Frühe (vorzeitige) Neugeborene

VonArcangela Lattari Balest, MD, University of Pittsburgh, School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Okt. 2022
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Kurzinformationen

Eine Frühgeburt ist ein Baby, das vor der 37. Schwangerschaftswoche (Gestationswoche) entbunden wurde. Je nachdem, wann sie entbunden wurden, haben Frühgeburten unterentwickelte Organe, die außerhalb der Gebärmutter möglicherweise nicht richtig funktionieren.

  • Das Risiko für eine Frühgeburt kann sich durch eine vorherige Frühgeburt, Mehrlingsgeburten, schlechte Ernährung während der Schwangerschaft, späte Schwangerschaftsvorsorge, Infektionen, künstliche Befruchtungsmethoden (z. B. die In-vitro-Fertilisation) sowie Bluthochdruck erhöhen.

  • Da bei Frühgeburten viele Organe unterentwickelt sind, haben sie unter Umständen Schwierigkeiten beim Atmen und Stillen und neigen zu Blutungen im Gehirn, Infektionen und anderen Störungen.

  • Die unreifsten und kleinsten Frühgeburten unterliegen einem weitaus größeren Risiko für solche Störungen, unter anderem auch für Entwicklungsstörungen.

  • Obwohl einige Frühgeburten mit bleibenden Problemen aufwachsen, haben die meisten Überlebenden leichte oder keine langfristigen Probleme.

  • Eine frühe Schwangerschaftsvorsorge kann das Risiko einer Frühgeburt verringern.

  • Manchmal kann eine Frühgeburt für einen kurzen Zeitraum hinausgezögert werden. Dafür erhält die Mutter Medikamente, welche die Kontraktionen verlangsamen oder ganz unterdrücken.

  • Wenn die Geburt eines Säuglings erheblich früher erwartet wird, können die Ärzte der Mutter Injektionen mit einem Kortikosteroid verabreichen, was die Entwicklung der Lunge des Fötus beschleunigt und Blutungen im Gehirn (intraventrikulären Blutungen) vorbeugt.

(Siehe auch Übersicht über allgemeine Beschwerden bei Neugeborenen.)

Das Schwangerschaftsalter bezieht sich auf die Dauer, die der Fötus im Mutterleib herangereift ist. Das Schwangerschaftsalter ist die Anzahl der Wochen, die zwischen dem ersten Tag der letzten Periode der Mutter und dem Tag der Geburt verstrichen sind. Dieser Zeitrahmen wird häufig auf der Basis weiterer Informationen, die der Arzt erhält, angepasst, unter anderem anhand der Ergebnisse von frühen Ultraschallaufnahmen, die weitere Hinweise zum Schwangerschaftsalter liefern. Die Geburt des Babys wird auf ein Schwangerschaftsalter von 40 Wochen (Entbindungstermin) geschätzt.

Das Schwangerschaftsalter (Gestationsalter) von Babys wird als vorzeitig eingestuft, wenn sie vor der 37. Schwangerschaftswoche entbunden werden. Frühgeburten werden weiter unterteilt in:

  • Extrem vorzeitig: Wenn sie vor der 28. Schwangerschaftswoche entbunden wurden

  • Sehr vorzeitig: Wenn sie zwischen der 28. und 32. Schwangerschaftswoche entbunden wurden

  • Mäßig vorzeitig: Wenn sie zwischen der 32. und 34. Schwangerschaftswoche entbunden wurden

  • Späte Frühgeburt: Wenn sie zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche entbunden wurden

Etwa jeder 10. in den USA geborene Säugling kommt vor dem Entbindungsdatum zur Welt. Je vorzeitiger das Baby zur Welt kommt, umso mehr Risiken für schwere oder sogar lebensbedrohliche Komplikationen können auftreten.

Extreme Frühgeburten sind die allerhäufigste Ursache für Todesfälle bei Neugeborenen. Sehr unreif geborene Kinder haben zudem ein erhöhtes Risiko für chronische Störungen, zu denen auch eine verzögerte Entwicklung, Zerebralparese und Lernstörungen zählen. Dennoch wachsen die meisten Säuglinge, die frühzeitig geboren wurden, ohne chronische Störungen auf.

