Physiologische Ursachen für chronische Bauchschmerzen

Grund

Verdächtige Befunde*

Diagnostischer Ansatz†

Urogenitale Störungen

Kongenitale Anomalien

Wiederkehrende Harnwegsinfektionen

Intravenöse Urographie

Sonographie

Endometriose

Beschwerden vor oder während der Menstruation

Laparoskopie

Ovarialzyste, Eierstockkrebs

Unklare Unterbauchbeschwerden, Blähungen

Ggf. tastbare Raumforderung im Becken

Sonographie des Beckens

Gynäkologische Untersuchung

Nierensteine

Fieber, Flankenschmerzen, dunkler oder blutiger Urin

Urinkultur

Intravenöse Urographie

CT

Folgen einer akuten entzündlichen Beckenerkrankung

Beckenbeschwerden

Entzündliche Beckenerkrankung in der Vorgeschichte

Gynäkologische Untersuchung

Gelegentlich Laparoskopie

Gastrointestinale Erkrankungen

Zöliakie

Gedeihstörungen bei Kindern

Blähungen, Durchfall und oft Steatorrhö

Symptome verschlimmern sich, wenn glutenhaltige Produkte aufgenommen werden

Serologische Marker/HLA-DQ2/HLA-DQ8 Haplotyp-Test

Dünndarmbiopsie

Chronische Blinddarmentzündung

Mehrere frühere Schmerzepisoden im RLQ

Abdomen-CT

Sonographie

Chronische Cholezystitis

Rezidivierende kolikartige Schmerzen im RUQ

Sonographie

Chronische Hepatitis

Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Anorexie

Gelbsucht ungewöhnlich

Akute Hepatitis in der Vorgeschichte bei etwa einem Drittel der Patienten

Lebertests, International Normalized Ratio, Albumin und Thrombozyten

Titer für virale, autoimmune oder metabolische Ursachen von Hepatitis

Chronische Pankreatitis, Pankreaspseudozyste

Schwere Schmerzepisoden in der Magengegend

Ggf. Malabsorption (z. B. Durchfall, Fettsstuhl)

Normalerweise akute Pankreatitis in der Vorgeschichte

Serumlipasewerte (häufig nicht erhöht)

CT oder MRT oft mit MRCP

Stuhluntersuchungen (fäkale Elastase oder fäkales Fett)

Kolonkarzinom

Beschwerden selten, aber möglicherweise kolikartige Beschwerden, falls linkes Kolon teilweise verstopft ist

Oft okkultes oder sichtbares Blut im Stuhl

Koloskopie

Morbus Crohn

Schmerzepisoden mit Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Durchfall

Extraintestinale Symptome (Gelenke, Augen, Mund, Haut)

CT oder Dünndarmkontrasteinlauf

Koloskopie und Ösophagogastroduodenoskopie mit Biopsie

Magenkrebs

Dyspepsie oder leichte Schmerzen

Oft okkultes Blut im Stuhl

Obere Endoskopie

Granulomatöse Enterokolitis

Familienanamnese

Wiederkehrende Infektionen an anderen Lokalisationen (z. B. Lunge, Lymphknoten)

Blutsenkung (BSG)

Koloskopie

CT

Hiatushernie mit gastroösophagealem Reflux

Sodbrennen

Manchmal Husten und/oder Heiserkeit

Nachlassen der Symptome bei Einnahme von Antazida

Manchmal Regurgitation von Mageninhalt in den Mund

Bariumbreischluck

Endoskopie

Intestinale Tuberkulose

Chronische unspezifische Schmerzen

Manchmal tastbare Masse im RLQ

Fieber, Durchfall, Gewichtsverlust

Tuberkulintest

Endoskopie für Biopsie

CT mit oralem Kontrastmittel

Röntgenthorax

Laktoseintoleranz

Blähungen und Krämpfe nach der Einnahme von Milchprodukten

Wasserstoffatemtest

Vermeidung von laktosehaltigen Lebensmitteln

Pankreaskarzinom

Starke Schmerzen im Oberbauch, die

  • oft in den Rücken ausstrahlen

  • erst spät im Krankheitsverlauf auftreten, wenn ein Gewichtsverlust häufig eingetreten ist

Kann Verschlussikterus verursachen

CT

MRT/MRCP oder ERCP

Endosonographie

Parasitenbefall (besonders Giardiasis)

