Alzheimer-Demenz

VonJuebin Huang, MD, PhD, Department of Neurology, University of Mississippi Medical Center
Reviewed ByMichael C. Levin, MD, College of Medicine, University of Saskatchewan
Überprüft/überarbeitet Feb. 2025 | Geändert Apr. 2025
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Die Alzheimer-Demenz verursacht eine progrediente kognitive Verschlechterung und ist durch Beta-Amyloid-Ablagerungen und Neurofibrillenbündel im Kortex und in der subkortikalen grauen Substanz charakterisiert. Die Diagnose wird klinisch gestellt; Labor- und Bildgebungsuntersuchungen werden in der Regel durchgeführt, um nach spezifischen Befunden zu suchen, die auf die Alzheimer-Krankheit hindeuten, und um andere behandelbare Ursachen der Demenz zu ermitteln. Die Behandlung erfolgt mit einer Kombination aus unterstützenden Maßnahmen und Pharmakotherapie. Zu den Medikamenten gehören Cholinesterasehemmer, Memantin und monoklonale Anti-Amyloid-Antikörper-Therapien bei ausgewählten Patienten.

(Siehe auch Übersicht über Delir und Demenz und Demenz.)

Die Alzheimer-Krankheit, eine neurokognitive Störung, ist die häufigste Ursache von Demenz; sie macht 60 bis 80% der Demenzen bei älteren Erwachsenen aus. In den Vereinigten Staaten haben schätzungsweise 11% der Menschen ≥ 65 Jahre eine Alzheimer-Krankheit. Der Prozentsatz der Menschen mit Alzheimer-Krankheit steigt mit dem Alter (1):

  • Alter 65 bis 74: 5%

  • Alter 75 bis 84: 13%

  • Alter ≥ 85: 33%

Die Krankheit kommt bei Frauen doppelt so häufig vor wie bei Männern, zum Teil deshalb, weil Frauen eine längere Lebenserwartung haben. In den industrialisierten Ländern wird eine steigende Prävalenz in dem Umfang erwartet, in dem der Anteil der Älteren zunimmt.

Allgemeiner Hinweis

  1. 1. 2024 Alzheimer's disease facts and figuresAlzheimers Dement 2024;20(5):3708-3821. doi:10.1002/alz.13809

Ätiologie der Alzheimer-Krankheit

Die meisten Fälle der Alzheimer-Krankheit treten sporadisch auf, haben einen späten Beginn ( 65 Jahre) und eine unklare Ätiologie. Das Risiko, die Krankheit zu entwickeln, wird am besten anhand des Alters vorausgesagt. 5–15% der Fälle weisen jedoch eine familiäre Häufung auf; die Hälfte dieser Fälle zeigen einen frühen Beginn (< 65 Jahre) und sind in der Regel mit spezifischen Mutationen assoziiert.

Mindestens 5 unterschiedliche Genloci, die auf den Chromosomen 1, 12, 14, 19 und 21 liegen, beeinflussen den Beginn und den Verlauf der Alzheimer-Demenz.

Mutationen in Genen für das Amyloid-Vorläuferprotein, für Präsenilin I und Präsenilin II können zu autosomal-dominanten Formen der Alzheimer-Demenz führen, die typischerweise einen frühen Beginn aufweisen. Bei betroffenen Patienten ist die Prozessierung des Amyloid-Vorläuferproteins verändert, was zur Ablagerung und fibrillären Aggregation von Betaamyloid führt. Betaamyloid ist die Hauptkomponente von neuritische (senilen) Plaques; diese bestehen aus degenerierten axonalen oder dendritischen Fortsätzen, Astrozyten und Gliazellen um einen Amyloidkern herum. Beta-Amyloid kann auch die Kinase- und Phosphatase-Aktivitäten in einer Weise verändern, die schließlich zu einer Hyperphosphorylierung von Tau (einem Protein, das Mikrotubuli stabilisiert) und zur Bildung von neurofibrillären Knäueln führt.

