kann unregelmäßig ansteigen und absinken. Die Betroffenen können Inhalte des Mundes in ihre Lunge einatmen (Aspiration), was zu einer Lungenentzündung führt.

Manche Betroffenen werden ruhelos und reizbar. Selbst bei einem schweren Krankheitsverlauf bleiben die Patienten in der Regel jedoch bei vollem Bewusstsein.

Bei Neugeborenen wirkt sich eine Tetanusinfektion meist auf den ganzen Körper aus und ist daher häufig tödlich. In den ersten 2 Lebenswochen hat der Säugling Krämpfe und isst schlecht.

Überlebende Kinder sind unter Umständen taub.

Wussten Sie ...

  • Die sofortige und gründliche Reinigung verschmutzter Wunden kann eine Infektion mit Tetanus verhindern.

Diagnose von Wundstarrkrampf

  • Untersuchung durch den Arzt

Vermutet wird Wundstarrkrampf bzw. Tetanus, wenn bestimmte Muskeln (gewöhnlich Kiefer- und Rückenmuskeln) starr werden oder Krämpfe auftreten, insbesondere bei Menschen mit einer Wunde.

Manchmal können von aus der Wunde entnommenen Proben Bakterienkulturen angelegt werden. Mitunter lässt der Kulturbefund aber auf Tetanus schließen, obwohl gar keine Tetanusinfektion vorliegt (falsch positives Ergebnis), oder es kann eine Tetanusinfektion vorliegen, obwohl keine Bakterien nachweisbar sind (falsch negatives Ergebnis). Der Kulturbefund ist daher keine verlässliche Grundlage zur Diagnose von Tetanus.

Behandlung von Tetanus

  • Reinigung der Wunde und Entfernung von abgestorbenem Gewebe und Fremdmaterial

  • Humanes Tetanus-Immunglobulin (Antitoxin)

  • Behandlung der Symptome, mitunter auch künstliche Beatmung

  • Antibiotika

Patienten mit Wundstarrkrampf werden auf die Intensivstation verlegt. Im Zimmer herrscht Ruhe, um Störungen zu vermeiden, durch die Muskelkrämpfe ausgelöst werden könnten. Wunden werden sorgfältig gereinigt und abgestorbenes Gewebe sowie Fremdmaterial werden entfernt.

Eine Dosis humanes Tetanus-Immunglobulin (Antitoxin) wird in der Regel in einen Muskel gespritzt, um das bereits gebildete Toxin zu neutralisieren. Wenn das Antitoxin nicht verfügbar ist, kann der Arzt dem Patienten ein Immunglobulin verabreichen, das viele verschiedene Antikörper enthält, einschließlich jener, die gegen Tetanus schützen.

Es werden intravenös Antibiotika verabreicht, um die Bakterien in der Wunde abzutöten und die Bildung von Toxin zu stoppen. Antibiotika haben jedoch keine Auswirkung auf das Toxin, das bereits produziert wurde. Dieses kann weiterhin schwere Muskelkrämpfe verursachen.

Bei Menschen, die Tetanus bereits hatten, entwickelt sich keine Immunität dagegen. Das heißt, sie können erneut Tetanus bekommen. Deshalb erhalten Patienten, nachdem sie sich von einer Infektion erholt haben, eine Tetanusimpfung, wenn sie mit ihren Impfungen nicht auf dem Laufenden sind.

Behandlung der Symptome

Bei Muskelkrämpfen und Starrheit können Beruhigungsmittel wie Diazepam oder Midazolam verabreicht werden. Diese Medikamente helfen auch gegen Angstgefühle.

Wenn die Muskelstarre die Atmung behindert, wird unter Umständen ein Schlauch in die Luftröhre eingeführt (sogenannte endotracheale Intubation), und der Patient erhält ein Medikament, das die Muskeln erschlaffen lässt und dadurch die Krämpfe auflöst. Der Schlauch wird dann an ein Beatmungsgerät angeschlossen, die die Person mit Sauerstoff versorgt.

Wenn Blutdruck und Herzfrequenz instabil sind, kann der Arzt intravenös Morphin, Magnesium, einen schnell wirkenden Betablocker oder andere Medikamente verabreichen.

Bei Schluckbeschwerden werden Nahrung und Flüssigkeit intravenös oder, weniger oft, über eine Magensonde durch die Nase zugeführt.