Ursachen für eine Frühgeburt

Die Ursachen für eine Frühgeburt sind häufig nicht bekannt. Allerdings gibt es viele bekannte Risikofaktoren, die zu einer Frühgeburt führen. Mädchen im Teenageralter und ältere Frauen, Frauen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status, Frauen mit niedrigerem Bildungsstand und unverheiratete Mütter tragen ein höheres Risiko für eine Frühgeburt.

Risikofaktoren aus einer früheren Schwangerschaft:

Risikofaktoren vor und während der Schwangerschaft:

Allerdings liegen bei den meisten Frauen mit einer Frühgeburt keine der bekannten Risikofaktoren vor.

Eine frühe Schwangerschaftsvorsorge kann das Risiko einer Frühgeburt verringern.

Symptome von frühgeborenen Neugeborenen

Frühgeburten wiegen normalerweise weniger als 2,5 kg, manche erreichen sogar nur 0,5 kg. Die Symptome hängen häufig von der fehlenden Reife verschiedener Organe ab.

Extrem vorzeitig Frühgeborene müssen eher länger auf einer Neugeborenen-Intensivstation (NICU) im Krankenhaus bleiben, bis ihre Organe von allein gut funktionieren. Späte Frühchen, auf der anderen Seite, haben wahrscheinlich nur wenige Organsysteme, wenn überhaupt, die nachreifen müssen. Späte Frühchen müssen eventuell solange in der Klinik bleiben, bis sie ihre Körpertemperatur und den Blutzucker (Glukose) selbst regulieren können und ausreichend Nahrung zu sich nehmen und an Gewicht zugenommen haben.

Das Immunsystem jeder Frühgeburt ist ebenfalls unterentwickelt, daher neigen Frühgeborene zu Infektionen.

Körperliche Merkmale eines Frühgeborenen

  • Geringe Körpergröße

  • Im Vergleich zum restlichen Körper relativ großer Kopf

  • Wenig Unterhautfettgewebe

  • Dünne, glänzende, rosa Haut

  • Durch die Haut durchscheinende Venen

  • Wenige Hautlinien an den Fußsohlen

  • Spärliches Haar

  • Weiche Ohren mit wenig Knorpel

  • Unterentwickeltes Brustgewebe

  • Jungen: Ein kleiner Hodensack mit wenigen Runzeln. Bei sehr unreifen Kindern Hodenhochstand

  • Mädchen: Labia majora (große Schamlippen), die die Labia minor (kleinen Schamlippen) noch nicht bedecken

  • Schnelle Atmung mit kurzen Pausen (Atemaussetzer), Apnoe-Anfälle (Atemaussetzer, die 20 Sekunden oder länger dauern) oder beides

  • Schwacher, unkoordinierter Saug- und Schluckreflex

  • Reduzierte körperliche Aktivität und reduzierte Muskelspannung (eine Frühgeburt neigt nicht dazu, in Ruhe Arme und Beine anzuziehen, wie es voll ausgetragene Neugeborene tun)

Komplikationen bei Frühgeburten

Die meisten Komplikationen der Frühgeburt sind eine Folge der Unterentwicklung und unreifen Organe und Organsysteme. Das Risiko für Komplikationen steigt mit dem Grad an Unreife. Das Risiko für Komplikationen hängt zum Teil auch mit bestimmten Auslösern für die Frühgeburt zusammen, wie z. B. Infektionen, Diabetes, Bluthochdruck oder Präeklampsie.

Unterentwickeltes Gehirn

Wenn ein Säugling geboren wird, bevor sein Gehirn vollständig entwickelt ist, können mehrere Störungen auftreten. Zu diesen Störungen gehören

  • Unregelmäßige Atmung: Der Teil des Gehirns, der die regelmäßige Atmung steuert, kann so unausgereift sein, dass das Frühgeborene nur unregelmäßig atmet. Dabei kommt es zu Atempausen oder vollständigen Atemaussetzern von 20 Sekunden oder länger (Frühgeborenenapnoe).

  • Koordinationsschwierigkeiten beim Stillen und Atmen: Wenn die Gehirnbereiche, die die Reflexe von Mund und Rachen steuern, unterentwickelt sind, können Frühgeburten unter Umständen nicht normal saugen oder schlucken, was zu Problemen bei der Koordination beim Trinken und Atmen führt.

  • Blutung (Hämorrhagie) im Gehirn: Sehr unreife Neugeborene sind sehr anfällig für Gehirnblutungen.

