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Familiäre Veranlagung, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, emotional belastende Ereignisse, ein Ungleichgewicht der Hormonspiegel und anderer Substanzen im Körper sowie andere Faktoren können zu einer Depression beitragen.
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Eine Depression kann dazu führen, dass die Betroffenen traurig und träge werden und/oder jegliches Interesse und jegliche Freude an Aktivitäten verlieren, die ihnen zuvor Spaß gemacht haben.
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Ärzte gründen ihre Diagnose auf die Symptome.
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Hilfreich sein können Antidepressiva, Psychotherapie und manchmal auch eine Elektrokrampftherapie.
Der Begriff „Depression“ wird häufig verwendet, um die traurige oder entmutigte Stimmung infolge eines emotional belastenden Ereignisses wie beispielsweise einer Naturkatastrophe, einer schweren Krankheit oder dem Tod einer geliebten Person zu beschreiben. Manche Personen bezeichnen sich auch bei bestimmten Gelegenheiten als deprimiert, zum Beispiel während des Urlaubs (Urlaubs-Blues) oder am Jahrestag des Tods einer geliebten Person. Diese Gefühle stellen jedoch in der Regel keine Erkrankung dar. Für gewöhnlich sind diese Gefühle vorübergehend, dauern eher Tage als Wochen oder Monate an und treten in Wellen auf, die tendenziell mit Gedanken oder Erinnerungen an das belastende Ereignis einhergehen. Darüber hinaus beeinträchtigen diese Gefühle nicht die Lebensweise über einen bestimmten Zeitraum.
Nach der Angststörung ist die Depression die häufigste psychische Gesundheitsstörung. Etwa 30 Prozent der Menschen, die zu ihrem Hausarzt gehen, weisen Symptome einer Depression auf. Weniger als 10 Prozent dieser Personen leiden jedoch an einer schweren Depression.
Depressionen treten in der Regel bei Personen im Alter von etwa fünfzehn Jahren oder zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Eine Depression kann jedoch in fast jedem Alter einsetzen, auch schon in der Kindheit.
Eine unbehandelte depressive Phase dauert etwa 6 Monate, kann aber auch zwei Jahre oder länger dauern. Die Phasen können sich mehrere Male im Leben wiederholen.
Ursachen
Die genaue Ursache von Depressionen ist unklar; es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die eine Depression wahrscheinlicher machen können. Risikofaktoren umfassen
Depressionen spiegeln keine Charakterschwäche wider und reflektieren nicht unbedingt eine Persönlichkeitsstörung, ein Kindheitstrauma oder schlechte Erziehung. Soziale Schicht, ethnische Zugehörigkeit und Kultur scheinen keine Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit zu haben, dass Menschen im Laufe ihres Lebens an Depressionen leiden.
Genetische Faktoren spielen bei etwa der Hälfte der Betroffenen eine Rolle. Eine Depression tritt beispielsweise häufiger auf, wenn Verwandte ersten Grades (insbesondere bei identischen Zwillingen) an Depression leiden. Genetische Faktoren können die Funktion der Substanzen beeinträchtigen, die für die Kommunikation von Nervenzellen (Neurotransmitter) zuständig sind. Neurotransmitter, die eine Depression mit auslösen können, sind Serotonin, Dopamin und Norepinephrin.
Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, höher als bei Männern, wobei die Gründe dafür nicht ganz eindeutig sind. Bei körperlichen Faktoren spielen Hormone die größte Rolle. Veränderungen der Hormonspiegel können kurz vor der Menstruation (im Rahmen des prämenstruellen Syndroms), während der Schwangerschaft und nach der Geburt zu Stimmungsschwankungen führen. Manche Frauen werden in den ersten 4 Wochen nach der Geburt depressiv (Baby-Blues, oder wenn die Depression schwerwiegender ist, Wochenbettdepression). Eine Fehlfunktion der Schilddrüse, die bei Frauen sehr verbreitet ist, kann auch als Faktor in Frage kommen.
Depressionen können mit einer Reihe körperlicher Störungen und Faktoren einhergehen oder durch solche verursacht werden. Körperliche Störungen können Depressionen direkt (wenn beispielsweise eine Fehlfunktion der Schilddrüse den Hormonspiegel beeinträchtigt) oder indirekt auslösen (wenn beispielsweise durch rheumatoide Arthritis Schmerzen und Behinderung verursacht werden). Oft verursacht eine körperliche Störung sowohl direkt als auch indirekt Depressionen. Beispielsweise können durch AIDS Depressionen direkt ausgelöst werden, wenn eine Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV), die zu AIDS führt, das Gehirn schädigt. AIDS kann eine Depression auch indirekt auslösen, wenn es eine allgemein negative Auswirkung auf das Leben des Betroffenen hat.
Viele Menschen berichten, dass sie sich im Spätherbst und Winter trauriger fühlen, und machen den Mangel an natürlichem Tageslicht und die kälteren Temperaturen dafür verantwortlich. Bei manchen Personen ist solch eine Traurigkeit jedoch schwerwiegend genug, um als eine Art der Depression angesehen zu werden (die sogenannte saisonale affektive Störung).
Die Anwendung einiger verschreibungspflichtiger Medikamente wie etwa Betablocker (die zur Behandlung von Bluthochdruck angewendet werden) kann zu Depressionen führen. Aus unbekannten Gründen werden Depressionen oft durch Kortikosteroide ausgelöst, wenn diese vom Körper in großen Mengen im Rahmen einer Störung (z. B. bei Cushing-Syndrom) produziert werden. Wenn Kortikosteroide jedoch als Medikament verabreicht werden, rufen sie tendenziell eher Hypomanie (eine weniger schwere Form der Manie) oder seltener Manie hervor. Manchmal kann das Absetzen eines Medikaments vorübergehend eine Depression hervorrufen.