Kommt es zu einer Verstopfung, was häufig der Fall ist, werden Stuhlweichmacher verabreicht, und es kann ein Schlauch in den Mastdarm eingeführt werden, um die Gasproduktion zu regulieren.

Prognose bei Wundstarrkrampf

Bei einer Behandlung erholen sich die meisten Patienten vollständig.

Bei Menschen, die sich Drogen spritzen, sehr jungen und sehr alten Menschen ist die Mortalitätsrate besonders hoch. Die Aussichten sind schlimmer, wenn sich die Symptome schnell entwickeln und rasch fortschreiten oder wenn die Behandlung verzögert wird.

Vorbeugung gegen Tetanus

Eine Vorbeugung gegen Tetanus ist weitaus besser als dessen Behandlung.

Impfungen

Durch den Tetanusimpfstoff wird der Körper stimuliert, Antikörper zu produzieren, die schließlich das Toxin neutralisieren. Es kann aber nach der Impfung mehrere Wochen dauern, bis sich diese Antikörper entwickeln. (Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem produziert werden, um den Körper gegen eine bestimmte Infektion zu schützen.)

Es gibt keinen Einzelimpfstoff gegen Tetanus. Der Diphtherie-/Tetanustoxoid-/Pertussisimpfstoff (DTaP-Impfstoff) ist ein Kombinationsimpfstoff, der gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (Keuchhusten) schützt. Der DTaP-Impfstoff ist eine der Grundimmunisierungen im Kindesalter.

Fünf Dosen des DTaP-Impfstoffs werden routinemäßig als Grundimmunisierung für Kinder empfohlen. Die Dosen werden nach 2 Monaten, 4 Monaten, 6 Monaten, 15 bis 18 Monaten und im Alter von 4 bis 6 Jahren verabreicht.

Nach der DTaP-Impfung wird eine für den Rest des Lebens wirksame Auffrischimpfdosis Tetanus, Diphtherie und azelluläre Pertussis (Tdap) an Kinder im Alter von 11 bis 12 Jahren und Kinder ab 13 Jahren verabreicht oder an Personen verabreicht, die nie Tdap erhalten haben oder sich nicht sicher sind, ob sie geimpft wurden. Danach wird allen Patienten alle 10 Jahre eine Auffrischungsdosis verabreicht, die nur Tetanus und Diphtherie (Td) oder Tdap enthält.

Schwangeren wird bei jeder Schwangerschaft (vorzugsweise in Schwangerschaftswoche 27 bis 36) eine Tdap-Auffrischimpfdosis verabreicht. Diese Strategie verhindert, dass Frauen und Neugeborene Tetanus bekommen. Wenn schwangere Frauen geimpft werden, werden während der Schwangerschaft Antikörper gegen Tetanus von der Mutter auf den Fötus übertragen, und das Neugeborene hat bei der Geburt Antikörper gegen Tetanus.

Bei Personen, die eine Grundimmunisierung mit Tetanusimpfungen (drei oder mehr Spritzen in den Muskel) und alle 10 Jahre eine Auffrischimpfung gemäß Empfehlung erhalten haben, kommt Tetanus selten vor.

Nach einer Verwundung

Wenn man sich verletzt hat, kann eine Tetanusinfektion verhindert werden, indem die Wunden zügig und vollständig gereinigt werden.

Menschen, die in der Vergangenheit gegen Tetanus geimpft wurden und eine Wunde haben, können eine Dosis des Tetanusimpfstoffs erhalten, um zu verhindern, dass sich Tetanus entwickelt, wenn sie in den letzten 10 Jahren keine Impfstoffdosis erhalten haben (oder in den letzten 5 Jahren, wenn die Wunde tief oder schmutzig ist).

Wenn die Patienten zuvor noch nicht geimpft waren, erhalten sie sofort eine Dosis des Impfstoffs und zwei weitere Dosen ein und zwei Monate später. Da der Impfstoff mehrere Wochen benötigt, um seine Wirkung zu entfalten, wird manchmal zusätzlich humanes Tetanus-Immunglobulin verabreicht. Dieses Immunglobulin wird von menschlichen Spendern gewonnen, die hohe Antikörperspiegel gegen das Tetanustoxin haben. Diese Antikörper neutralisieren das Toxin sofort.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention: Tetanus: Eine Quelle mit allgemeinen Informationen zur Ursache von sowie der Behandlung und Impfung gegen Tetanus