Eosinophilie

VonJane Liesveld, MD, James P. Wilmot Cancer Institute, University of Rochester Medical Center
Überprüft/überarbeitet Feb. 2022
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Eosinophilie ist definiert als eine Eosinophilenkonzentration 500/mcl (> 0,5 × 10/l) im peripheren Blut. Die Ursachen und assoziierten Störungen hierfür sind zahlreich, doch liegen oft allergische Reaktionen oder eine parasitäre Infektionen vor. Die Eosinophilie kann eine reaktive (sekundäre) oder eine primäre Manifestation einer hämatologischen Störung sein. Die Diagnose umfasst selektive Untersuchungen in Abhängigkeit von den klinisch vermuteten Ursachen. Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache.

Die Eosinophilie hat Merkmale einer Immunantwort: Ein Agens wie Trichinella spiralis löst eine primäre Antwort mit relativ niedrigen Eosinophilenwerten aus, wohingegen wiederholte Expositionen in einer verstärkten oder sekundären eosinophilen Antwort resultieren. Verschiedene von Mastzellen und Basophilen freigesetzte Substanzen induzieren eine IgE-vermittelte Bildung von Eosinophilen. Hierzu gehören eosinophiler chemotaktischer Faktor der Anaphylaxie, Leukotrien B4, Komplementkomplex (C5/C6/C7) und Histamin (über einen engen Konzentrationsbereich).

Periphere Eosinophilie wird charakterisiert als

  • Schwach: 500–1500/mcl (0,5-1,5 × 109/l)

  • Mäßig: 1500 to 5000/mcl (1,5-5 × 109/l)

  • Schwer: > 5000/mcl (> 5 × 109/l)

Die leichte Eosinophilie selbst ist symptomlos, aber Werte von ≥ 1500/mcl (> 1,5 x 109/l) können bei anhaltender Eosinophilie zu Organschäden führen. Organschäden treten typischerweise aufgrund einer Gewebeentzündung und der Reaktion auf Zytokine und Chemokine, die von den Eosinophilen freigesetzt werden, sowie auf Immunzellen, die zum Gewebe rekrutiert werden, auf. Obwohl jedes Organ involviert sein kann, sind typischerweise Herz, Lunge, Milz, Haut und Nervensystem betroffen (für Manifestationen siehe Tabelle Anomalien bei Patienten mit hypereosinophilem Syndrom).

Gelegentlich entwickeln Patienten mit sehr schwerer Eosinophilie (z. B. eosinophile Zählungen von > 100.000/mcl [> 100 × 109/l]), meist mit eosinophiler Leukämie, Komplikationen, wenn Eosinophile Aggregate bilden, die kleine Blutgefäße verschließen und zu Gewebeischämie und Mikroinfarkten führen. Manifestationen sind typischerweise Hirn- oder Lungenhypoxie (z. B. Enzephalopathie, Dyspnoe, Atemstillstand).

Das idiopathische hypereosinophile Syndrom ist eine Erkrankung, die durch eine Eosinophilie des peripheren Blutes mit Manifestationen einer Beteiligung von Organsystemen oder Funktionsstörungen gekennzeichnet ist, die in direktem Zusammenhang mit der Eosinophilie bei Patienten stehen, die keine parasitäre, allergische, klonale Störung der Hämatopoese oder andere Ursachen der Eosinophilie haben.

Klinischer Rechner

Ätiologie der Eosinophilie

Eosinophilie kann sein

Die häufigste Ursache der Eosinophilie in den USA ist

  • Allergische oder atopischer Erkrankungen (in der Regel der Atemwege oder der Haut)

Andere häufige Ursachen der Eosinophilie sind

  • Infektionen (typischerweise parasitäre)

  • Bestimmte Tumoren (hämatologische oder solide, gutartige oder bösartige)

Fast jede parasitäre Gewebeinvasion kann eine Eosinophilie hervorrufen; Ausnahmen sind üblicherweise Einzeller (Amöben) und nichtinvasive Mehrzeller.

Unter den hämatologischen Tumoren kann das Hodgkin-Lymphom eine ausgeprägte Eosinophilie auslösen, während eine Eosinophilie bei Non-Hodgkin-Lymphomen, chronischer myeloischer Leukämie und akuter lymphatischer Leukämie seltener auftritt.