Eine Reihe von psychischen Gesundheitsstörungen kann einen Betroffenen anfällig für Depressionen werden lassen. Dazu gehören beispielsweise Angststörungen, Alkoholismus, andereSubstanzgebrauchsstörungen und Schizophrenie. Bei Menschen, die schon einmal Depressionen hatten, ist die Wahrscheinlichkeit größer, diese wieder zu bekommen.
Emotional belastende Ereignisse, zum Beispiel der Verlust einer geliebten Person, können gelegentlich eine Depression auslösen, für gewöhnlich aber nur bei Menschen, die zu Depressionen neigen, wie etwa Personen mit Familienmitgliedern, die an Depressionen leiden. Depressionen können jedoch ohne offensichtliche oder wesentliche Stressbelastung im Leben entstehen.
Einige Ursachen von Depressionen
Erkrankung |
Beispiele |
Erkrankungen von Gehirn und Nervensystem |
Demenz (im Frühstadium) Krampfanfälle im Temporallappen (komplexe partielle Anfälle) |
Krebserkrankungen |
Krebsneubildungen im Körper (Metastasen) |
Bindegewebserkrankungen |
Systemischer Lupus erythematodes (Lupus) |
Hormonelle Störungen |
Hoher Parathormonspiegel (Hyperparathyreoidismus) Hoher oder niedriger Schilddrüsenhormonspiegel (Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion) Niedriger Hypophysenhormonspiegel (Hypopituitarismus) Niedriger Testosteronspiegel (Hypogonadismus) |
Infektionen |
Syphilis (im Spätstadium) Lungenentzündung (Pneumonie) durch Viren |
Psychische Gesundheitsstörungen außer affektive Störungen |
Demenz in frühen Stadien |
Ernährungsstörungen |
Pellagra (Vitamin-B6-Mangel) Perniziöse Anämie (eine Art Vitamin-B12-Mangel) |
Andere Erkrankungen |
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Medikamente |
Amphotericin B Betablocker (bestimmte) Cimetidin Verhütungsmittel (orale) Kortikosteroide Cycloserin Hormon ( Östrogen oder Progesteron)-Therapie Interferon Quecksilber Methyldopa Metoclopramid Reserpin Thallium Vinblastin Vincristin |
Symptome
Die Symptome einer Depression zeigen sich typischerweise allmählich im Laufe von Tagen oder Wochen und können stark variieren. Beispielsweise wirkten Betroffene möglicherweise träge und traurig oder reizbar und ängstlich.
Viele Menschen mit Depressionen können ihre Gefühle wie Kummer, Freude und Lust nicht normal ausleben. Die Welt erscheint ihnen möglicherweise farblos, öde und tot. Sie verlieren das Interesse oder die Freude an Aktivitäten, die ihnen zuvor Spaß gemacht hatten.
Deprimierte Menschen sind unter Umständen sehr mit starken Schuldgefühlen und der Diskreditierung der eigenen Person beschäftigt. Auch Konzentrationsschwierigkeiten können auftreten. Womöglich stellen sich Gefühle der Verzweiflung, Einsamkeit und Wertlosigkeit ein. Oft sind sie unentschlossen und in sich gekehrt, fühlen sich hilflos und hoffnungslos und denken an Tod und Selbstmord.
Die meisten Menschen mit Depressionen haben Probleme mit dem Einschlafen und erwachen mehrfach, besonders am frühen Morgen. Einige Menschen mit Depression schlafen mehr als normal.
Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme führen manchmal zur Abmagerung. Bei Frauen können die Monatsblutungen ausbleiben. Vermehrtes Essen und Gewichtszunahme sind jedoch typisch für leichte Depressionen.
Einige depressive Personen vernachlässigen ihre Körperpflege oder sogar ihre Kinder, andere geliebte Personen oder Haustiere. Manche Betroffene klagen über körperliche Krankheiten und verschiedene Arten von Schmerzen.
Der Begriff „Depression“ wird zur Beschreibung vieler verwandter Störungen verwendet:
Schwere depressive Störung
Personen mit schwerer depressiver Störung sind für mindestens 2 Wochen beinahe täglich deprimiert. Sie können unglücklich erscheinen. Möglicherweise stehen ihnen Tränen in den Augen, ihre Stirn ist gefurcht und die Mundwinkel zeigen nach unten. Vielleicht wirken sie in sich zusammengesackt und vermeiden Augenkontakt. Sie bewegen sich möglicherweise wenig und ihr Gesichtsausdruck und ihre Sprechweise sind monoton.
Dauerhafte depressive Störung
Menschen mit persistierenden depressiven Störungen sind seit mindestens 2 Jahren die meiste Zeit depressiv.
Ihre Symptome setzen häufig im Jugendalter nach und nach ein und können Jahre oder Jahrzehnte andauern. Die Anzahl der Symptome zu einem bestimmten Zeitpunkt variiert, und manchmal sind die Symptome weniger intensiv als bei Personen mit einer schweren Depression.
Menschen mit dieser Störung sind möglicherweise bedrückt, pessimistisch, skeptisch, humorlos und nicht fähig, sich zu amüsieren. Einige sind passiv, haben keine Energie und sondern sich ab. Manche Betroffene beklagen sich fortwährend und sind schnell dabei, andere zu kritisieren und sich Vorwürfe zu machen. Sie erwarten möglicherweise überall Unzulänglichkeiten, Fehlschläge und Negatives, manchmal bis hin zu einem krankhaften Vergnügen an ihren eigenen Missgeschicken.
Prämenstruelle Dysphorie
Vor der Menstruation treten schwere Symptome auf und verschwinden nach dem Ende der Periode. Die Symptome verursachen erhebliches Leid und/oder beeinträchtigen die Lebensweise in hohem Maß. Die Symptome sind ähnlich wie beim prämenstruellen Syndrom, sie sind jedoch stärker, sehr belastend und beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit und soziale Beziehungen.
