Ambulant erworbene Lungenentzündung

VonSanjay Sethi, MD, University at Buffalo, Jacobs School of Medicine and Biomedical Sciences
Überprüft/überarbeitet Sep. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Eine ambulant erworbene Lungenentzündung ist eine Lungeninfektion, die sich bei Personen entwickelt, die keine Patienten im Krankenhaus sind, in der Regel bei Personen mit einem normalen (kompetenten) Immunsystem, oder bei Personen, die immungeschwächt sind. Eine Lungenentzündung bei Personen, die immungeschwächt sind, wird jedoch separat besprochen.

  • Zahlreiche Bakterien, Viren und Pilzinfektionen können eine Lungenentzündung verursachen.

  • Das häufigste Krankheitssymptom bei einer Lungenentzündung ist Husten mit Auswurf, aber auch Schmerzen im Brustkorb, Schüttelfrost, Fieber und Kurzatmigkeit sind verbreitet.

  • Eine ambulant erworbene Lungenentzündung wird durch Abhorchen der Lunge mit einem Stethoskop und Auswertung von Röntgenaufnahmen oder Computertomografie-(CT)-Scans des Brustkorbs diagnostiziert.

  • Antibiotika, antivirale oder antimykotische Medikamente werden je nach der vermuteten Ursache für die Lungenentzündung (Pneumonie) eingesetzt.

(Siehe auch Übersicht über Lungenentzündungen.)

Ursachen für ambulant erworbene Lungenentzündungen

Viele verschiedene Erreger können eine ambulant erworbene Lungenentzündung auslösen, darunter Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. In den meisten Fällen wird der spezifische Mikroorganismus, der die Lungenentzündung verursacht, nicht festgestellt. Die wahrscheinlichsten Mikroorganismen können aber aufgrund des Alters und anderer Faktoren, zum Beispiel, ob die betroffene Person noch an anderen Erkrankungen leidet, vermutet werden.

Eine ambulant erworbene Lungenentzündung kann sich bei Menschen entwickeln, deren Immunsystem normal funktioniert (auch als kompetent bezeichnet), oder bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem (auch als immungeschwächte Menschen bezeichnet). Wenn Ärzte jedoch den Begriff ambulant erworbene Lungenentzündung verwenden, beziehen sie sich im Allgemeinen auf Personen, deren Immunsystem normal funktioniert. Eine Lungenentzündung bei immungeschwächten Menschen wird separat besprochen.

Die „wandernde Pneumonie“ ist eine nicht-medizinische Bezeichnung, um einen leichten Fall der ambulant erworbenen Lungenentzündung zu beschreiben, bei der keine Bettruhe und kein Krankenhausaufenthalt notwendig sind. Manche Personen fühlen sich sogar so gut, dass sie arbeiten gehen und an anderen täglichen Aktivitäten teilnehmen können. Die Ursache ist häufig eine virale Lungenentzündung oder eine bakterielle Infektion mit Mycoplasma pneumoniae oder Chlamydophila pneumoniae.

Bakterielle Ursachen der Lungenentzündung

Die häufigsten bakteriellen Ursachen einer ambulant erworbenen Lungenentzündung sind:

  • Streptococcus pneumoniae

  • Haemophilus influenzae

  • Chlamydophila pneumoniae

  • Mycoplasma pneumoniae

Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) verursacht in den USA jedes Jahr etwa 150.000 Fälle, die stationär behandelt werden müssen. Es gibt mehr als 90 Pneumokokkenarten, jedoch werden die schwersten Erkrankungen nur von einer kleinen Anzahl von Arten verursacht. Die Pneumokokkenpneumonie kann vor allem bei kleinen Kindern und älteren Menschen sehr schwer verlaufen.

Die durch Haemophilus influenzae verursachte Lungenentzündung kann auch bei Erwachsenen auftreten, ist bei Kindern aber häufiger. Die Infektion in der Kindheit tritt jedoch seltener auf, seitdem Kinder routinemäßig gegen H. influenzae geimpft werden. Die durch H. influenzae verursachte Lungenentzündung tritt häufiger bei Erwachsenen mit chronischen Lungenerkrankungen auf, wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Bronchiektasen.