Andere genetische Determinanten betreffen die Apolipoprotein(Apo)-E(Epsilon)-Allele. Apo-E-Proteine beeinflussen die Beta-Amyloid-Ablagerung, die zytoskelettale Integrität und die Effizienz neuronaler Reparaturmechanismen. Das Risiko für die Alzheimer-Krankheit ist bei Personen mit zwei Epsilon-4-Allelen (ApoE4) deutlich erhöht (bis zu 15-fach) und kann bei Trägern des Epsilon-2-Allels vermindert sein (1).

Vaskuläre Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes, Dyslipidämie und Rauchen können das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung erhöhen. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass eine aggressive Behandlung dieser Risikofaktoren bereits in der Lebensmitte das Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung im Alter mindern kann.

Der Zusammenhang zwischen anderen Faktoren, wie niedrigen Östrogenspiegeln und Schwermetallexposition, mit der Alzheimer-Krankheit ist bisher nicht nachgewiesen.

Hinweis zur Ätiologie

  1. 1. Raulin AC, Doss SV, Trottier ZA, Ikezu TC, Bu G, Liu CC. ApoE in Alzheimer's disease: pathophysiology and therapeutic strategies. Mol Neurodegener 2022;17(1):72. doi:10.1186/s13024-022-00574-4

Pathophysiology of Alzheimer Disease

Die 2 pathologischen Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit sind

  • Die extrazelluläre Beta-Amyloid-Ablagerungen (bei neuritische Plaques)

  • Die intrazellulären Neurofibrillen (gepaarte helikale Filamente)

Die Beta-Amyloid-Ablagerungen und Alzheimer-Fibrillen führen zum Verlust von Synapsen und Neuronen, die zu einer groben Atrophie der betroffenen Bereichen des Gehirns führt, die typischerweise an den mesialen Temporallappen beginnt.

Man hat den Mechanismus, durch welchen Beta-Amyloid-Peptid und Neurofibrillenbündel solche Schäden verursachen, nicht vollständig verstanden. Es gibt verschiedene Theorien.

Die Amyloid-Hypothese postuliert, dass progressive Akkumulation von Beta-Amyloid im Gehirn eine komplexe Kaskade von Ereignissen, die in neuronalem Zelltod, Verlust von neuronalen Synapsen und progressiven Neurotransmitterdefiziten endet, auslöst; alle diese Effekte tragen zu den klinischen Symptomen der Demenz bei.

Im Gehirn von Alzheimer-Patienten wurde eine anhaltende Immunantwort und Entzündung beobachtet. Einige Experten haben vorgeschlagen, dass die Entzündung das dritte zentrale pathologische Merkmal der Alzheimer-Krankheit ist (1).

Es hat sich gezeigt, dass Störungen des Glukosestoffwechsels bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit eine wichtige Rolle spielen können (2).

Prion-Mechanismen wurden bei Alzheimer-Krankheit identifiziert. Bei Prionenerkrankungen wird ein normales, an der Zelloberfläche befindliches Gehirnprotein, das sogenannte Prionprotein, zu einer pathogenen Form, dem Prion, fehlgefaltet. Das Prion bewirkt dann, dass sich andere Prion-Proteine ähnlich falsch falten, was zu einer deutlichen Zunahme der abnormen Proteine führt und somit zu Hirnschäden. Bei der Alzheimer-Krankheit wird angenommen, dass Beta-Amyloid in zerebrale Amyloid-Ablagerungen und Tau in den Alzheimer-Fibrillen Prionen-ähnliche, selbst replizierende Eigenschaften besitzen.

Literatur zur Pathophysiologie

  1. 1. Kinney JW, Bemiller SM, Murtishaw AS, et al: Inflammation as a central mechanism in Alzheimer's disease. Alzheimers Dement (NY) 4:575–590, 2018. doi: 10.1016/j.trci.2018.06.014

  2. 2. González A, Calfío C, Churruca M, Maccioni RB: Glucose metabolism and AD: evidence for a potential diabetes type 3. Alzheimers Res Ther 14(1):56, 2022. doi: 10.1186/s13195-022-00996-8

Symptome und Zeichen der Alzheimer-Demenz

Patienten mit Alzheimer-Krankheit haben Symptome und Anzeichen einer Demenz.