Eine prämenstruelle dysphorische Störung kann erstmals bei Mädchen auftreten, die ihre erste Periode haben. Sie kann schlimmer werden, wenn sich Frauen den Wechseljahren (Menopause) nähern, endet aber nach der Menopause. Die Störung tritt bei 2 bis 6 Prozent der Frauen auf, die eine Regelblutung bekommen.
Frauen mit prämenstrueller dysphorischer Störung leiden unter Stimmungsschwankungen und können plötzlich traurig und weinerlich werden. Sie sind reizbar und werden schnell wütend, fühlen sich sehr deprimiert, hoffnungslos, ängstlich und dünnhäutig. Möglicherweise fühlen sie sich überfordert und haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Sie werten sich häufig selbst ab.
Wie bei anderen Arten der Depression können Frauen mit dieser Störung das Interesse an ihren üblichen Aktivitäten verlieren, haben Konzentrationsprobleme und fühlen sich erschöpft und ohne Energie. Möglicherweise essen sie auch zu viel oder haben Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel. Sie können zu wenig oder zu viel schlafen.
Wie bei vielen Frauen, deren Periode kurz bevorsteht, können ihre Brüste empfindlich und geschwollen sein und/oder ihre Muskeln und Gelenke schmerzen. Manche Frauen fühlen sich aufgebläht und nehmen an Gewicht zu.
Spezifikationen
Ärzte verwenden bestimmte Begriffe, um spezifische Symptome zu beschreiben, die bei Personen mit einer Depression auftreten können. Diese Begriffe umfassen
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Ängstliche Anspannung: Die Betroffenen fühlen sich angespannt und ungewöhnlich ruhelos. Sie können sich schlecht konzentrieren, weil sie sich Sorgen machen oder fürchten, dass etwas Schlimmes passieren könnte oder sie die Kontrolle über sich selbst verlieren könnten.
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Gemischt: Die Betroffenen haben auch drei oder mehr Symptome einer Manie. Zu diesen Symptomen gehören ein Gefühl des Übermuts und/oder übermäßiger Zuversicht, ungewöhnliche Redseligkeit, vermindertes Schlafbedürfnis und Gedankenrasen. Diese Menschen weisen nicht alle Symptome auf, die vorliegen müssen, damit die Diagnose bipolare Störung gegeben ist, aber sie tragen ein Risiko, diese Krankheit zu entwickeln.
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Melancholisch: Die Betroffenen empfinden keine Freude mehr an den Aktivitäten, die sie zuvor gerne ausgeführt haben. Sie erscheinen träge, traurig und mutlos. Sie sprechen wenig, hören auf zu essen und nehmen ab. Manche haben übermäßige oder unangemessene Schuldgefühle. Oft wachen sie früh am Morgen auf und können nicht wieder einschlafen.
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Atypisch: Die Laune der Betroffenen hebt sich vorübergehend, wenn etwas Gutes passiert, beispielsweise wenn ihre Kinder zu Besuch kommen. Sie haben einen gesteigerten Appetit, der zu einer Gewichtszunahme führt. Manche schlafen sehr lange. Sie reagieren übermäßig empfindlich auf wahrgenommene Kritik oder Zurückweisung. Sie können ein großes Gewicht auf sich spüren, so als könnten sie ihre Beine kaum noch bewegen.
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Psychotisch: Die Betroffenen haben Wahnvorstellungen; oft glauben sie, unverzeihliche Sünden oder Verbrechen begangen zu haben, unter unheilbaren oder peinlichen Störungen zu leiden oder beobachtet bzw. verfolgt zu werden. Manche haben Halluzinationen und hören Stimmen, die sie gewöhnlich verschiedener Vergehen bezichtigen und sie zum Tod verdammen.
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Katatoner Typus: Die Betroffenen sind sehr in sich gekehrt. Denken, Sprechen und Antrieb können so stark gehemmt sein, dass fast jegliche Fähigkeit zu willentlichen Handlungen erlischt. Manche Betroffene ahmen Sprechweise (Echolalie) oder Bewegung (Echopraxie) anderer nach.
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Saisonal: Episoden der Depression treten jährlich zu einer bestimmten Jahreszeit auf, beginnen für gewöhnlich im Herbst oder Winter und enden im Frühling. Diese Episoden kommen häufiger in äußerst nördlichen und südlichen Breiten vor, in denen der Winter normalerweise länger dauert und kälter ist. Die Betroffenen sind mutlos. Sie verlieren das Interesse an ihren gewöhnlichen Aktivitäten und ziehen sich davon zurück. Manche schlafen oder essen auch zu viel.
Selbstmord
Todesgedanken gehören zu den schwersten Symptomen einer Depression. Viele depressive Menschen haben den Wunsch zu sterben oder meinen, sie seien so wertlos, dass sie sterben sollten. Bis zu 15 Prozent der unbehandelten Depressionen enden in Selbstmord.
Selbstmorddrohungen sind eine Notfallsituation. Wenn Menschen androhen, sich selbst das Leben zu nehmen, kann ein Arzt sie hospitalisieren, damit sie beaufsichtigt werden können, bis durch die Behandlung das Risiko eines Selbstmords reduziert wurde. Das Selbstmordrisiko ist in den folgenden Situationen besonders hoch:
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Wenn eine Depression nicht behandelt oder unzureichend behandelt wird
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Am Anfang einer Behandlung (wenn Betroffene körperlich und geistig aktiver werden, die Gemütslage jedoch nach wie vor getrübt ist)
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Wenn ein persönlich wichtiger Jahrestag ansteht
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Bei Menschen mit einem Wechsel zwischen Depression und Manie (bipolare Störung)
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Wenn sich die Betroffenen sehr ängstlich fühlen
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Wenn Menschen Alkohol trinken oder Freizeitdrogen nehmen
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In den Wochen oder Monaten nachdem die Betroffenen versucht haben, sich das Leben zu nehmen, besonders, wenn sie dies auf besonders gewalttätige Art versucht haben
Drogenkonsum
Bei Menschen mit Depressionen ist die Gefahr von Alkoholkonsum oder Missbrauch anderer Freizeitdrogen besonders groß bei dem Versuch, besser schlafen zu können und weniger Angst zu empfinden. Eine Depression ist jedoch seltener Ursache von Alkoholkonsum und Substanzgebrauchsstörungen als bisher angenommen.