Chlamydophila pneumoniae ist die zweithäufigste Ursache für Lungeninfektionen bei gesunden Menschen im Alter von 5 bis 35 Jahren. C. pneumoniae ist häufig für Ausbrüche von Atemwegsinfektionen in Familien, Studentenwohnheimen und militärischen Ausbildungslagern verantwortlich. Der Erreger löst eine Lungenentzündung aus, die nur selten schwerwiegend ist und nicht häufig einen Krankenhausaufenthalt notwendig macht. Chlamydia psittaci (Psittakose) ist eine seltene Infektion, die durch einen anderen Chlamydienstamm verursacht wird und bei Vogelbesitzern oder Menschen, die mit Vögeln in Kontakt kommen, auftritt.

Mycoplasma pneumoniae führt zu einer Infektion, die der durch C. pneumoniae verursachten sehr ähnlich ist. Die durch M. pneumoniae verursachte Lungenentzündung (Pneumonie) kommt bei älteren Kindern und Erwachsenen bis 40 Jahren häufiger vor, besonders, wenn sie sich in beengten Verhältnissen, wie in Schulen, Studentenwohnheimen und Kasernen aufhalten. Auch wenn die Krankheit selten schwer verläuft, können die Symptome wochen- oder sogar monatelang anhalten.

Legionella pneumophila verursacht eine Lungenentzündung und grippeähnliche Symptome, was manchmal als Legionärskrankheit bezeichnet wird. Sie macht ca. 1 bis 8 Prozent aller Lungenentzündungen und rund 4 Prozent der tödlich verlaufenden nosokomial erworbenen Lungenentzündungen aus. Legionellen leben im Wasser. Masseninfektionen gibt es vorwiegend in Hotels und Krankenhäusern, wo sich die Bakterien über Klimaanlagen und Wasserleitungen (z. B. Duschen) verbreiten können. Bisher ist nicht bekannt, dass sich Menschen gegenseitig direkt anstecken können.

Staphylococcus aureus verursacht eine Lungenentzündung (Pneumonie), die gegen einige Arten von Antibiotika resistent ist. Dieses Bakterium ist als ambulant erworbenes Methicillin-resistentes Staphylococcus aureus (CA-MRSA) bekannt und kann vor allem bei jungen Erwachsenen eine schwere Lungenentzündung hervorrufen. Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der ambulant erworbenen Lungenentzündungen gestiegen, die durch S. aureus verursacht werden, aber die Infektion ist immer noch selten.

Pseudomonas aeruginosa ist eine besonders häufige Ursache für Lungenentzündungen bei Patienten mit Mukoviszidose und anderen Lungenerkrankungen sowie bei Personen mit geschwächtem Immunsystem.

Virale Ursachen der Lungenentzündung

Häufige Viren, die zu einer ambulant erworbenen Lungenentzündung führen können, sind unter anderem:

Das Virus, das Windpocken auslöst, kann ebenfalls eine Lungeninfektion verursachen. Bei Hantaviren und SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) handelt es sich ebenfalls um virale Ursachen der Lungenentzündung. Manchmal kann sich nach einer durch ein Virus verursachte Lungeninfektion eine bakterielle Lungenentzündung entwickeln.

Durch Pilze ausgelöste Lungenentzündung

Zu den pilzbedingten Ursachen einer ambulant erworbenen Lungenentzündung zählen:

Weniger häufige pilzbedingte Ursachen der Lungenentzündung sind Blastomyces dermatitidis (Blastomykose) und Paracoccidioidesbrasiliensis (Südamerikanische Blastomykose). Pneumocystis jirovecii verursacht häufig eine Lungenentzündung (Pneumonie) bei Menschen mit einer Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV) oder bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (Immunschwäche).

Lungenentzündungen verursachende Parasiten

Parasiten, die bei Personen in Ländern mit höherem Einkommen zu einer ambulant erworbenen Lungenentzündung führen, sind unter anderem

Papageienkrankheit: eine ungewöhnliche Form der Lungenentzündung

Die Papageienkrankheit (Psittakose) ist eine seltene Lungenentzündung, die durch Chlamydophila psittaci verursacht wird, ein Bakterium, das hauptsächlich bei Papageien, Aras, Sittichen und Wellensittichen vorkommt. sich aber auch bei anderen Vogelarten wie Tauben, Finken, Hühnern und Truthühnern findet.

Menschen infizieren sich meist, indem sie Staub der Federn oder des Kots von infizierten Vögeln einatmen. Der Erreger kann auch durch den Biss eines infizierten Vogels sowie seltener als Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Psittakose kommt vor allem bei Vogelhaltern oder Personen, die in Zoohandlungen oder auf Geflügelfarmen arbeiten, vor.