Die häufigste Erstmanifestation der Alzheimer-Krankheit ist

  • Verlust des Kurzzeitgedächtnisses (z. B. stellen sich wiederholende Fragen, verlegen häufig Gegenstände oder vergessen Termine)

Andere kognitive Defizite betreffen oft mehrere Funktionen, einschließlich der folgenden:

  • Beeinträchtigung des logischen Denkens, Schwierigkeiten beim Umgang mit komplexen Aufgaben und schlechtes Urteilsvermögen (zum Beispiel nicht in der Lage zu sein, sein Bankkonto zu verwalten, schlechte finanzielle Entscheidungen zu treffen)

  • Sprachstörungen (z. B. Schwierigkeiten, sich an häufig verwendete Wörter zu erinnern, Fehler beim Sprechen und/oder Schreiben)

  • Visuospatiale Dysfunktion (z. B. Unfähigkeit, Gesichter oder gewöhnliche Gegenstände zu erkennen)

Die Symptome der Alzheimer-Krankheit schreiten allmählich voran, können aber zeitweise stagnieren.

Verhaltensstörungen (z. B. Umherwandern, Agitiertheit, Schreien, Verfolgungsideen) sind häufig.

Diagnose von Alzheimer-Demenz

  • Ähnlich wie bei anderen Demenzerkrankungen

  • Formale Erhebung des mentalen Status

  • Anamnese und körperliche Untersuchung

  • Laboruntersuchungen

  • Neuroradiologische Bildgebung

Im Allgemeinen ähnelt der initiale Ansatz zur Diagnose der Alzheimer-Krankheit der Diagnose anderer Demenzen. Trotz klinischer und spezifischer Labor- und Bildgebungsmerkmale kann die definitive Diagnose der Alzheimer-Krankheit jedoch nur durch eine postmortale histologische Beurteilung von Hirngewebe bestätigt werden.

Die Untersuchung umfasst eine gründliche Anamnese, eine neurologische Untersuchung und kognitive Tests (z. B. Mini Mental Status Examination) (1, 2, 3). Zusätzliche Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose und zum Ausschluss anderer Ursachen umfassen Liquoranalysen, Labor- und Biomarker-Tests sowie PET-Bildgebung.

Klinische Kriterien können dabei helfen, die Alzheimer-Krankheit von anderen Demenzformen wie der vaskulären Demenz und Demenz mit Lewy-Körperchen zu unterscheiden.

Zu den traditionellen diagnostischen Kriterien für die Alzheimer-Demenz gehören alle folgenden:

  • Klinisch einwandfrei festgestellte und durch eine formale Überprüfung des mentalen Status dokumentierte Demenz

  • Defizite in 2 Bereichen der Kognition

  • Allmählicher Beginn (d. h. über Monate oder Jahre, eher als über Tage oder Wochen) und progrediente Verschlechterung des Gedächtnisses und anderer kognitiver Funktionen

  • Keine Störung des Bewusstseins

  • Beginn nach dem 40., am häufigsten nach dem 65. Lebensjahr

  • Keine systemischen Erkrankungen (z. B. Tumor, Hirnschlag) oder Störungen des Gehirns, die die fortschreitenden Defizite bei Gedächtnis und Kognition erklären könnten

Jedoch schließen Abweichungen von diesen Kriterien die Diagnose einer Alzheimer-Demenz nicht aus, insbesondere weil Patienten auch eine gemischte Demenz haben können.