Auch die Neigung zum Kettenrauchen oder zur Vernachlässigung ihrer Gesundheit steigt bei Betroffenen. Dadurch steigt das Risiko, dass weitere Störungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankungen entstehen oder sich verschlimmern können.
Sonstige Auswirkungen einer Depression
Depressionen können die Fähigkeit des Immunsystems verschlechtern, auf fremde oder gefährliche Eindringlinge wie Mikroorganismen und Krebszellen zu reagieren. In der Folge ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei Personen mit Depressionen erhöht.
Depressionen können das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten (z. B. Herzinfarkte) und Schlaganfälle erhöhen. Dies liegt möglicherweise daran, dass die Depression bestimmte körperliche Veränderungen verursacht, die zu einem erhöhten Risiko führen. Der Körper produziert beispielsweise mehr von den Substanzen, die zur Blutgerinnung führen (Gerinnungsfaktoren), und die Fähigkeit des Herzens, den Herzschlag in Reaktion auf bestimmte Situationen anzupassen, ist eingeschränkt.
Diagnose
Normalerweise ist der Arzt in der Lage, eine Depression auf Grundlage der Symptome zu diagnostizieren. Zur Diagnose der verschiedenen Arten der depressiven Störungen verwenden Ärzte spezielle Listen mit definierten Symptomen (Kriterien). Um Depressionen von normalen Stimmungsschwankungen abzugrenzen wird, überprüft, ob die Symptome zu einer erheblichen Belastung führen oder die Funktionsfähigkeit des Betroffenen beeinträchtigen. Eine Vorgeschichte oder eine Familienanamnese einer Depression stützt die Diagnose.
Übermäßige Sorgen, Panikattacken und Zwanghaftigkeit kommen bei Depressionen häufig vor und können dazu führen, dass ein Arzt fälschlicherweise eine Angststörung vermutet.
Bei älteren Menschen ist eine Depression unter Umständen nur schwer festzustellen, besonders wenn diese keinem Beruf nachgehen und kaum soziale Kontakte haben. Eine Depression kann auch mit Demenz verwechselt werden, da sie ähnliche Symptome hervorruft, zum Beispiel Verwirrung, Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme, klar zu denken. Wenn diese Symptome jedoch durch eine Depression verursacht werden, verschwinden sie bei Behandlung der Depression. Ist hingegen die Demenz die Ursache, dauern die Symptome an.
Mit standardisierten Fragebögen können eine Depression und deren Schwere identifiziert werden. Sie können jedoch nicht allein zur Diagnose der Depression angewendet werden. Zwei dieser Fragebögen sind die Hamilton-Depressionsskala, eine mündliche Befragung, und das Beck-Depressions-Inventar, ein durch den Patienten auszufüllender Fragebogen. Für ältere Menschen gibt es den Fragebogen mit der geriatrischen Depressionsskala. Der Arzt fragt die Patienten auch, ob sie daran denken oder planen, sich selbst zu verletzen. Solche Gedanken weisen darauf hin, dass es sich um eine schwere Depression handelt.
Tests
Eine Depression kann durch keinen Test bestätigt werden. Laboruntersuchungen können dem Arzt jedoch helfen zu bestimmen, ob die Depression durch eine hormonelle oder eine andere körperliche Störung verursacht wird. Zum Beispiel werden normalerweise Blutuntersuchungen durchgeführt, um eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder einen Vitaminmangel zu ermitteln. Bei jüngeren Menschen können Tests auf Drogenkonsum durchgeführt werden.
Sorgfältige neurologische Untersuchungen werden durchgeführt, um eine Parkinson-Krankheit festzustellen, die zum Teil die gleichen Symptome verursacht.
Bei Menschen mit schweren Schlafproblemen muss möglicherweise eine Untersuchung (Polysomnographie) durchgeführt werden, mit der Schlafstörungen von Depressionen unterschieden werden können.
Behandlung
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Betreuung
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Psychotherapie
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Medikamente, vor allem Antidepressiva
Bei den meisten Betroffenen ist keine stationäre Behandlung erforderlich. Eine Klinikeinweisung ist angebracht, wenn Suizidabsichten bestehen oder ein Selbstmordversuch unternommen wurde, ein Gewichtsverlust zu großer Schwäche geführt hat oder die Gefahr von Herzproblemen aufgrund von Übererregung besteht.
Die Behandlung hängt vom Schweregrad und der Art der Depression ab:
Gewöhnlich können Depressionen erfolgreich behandelt werden. Wenn eine Ursache (z. B. Drogen oder eine andere Störung) ermittelt werden kann, wird diese zuerst behandelt, wobei aber auch Medikamente zur Behandlung von Depressionen nötig sein können.
Betreuung
Ärzte vereinbaren bei Personen mit Depressionen regelmäßige Besuche oder Telefongespräche im wöchentlichen oder 14-tägigen Rhythmus. Sie erklären den Patienten und deren Familienmitgliedern, dass die Depression körperliche Ursachen hat und eine spezifische Behandlung erfordert, die für gewöhnlich wirksam ist. Die Ärzte versichern den Patienten, dass die Depression kein Charakterfehler, z. B. Schwäche ist. Für Familienmitglieder ist es wichtig, dass sie verstehen, worum es sich bei der Krankheit handelt, dass sie sich in die Behandlung einbringen und den Betroffenen unterstützen.
Etwas über die Depression zu erfahren, kann den Betroffenen helfen, die Erkrankung zu verstehen und damit umzugehen. Die Patienten lernen beispielsweise, dass der Weg zur Erholung steinig ist, dass Phasen der Trauer und der dunklen Gedanken wieder auftreten können, aber dass sie aufhören werden. Dadurch können sie besser mit Rückschlägen fertig werden, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie die Behandlung fortsetzen und nicht aufgeben.
