Vitamine im Überblick

VonLarry E. Johnson, MD, PhD, University of Arkansas for Medical Sciences
Überprüft/überarbeitet Nov. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Vitamine bilden einen ausschlaggebenden Bestandteil der gesunden Ernährung. Welche Menge davon gesunde Menschen jeweils im Durchschnitt pro Tag aufnehmen sollten, um gesund zu bleiben, ist in den Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr für die meisten Vitamine festgelegt. Für manche Vitamine wurde auch eine sichere Obergrenze bestimmt. Die Aufnahme von Vitaminen über diese Grenze hinaus birgt das Risiko einer den Organismus schädigenden Wirkung (Toxizität).

Wussten Sie ...

  • Der Verzehr sehr großer Mengen von bestimmten Vitaminen kann den Körper schädigen.

Eine zu geringe Menge bestimmter Vitamine kann jedoch zu einer ernährungsbedingten Erkrankung führen. Menschen, die sich vielseitig ernähren, werden jedoch kaum unter einem Vitaminmangel leiden. Eine Ausnahme bildet dabei der Vitamin-D-Mangel. Vitamin-D-Mangel ist bei bestimmten Personengruppen, beispielsweise älteren Menschen, häufig, selbst wenn sie sich vielseitig ernähren. Ein Mangel anderer Vitamine kann sich entwickeln, wenn eine sehr strenge Diät eingehalten wird, die ein bestimmtes Vitamin nicht in ausreichender Menge enthält. Beispielsweise können Veganer, die vollständig auf tierische Produkte verzichten, einen Mangel an Vitamin B12 aufweisen, das in Tierprodukten vorkommt. Ein Vitamin-B-, Biotin- oder Pantothensäuremangel tritt fast nie auf. Personen mit einem hohen Risiko für einen Vitaminmangel (z. B. Patienten, die eine bariatrische Operation, eine Hämodialyse oder eine Alkoholkrankheit hatten) können von einem täglichen Multivitaminpräparat profitieren.

Der Konsum großer, als Megadosen bezeichneter Mengen bestimmter Vitamine, die meist als Ergänzungspräparate eingenommen werden, kann sich ohne medizinische Begleitung schädigend auswirken.

Vitamine werden als essenzielle Mikronährstoffe bezeichnet, da der Körper sie dringend, jedoch nur in kleinen Mengen braucht.

Die meisten Vitamine speichert der Körper nicht. In der Regel kommt es zu einem Mangel dieser Vitamine innerhalb von Wochen bis Monaten. Daher müssen Menschen sie regelmäßig verzehren.

Die Vitamine A, B12 und D werden in beträchtlichen Mengen vor allem in der Leber gespeichert. Die Vitamine A und D werden ebenfalls in Fettzellen gespeichert. Die Entwicklung eines Mangels an diesen Vitaminen kann bis zu einem Jahr dauern.

Da sich viele Menschen nicht regelmäßig oder ausreichend vielseitig ernähren, erhalten sie aus den Mahlzeiten allein keine ausreichende Menge von Vitaminen. Ist dies der Fall, entsteht ein erhöhtes Risiko für andere Krankheiten. Dann kann die Einnahme eines Multivitaminpräparats angebracht sein. Jedoch verringert die Einnahme eines Multivitaminpräparats bei den meisten Menschen nicht das Risiko einer Krebserkrankung oder von Herz- oder Gefäßerkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen).

Tabelle

Einige Vitamine sind fettlöslich. Andere Vitamine sind wasserlöslich. Der Unterschied zwischen fett- und wasserlöslichen Stoffen beeinflusst die Ernährung auf verschiedene Weise.

Fettlösliche Vitamine

Fettlösliche Vitamine lösen sich in Fetten (Lipiden) auf. Dazu zählen:

  • Vitamin A

  • Vitamin D

  • Vitamin E

  • Vitamin K

Fettlösliche Vitamine werden in der Leber und in Fettgewebe gespeichert. Wird zu viel der fettlöslichen Vitamine A oder D verzehrt, können sich diese im Körper ansammeln und schädlich auswirken.

Da Fette in der Nahrung dem Körper helfen, fettlösliche Vitamine zu resorbieren, kann eine fettarme Diät zu einem Mangel dieser Vitamine führen. Manche Krankheiten, die als Malabsorption bezeichnet werden, wirken sich auf die Resorption von Fett und damit auch von fettlöslichen Vitaminen aus. Einige Medikamente wie mineralisches Öl haben dieselbe Wirkung. Fettlösliche Vitamine lösen sich in mineralischem Öl auf, das der Körper jedoch nicht resorbiert. Nimmt jemand mineralisches Öl ein (z. B. ein Abführmittel), werden die Vitamine an das Öl gebunden wieder ausgeschieden, also nicht im Körper aufgenommen.

Fettlösliche Vitamine werden beim Kochen nicht zerstört.

Wasserlösliche Vitamine

Wasserlösliche Vitamine lösen sich in Wasser auf. Dazu zählen:

  • B-Vitamine

  • Vitamin C

Zu den B-Vitaminen zählen Biotin, Folat (Folsäure), Niazin, Pantothensäure, Riboflavin (Vitamin B2), Thiamin (Vitamin B1) sowie Vitamin B6 (Pyridoxin) und Vitamin B12 (Cobalamine).

Wasserlösliche Vitamine werden im Urin ausgeschieden und generell vom Körper schneller ausgeschieden als fettlösliche Vitamine. Wasserlösliche Vitamine werden bei der Lagerung und Zubereitung von Nahrungsmitteln schneller zerstört. Mit folgenden Maßnahmen kann der Verlust dieser Vitamine verhindert werden:

  • Aufbewahrung von Frischerzeugnissen im Kühlschrank

  • Lagerung von Milch und Getreide fern von starker Lichteinstrahlung

  • Verwendung des Gemüsekochwassers zur Zubereitung von Suppen

Ursachen

Krankheiten, die die Resorption von Nahrungsmitteln im Darm behindern (sogenannte Malabsorption), können zu einem Vitaminmangel führen.

Manche Krankheiten beeinträchtigen die Aufnahme von Fett im Körper. Sie können auch die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K behindern und damit das Risiko für einen Vitaminmangel erhöhen. Zu solchen Krankheiten zählen chronischer Durchfall, Morbus Crohn, Mukoviszidose, bestimmte Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und ein Verschluss der Gallengänge.

Chirurgische Eingriffe zur Gewichtsreduktion (bariatrische Operationen) können ebenfalls die Vitaminresorption beeinträchtigen.

Leberkrankheiten und Alkoholkrankheit können die Verdauung (Verstoffwechselung) oder Speicherung von Vitaminen beeinträchtigen.

Manchmal ist eine Störung der Vitaminaufnahme auch erblich bedingt, sodass dadurch ein Vitaminmangel entsteht.

Wenn Menschen für einen langen Zeitraum intravenös ernährt werden müssen oder wenn die Nahrungszusammensetzung nicht ausreichend nahrhaft ist, können diese Patienten einen Vitamin- oder Mineralienmangel entwickeln.

Außerdem können Medikamente einen Vitaminmangel auslösen. Sie tragen dann zu einer Störung der Resorption, Verstoffwechselung oder Speicherung eines Vitamins bei.

Tabelle