Die pulmonalen Infiltrate mit hypereosinophilem Syndrom beinhalten ein Spektrum klinischer Manifestationen, das durch periphere Eosinophilie und eosinophile pulmonale Infiltrate charakterisiert, doch meistens unklarer Genese ist.

Patienten mit eosinophiler Arzneimittelreaktion können asymptomatisch sein oder verschiedene Syndrome aufweisen, darunter interstitielle Nephritis, Serumkrankheit, cholestatischen Ikterus, Hypersensitivitätsvaskulitis und immunoblastische Lymphadenopathie.

Das Eosinophilie-Myalgie-Syndrom ist selten; die Ursache ist unbekannt. Es liegen Berichte aus dem Jahr 1989 über einige hundert Patienten vor, die nach Einnahme von L-Tryptophan zur Sedierung oder psychotropen Unterstützung dieses Syndrom entwickelt haben, das wahrscheinlich aber eher durch Verunreinigung als durch L-Tryptophan verursacht wurde. Die Symptome, einschließlich starker Muskelschmerzen, Tendovaginitis, Muskelödem und Ausschlag dauerten Wochen bis Monate, und auch einige Todesfälle traten auf.

Eine Medikamentenreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS) stellt ein seltenes Syndrom dar, das sich durch Fieber, Hautausschlag, Eosinophilie, atypische Lymphozytose, Lymphadenopathie und die Zeichen und Symptome, die mit der Beteiligung des jeweiligen Endorgans zusammenhängen (in der Regel Herz, Lunge, Milz, Haut, Nervensystem) auszeichnet.

Die eosinophile Ösophagitis ist eine zunehmend anerkannte Erkrankung, die durch Erbrechen und Dysphagie gekennzeichnet ist. Um die Diagnose zu stellen, sollte die Biopsie mindestens 15 Eosinophile pro Hauptgesichtsfeld aufweisen. Die Behandlung umfasst Protonenpumpenhemmer, Budesonid, Studien zur Elimination von Lebensmitteln und manchmal Ösophagusdilatation (1).

Tabelle

Allgemeiner Hinweis

  1. 1. Muir A, Falk GW: Eosinophilic esophagitis: a review. JAMA 326: 1310–1318, 2021. doi: 10.1001/jama.2021.14920

Bewertung der Eosinophilie

Es gibt zahlreiche mögliche Ursachen und assoziierte Störungen. Zunächst sollten die häufigen Ursachen (z. B. allergische, infektiöse oder neoplastische Erkrankungen) in Betracht gezogen werden; aber auch sie sind oft schwer zu identizieren. Eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung sind daher immer erforderlich.

Anamnese

Die hilfreichsten Fragen betreffen die folgenden Bereiche:

  • Reisen (möglicher Parasitenkontakt in Erwägung ziehen)

  • Allergien

  • Arzneimitteleinnahme

  • Einnahme von pflanzlichen Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln einschließlich L-Tryptophan

  • Systemische Symptome (z. B. Fieber, Gewichtsverlust, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Lymphadenopathie)

Systemische Symptome deuten darauf hin, dass leichte allergische Reaktionen oder Arzneimittel als Ursache eher unwahrscheinlich sind; eine genaue Untersuchung auf Infektionen, Neoplasien, Bindegewebe- oder andere systemische Erkrankungen sollte erfolgen. Wichig in der Anamnese sind auch Fagen nach Blutdyskrasien in der Familie und eine vollständige Untersuchung der Organsysteme, einschließlich auf Symptome von Allergien und pulmonaler, kardialer, gastrointestinaler und neurologischer Dysfunktionen.

Körperliche Untersuchung

Eine allgemeine körperliche Untersuchung sollte vor allem das Herz, die Haut sowie die neurologischen und pulmonalen Organsysteme umfassen. Bestimmte körperliche Befunde können einen Hinweis auf die Ursachen oder assoziierten Erkrankungen geben. Beispiele dafür sind Hautausschlag (allergische, dermatologische oder vaskulitische Krankheiten), abnorme Befunde der Lunge (Asthma, Infektionen der Lunge oder Syndrome mit pulmonaler Infiltration mit Eosinophilie) und generalisierter Lymphadenopathie oder Splenomegalie (myeloproliferative Erkrankungen oder maligne Tumoren).