Etwa 1 bis 3 Wochen nach der Infektion treten Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Appetitlosigkeit auf. Es entwickelt sich ein anfangs trockener Husten, später mit grünlichem (dicken oder verfärbtem) Auswurf. Das Fieber hält 2 bis 3 Wochen an und geht dann langsam zurück. Die Krankheit kann mild oder schwer sein, was vom Alter des Patienten und dem Ausmaß des betroffenen Lungengewebes abhängt.

Bluttests, um zu bestimmen, ob die Person eine bestimmte Art von Antikörpern aufweist, die auf eine kürzlich erfolgte Infektion mit Chlamydophila psittaci hinweisen, sind die verlässlichste Methode zu Bestätigung der Diagnose, wobei die Infektion bei Menschen mit Kontakt zu Vögeln in der Regel bereits vermutet werden kann.

Vogelzüchter und -halter können sich schützen, indem sie keinen Staub aus Federn und Käfigen kranker Vögel einatmen. Importeure müssen anfällige Vögel 45 Tage lang mit Tetrazyklin behandeln, wodurch man die Erreger normalerweise loswird.

Beim Menschen wird die Papageienkrankheit während mindestens 10 Tagen mit oral einzunehmendem Tetrazyklin behandelt. Vor allem bei schwerem Verlauf kann sich die Genesung lange hinziehen. Bei Patienten mit schwerer unbehandelter Psittakose kann die Sterberate bis zu 30 Prozent betragen. Die meisten werden aber bei entsprechender Behandlung wieder gesund.

Symptome von ambulant erworbenen Lungenentzündungen

Zu den Symptomen einer ambulant erworbenen Lungenentzündung zählen:

  • Ein allgemeines Schwächegefühl (Malaise)

  • Husten

  • Kurzatmigkeit

  • Fieber

  • Schüttelfrost

  • Schmerzen im Brustkorb

Der Husten ist bei älteren Kindern und Erwachsenen normalerweise von Auswurf (fester oder verfärbter Schleim) begleitet, bei Kleinkindern, jüngeren Kindern und älteren Menschen hingegen trocken. Die Kurzatmigkeit ist in der Regel leicht und tritt vor allem bei Bewegung auf. Die Schmerzen im Brustkorb sind beim Einatmen oder Husten meist stärker. Einige Patienten weisen auch Schmerzen im Oberbauch auf.

In beiden Altersextremen können unterschiedliche Symptome auftreten. Manchmal kann eine Lungenentzündung bei Säuglingen und Kleinkindern zu Reizbarkeit und Unruhe führen. Ältere Personen können verwirrt sein oder ein vermindertes Bewusstsein aufweisen. Sowohl bei älteren Menschen als auch bei kleinen Kindern kann es sein, dass Schmerzen im Brustkorb und Kurzatmigkeit nicht kommuniziert werden können. Es kommt häufig zu Fieber, was aber bei älteren Personen nicht der Fall sein muss.

Diagnose von ambulant erworbenen Lungenentzündungen

  • Für gewöhnlich Röntgenaufnahme oder Computertomografie (CT) des Brustkorbs

Unabhängig davon, welche Lungenentzündung vermutet wird, horcht der Arzt oder die Ärztin die Brust des Patienten mit einem Stethoskop ab, um zu einer Diagnose zu kommen. Diese wird in der Regel durch Röntgenaufnahmen oder CT-Scans des Brustkorbs bestätigt.

Ärzte müssen in der Regel keine weiteren Tests durchführen, um zu bestimmen, welcher Organismus die Lungenentzündung (Pneumonie) verursacht. Die meisten Organismen werden mit einer Standardbehandlung wirksam behandelt und die Feststellung, welcher Organismus genau die Pneumonie ausgelöst hat, ändert an der Behandlung nichts. Wenn dies jedoch erforderlich sein sollte, wird in der Regel versucht, den Erreger aus einer Sputum-, Blut- oder Urinprobe heranzuzüchten oder zu identifizieren. Weniger als die Hälfte dieser Versuche sind erfolgreich.

Manchmal deuten auch die Symptome oder die Risikofaktoren auf die Ursache der Lungenentzündung hin. So könnten Vogelhalter an Psittakose leiden. Der Arzt kann daher detaillierte Fragen zu der Arbeit, den Hobbys oder kürzlichen Reisen stellen. Gewisse Kombinationen von Risikofaktoren und Symptomen können auf die Legionellen-Infektion hinweisen. Wenn die Patienten zunächst für Grippe oder Windpocken typische Symptome haben, sind die meisten Lungenentzündungen bakterielle Formen, die in einer Lunge ihren Ursprung haben, die bereits durch ein Virus entzündet ist. Manchmal führen eine Grippe und Windpocken auch direkt zu einer Lungenentzündung.