Die Leitlinien des National Institute on Aging–Alzheimer's Association schließen (2) auch Biomarker in die Pathophysiologie der Alzheimer-Demenz ein:

  • Niedrige Betaamyloid-Konzentration im Liquor

  • Unter Verwendung eines Radiotracers, der spezifisch an Betaamyloid-Plaques bindet (z. B. Pittsburgh Compund B [PiB], Florbetapir), mittels Positronen-Emissions-Tomographie nachgewiesene Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn

Andere Biomarker zeigen eine nachgeordnete neuronale Degeneration oder Verletzung:

  • Erhöhte Konzentrationen von Tau-Protein im Liquor oder Tau-Ablagerungen im Gehirn, die durch PET-Bildgebung mit einem radioaktiven Tracer, der spezifisch an Tau bindet, nachgewiesen werden

  • Verringerter zerebraler Metabolismus im temporoparietale Kortex, bestimmt mittels FDG-PET, d. h. PET mit Fluor-18(18F)-markierter Desoxyglukose (Fluordesoxyglukose oder FDG)

  • Lokale Atrophie im medialen, basalen und lateralen Temporallappen und im medialen parietalen Kortex, festgestellt mittels MRT

Diese Ergebnisse erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Demenz von einer Alzheimer-Erkrankung herrührt. Allerdings geben die Richtlinien (2, 4) keine Empfehlung für die routinemäßige Anwendung dieser Biomarker zur Diagnosestellung, da sowohl eine Standardisierung als auch die Verfügbarkeit derzeit begrenzt sind. Auch empfehlen sie keine Routineuntersuchung auf das Apo-Epsilon-4-Allel.

Labortests (z. B. Schilddrüsen-stimulierendes Hormon, Vitamin B12-Spiegel) und bildgebende Verfahren (MRT oder CT) werden durchgeführt, um andere, behandelbare Ursachen der Demenz und Erkrankungen, die die Symptome verschlimmern können, auszuschließen. Wenn klinische Befunde auf eine andere Grunderkrankung (z. B. HIV, Syphilis) hindeuten, sind Tests auf diese Erkrankungen indiziert.

Differenzialdiagnosen

Die Unterscheidung einer Alzheimer-Demenz von anderen Demenzen ist schwierig. Der modifizierte Hachinski-Ischämie-Score wird manchmal zur Unterscheidung zwischen vaskulärer Demenz (hauptsächlich Multiinfarktdemenz) und Alzheimer-Krankheit verwendet; er hat nur begrenzten klinischen Nutzen, ist aber hilfreich, wenn keine Neurobildgebung zur Verfügung steht (5). Anhand wichtiger Merkmale lässt sich die Alzheimer-Krankheit von der Multi-Infarkt-Demenz, einer Form der vaskulären kognitiven Beeinträchtigung und Demenz, unterscheiden (siehe Tabelle Unterschiede zwischen vaskulärer kognitiver Beeinträchtigung und Demenz und Alzheimer-Krankheit). Schwankungen der kognitiven Fähigkeiten, parkinsonsche Symptome, gut ausgeprägte visuelle Halluzinationen und die relative Erhaltung des Kurzzeitgedächtnisses lassen auf eine Demenz mit Lewy-Körperchen schließen (siehe Tabelle Unterschiede zwischen Alzheimer-Krankheit und Demenz mit Lewy-Körperchen).

Patienten mit Alzheimer-Demenz sind häufig besser gepflegt und adretter als Patienten mit anderen Demenzen.

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Literatur zur Diagnose

  1. 1. NICE: National Institute for Health and Care Excellence: Dementia: assessment, management and support for people living with dementia and their carers. NICE guideline [NG97]. Published: 20 June 2018

  2. 2. Jack CR Jr, Andrews JS, Beach TG, et al: Revised criteria for diagnosis and staging of Alzheimer's disease: Alzheimer's Association Workgroup. Alzheimers Dement 20(8):5143–5169, 2024. doi:10.1002/alz.13859

  3. 3. Alzheimer's Association: 2018 Alzheimer's Association Dementia Care Practice Recommendations. January 18, 2028. Accessed February 3, 2025.

