Myokarditis

VonBrian D. Hoit, MD, Case Western Reserve University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juli 2022 | Geändert Dez. 2022
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Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskelgewebes (Myokardium), die zum Absterben des Gewebes führt.

  • Sie kann durch viele Erkrankungen, einschließlich Infektionen, Toxine und Medikamente, die sich auf das Herz auswirken, verursacht werden, aber auch durch systemische Erkrankungen wie Sarkoidose. Meistens ist die Ursache jedoch nicht bekannt.

  • Die Symptome können wechseln, doch sie können Folgendes umfassen: Ermüdung, Kurzatmigkeit, Schwellungen (Ödeme), Empfinden des Herzschlags (Palpitationen) und plötzlicher Tod.

  • Die Diagnose basiert auf einer Elektrokardiografie (EKG), der Messung kardialer Biomarker, Aufnahmen des Herzens und der Biopsie des Herzmuskels.

  • Die Behandlung hängt von der Ursache ab und umfasst Medikamente zur Behandlung von Herzinsuffizienz und Arrhythmien und in seltenen Fällen einer Operation.

Die Entzündung kann sich über den Herzmuskel ausgebreitet haben oder auf einen oder einige wenige Bereiche begrenzen. Wenn sich die Entzündung in das Perikard (die bewegliche, zweiblättrige Umhüllung des Herzens) erstreckt, führt das zu einer Myoperikarditis. Die Art der Symptome kann dadurch bestimmt werden, wie viel des Herzmuskels betroffen ist und wie weit sich die Entzündung in den Herzbeutel ausgebreitet hat. Eine Entzündung, die sich im Herzen ausgebreitet hat, kann möglicherweise zu einer Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen und manchmal zu einem plötzlichen Herztod führen. Bei einer Entzündung, die sich nicht so sehr ausgebreitet hat, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie zu einer Herzinsuffizienz führt. Diese kann aber dennoch Herzrhythmusstörungen und einen plötzlichen Herztod verursachen. Die Beteiligung des Herzbeutels führt zu Schmerzen im Brustkorb und zu anderen Symptomen, die für eine Perikarditis charakteristisch sind. Manche Menschen haben keine Symptome.

Ursachen der Myokarditis

Eine Myokarditis kann infektiöse oder nicht infektiöse Ursachen haben. Viele Ursachen können nicht identifiziert werden (sie sind idiopathisch).

In den Vereinigten Staaten und den meisten anderen Industrieländern wird eine infektiöse Myokarditis meist durch eine Virusinfektion verursacht. Die häufigsten virusbasierenden Ursachen in den Vereinigten Staaten sind das Parvovirus B19 und das humane Herpesvirus 6. Manchmal verursacht das SARS-CoV-2-Virus eine Myokarditis. In Gebieten mit weniger Ressourcen wird eine infektiöse Myokarditis am häufigsten durch rheumatisches Fieber, die Chagas-Krankheit oder AIDS verursacht.

Zu den nicht infektiösen Ursachen gehören u. a. Substanzen, die für das Herz giftig sind (wie Alkohol und Kokain), bestimmte Medikamente und einige Autoimmun- und Entzündungskrankheiten. Es kann auch nach der Impfung gegen COVID-19 mit einem mRNA-basierten Impfstoff zu einer Myokarditis kommen, was selten passiert. Sie tritt hauptsächlich bei Jugendlichen und jungen Männern und in der Regel innerhalb einer Woche nach der Impfung auf. Eine durch Medikamente verursachte Myokarditis nennt man Überempfindlichkeitsmyokarditis.

Tabelle

Riesenzellmyokarditis

Eine Riesenzellmyokarditis ist eine seltene, schwerwiegende Form der Myokarditis, die rasch beginnt. Die Ursache für diese Entzündungsart ist nicht bekannt, kann jedoch in der Immunabwehr liegen. Zur Diagnose wird eine Biopsie durchgeführt. Bei einer Riesenzellmyokarditis reicht die Pumpleistung des Herzens plötzlich nicht mehr aus, um die Körperfunktionen zu unterstützen (das wird als kardiogener Schock bezeichnet). Oft kommt es auch zu Herzrhythmusstörungen, die nur schwer zu korrigieren sind. Die Prognose dieser Erkrankung ist schlecht, doch eine immunsuppressive Therapie kann dazu beitragen, das Überleben zu verbessern.

Symptome einer Myokarditis

Betroffene leiden ggf. nur an ein paar Symptomen oder sie leiden an einer sehr schweren und rasch fortschreitenden Herzinsuffizienz und schweren Herzrhythmusstörungen. Die Symptome hängen von der Ursache der Myokarditis sowie vom Ausmaß und der Schwere der Entzündung ab.

Zu den Symptomen einer Herzinsuffizienz gehören u. a. Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Schwellungen (Ödem).

Manche Patienten sind sich ihrem Herzschlag bewusst (Palpitationen) oder werden ohnmächtig. Manchmal ist das erste Symptom eine plötzlich auftretende, schwere Herzrhythmusstörung.

Wenn es neben der Myokarditis zu einer Entzündung des Herzbeutels kommt, kann es zu Schmerzen im Brustkorb kommen. Stumpfe oder stechende Schmerzen können in den Hals, Rücken oder die Schulter ausstrahlen. Die Schmerzen können mild bis schwer ausgeprägt sein. Die durch die Perikarditis verursachten Schmerzen im Brustkorb verschlimmern sich normalerweise durch Bewegung des Brustkorbs wie beim Husten, Atmen oder dem Schlucken von Nahrung. Die Schmerzen können gelindert werden, wenn man sich aufsetzt oder sich nach vorne lehnt.