Unterentwickelter Verdauungstrakt und unreife Leber

Ein unterentwickelter Verdauungstrakt und eine unreife Leber können verschiedene Störungen auslösen, unter anderem:

  • Häufiges Spucken: Anfangs können Frühgeburten Probleme mit der Nahrungsaufnahme haben. Dies liegt daran, dass ihr Saug- und Schluckreflex nicht voll ausgebildet ist und ihr kleiner Magen sich nur langsam leert. Dadurch kann es zu häufigem Spucken (Reflux) kommen.

  • Häufiges Ausspucken der Nahrung: Der Verdauungstrakt von Frühgeburten bewegt sich sehr langsam, und Frühchen haben häufig Probleme mit dem Stuhlgang. Aufgrund der langsamen Bewegung des Verdauungstrakts verdauen Frühchen, die ihnen zugeführte Muttermilch oder Säuglingsnahrung schlechter.

  • Darmschädigung: Sehr unreife Frühgeburten können eine schwere Krankheit entwickeln, bei der die Darmschleimhaut geschädigt wird und es zu einer Infektion kommen kann (nekrotisierende Enterokolitis).

  • Hyperbilirubinämie: Frühgeburten neigen zur Ausbildung einer Hyperbilirubinämie. Bei einer Hyperbilirubinämie kann die Leber des Neugeborenen das Bilirubin (gelber Gallenfarbstoff, der durch den normalen Zerfall von roten Blutkörperchen entsteht) nur langsam aus dem Blut filtern. Daher sammelt sich das gelbe Pigment an, was eine Gelbfärbung der Haut und des weißen Teils der Augen verursacht (Gelbsucht). In den ersten Tagen nach der Geburt kommt es bei Frühgeburten häufig zu einer Gelbsucht. Sie hat in der Regel einen leichten Verlauf und bildet sich von selbst zurück, wenn das Neugeborene größere Mengen von Milch zu sich nehmen kann und häufiger Stuhlgang hat (Bilirubin wird durch Stuhlgang abtransportiert und sorgt für den anfangs gelben Stuhl). In seltenen Fällen steigt die Bilirubinkonzentration im Blut so sehr an, dass sich ein sogenannter Kernikterus entwickelt. Kernikterus ist eine Form der Hirnschädigung, die durch Bilirubinablagerungen im Gehirn hervorgerufen wird.

Unterentwickeltes Immunsystem

Sehr unreif geborene Säuglinge haben nur wenige Antikörper im Blut. Das sind Proteine, die vor Infektionen schützen. Diese Antikörper von der Mutter durchqueren die Plazenta spät in der Schwangerschaft und helfen das Neugeborene bei der Geburt vor Infektionen zu schützen. Frühgeburten haben weniger von den schützenden Antikörpern der Mutter und tragen daher ein höheres Risiko für Entwicklung von Infektionen, besonders des Blutes (Sepsis beim Neugeborenen) oder der Gewebe um das Gehirn herum (Meningitis). Die Verwendung invasiver Behandlungsgeräte, wie z. B. Katheter in Blutgefäßen und Atemschläuche (endotracheale Intubation), erhöhen das Risiko für schwere bakterielle Infektionen zusätzlich.

Unterentwickelte Nieren

Vor der Geburt treten Abbauprodukte des Fötus durch die Plazenta hindurch und werden von den mütterlichen Nieren ausgeschieden. Nach der Geburt müssen die Nieren des Kindes diese Arbeit selbst übernehmen. Die Nierenfunktion bei sehr vorzeitig Frühgeborenen ist begrenzt, verbessert sich aber mit zunehmender Entwicklung der Niere. Neugeborene mit unterentwickelten Nieren können Probleme dabei haben, ihren Salzgehalt und andere Elektrolyte sowie den Wasserhaushalt zu regulieren. Nierenprobleme können zu Wachstumsdefiziten und einer Säureansammlung im Blut führen (einer sogenannten metabolischen Azidose).

Unterentwickelte Lungen

Unter Umständen hatte die Lunge eines Frühgeborenen nicht genügend Zeit, sich vor der Geburt vollständig zu entwickeln. Die winzigen Luftbläschen, die Alveolen heißen und Sauerstoff aus der Luft absorbieren und Kohlendioxid aus dem Blut entfernen, werden erst im letzten Drittel der Schwangerschaft (drittes Trimester) ausgebildet. Neben der anatomischen Entwicklung müssen die Lungengewebe auch ein Fettgewebe erstellen, das Surfactant. Die Beschichtung der Innenwände der Luftbläschen mit Surfactant ermöglicht ihnen, während des Atemzyklus offen zu bleiben und die Atmung zu erleichtern. Ohne Surfactant neigen die Bläschen am Ende jedes Atemzugs dazu zu kollabieren, was die Atmung sehr schwierig macht. In der Regel stellen die Lungen Surfactant erst ab der 32. Schwangerschaftswoche her und die Surfactantproduktion ist erst zwischen der 34. und 36. Woche ausreichend.