  4. 4. Chételat G, Arbizu J, Barthel H, et al: Amyloid-PET and 18 F-FDG-PET in the diagnostic investigation of Alzheimer's disease and other dementias. Lancet Neurol 19:951–962, 2020. doi: 10.1016/S1474-4422(20)30314-8

  5. 5. Hachinski VC, Iliff LD, Zilhka E, et al: Cerebral blood flow in dementia. Arch Neurol 32(9):632–637, 1975. doi: 10.1001/archneur.1975.00490510088009

Behandlung der Alzheimer-Demenz

  • Sicherheits und Unterstützungsmaßnahmen

  • Möglicherweise Cholinesterasehemmer und Memantin

  • Therapie mit monoklonalen Anti-Amyloid-Antikörpern bei ausgewählten Patienten

Die Sicherheits- und Unterstützungsmaßnahmen für die Alzheimer-Krankheit sind die gleichen wie für alle Demenzerkrankungen. Zum Beispiel sollte die Umgebung hell, freundlich und vertraut sein, und sie sollte so gestaltet werden, dass eine Orientierung verstärkt wird (z. B. Platzierung von großen Uhren und Kalendern im Raum). Maßnahmen, um die Sicherheit der Patienten (z. B. Signalüberwachungssysteme für Patienten, die umhergehen) sicherzustellen, sollten eingeleitet werden.

Auch die Hilfe für Pflegekräfte, die unter Umständen erheblichen Stress leiden, ist wichtig. Krankenschwestern und Sozialarbeiter können den Pflegekräften beibringen, wie sie die Bedürfnisse des Patienten am besten erfüllen können. Medizinische Fachkräfte sollten auf frühe Symptome von Stress und Burnout bei Pflegenden achten und bei Bedarf unterstützende Dienste vorschlagen.

Symptomatische Behandlung der Alzheimer-Krankheit

Cholinesterasehemmer verbessern bei einem Teil der Patienten in gewissem Umfang die kognitive Funktion und das Gedächtnis. Im Allgemeinen sind Donepezil, Rivastigmin und Galantamin gleich wirksam.

  • Donepezil ist das Mittel der Wahl, weil es nur einmal am Tag gegeben und gut vertragen wird. Die Behandlung sollte fortgesetzt werden, wenn eine funktionelle Verbesserung nach einigen Monaten sichtbar ist, andernfalls sollte sie beendet werden. Am häufigsten sind gastrointestinale Nebenwirkungen (z. B. Übelkeit, Diarrhö). Schwindel und Herzrhythmusstörungen sind selten. Unerwünschte Wirkungen können durch eine schrittweise Erhöhung der Dosis minimiert werden (siehe Tabelle Arzneimittel für die Alzheimer-Krankheit).

  • Rivastigmin ist als Flüssiglösung und Pflaster erhältlich.

  • Galantamin moduliert die Nikotinrezeptoren. Es scheint die Freisetzung von Acetylcholin anzuregen und dessen Wirkung zu verstärken. Galantamin kann bei Verhaltenssymptomen möglicherweise vorteilhafter sein als andere Medikamente.

Memantin, ein N-Methyl-d-Aspartat (NMDA)-Rezeptorantagonist, scheint die Wahrnehmung und funktionale Kapazität von Patienten mit moderater bis schwerer Alzheimer-Erkrankung zu verbessern. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz sollte die Dosis reduziert oder das Medikament vermieden werden. Memantin kann zusammen mit einem Cholinesterasehemmer verwendet werden.

Andere Medikamente werden untersucht. Die Wirksamkeit von hochdosiertem Vitamin E, Selegilin, nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), Ginkgo-biloba-Extrakten und Statinen ist unklar. Eine Östrogen-Therapie erscheint zur Prävention oder in der Behandlung nicht sinnvoll und kann schädlich sein.

Krankheitsmodifizierende Behandlung der Alzheimer-Krankheit

Eine Therapie mit monoklonalen Anti-Amyloid-Antikörpern kann für ausgewählte Patienten mit leichter Erkrankung geeignet sein. Monoklonale Anti-Amyloid-Antikörper verändern die Krankheit, indem sie die Amyloid-Plaque-Belastung im Gehirn verringern und den kognitiven Verfall verlangsamen, auch wenn der beobachtete klinische Nutzen bescheiden ist. Der Wirkmechanismus von Anti-Amyloid-Antikörpern besteht darin, dass sie aggregiertes Beta-Amyloid binden und entfernen. Klinische Studien mit monoklonalen Anti-Amyloid-Antikörpern zeigten eine statistisch signifikante Verringerung der klinischen Verschlechterungsrate, die anhand von kognitiven und funktionellen Messwerten bei Patienten mit früher Alzheimer-Krankheit und bestätigter Amyloid-Pathologie durch Amyloid-PET-Scans oder Liquor-Untersuchungen ermittelt wurde.

