Hirnnerven

Nerv

Funktion

Mögliche anormale Befunde

Mögliche Ursachen*,†

N. olfactorius (I)

Liefert sensorischen Input für Geruch

Anosmie

Schädeltrauma

Erkrankungen der Nase (z. B. allergische Rhinitis)

Neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Alzheimer-Demenz, M. Parkinson)

Nasennebenhöhlenentzündung

Tumoren in Schädelgrube, Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen

Virale Infektionen (z. B. COVID-19 aufgrund des schweren akuten respiratorischen Syndroms Coronavirus 2 [SARS-CoV-2])

N. opticus (II)

Liefert sensorischen Input für das Sehen

Amaurosis fugax (vorübergehende monokulare Blindheit), einseitiger Verlust des oberen oder unteren Gesichtsfeldes

Embolie der A. ophthalmica

Ipsilaterale Carotis-interna-Krankheit

Embolie der Netzhautarterien

Anteriore ischämische Optikusneuropathie

Überfüllte Papillenmorphologie (mit einem kleinen Cup-zu-Disk-Verhältnis, genannt Diskusrisiko)

Komplikationen nach Katarakt-Extraktion

Erkrankung des Bindegewebes, die eine Arteriitis verursacht (z. B. Riesenzell-Arteriitis [temporalis], Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom)

Diabetes

Hypotonie oder, sofern schwer, Hypovolämie

Ipsilaterale Blockade der A. carotis interna

Phosphodiesterase-Typ-5(PDE5)-Hemmer (z. B. Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil)

Embolie der Netzhautarterien

Optikusneuritis (Papillitis und retrobulbär)

Akute demyelinisierende Erkrankungen (z. B. multiple Sklerose, Neuromyelitis optica)

Bakterielle Infektionen (z. B. Tuberkulose, Syphilis, Lyme-Krankheit)

Postinfektiöse oder disseminierte Enzephalomyelitis

Uveitis

Virusinfektionen (z. B. HIV, Herpes simplex, Hepatitis B, Cytomegalovirus)

Toxisch-ernährungsbedingte Optikusneuropathie (toxische Amblyopie)

Arzneimittel (Chloramphenicol, Ethambutol, Isoniazid, Streptomycin, Sulfonamide, Digitalis, Chlorpropamid, Ergot-Alkaloide, Disulfiram)

Methanolaufnahme

Mangelernährung, sofern schwer

Organische Quecksilberverbindungen

Vitamin B12 Mangel

Hereditäre Optikusneuropathien

Dominante Optikusatrophie

Lebersche Optikusatrophie

Bitemporale Hemianopsie

Kraniopharyngeom

Meningeom des Tuberculum sellae

Sackförmiges Aneurysma im Sinus cavernosus

Supraselläre Verlängerung eines Hypophysenadenoms

N. oculomotorius (III)

Hebt die Augenlider

Bewegt die Augen nach oben, unten und medial

Passt den Lichteinfall in die Augen an

Fokussiert die Linsen

Lähmungen

Aneurysma der A. communicans posterior

Ischämie des 3. Hirnnervs (oft aufgrund einer Erkrankung der kleinen Gefäße, wie sie bei Diabetes oder Hypertonie auftritt) oder seines Faszikels im Mittelhirn

Transtentorielle Einklemmung durch intrakranielle Raumforderung (z. B. Subduralhämatom, Tumor, Abszess)

Trauma

Tumor

N. trochlearis (IV)

Bewegt das Auge einwärts und abwärts über den M. obliquus superior

Lähmungen

Oft idiopathisch

Schädeltrauma

Infarkt oft durch Erkrankung kleiner Gefäße (z. B. bei Diabetes mellitus)

Tentorium-Meningeom

Pinealom

Para

Myokymie des M. obliquus superior (in der Regel mit kurzen episodischen Augenbewegungen, die subjektives visuelles Schimmern verursachen, Augenzittern, und/oder schiefe Sicht)

Einklemmung des N. trochlearis durch eine Gefäßschlinge (ähnlich wie bei der Pathophysiologie der Trigeminusneuralgie)

N. trigeminus (V)

  • Augenast (N. ophthalmicus)

Liefert sensorischen Input von Augenoberfläche, Tränendrüsen, Kopfhaut, Stirn und oberen Augenlidern

Neuralgie

Kompression der Nervenwurzel durch Gefäßschlinge

Multiple Sklerose (gelegentlich)

Läsionen des Sinus cavernosus oder der Fissura orbitalis superior

  • Ober- und Unterkieferast (N. maxillaris und N. mandubularis)

Liefert sensorischen Input von Zähnen, Zahnfleisch, Lippen, Gaumenschleimhaut und Gesichtshaut

Neuralgie

Läsionen des Sinus cavernosus oder der Fissura orbitalis superior

Multiple Sklerose (gelegentlich)

Kompression der Nervenwurzel durch Gefäßschlinge

Bewegt die Kaumuskulatur (Kauen, Zähneknirschen)