Wegen dieser Faktoren tragen zu früh entbundene Babys ein Risiko für Atembeschwerden, einschließlich dem Atemnotsyndrom (RDS). Neugeborene mit Atembeschwerden müssen unter Umständen mit einem Beatmungsgerät (einer Maschine, die dem Baby hilft, Luft in und aus den Lungen zu transportieren) beatmet werden. Je vorzeitiger ein Baby zur Welt kommt, desto weniger Surfactant ist verfügbar und desto größer ist die Gefahr, dass sich das Atemnotsyndrom entwickelt.

Es gibt keine Behandlung, mit der die Reifung der Lunge beschleunigt werden kann, aber mit entsprechender nährstoffreicher Nahrung können die Lungen mit der Zeit ausreifen.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Menge an Surfactant zu erhöhen und die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß einer Atemnot zu verringern:

  • Vor der Geburt: Medikamente mit Kortikosteroid, wie Betamethason, erhöhen die Surfactantbildung im Fötus und werden der Mutter als Spritze verabreicht wenn man von einer Frühgeburt ausgeht, in der Regel 24 bis 48 Stunden vor der Entbindung.

  • Nach der Geburt: Die Ärzte könnten Surfactant direkt in die Luftröhre (Trachea) des Neugeborenen spritzen.

Eine bronchopulmonale Dysplasie (BPD) ist eine chronische Lungenkrankheit, die bei Frühgeburten auftreten kann, besonders bei sehr unreifen Säuglingen. Die meisten Säuglinge mit BPD hatten das Atemnotsyndrom und mussten mit einem Beatmungsgerät behandelt werden. Bei BPD entwickeln die Lungen Narbengewebe und der Säugling muss weiterhin beatmet werden, manchmal mit einem Beatmungsgerät. In den meisten Fällen erholt sich der Säugling nach und nach von der Erkrankung.

Unterentwickelte Augen

Die Netzhaut (Retina) ist das lichtempfindliche Gewebe im hinteren Teil des Auges. Die Retina wird über Blutgefäße auf seiner Oberfläche versorgt. Die Blutgefäße wachsen im Verlauf der Schwangerschaft vom Zentrum der Retina hin zu den Rändern. Dieser Prozess ist erst kurz vor dem Entbindungstermin abgeschlossen.

Bei Frühgeburten, besonders bei sehr unreifen Säuglingen, können die Blutgefäße aufhören zu wachsen bzw. wachsen abnorm. Viele Frühgeborene benötigen zusätzlichen Sauerstoff, und dies kann auch dazu führen, dass die Blutgefäße der Netzhaut abnorm wachsen. Diese abnormen Gefäße können bluten oder zu Narbengewebe führen, das an der Retina zieht. Diese Störung wird als Frühgeborenen-Retinopathie bezeichnet und tritt nach der Geburt auf. In den meisten schweren Fällen löst sich die Retina hinten vom Auge ab und führt zur Erblindung. Zu früh geborene Babys, besonders Frühgeburten vor der 31. Schwangerschaftswoche (Gestationswoche) müssen typischerweise an den Augen untersucht werden, damit Ärzte eine etwaige abnorme Entwicklung der Blutgefäße feststellen können. Besteht ein hohes Risiko für eine Netzhautablösung, können Ärzte diese mit einem Laser oder einem Medikament namens Bevazicumab behandeln.

Frühgeborene tragen zudem ein erhöhtes Risiko für die Entstehung anderer Probleme an den Augen, z. B. Kurzsichtigkeit (Myopie), Schielen (Strabismus) oder beides.

Schwierigkeiten bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels

Da Frühgeborene häufig Probleme beim Stillen haben und damit, den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten, bekommen sie oft intravenös Glukoselösungen zugeführt oder erhalten viele kleine Mahlzeiten. Ohne regelmäßige Nahrungszufuhr können Frühgeborene eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) entwickeln. Die meisten Neugeborenen mit Unterzuckerung zeigen keine Symptome. Andere Neugeborene sind teilnahmslos, schlaff, appetitlos oder werden nervös. Selten treten Krampfanfälle auf.