Lecanemab ist ein rekombinanter humanisierter Immunglobulin-Gamma-1 (IgG1)-Anti-Amyloid-Antikörper, der sich an Amyloid-Oligomere, Protofibrillen und unlösliche Fibrillen bindet. In einer randomisierten Studie zeigte sich bei Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und leichter Alzheimer-Krankheit, die Lecanemab erhielten, im Vergleich zu Placebo nach 18 Monaten eine 27%ige Verringerung des kognitiven Abbaus, gemessen anhand des Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB)-Scores (1).

Donanemab ist ein IgG-Antikörper, der auf Pyroglutamat auf reifen Beta-Amyloid-Plaques abzielt. In einer anderen randomisierten Studie mit Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und leichter Alzheimer-Krankheit wurde der klinische Rückgang, gemessen anhand der integrierten Alzheimer-Bewertungsskala (iADRS), bei Patienten, die Donanemab erhielten, im Vergleich zu Placebo nach 18 Monaten um 35% reduziert (2).

Anti-Amyloid-Monoklonale-Antikörper-Therapien sind mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden, einschließlich amyloidbedingter Bildgebungsanomalien (ARIA), die aus MRT-Signalveränderungen durch zerebrales Ödem (ARIA-E) und/oder Mikroblutungen sowie oberflächlicher Hemosiderose (ARIA-H) bestehen. In den vorgenannten randomisierten Studien entwickelte sich ARIA-E bei 12,6% der Patienten, die Lecanemab erhielten, und bei 24 % der Patienten, die Donanemab erhielten (1, 2). Darüber hinaus trat ARIA-H bei 17,3% der Patienten auf, die Lecanemab erhielten, und bei 19,7% der Patienten, die Donanemab erhielten. ARIA trat in der Regel früh im Behandlungsverlauf auf und verursachte bei der Mehrzahl der Patienten keine Symptome. Allerdings entwickelten bis zu 0,8 % der mit Lecanemab behandelten Patienten ARIA mit schweren Symptomen wie Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sehstörungen, Desorientierung, Gangstörungen und Krampfanfällen (3). Bei Patienten, die Donanemab erhielten, kam es aufgrund schwerer ARIA zu 3 Todesfällen. Zur Überwachung der ARIA bei Patienten, die monoklonale Anti-Amyloid-Antikörper erhalten, werden serielle Überwachungs-MRTs des Gehirns empfohlen. Patienten, die das E4-Allel des ApoE-Gens tragen, insbesondere homozygote Träger, weisen eine signifikant höhere Rate an ARIA auf (3). Es wird empfohlen, den ApoEε4-Status vor Beginn einer Anti-Amyloid-Behandlung zu testen, um das Risiko der Entwicklung einer ARIA abzuschätzen.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. van Dyck CH, Swanson CJ, Aisen P, et al: Lecanemab in Early Alzheimer's Disease. N Engl J Med 388(1):9–21, 2023. doi: 10.1056/NEJMoa2212948

  2. 2. Sims JR, Zimmer JA, Evans CD, et al: Donanemab in Early Symptomatic Alzheimer Disease: The TRAILBLAZER-ALZ 2 Randomized Clinical Trial. JAMA 330(6):512–527, 2023. doi: 10.1001/jama.2023.13239

  3. 3. Cummings J, Apostolova L, Rabinovici GD, et al: Lecanemab: Appropriate Use Recommendations. J Prev Alzheimers Dis 10(3):362–377, 2023. doi:10.14283/jpad.2023.30

Prognose für Alzheimer-Demenz

Obwohl das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit unterschiedlich schnell verläuft, ist ein kognitiver Abbau unvermeidlich. Das Überleben ab dem Zeitpunkt der Diagnose betrug in einer großen Kohorte 9 Jahre (1), obwohl diese Zahl von Studie zu Studie schwankt und wahrscheinlich von anderen demografischen und klinischen Faktoren beeinflusst wird. Die durchschnittliche Überlebenszeit von gehunfähigen Patienten beträgt ca. 6 Monate.