Reise oder Exposition in der Vorgeschichte

Krämpfe, Blähungen, Durchfall

Stuhluntersuchung auf Eizellen und Parasiten

Stuhlenzymimmunoassay (auf Giardia)

Peptische Ulkuskrankheit

Nachlassen der Oberbauchschmerzen durch Nahrungsaufnahme und Antazida

Auch Patienten in der Nacht wecken

Endoskopie und Biopsie auf Helicobacter pylori

H. pylori-Atemtest oder Stuhl-Antigen-Test

Beurteilung des Konsums von nichtsteroidalen Antirheumatika, Alkohol und Tabak

Stuhluntersuchung auf okkultes Blut

Postoperative Adhäsionen

Zurückliegender chirurgischer Eingriff am Abdomen

Kolikartige Beschwerden mit Übelkeit und ggf. Erbrechen

Abdomenübersichten, Dünndarmkonstrastaufnahmen oder CT-Enterographie

Abdomen-CT

Colitis Ulcerosa

Krampfartige Schmerzen mit blutigem Durchfall

Sigmoidoskopie

Rektale Biopsie

Koloskopie

Manchmal fäkales Calprotectin

Systemische Erkrankungen

Abdominale Epilepsie

Sehr selten

Episodische Schmerzen

Keine anderen gastrointestinalen Symptome

EEG

Akute Porphyrie

Wiederkehrende starke Bauchschmerzen, Erbrechen

Gutartige Abdomenuntersuchung

Ggf. neurologische Symptome (z. B. Muskelschwäche, Krampfanfälle, psychische Störung)

In einigen Fällen Hautläsionen

Urin, Porphobilinogen und Delta-Aminolävulinsäure-Screening

RBC Deaminase-Assay

Cannabiskonsum (Cannabis-Hyperemesis-Syndrom)

Anhaltende Übelkeit, Erbrechen und Dyspepsie, die oft durch eine heiße Dusche oder den Verzicht auf Marihuana gelindert werden

Erfordert in der Regel einen chronischen Cannabiskonsum

Klinische Untersuchung

Drogenscreening im Urin

Familiäres Mittelmeerfieber

Familienanamnese

Häufiges Fieber und Bauchfellentzündung begleiten oft die Schmerzanfälle

Beginnend in der Kindheit oder Adoleszenz

Gentests

Nahrungsmittelallergie

Symptome entwickeln sich nur nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel (z. B. Fisch)

Ausschlussdiät

Immunoglobulin-A-assoziierte Vaskulitis (vormals Henoch-Schönlein-Purpura)

Tastbarer Purpura-Ausschlag

Gelenkschmerzen

Okkultes Blut im Stuhl

Biopsie der Hautläsionen

Angioödem des Darms

Familienanamnese

Schmerzen, häufig mit peripherem Angioödem und Fieber

Komplementspiegel (C4) während der Attacken

Test auf C1-Inhibitor-Mangel

Bleivergiftung

Kognitive/Verhaltensauffälligkeiten

Bleispiegel im Blut

Migräne-Äquivalent

Seltene Variante mit Schmerzen im Oberbauch und Erbrechen

Vor allem bei Kindern

Gewöhnlich Familienanamnese mit Migräne

Klinische Untersuchung

Sichelzellanämie

Familienanamnese

Schwere Episoden von Bauchschmerzen, die länger als einen Tag anhalten

Rezidivierende Schmerzen in nonabdominal sites

Sichelzell-Präparation

Hämoglobinelektrophorese

* Befunde sind nicht immer vorhanden und können auch bei anderen Erkrankungen bestehen.

† Die klinische Bewertung wird immer durchgeführt, wird aber in dieser Rubrik nur erwähnt, wenn sie das einzige Mittel zur Diagnose sein kann.

EEG = Elektroenzephalographie; ERCP = endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie; ESR = Erythrozytensedimentationsrate; GI = gastrointestinal; IVU = intravenöse Urographie; MRCP = Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie; PID = entzündliche Beckenerkrankung; RBC = Erythrozyten; RLQ = rechter unterer Quadrant; RUQ = rechter oberer Quadrant; SBFT = Dünndarmeinlauf; HWI = Harnwegsinfektion.

Modified from Barbero GJ: Recurrent abdominal pain in childhood. Pediatr Rev 4(1):29–34, 1982, doi: 10.1542/pir.4-1-29, and from Greenberger NJ: Sorting through nonsurgical causes of acute abdominal pain. J Crit Illn 7:1602–1609, 1992.