Frühgeborene neigen außerdem dazu, hohe Blutzuckerspiegel zu entwickeln (Hyperglykämie), wenn sie eine Infektion oder Blutung im Gehirn haben oder zu viel Glukose über Infusionen erhalten. Allerdings führt eine Hyperglykämie selten zu Symptomen und kann durch Reduzierung der Glukosemenge, die dem Neugeborenen zugeführt wird oder durch kurzfristige Verwendung von Insulin kontrolliert werden.

Herzprobleme

Ein bei unreifen Säuglingen häufig auftretendes Problem ist ein Persistierender Ductus arteriosus (PDA). Der Ductus arteriosus ist ein Blutgefäß beim Fötus, das die zwei großen Arterien, die aus dem Herzen führen, verbindet, die Pulmonalarterie und die Aorta (siehe Normaler Blutkreislauf beim Fötus). Bei einem voll ausgetragenen Säugling schließt sich das Blutgefäß der Muskelwand des Ductus arteriosus in den ersten Stunden oder Tagen seines Lebens. Bei Frühgeburten kann dieses Blutgefäß jedoch offen bleiben und dazu führen, dass zu viel Blut durch die Lungen fließt und das Herz schwerer arbeiten muss. Bei den meisten Frühgeborenen schließt sich die PDA zwar schließlich von selbst, aber manchmal werden Medikamente verabreicht, damit sich die PDA schneller schließt. In einigen Fällen wird eine Operation zur Schließung der PDA vorgenommen.

Temperaturregulierungsstörung

Die Körpertemperatur wird vom Gehirn reguliert. Da Frühgeborene kein ausgereiftes Gehirn haben, haben sie Probleme, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Frühgeborene haben im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht eine große Hautoberfläche, verlieren schnell Wärme und haben Schwierigkeiten, die normale Körpertemperatur zu halten, vor allem in kalter Umgebung und bei Zugluft oder, wenn sie in der Nähe eines Fensters liegen und es draußen kalt ist. Wenn das Baby nicht warm gehalten wird, fällt seine Körpertemperatur ab (als Hypothermie bezeichnet). Neugeborene, die an einer Hypothermie leiden, nehmen nur schwer zu und haben eine Reihe anderer Komplikationen. Um einer Hypothermie vorzubeugen, werden frühgeborene Babys in einem Inkubator oder unter einem Heizstrahler warm gehalten (siehe Neugeborenen-Intensivstation [NICU]).

Diagnose von Frühgeburten

  • Aussehen des Neugeborenen

  • Schwangerschaftsalter

Ärzte erkennen in der Regel anhand des errechneten Schwangerschaftsalters und der körperlichen Merkmale des Neugeborenen nach der Geburt, ob ein Baby zu früh auf die Welt gekommen ist oder nicht. Sie untersuchen das Neugeborene und führen sämtliche notwendige Blut-, Labor-, Gehör-, Augen- und Bildgebungstests durch, die zur einer routinemäßigen Evaluierung und Vorsorge für Neugeborene dazugehören. Diese Vorsorgeuntersuchungen müssen unter Umständen regelmäßig wiederholt werden, während das Neugeborene heranwächst und bis es aus dem Krankenhaus entlassen wird.

Prognose für Frühgeburten

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Überlebens- und Entwicklungschancen von Frühgeburten dramatisch verbessert, aber Probleme wie eine Entwicklungsverzögerung, Zerebralparese, Seh- und Hörbeeinträchtigungen, Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Lernbehinderungen treten immer noch häufiger bei Frühgeburten als bei normal ausgetragenen Kindern auf. Die wichtigsten Faktoren für eine Prognose der Entwicklung sind:

  • Geburtsgewicht

  • Reifegrad

  • Ob die Mutter 24 bis 48 Stunden vor einer Frühgeburt Kortikosteroide erhalten hat

  • Komplikationen, die nach der Geburt auftreten

Das Geschlecht des Babys wirkt sich ebenfalls auf die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entwicklung aus (Mädchen haben eine bessere Prognose als Jungen mit dem gleichen Grad an Frühreife).