Bei einer infektiösen Myokarditis kann es zu Symptomen der Infektion kommen wie Fieber und Muskelschmerzen, bevor es zu einer Myokarditis kommt. Eine Myokarditis im Zusammenhang mit Medikamenten oder eine Überempfindlichkeitsmyokarditis kann von einem Ausschlag begleitet werden. Manchmal kommt es zu vergrößerten Lymphknoten.

Eine Myokarditis kann akut, subakut oder chronisch sein. In manchen Fällen kann sie zu einer dilatativen Kardiomyopathie führen.

Diagnose einer Myokarditis

  • Elektrokardiografie (EKG) und Messung der kardialen Marker

  • Aufnahmen des Herzens

  • Manchmal Endomyokardbiopsie

  • Tests zur Klärung der Ursache

Wenn ansonsten gesunde Personen ohne Risikofaktoren für Herzerkrankungen Symptome einer Herzinsuffizienz oder von Herzrhythmusstörungen aufweisen, kann dies auf eine Myokarditis hinweisen.

Eine EKG wird durchgeführt, um Nachweise eines Herzproblems zu finden.

Die Blutkonzentration der kardialen Marker (Substanzen, die vorhanden sind, wenn das Herz geschädigt ist) wird gemessen.

Eine Echokardiografie kann Anomalien bei Myokarditis-Patienten aufzeigen.

Eine Magnetresonanztomografie des Herzens kann ein charakteristisches Anomaliemuster bei Myokarditis-Patienten aufweisen.

Zur Bestätigung der Myokarditis kann eine Endomyokardbiopsie durchgeführt werden. Bei dieser wird eine Gewebeprobe von der Herzinnenwand entnommen, um diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. Da eine Diagnose jedoch davon abhängt, dass eine Gewebeprobe vom erkrankten Bereich entnommen wird, ist eine Endomyokardbiopsie möglicherweise nicht der beste Test, um die Diagnose einer Endokarditis zu stellen. Wenn eine Endomyokardbiopsie also auf eine Myokarditis hinweist, ist die Erkrankung bestätigt. Nur weil eine Gewebeprobe keine Anzeichen einer Myokarditis aufweist, bedeutet das jedoch nicht, dass diese Diagnose ausgeschlossen werden kann. Zudem birgt diese Biopsie das Risiko schwerer Komplikationen, einschließlich eines Risses in der Herzwand und Tod. Sie wird daher nicht routinemäßig durchgeführt, es sei denn, es wird eine Riesenzellmyokarditis vermutet (da eine rasche Behandlung dieser Erkrankung lebensrettend sein kann) oder eine Myokarditis verursacht eine schwere Herzinsuffizienz oder schwere Herzrhythmusstörungen.

Ursachenfindung

Nach der Diagnose der Myokarditis werden Tests durchgeführt, um die Ursache zu bestimmen. Bei jungen, zuvor gesunden Erwachsenen, die an einer Virusinfektion und einer Myokarditis leiden, ist eine umfangreiche Beurteilung für gewöhnlich nicht notwendig.

Ein großes Blutbild hilft dabei, bestimmte Arten der weißen Blutkörperchen (Eosinophile) zu finden, die bei Patienten mit einer Überempfindlichkeitsmyokarditis, die in der Regel durch eine Medikamentenallergie hervorgerufen wird, in großer Anzahl vorhanden sind.

Da eine Myokarditis einen Herzinfarkt imitieren kann, kann eine Herzkatheterisierung sinnvoll sein, um eine Verringerung des Blutflusses zum Herzen auszuschließen.

In anderen Fällen kann eine Biopsie des Herzgewebes notwendig sein, um eine Diagnose zu stellen.

Andere Tests, einschließlich Tests auf eine Autoimmunerkrankung, eine Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus, Histoplasmose und andere Infektionen, sind eventuell notwendig.

Behandlung einer Myokarditis

  • Behandlung der Herzinsuffizienz und der Herzrhythmusstörungen

  • Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung

Die Behandlung der Herzinsuffizienz umfasst Diuretika und Nitrate zur Symptomlinderung. Bei manchen Fällen einer Herzinsuffizienz ist eventuell eine Operation wie z. B. das Einsetzen eines linksventrikulären Herzunterstützungssystems (left ventricular assist device, LVAD) oder eine Herztransplantation notwendig. Eine langfristige medikamentöse Behandlung der Herzinsuffizienz ist notwendig.

Herzrhythmusstörungen werden mit einer entsprechenden Therapie behandelt. Wenn die Herzrhythmusstörungen anhalten, ist manchmal ein Schrittmacher notwendig.

Antibiotika oder Medikamente zur Behandlung von anderen Infektionen können manchmal verabreicht werden, wenn die Ursache der Myokarditis eine Infektion ist.

Wenn die Myokarditis durch ein Medikament oder ein Toxin verursacht wird, wird die Behandlung mit der verursachenden Substanz beendet und es werden Kortikosteroide verabreicht.

Eine Riesenzellmyokarditis wird mit Kortikosteroiden und einer immunsuppressiven Therapie behandelt.

Eine durch Sarkoidose verursachte Myokarditis wird mit Kortikosteroiden behandelt.