Neuropathie

Karzinomatöse oder lymphomatöse Meningitis

Kollagenosen

Meningeome, Schwannome oder metastasierende Tumoren an der Schädelbasis

N. abducens (VI)

Bewegt das Auge nach außen (Abduktion) über den seitlichen M. rectus

Lähmungen

Sinus-cavernosus-Thrombose

Schädeltrauma

Oft idiopathisch

Erhöhter intrakranieller Druck

Kollagenosen mit ZNS Beteiligung (z. B. Neurosarkoidose)

Infektionen oder Tumoren, die die Meningen betreffen

Multiple Sklerose

Nasopharyngeales Karzinom

Pons- oder Kleinhirntumoren

Pontiner Infarkt

Pseudoenzephalitis Wernicke

N. facialis (VII)

Bewegt die mimische Muskulatur

Proximale Äste: Innervieren die Tränen- und Speicheldrüsen und liefern sensorischen Input für Geschmack auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge

Lähmungen

Vestibularis-Schwannom

Schädelbasisbruch

idiopathische Fazialisparese (Bell’s Palsy)

Guillain-Barré-Syndrom

Infarkte und Tumoren des Pons

Lyme-Krankheit

Melkersson-Rosenthal-Syndrom

Mobius-Syndrom

Ramsay-Hunt-Syndrom (Herpes zoster oticus)

Sarkoidose

Tumoren, die in den Schläfenknochen eindringen

Febris uveoparotidea (Heerfordt-Syndrom)

Virale Infektionen (z. B. COVID-19)

Hemifazialer Spasmus

Kompression der Nervenwurzel durch arterielle Gefäßschlinge

N. vestibulocochlearis (VIII)

Liefert sensorischen Input für Gleichgewicht und Gehör

Tinnitus, Schwindel, Druckgefühl im Ohr und Hörverlust

Menière-Krankheit

Barotrauma

Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel

Altersassoziierte Otolithenaggregation im hinteren oder horizontalen Bogengang, im zusammenhang mit Alter und/oder Trauma

Infektion (gelegentlich)

Neuronitis vestibularis

Virale Infektion

Hörverlust oder Hörstörungen

Akustikusneurinom

Alterung

Barotrauma

Kleinhirnbrückenwinkeltumoren

Kongenitale Rötelninfektion

Exposition gegenüber starkem Lärm

Erbkrankheiten

Meningitis

Virusinfektionen (möglicherweise)

Ototoxische Medikamente (z. B. Aminoglykoside)

N. glossopharyngeus (IX)

Liefert sensorischen Input von Rachen, Tonsillen, hinterer Zunge und Halsschlagadern

Glossopharyngeus-Neuralgie

Kompression des Nervs durch ektatische Arterie oder Tumor (seltener)

Bewegt Schluckmuskeln und kontrolliert die Sekretion der Ohrspeicheldrüse

An der Blutdruckregulation beteiligt

Glossopharyngeusneuropathie

Tumor oder Aneurysma in der hinteren Schädelgrube oder im Foramen jugulare (Foramen-jugulare-Syndrom)

N. vagus (X)

Bewegt Stimmbänder und die Muskeln zum Schlucken

Überträgt Impulse zum Herzen (verlangsamt die Herzfrequenz) und zur glatten Muskulatur der inneren Organe (reguliert die Peristaltik)

Heiserkeit, Dysphonie und Dysphagie

Vasovagale Synkope

Einklemmung des N. laryngeus recurrens durch Mediastinaltumor

Herpes zoster

Infektiöse oder karzinomatöse Meningitis

Medulläre Tumoren oder Ischämie (z. B. laterales medulläres Syndrom)

Tumor oder Aneurysma in der hinteren Schädelgrube oder im Foramen jugulare (Foramen-jugulare-Syndrom)

N. accessorius (XI)

Dreht den Kopf

Steuert Schulterzucken

Teilweise oder vollständige Lähmung des M. sternocleidomastoideus und des oberen M. trapezius

Iatrogen (z. B. durch Lymphknotenbiopsie im hinteren Nackendreieck)

Idiopathisch

Trauma

Tumor oder Aneurysma in der hinteren Schädelgrube oder im Foramen jugulare (Foramen-jugulare-Syndrom)

N. hypoglossus (XII)

Bewegt die Zunge

Atrophie und Faszikulation der Zunge

Intramedulläre Läsionen (z. B. Tumoren)

Läsionen der basalen Meningen oder okzipitalen Knochen (z. B. Platybasie, M. Paget der Schädelbasis)

Operationstrauma (z. B. durch Endarteriektomie)

Motoneuronenerkrankung (z. B. amyotrophe Lateralsklerose)

* Erkrankungen, die diffuse motorische Lähmungen verursachen, (z. B. Myasthenia gravis,Botulismus, Variante des Guillain-Barré-Syndroms, Kinderlähmung mit bulbärer Beteiligung) betreffen oft den motorischen Teil der kranialen Nerven.

† Hypertonie (mikrovaskuläre Erkrankung), Diabetes und Infektionen können einzelne Hirnnervenlähmungen verursachen.