Wenn Säuglinge mit einem Schwangerschaftsalter von weniger als 23 Wochen geboren werden, überleben sie selten. Säuglinge, die in der 23. bis 24. Woche geboren wurden, können überleben, aber nur wenige von ihnen überleben ohne neurologische Schäden. Die meisten Säuglinge, die nach der 27. Woche Schwangerschaft zur Welt kommen, überleben ohne neurologische Schäden.

Vorbeugung vor einer Frühgeburt

Eine regelmäßige Schwangerschaftsvorsorge, zusammen mit der Erkennung und Behandlung sämtlicher Risikofaktoren oder Schwangerschaftskomplikationen und mit dem Rauchen aufhören, sind wahrscheinlich der beste Ansatz zur Senkung des Risikos für eine Frühgeburt. Natürlich gibt es viele Krankheiten, die das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen und die nicht vermieden werden können. In jedem Fall sollten Frauen, die glauben, vorzeitig in die Wehen zu kommen und deren Fruchtblase geplatzt ist, sofort ihren Frauenarzt für eine entsprechende Untersuchung und Behandlung kontaktieren.

Methoden zur künstlichen Befruchtung enden häufig in Mehrlingsschwangerschaften (Zwillinge, Drillinge und mehr). Diese Schwangerschaften gehen mit einem stark erhöhten Risiko für eine Frühgeburt und ihren Komplikationen einher. Bei einer Technik, dem sogenannten „elektiven Single-Embryo-Transfer“, wird nur ein einzelner Embryo eingenistet und damit das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft verringert. Dies könnte für manche Frauen eine gute Alternative darstellen.

Behandlung von Frühgeburten

  • Behandlung von Komplikationen

Die Behandlung der Frühgeburt umfasst die Behebung von Komplikationen, die sich aus den unterentwickelten Organen ergeben. Alle spezifischen Störungen werden nach Bedarf behandelt. Frühgeburten können beispielsweise eine Behandlung wegen Problemen mit der Atmung (wie etwa eine mechanische Beatmung bei Lungenkrankheiten und zur Surfactantbehandlung), Antibiotika für Infektionen, Bluttransfusionen für Anämie und eine Laseroperation wegen einer Augenkrankheit erhalten. Sie könnten auch besondere Bildgebungsverfahren wie etwa eine Echokardiografie aufgrund von Herzproblemen benötigen.

Eltern sollten ihr Neugeborenes unbedingt so oft wie möglich besuchen und sich mit ihm beschäftigen. Der Hautkontakt (auch Kängurupflege genannt – siehe Neugeborenen-Intensivstation (NICU)) zwischen dem Neugeborenen und der Mutter oder dem Vater, ist, wann immer möglich, für das Baby förderlich und erleichtert die Bindung.

Alle Eltern, die Säuglinge zu Hause haben, sollten flauschige Materialien wie Decken, Steppdecken, Kissen und weiche Stofftiere aus der Wiege des Säuglings zu Hause entfernen, denn all diese Sachen können das Risiko für einen plötzlichen und unerklärlichen Kindstod (Sudden and Unexpected Infant Death syndrome, SUID) erhöhen. Säuglinge sollten zu Hause zum Schlafen auf ihren Rücken und nicht ihren Bauch gelegt werden, weil das Schlafen in Bauchlage das Risiko für SUID erhöht (siehe hierzu auch die Kampagne Safe to Sleep®).

Sehr vorzeitig Frühgeborene

Sehr vorzeitig Frühgeborene müssen manchmal Tage, Wochen oder gar Monate auf einer Neugeborenen-Intensivstation im Krankenhaus bleiben. Es kann sein, dass sie einen Beatmungsschlauch und eine Maschine benötigen, um Luft in und aus den Lungen zu transportieren (Beatmungsgerät), bis sie selbst in der Lage sind, Luft ein- und auszuatmen.

Sie werden intravenös ernährt, bis sie die Nahrung in ihrem Magen vertragen, zunächst über eine Ernährungssonde und schließlich durch den Mund. Muttermilch ist das beste Nahrungsmittel für Frühgeborene. Mit der Muttermilch wird das Risiko einer nekrotisierenden Enterokolitis und von Infektionen gesenkt. Da die Muttermilch arm an einigen Nährstoffen wie Kalzium ist, muss diese bei Neugeborenen mit sehr geringem Geburtsgewicht unter Umständen mit einer Nährstofflösung vermischt werden. Säuglingsnahrung, die speziell für Frühgeborene hergestellt wurde und reich an Kalorien ist, kann bei Bedarf ebenfalls verwendet werden.