Aktiv zu werden, z. B. Spazierengehen oder regelmäßiger Sport oder Kontaktepflegen können hilfreich sein.
Selbsthilfegruppen (zum Beispiel die Depression and Bipolar Support Alliance – DBSA) helfen durch die Bereitstellung eines Forums, in dem gemeinsame Erfahrungen und Gefühle ausgetauscht werden können.
Psychotherapie
Die Psychotherapie allein kann bei leichten Depressionen genauso wirksam sein wie medikamentöse Behandlung. Psychotherapie in Verbindung mit Medikamenten kann bei schweren Depressionen von Nutzen sein.
Psychotherapie einzeln oder in der Gruppe kann Menschen mit Depressionen helfen, nach und nach ihre früheren Verpflichtungen wiederaufzunehmen und sich wieder dem normalen Alltagsdruck anzupassen. Interpersonelle Therapie konzentriert sich auf die vorherigen und aktuellen sozialen Rollen des Betroffenen, identifiziert Probleme beim Kontakt des Patienten mit anderen Menschen und dient als Leitfaden, während sich der Betroffene an die geänderten Rollen im Leben anpasst. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, Hoffnungslosigkeit und negative Denkweisen zu ändern.
Medikamentöse Behandlung bei Depressionen
Es sind verschiedene Arten von Antidepressiva verfügbar (siehe Tabelle Medikamente zur Behandlung von Depressionen). Hierzu zählen folgende:
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Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, SSRI)
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Monoaminoxidase-Hemmer (MAOI)
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Ketaminähnliche Medikamente
Psychostimulanzien, wie Dextroamphetamin und Methylphenidat, ebenso wie andere Medikamente, kommen manchmal zur Anwendung, häufig zusammen mit Antidepressiva. Psychostimulanzien werden eingesetzt, um die geistige Wachheit und Aufmerksamkeit zu erhöhen.
Johanniskraut, ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel, wird manchmal zur Linderung von leichten Depressionen verwendet, wobei dessen Wirkung nicht nachgewiesen ist. Aufgrund möglicher gesundheitsschädlicher Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und verschiedenen verschreibungspflichtigen Medikamenten müssen Patienten, die dieses pflanzliche Ergänzungsmittel einnehmen möchten, mögliche Wechselwirkungen mit ihrem Arzt besprechen.
Elektrokrampftherapie
Eine Elektrokrampftherapie (früher auch manchmal Schocktherapie genannt) kommt manchmal bei der Behandlung von Menschen mit schweren Depressionen, einschließlich bei Vorhandensein einer Psychose, bei Selbstmorddrohungen oder Verweigerung der Nahrungsaufnahme, zur Anwendung. Sie wird auch genutzt, um Depressionen während der Schwangerschaft zu behandeln, da Medikamente in solch einem Fall unwirksam sind.
Diese Art der Therapie ist normalerweise sehr wirkungsvoll und kann Depressionen rasch lindern; im Gegensatz dazu benötigen die meisten Antidepressiva bis zu mehrere Wochen, um zu wirken. Die Schnelligkeit der Wirkung kann Leben retten. Nach Beendigung der Elektrokrampftherapie können wieder Episoden der Depression auftreten. Um diesen vorzubeugen, verschreiben Ärzte häufig Antidepressiva.
Dabei werden Elektroden auf der Kopfhaut angebracht und ein elektrischer Strom angelegt, um im Gehirn einen Anfall auszulösen. Aus unbekannten Gründen lindern diese Anfälle eine Depression. Meist werden fünf bis sieben Behandlungen mit jeweils einem Tag Pause durchgeführt.
Da der elektrische Strom Muskelkontraktionen und Schmerzen verursacht, erfolgt die Behandlung in Vollnarkose. Die Elektrokrampftherapie kann einen vorübergehenden (selten dauerhaften) Gedächtnisverlust nach sich ziehen.
Phototherapie
Die Phototherapie mithilfe einer Lichttherapie ist die wirksamste Behandlung für die saisonale Depression, kann aber auch bei anderen Arten von depressiven Störungen hilfreich sein.
Bei der Phototherapie sitzt der Patient in einem bestimmten Abstand von einer Lichtquelle entfernt, die Licht in der erforderlichen Intensität spendet. Die Patienten werden angewiesen, nicht direkt in das Licht zu schauen und sich 30 bis 60 Minuten im Licht aufzuhalten. Die Phototherapie kann zu Hause durchgeführt werden.
Für Menschen, die spät ins Bett gehen und aufstehen, ist die Phototherapie morgens am effektivsten. Für Menschen, die früh ins Bett gehen und aufstehen, ist die Phototherapie am wirksamsten am späten Nachmittag und frühen Abend.
Andere Therapien
Falls andere Behandlungen keine Wirkung zeigen, können weitere Therapien zur Stimulierung des Gehirns ausprobiert werden. Hierzu gehört Folgendes:
Von den stimulierten Zellen wird angenommen, dass sie chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) aussenden, welche dabei helfen, die Stimmung zu regulieren und damit die Symptome der Depressionen lindern. Diese Therapien können Personen mit schweren Depressionen helfen, die auf Medikamente oder Psychotherapie nicht ansprechen.
Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation wird eine elektromagnetische Spule an der Stirn in der Nähe eines Bereichs des Gehirns platziert, von dem angenommen wird, dass er an der Stimmungsregulierung beteiligt ist. Der Elektromagnet erzeugt schmerzlose magnetische Impulse, die vermutlich Nervenzellen in den Zielbereichen des Gehirns stimulieren. Die häufigsten Nebenwirkungen umfassen Kopfschmerzen und Beschwerden in dem Bereich, an dem die Spule platziert wurde.