Patientenverfügungen und Vollmachten

Da Einsichts- und Urteilsfähigkeit bei Patienten mit Demenz immer weiter nachlassen, kann die Bestellung eines Familienangehörigen, Vormunds oder Rechtsanwalts zur Regelung der finanziellen Angelegenheiten notwendig sein. Bereits früh im Verlauf der Demenz, bevor der Patient rechtsunfähig wird, sollten die Wünsche des Patienten bezüglich der pflegerischen Betreuung geklärt werden. Finanzielle und rechtliche Regelungen (z. B. dauerhafter Rechtsbetreuer, permanente Betreuung in Gesundheitsangelegenheiten) sollten getroffen werden. Wenn diese Dokumente unterschrieben werden, ist die Testierfähigkeit des Patienten festzustellen, und die Untersuchungsergebnisse sollten dokumentiert und aufbewahrt werden. Entscheidungen über künstliche Ernährung und die Behandlung akuter Erkrankungen werden am besten getroffen, bevor sich die Notwendigkeit dazu ergibt.

Bei fortgeschrittener Demenz können palliative Maßnahmen angemessener sein als äußerst aggressive Interventionen oder Krankenhausbehandlungen.

Hinweis zur Prognose

  1. 1. de Melo Queiroz E, Marques Couto C, da Cruz Mecone CA, Souza Lima Macedo W, Caramelli P: Clinical profile and survival analysis of Alzheimer's disease patients in a Brazilian cohort. Neurol Sci 45(1):129–137, 2024. doi:10.1007/s10072-023-06937-z

Prävention von Alzheimer-Demenz

Beobachtungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Risiko für eine Alzheimer-Krankheit durch Folgendes vermindert werden kann:

  • Bis in das hohe Alter hinein Fortführung von anspruchsvollen geistigen Tätigkeiten (z. B. Erlernen neuer Fertigkeiten, Lösen von Kreuzworträtseln)

  • Regelmäßiges Training

  • Kontrolle der Hypertonie

  • Senkung des Cholesterinspiegels

  • Ernährung reich an Omega-3-Fettsäuren und mit wenigen gesättigten Fetten

Es gibt gemischte Belege für die Auswirkungen von Alkohol auf die Alzheimer-Krankheit, wobei einige Studien auf eine schützende Wirkung und andere auf ein erhöhtes Risiko hindeuten (1). Sobald sich eine Demenz entwickelt, wird in der Regel empfohlen, auf Alkohol zu verzichten, da Alkohol die Demenzsymptome verschlimmern kann.

Hinweis zur Prävention

  1. 1. Piazza-Gardner AK, Gaffud TJ, Barry AE: The impact of alcohol on Alzheimer's disease: a systematic review. Aging Ment Health 17(2):133–146, 2013. doi:10.1080/13607863.2012.742488

Wichtige Punkte

  • Obwohl genetische Faktoren beteiligt sein können, sind die meisten Fälle von Alzheimer-Krankheit sporadisch, wobei das Risiko am besten anhand des Alters des Patienten vorhergesagt werden kann.

  • Die Unterscheidung einer Alzheimer-Erkrankung von anderen Demenzursachen (z. B. vaskuläre Demenz, Demenz mit Lewy-Körperchen) kann schwierig sein; oft erfolgt sie am besten mit klinischen Kriterien, die eine 85%ige Genauigkeit für die Diagnosestellung liefern.

  • Die Alzheimer-Krankheit wird mit einer Kombination aus unterstützenden Maßnahmen und einer Pharmakotherapie behandelt, die Cholinesterase-Hemmer, Memantin und monoklonale Anti-Amyloid-Antikörper-Therapien umfassen kann.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Alzheimer's Association

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