Sehr vorzeitig Frühgeborene müssen eventuell auch ein Medikament nehmen, das die Atmung ankurbelt, wie z. B. Koffein, bis der Teil des Gehirns, der die regelmäßige Atmung steuert, ausgereift ist.

Damit sie warm bleiben, müssen Neugeborene in einem Inkubator liegen, bis sie selbst in der Lage sind, ihre normale Körpertemperatur aufrechtzuerhalten.

Extrem vorzeitig Frühgeborene

Extrem vorzeitig Frühgeborene benötigen die gleiche Versorgung wie sehr vorzeitig Frühgeborene. Und wie auch sehr vorzeitig Frühgeborene können diese Neugeborenen erst aus dem Krankenhaus entlassen werden, wenn sie selbstständig atmen, über den Mund gefüttert, eine normale Körpertemperatur aufrechterhalten können und an Gewicht zugenommen haben.

Entlassung aus dem Krankenhaus

Frühgeburten bleiben üblicherweise solange im Krankenhaus bis alle medizinischen Probleme zufriedenstellend unter Kontrolle gebracht wurden und sie:

  • ohne besondere Unterstützung ausreichend Milch zu sich nehmen

  • laufend an Gewicht zunehmen

  • in einer Wiege eine normale Körpertemperatur aufrechterhalten können

  • Keine Atemaussetzer mehr haben (Apnoe bei Frühgeburt)

Die meisten frühgeborenen Säuglinge können nach Hause gebracht werden, wenn sie ein Schwangerschaftsalter von 35 bis 37 Wochen erreicht haben und 2 bis 2,5 Kilogramm auf die Waage bringen. Allerdings gibt es hier große Unterschiede. Die Dauer, die der Säugling im Krankenhaus bleibt, wirkt sich nicht auf die langfristige Prognose aus.

Da Frühgeburten ein Risiko für Atemaussetzer (Apnoe) tragen und eine niedrige Sauerstoffkonzentration im Blut und eine langsame Herzfrequenz haben, wenn sie sich im Autositz befinden, führen viele Krankenhäuser in den USA einen Autositz-Test durch, bevor das Frühgeborene entlassen wird. Mit dem Test soll festgestellt werden, ob das Baby in einer halb-liegenden Position im Autositz stabil ist. Er wird in der Regel mit dem Baby-Autositz durchgeführt, den die Eltern mitbringen. Frühgeborene Babys, auch jene, die den Test bestehen, sollten durch einen Mitfahrer solange während der Autofahrten beaufsichtigt werden, bis sie das eigentliche Entbindungsdatum erreicht haben und seit einiger Zeit gut im Autositz liegen können. Da auch die Gesichtsfarbe des Babys im Auge behalten werden sollte, sollte nach Möglichkeit nur bei Tageslicht gefahren werden. Lange Fahrten sollten in 45 bis 60 Minuten lange Fahrabschnitte unterteilt werden, damit das Baby aus dem Sitz gehoben und umgelagert werden kann.

Umfragen zeigen, dass die meisten Auto-Kindersitze nicht optimal installiert sind. Daher wird empfohlen, die Position des Kindersitzes durch eine zertifizierte Prüfstelle kontrollieren zu lassen. Prüfstellen können hier gefunden werden. Einige Krankenhäuser bieten einen Prüfdienst an, aber der unverbindliche Rat eines nicht zertifizierten Mitarbeiters des Krankenhauses sollte nicht mit der Überprüfung durch einen zertifizierten Kindersitzspezialisten verwechselt werden.

Die Amerikanische Akademie für Pädiatrie (American Academy of Pediatrics) empfiehlt, Auto-Kindersitze nur für den Transport mit Autos und nicht als Sitz oder Bett zu Hause zu verwenden. Viele Ärzte empfehlen den Eltern zudem, Frühgeborene die ersten Monate zu Hause nicht in Schaukeln und Babywippen zu setzen.

Nach der Entlassung werden Frühgeburten sorgfältig auf Entwicklungsstörungen hin überwacht und erhalten bei Bedarf eine Physio-, Ergo- oder logopädische Therapie.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Safe to Sleep®: Informationen für Eltern und Betreuer über sichere Schlafpraktiken für Säuglinge

  2. National Highway Traffic Safety Administration: Child car seat inspection station locator: Informationen darüber, wo man einen installierten Autositz überprüfen lassen oder Hilfe bei der Installation erhalten kann