Tests

Die Eosinophilie wird typischerweise entdeckt, wenn ein Blutbild aus anderen Gründen gemacht wird. Zusätzliche Tests beinhalten oft (1):

  • Stuhluntersuchung auf Wurmeier und Parasiten

  • Andere Tests zum Nachweis von Organschäden oder auf spezifische Ursachen der klinischen Befunde

Wenn das klinische Bild nicht für eine allergische oder arzneimittelbedingte Ursache spricht, sollten 3 Stuhlproben auf Wurmeier und Parasiten untersucht werden, obwohl negative Befunde eine parasitäre Ursache nicht ausschließen (z. B. erfordern Trichinosen eine Muskelbiopsie;Toxocariasis und Filarieninfektionen erfordern andere Gewebebiopsien; Untersuchungen des Duodenalsafts können notwendig sein, um spezifische Parasiten, wie z. B. Strongyloides, auszuschließen).

Andere spezifische diagnostische Maßnahmen werden durch die klinischen Befunde bestimmt (insbesondere nach Reisen) und können Röntgenthoraxaufnahme, Urinuntersuchung, Leber- und Nierentests sowie serologische Untersuchungen auf parasitäre und Bindegewebestörungen beinhalten. Bluttests sollten bei Patienten mit generalisierter Lymphadenopathie, Splenomegalie oder systemischen Symptomen durchgeführt werden. Ein erhöhter Vitamin-B12-Spiegel im Serum oder Veränderungen im peripheren Blutausstrich sind verdächtig auf eine zugrunde liegende myeloproliferative Erkrankung; eine Knochenmarkaspiration und Biopsie mit zytogenetischen und molekulargenetischen Untersuchungen können hilfreich sein.

Wenn die routinemäßige Untersuchung keine Rückschlüsse auf die Ursache erlaubt, werden Tests durchgeführt, um Organschäden zu erkennen. Zu diesen Tests gehören einige der zuvor beschriebenen Tests sowie die Bestimmung der Laktatdehydrogenase- und Lebertests (was Hinweise auf Leberschäden oder möglicherweise eine myeloproliferative Erkrankung geben kann), Echokardiographie und Lungenfunktionstests. Bei Verdacht auf ein hypereosinophiles Syndrom kann eine zusätzliche diagnostische Beurteilung erforderlich sein. Sobald eine spezifische Ursache festgestellt wurde, können auch zusätzliche Tests erforderlich sein.

Evaluationshinweis

  1. 1. Larsen RL, Savage NM: How I investigate eosinophilia. Int J Lab Hematol 41:153–161, 2019. doi: 10.1111/ijlh.12955

Behandlung von Eosinophilie

  • Gelegentlich Kortikosteroide

Die Kortikosteroidbehandlung des hypereosinophilen Syndroms wird an anderer Stelle besprochen.

Absetzen von Arzneimitteln, von denen bekannt ist, dass sie mit Eosinophilie assoziiert sein können. Andere identifizierte Ursachen werden behandelt. Durch Eosinophile vermitteltes Asthma kann manchmal mit Antikörpern gegen Interleukin-5 (z. B. Mepolizumab, Reslizumab) oder mit Antikörpern gegen den Interleukin-5-Rezeptor wie Benralizumab behandelt werden (1). Dupilumab, ein IL-4/IL-13-Inhibitor, kann zur Behandlung von chronischer eosinophiler Lungenentzündung und allergischer bronchopulmonaler Aspergillose eingesetzt werden (2).

Falls keine Ursache festgestellt wird, wird der Patient nachbeobachtet, um Komplikationen zu erkennen. Eine kurze Behandlung mit niedrig dosierten Kortikosteroiden kann die Eosinophilenzahl reduzieren, wenn die Eosinophilie sekundär (z. B. bei Allergien, Bindegewebeerkrankungen oder Parasitenbefall) und nicht maligne ist. Eine solche Behandlung ist angezeigt, wenn die Eosinophilie in Abwesenheit einer behandelbaren Ursache persistiert oder progredient ist.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Pelaia C, Calabrese C, Vatrell A, et al: Benralizumab: from the basic mechanism of action to the potential use in the biological therapy of severe eosinophilic asthma. Biomed Res Int 2018. doi doi.org/10.1155/2018/4839230

  2. 2. Eldaabossi SAM, Awad A, Anshasi N: Meprolizumab and dupliumab as a replacement to systemic glucocorticoids for the treatment of chronic eosinophilic pneumonia and allergic bronchopulmonary aspergillus-Case series, Almoosa specialist hospital. Respir Med Case Rep 34:201520, 2021. doi: 10.1016/j.rmcr.2021.101520