Für die Vagusnervenstimulation wird ein Gerät, das wie ein Herzschrittmacher aussieht (Vagusnervstimulator), unter dem linken Schlüsselbein eingepflanzt und durch einen Draht, der unter der Haut verläuft, mit dem Vagusnerv im Hals verbunden. (Die beiden Vagusnerven, die sich in der Nähe der Basis des Schädels befinden, verlaufen vom Hirnstamm durch den Hals und auf jeder Seite der Brust und des Bauchs zu den Organen wie dem Herzen und der Lunge). Das Gerät wird so programmiert, dass es den Vagusnerv regelmäßig durch ein schmerzloses elektrisches Signal stimuliert. Die Therapie kann bei Depressionen helfen, bei denen andere Behandlungen unwirksam waren. Allerdings dauert es in der Regel 3 bis 6 Monate, bis sich eine Wirkung einstellt. Zu den Nebenwirkungen der Vagusnervenstimulation gehören Heiserkeit, Husten und ein Tieferwerden der Stimme.
Antidepressiva
Zu den verschiedenen Arten von Antidepressiva zählen:
Die meisten Antidepressiva müssen mindestens einige Wochen lang regelmäßig eingenommen werden, bevor ihre Wirkung einsetzt. Die meisten Betroffenen müssen Antidepressiva über 6 bis 12 Monate lang einnehmen, um einen Rückfall zu vermeiden. Personen im Alter von über 50 Jahren müssen sie möglicherweise bis zu 2 Jahre lang einnehmen.
Die Nebenwirkungen unterscheiden sich je nach Art des Antidepressivums. Wenn die Behandlung mit einem einzigen Medikament die Depression nicht lindern kann, wird manchmal eine andere Art (Klasse) oder eine Kombination von Antidepressiva eingesetzt.
In den Nachrichten wurde über ein Risiko für Selbstmord nach Einnahme eines Antidepressivums berichtet. Einige wenige Patienten werden nach der ersten Einnahme eines Antidepressivums oder nach Erhöhung der Dosis aufgeregter, depressiver oder ängstlicher. Bei manchen Betroffenen, insbesondere kleineren Kindern und jungen Heranwachsenden, besteht erhöhte Selbstmordgefahr, wenn diese Symptome nicht erkannt und rasch behandelt werden. Dieses Phänomen wurde zuerst in Zusammenhang mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) berichtet. Aber das Risiko ist wahrscheinlich bei allen Klassen von Antidepressiva ähnlich. Der Arzt des Patienten sollte verständigt werden, wenn die Symptome sich nach Beginn der Einnahme oder Erhöhung der Dosis von Antidepressiva (oder aus anderem Grund) verschlimmern. Da Selbstmordgedanken ebenfalls ein Symptom der Depression sind, könnten es für Ärzte schwierig sein, festzustellen, ob das Antidepressivum zu den Selbstmordgedanken und -verhalten beigetragen hat oder nicht. Einige Studien bezweifeln, dass ein Zusammenhang besteht.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Selective serotonin reuptake inhibitors, SSRI)
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind momentan die am häufigsten verwendete Klasse von Antidepressiva. SSRI sind wirksam bei der Behandlung von Depressionen sowie bei anderen psychischen Gesundheitsstörungen, die oft mit Depressionen einhergehen.
Obwohl SSRI Übelkeit, Durchfall, Zittern, Gewichtsabnahme und Kopfschmerzen hervorrufen können, fallen diese Nebenwirkungen gewöhnlich leicht aus oder verschwinden bei fortgesetzter Anwendung. Die meisten Patienten vertragen die Nebenwirkungen von SSRI besser als von heterozyklischen Antidepressiva. Bei SSRI ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese sich negativ auf das Herz auswirken, geringer als bei heterozyklischen Antidepressiva.
Einige Patienten wirken jedoch in der ersten Woche, nachdem ihre Behandlung mit SSRI begonnen hat, oder wenn die Dosis erhöht wird, erregter, depressiver und ängstlicher. Bei diesen Personen, insbesondere jüngeren Kindern und Jugendlichen, besteht erhöhte Selbstmordgefahr, wenn diese Symptome nicht erkannt und rasch behandelt werden. Betroffene, die SSRI einnehmen, und deren Angehörige sollten über diese Gefahren aufgeklärt und angewiesen werden, einen Arzt anzurufen, wenn sich die Symptome während der Behandlung verschlimmern. Da jedoch Menschen mit nicht behandelter Depression manchmal auch Selbstmord begehen, müssen die Betroffenen mit ihrem Arzt dieses Risiko gegenüber dem einer medikamentösen Behandlung abwägen.
Außerdem können bei SSRI bei längerer Behandlung zusätzliche Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und sexuelle Funktionsstörungen (bei einem Drittel der Betroffenen) auftreten. Einige SSRIs, wie Fluoxetin, verursachen Appetitverlust. Während der ersten Wochen nach Beginn der Einnahme von SSRIs können sich die Patienten tagsüber benommen führen. Dieses Gefühl ist aber nur vorübergehend.
Das abrupte Absetzen der SSRIs kann zu einem Entzugssyndrom führen, das Symptome wie Schwindel, Angstgefühle, Reizbarkeit, Müdigkeit, Übelkeit, Schüttelfrost und Muskelschmerzen hervorruft.
Neuere Antidepressiva
Neuere Antidepressiva sind so wirksam und sicher wie SSRI und haben ähnliche Nebenwirkungen. Zu diesen Medikamenten zählen:
Wie auch bei SSRIs kann das Selbstmordrisiko kurzzeitig steigen, wenn mit der Einnahme dieser Medikamente begonnen wird, und ein abruptes Absetzen von Serotonin- Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern kann zu einem Entzugssyndrom führen.
Andere Nebenwirkungen hängen vom Medikament ab (siehe Tabelle unten).