Prognose bei ambulant erworbenen Lungenentzündungen

Die meisten Personen mit einer ambulant erworbenen Lungenentzündung erholen sich davon. Lungenentzündungen können jedoch auch tödlich verlaufen, besonders bei Kleinkindern und älteren Menschen. Bei Infektionen mit Legionellen ist die Sterblichkeitsrate wahrscheinlich deswegen höher, weil die Betroffenen schon vor ihrer Erkrankung generell in einem schlechten Allgemeinzustand waren.

Vorbeugung gegen ambulant erworbene Lungenentzündungen

Am besten ist es mit dem Rauchen aufzuhören um einer Lungenentzündung (Pneumonie) vorzubeugen.

Manchen Lungenentzündungen können durch Impfungen vorgebeugt werden. Nicht geimpften Personen mit einem hohen Risiko für eine schwere Lungenentzündung (Pneumonie), die engen Kontakt mit Grippe-Patienten haben, kann vorbeugend Oseltamivir oder Zanamivir verabreicht werden.

Behandlung von ambulant erworbenen Lungenentzündungen

  • Antibiotika

  • Manchmal Virostatika oder Antimykotika

Von ärztlicher Seite werden zahlreiche Faktoren berücksichtigt, um zu beurteilen, ob Patienten zu Hause behandelt oder aufgrund eines hohen Risikos von Komplikationen in ein Krankenhaus eingeliefert werden sollen. Einige dieser Faktoren sind u. a.:

  • Alter

  • Vorhandensein einer anderen Erkrankung wie Krebs oder eine Leber-, Herz- oder Lungenerkrankung

  • Besorgniserregende Befunde bei der körperlichen Untersuchung oder bei Tests

  • Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen, oder mögliche Betreuung zu Hause

Antibiotika werden so rasch wie möglich gegeben. Ärzte können Antibiotika aufgrund der Schwere der Infektion und des Risikos für Komplikationen verschreiben (siehe Tabelle Wie wird eine ambulant erworbene Lungenentzündung behandelt?). Darüber hinaus erhalten Patienten Flüssigkeit, Medikamente zur Linderung von Fieber und Schmerzen, sowie bei Bedarf Sauerstoff.

Weil der Krankheitserreger schwierig zu bestimmen sein kann, werden Antibiotika gegen Lungenentzündungen aufgrund der wahrscheinlichsten Ursache und des Schweregrads der Krankheit ausgewählt.

Unter antibiotischer Behandlung verbessert sich der Zustand der meisten Patienten mit einer bakteriellen Lungenentzündung. Wenn sich keine Besserung einstellt, wird nach einer anderen Diagnose, ungewöhnlichen Erregern, einer Resistenz gegen das eingesetzte Antibiotikum, einer Infektion mit einem zweiten Erreger, einer Ausbreitung der Infektion über die Lunge hinaus (z. B. in das Brustfell [Pleura]) oder einer anderen Störung (wie z. B. ein Problem mit dem Immunsystem oder eine Blockade [Obstruktion] der Lunge) gesucht, weswegen sich die Genesung verzögern könnte.

Zur Behandlung einer Lungenentzündung (Pneumonie) durch eine Grippe können Virostatika wie Oseltamivir, Zanamivir oder Baloxavir gegeben werden. Gegen eine Lungenentzündung aufgrund von Windpocken wird Acyclovir gegeben. Wenn jemand mit einer vermuteten viralen Lungenentzündung sehr krank wird, oder innerhalb von ein paar Tagen nach der Aufnahme der Behandlung keine Besserung eintritt, können für den Fall, dass Bakterien die Lunge infiziert haben, ebenfalls Antibiotika verschrieben werden.

Zur Behandlung einer durch Pilzen verursachten Lungenentzündung (Pneumonie) können Antimykotika verabreicht werden.

Manchmal werden im Rahmen der Nachsorge etwa 6 Wochen nach der Behandlung Röntgenaufnahmen des Brustkorbs gemacht, um sicherzustellen, dass keine auffälligen Befunde mehr zu sehen sind. Bei Rauchern und älteren Menschen kann die Nachsorge wichtiger sein, um sicherzustellen, dass die auffälligen Befunde auf dem Röntgenbild lediglich auf eine Lungenentzündung und nicht auf eine zugrundeliegende Krebserkrankung mit Lungenentzündung hindeuten.

Tabelle