Heterozyklische (einschließlich trizyklische) Antidepressiva
Heterozyklische Antidepressiva, einst die Standardbehandlung, werden mittlerweile selten angewendet, da sie mehr Nebenwirkungen haben als andere Antidepressiva. Oft verursachen sie Benommenheit und führen zur Gewichtszunahme. Sie können in stehender Position auch zu erhöhtem Puls und sinkendem Blutdruck führen (dies wird als orthostatische Hypotonie bezeichnet). Weitere Nebenwirkungen, die als anticholinerge Effekte bezeichnet werden, sind unter anderem verschwommene Sicht, Mundtrockenheit, Verwirrtheit, Verstopfung und Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Anticholinerge Effekte wirken sich bei älteren Menschen häufig schwerer aus.
Das abrupte Absetzen von heterozyklischen Antidepressiva wie SSRI kann zu einem Entzugssyndrom führen.
Monoaminoxidase-Hemmer (MAOI)
Monoaminoxidase-Hemmer (Monoamine-Oxidase-Inhibitor, kurz MAOI) sind sehr wirksam, werden aber selten verschrieben, außer wenn andere Antidepressiva ohne Wirkung bleiben. Patienten, die MAOI einnehmen, müssen bei ihrer Ernährung einige Einschränkungen beachten und besondere Vorsicht walten lassen, um schwere Reaktionen wie einen plötzlichen heftigen Anstieg des Blutdrucks mit heftig pochenden Kopfschmerzen (hypertensive Krise) zu vermeiden. Diese Krise kann einen Schlaganfall hervorrufen. Die Vorsichtsmaßnahmen beinhalten
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auf den Verzehr von tyraminreichen Speisen und Getränken, z. B. Bier vom Fass, Rotweine (auch Sherry), Liköre, überreife Nahrungsmittel, Salami, ausgereifte Käsesorten, Fava- oder Ackerbohnen, Hefeextrakte (Marmite), Feigen aus der Dose, Rosinen, Joghurt, Käse, saure Sahne, Salzhering, Kaviar, Leber, stark plattiertes Fleisch und Sojasoße zu verzichten
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kein Pseudoephedrin, das in vielen rezeptfreien Husten- und Erkältungsmitteln enthalten ist, einzunehmen
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kein Dextromethorphan (ein Hustenmittel), Reserpin (ein Antihypertensivum/blutdrucksenkendes Mittel) oder Pethidin/Meperidin (ein Analgetikum) einzunehmen
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immer ein Antidot (Gegenmittel), z. B. Chlorpromazin, mitzuführen, für den Fall, dass heftig pochende Kopfschmerzen auftreten. In diesem Fall sollte man sofort das Antidot einnehmen und sich zur nächsten Notaufnahme begeben
Patienten, die MAOIs einnehmen, sollten auch die Einnahme anderer Arten der Antidepressiva vermeiden, einschließlich heterozyklischer Antidepressiva, SSRI, Bupropion, Serotoninmodulatoren und Serotonin- Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Die Einnahme von MAOI mit einem weiteren Antidepressivum kann eine gefährlich hohe Körpertemperatur, Muskelabbau, Niereninsuffizienz und Anfälle zur Folge haben. Diese Nebenwirkungen, auch als malignes neuroleptisches Syndrom bezeichnet, können tödlich sein.
Das abrupte Absetzen von MAOIs kann wie bei SSRIs zu einem Entzugssyndrom führen.
Medikamente zur Behandlung von Depressionen
Medikament |
Einige Nebenwirkungen |
Anmerkungen |
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Selective serotonin reuptake inhibitors, SSRI) |
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Citalopram Escitalopram Fluoxetin Fluvoxamin Paroxetin Sertralin Vilazodon |
Sexuelle Funktionsstörungen (vor allem verzögerter Orgasmus, aber auch Verlust des Sexualtriebs und erektile Dysfunktion bei manchen Patienten), Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Gewichtsabnahme (kurzzeitig), Gewichtszunahme (langfristig), Entzugssyndrom,* Vergesslichkeit, Gefühlsabstumpfung und Neigung zu Blutergüssen |
SSRI sind die am häufigsten verwendete Klasse von Antidepressiva. Sie sind auch wirksam bei generalisierter Angststörung, Zwangsstörung, Panikstörung, Phobien, posttraumatischer Belastungsstörung, prämenstrueller dysphorischer Störung und Bulimie. Bei Überdosierung geringeres Risiko einer Intoxikation als bei anderen Antidepressiva. |
Noradrenalin- Dopamin-Wiederaufnahmehemmer |
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Bupropion |
Kopfschmerzen, Erregung, Entzugssyndrom,* bei manchen Patienten Bluthochdruck und, in seltenen Fällen, Anfälle |
Bupropion ist hilfreich bei depressiven Patienten, die auch am Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom leiden, kokainabhängig sind und sich das Rauchen abgewöhnen möchten. Bupropion ruft keine sexuellen Funktionsstörungen hervor. |
Serotoninmodulatoren (5-HT2-Blocker) |
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Mirtazapin |
Benommenheit und Gewichtszunahme |
Mirtazapin verursacht keine Übelkeit oder sexuellen Funktionsstörungen. |
Trazodon |
Langanhaltende Benommenheit, schmerzhafte und dauerhafte Erektion (Priapismus) und übermäßiger Abfall des Blutdrucks in stehender Position |
Trazodon wird meistens vorm Zubettgehen von Personen eingenommen, die sowohl unter Depressionen als auch an Schlaflosigkeit leiden. |
Serotonin- Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer |
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Desvenlafaxin Duloxetin Levomilnacipran Venlafaxin |
Übelkeit, Mundtrockenheit, Entzugssyndrom,* und, wenn hohe Dosen eingenommen werden, erhöhter Blutdruck |
Die meisten Nebenwirkungen können verhindert oder verringert werden, wenn niedrige Dosen eingenommen und Dosisänderungen langsam vollzogen werden. |
Heterozyklische (einschließlich trizyklische) Antidepressiva |
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Benommenheit, Gewichtszunahme, erhöhte Herzfrequenz, niedriger Blutdruck in stehender Position (orthostatische Hypotonie), Mundtrockenheit, Verwirrtheit, verschwommene Sicht, Verstopfung, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, verzögerter Orgasmus und Entzugssyndrom* Bei Clomipramin und Maprotilin: Krampfanfälle |
Diese Medikamente werden älteren Patienten normalerweise nicht verschrieben, da die Nebenwirkungen bei diesen meistens ausgeprägter auftreten. Eine Überdosierung kann eine schwere, möglicherweise lebensbedrohliche Intoxikation auslösen. |
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Monoaminoxidase-Hemmer (MAOI) |
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Schlaflosigkeit, Übelkeit, Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen (Verlust des Sexualtriebs, verzögerter Orgasmus und Erektionsstörung), Kribbeln und Stechen, Schwindel, niedriger Blutdruck (insbesondere in stehender Position) und Entzugssyndrom* |
Personen, die diese Medikamente einnehmen, müssen Ernährungseinschränkungen befolgen und die Anwendung bestimmter Medikamente vermeiden, um einer schweren Reaktion mit plötzlichem Anstieg des Blutdrucks und starken, pochenden Kopfschmerzen vorzubeugen (hypertensive Krise). Selegilin gibt es als Pflaster. Mit dem Pflaster müssen die Patienten keine Einschränkungen in ihrer Ernährung beachten, solange das Pflaster keine erhöhte Dosis enthält. |
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Psychostimulanzien |
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Nervosität, Zittern, Schlaflosigkeit und Mundtrockenheit |
Diese Medikamente werden normalerweise mit Antidepressiva verwendet. Werden sie allein eingenommen, sind sie als Antidepressiva normalerweise unwirksam. |
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Melatonerge Antidepressiva |
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Agomelatin |
Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall |
Agomelatin weist weniger Nebenwirkungen als die meisten anderen Antidepressiva auf. Es verursacht keine Tagesmüdigkeit, Schlaflosigkeit, Gewichtszunahme oder sexuellen Funktionsstörungen. Agomelatin kann die Leberenzymspiegel erhöhen. Diese Spiegel sollten vor Einleitung der Therapie und anschließend alle 6 Wochen gemessen werden. |
Ketaminähnliches Medikament |
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Esketamin |
Schwindel, erhöhter Blutdruck, Gefühl des Losgelöstseins |
Esketamin ist mit dem Narkosemittel Ketamin verwandt. Esketamin wird zusammen mit anderen oralen Antidepressiva bei einer behandlungsresistenten Depression verwendet. Esketamin ist als Nasenspray erhältlich. |
* Das Entzugssyndrom umfasst Symptome wie Schwindel, Angstgefühle, Reizbarkeit, Müdigkeit, Übelkeit, Schüttelfrost und Muskelschmerzen, die auftreten, wenn ein Medikament abrupt abgesetzt wird. |
Ketaminähnliches Medikament
Ketamin ist ein Narkosemittel (Anästhetikum). Forscher haben jedoch herausgefunden, dass die von Ketamin betroffenen Gehirnmechanismen eine Rolle bei der Depression spielen, und wenn der Wirkstoff in Dosen verabreicht wird, die für eine Narkose nicht ausreichen würden, eine schnelle Besserung der depressiven Symptome erzielen kann. Vor kurzem hat Esketamin, eine Form von Ketamin, die Zulassung von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration, FDA) für Patienten mit schweren depressiven Störungen erhalten, die auf traditionelle Behandlungen nicht angesprochen haben. Es wird als Nasenspray verabreicht. Es wird in geringeren Dosen als bei einer Narkose (Anästhesie) verabreicht.
Die meisten Patienten, die Esketamin erhalten, erleben innerhalb von 3 bis 4 Stunden einen Rückgang der Symptome der Depression. Dies ist im Vergleich zu den meisten Antidepressiva, die ihre Wirksamkeit erst nach mehreren Wochen entfalten, eine sehr schnelle Reaktion. In den meisten Fällen beginnt die Wirkung von Esketamin nach ein bis zwei Wochen nachzulassen. In der Regel kann die Dosis etwa jede Woche wiederholt werden. Leider hört das Medikament schon nach wenigen Monaten auf, zu wirken. Es gibt einige wenige Patienten, die mit nur einer Behandlung einen ganzen Monat lang eine Wirkung spüren.
Nebenwirkungen können innerhalb von 1 bis 2 Stunden auftreten, u. a. erhöhter Blutdruck, Übelkeit und Erbrechen und Auswirkungen auf die geistige Verfassung, z. B., dass sich die Patienten von sich selbst losgelöst fühlen (Derealisation), Patienten, die eine Verzerrung von Zeit und Raum erleben oder unter Sinnestäuschungen leiden. Das Medikament wird in der Regel in einer Arztpraxis oder in einer Klinik verabreicht, damit die Ärzte die Person ein paar Stunden lang auf Nebenwirkungen hin überwachen können und weil Ketamin ein Medikament ist, das manchmal als Freizeitdroge missbraucht wird.
Weitere Informationen
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Depression and Bipolar Support Alliance (DBSA), Depression: Allgemeine Informationen über Depressionen, einschließlich Zugang zu Telefonseelsorge und Selbsthilfegruppen
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Mental Health America (MHA), Depression: Allgemeine Informationen über Depressionen, einschließlich der verschiedenen Formen davon, Zugang zu Telefonseelsorge und Selbsthilfegruppen und Links auf andere Hilfsmittel
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National Alliance on Mental Illness (NAMI), Depression: Allgemeine Informationen über Depressionen, einschließlich Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung
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National Institutes of Mental Health (NIMH), Depression: Allgemeine Informationen über viele Aspekte von Depressionen, einschließlich Behandlung und Therapien, Aufklärungsmaterialien und Informationen zu Forschung und klinischen Studien