Tinnitus

VonEric J. Formeister, MD, MS, Dept. of Head and Neck Surgery and Communication Sciences, Duke University School of Medicine
Reviewed ByLawrence R. Lustig, MD, Columbia University Medical Center and New York Presbyterian Hospital
Überprüft/überarbeitet Geändert Jan. 2025
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Bei Tinnitus handelt es sich um Geräusche in den Ohren. Rund 10–15% der Bevölkerung haben bereits einen Tinnitus erlebt.

Als subjektiver Tinnitus wird die Wahrnehmung von Tönen ohne akustischen Reiz bezeichnet, die nur für den Patienten hörbar sind. In den meisten Fällen ist der Tinnitus subjektiv.

Objektiver Tinnitus ist selten und entsteht durch Geräusche, die von Strukturen in der Nähe des Ohrs (z. B. Karotisfistel/-aneurysma, arteriovenöse Fehlbildung, durale arteriovenöse Fistel, Stenose des Sinus sigmoideus oder der A. carotis) oder im Mittelohr (z. B. Spasmus des M. tensor tympani oder des M. stapedius) erzeugt werden. Per Definition ist der Tinnitus so laut, dass er vom Untersucher entweder mit oder ohne Stethoskop zur Auskultation des Mastoidknochens hörbar ist. Objektiver Tinnitus ist äußerst selten.

Merkmale

Ein Tinnitus kann als Summen, Klingeln, Dröhnen, Pfeifen oder Zischen in den Ohren beschrieben werden, das sich manchmal verändert und komplexer wird. Wenn das vom Patienten wahrgenommene Geräusch nicht synchron mit seinem Herzschlag ist, wird es als nicht-pulsatil beschrieben. Ein objektiver Tinnitus ist typischerweise pulsierend (synchron mit dem Herzschlag) oder intermittierend. Ein Tinnitus ist am deutlichsten wahrnehmbar in ruhiger Umgebung und in Abwesenheit von störenden Reizen, weshalb er sich häufig vor dem Schlafengehen verschlimmert.

Er kann intermittierend oder kontinuierlich sein. Anhaltender Tinnitus ist bestenfalls nur lästig, oft aber ziemlich entnervend. Manche Patienten gewöhnen sich besser an den Zustand als andere; gelegentlich kann es zu Depressionen kommen. Stress verschlimmert den Tinnitus.

Pathophysiologie des Tinnitus

Vom subjektiven Tinnitus wird angenommen, dass er durch abnorme neuronale Aktivität im auditorischen Kortex verursacht ist. Zu solcher Aktivität kommt es, wenn der Input über die Hörbahn (Hörschnecke, Hörnerv, Kerne im Hirnstamm, auditorischer Kortex) gestört ist oder in irgendeiner Weise verändert wird. Diese Störung kann zum Verlust der Unterdrückung der inneren kortikalen Aktivität und vielleicht zur Schaffung von neuen neuronalen Verbindungen führen. Einige glauben, das Phänomen sei ähnlich der Entwicklung von Phantomschmerz nach einer Amputation. Eine Schallleitungsschwerhörigkeit (z. B. verursacht durch einen Zeruminalpfropf, eine Otitis media oder Funktionsstörungen der Tuba Eustachii) kann auch mit subjektivem Tinnitus assoziiert sein, indem der Geräuschinput zum zentralen auditorischen System verändert wird. Subjektiver, nicht-pulsatiler Tinnitus ist jedoch bei Schallempfindungsschwerhörigkeit weitaus häufiger und tritt bei 70 bis 85% der Patienten mit gleichzeitiger Schallempfindungsschwerhörigkeit auf (1).

Objektiver Tinnitus bezeichnet tatsächliche Geräusche, die durch physiologische Phänomene in der Nähe des Mittelohrs erzeugt werden und vom Kliniker gehört werden können. In der Regel ist das Geräusch pulsierend und stammt von Blutgefäßen, entweder von normalen Gefäßen mit erhöhtem oder turbulentem Fluss (z. B. verursacht durch Arteriosklerose) oder von abnormen Gefäßen (z. B. bei Tumoren oder Gefäßfehlbildungen). Gelegentlich verursachen Muskelkrämpfe oder eine Myoklonie der Gaumenmuskeln oder von Muskeln im Mittelohr (M. stapedius, M. tensor tympani) Klickgeräusche. Objektiver Tinnitus erfordert immer eine weitere Abklärung mit bildgebenden Verfahren.

Hinweis zur Pathophysiologie

  1. 1. Shargorodsky J, Curhan GC, Farwell WR. Prevalence and characteristics of tinnitus among US adults. Am J Med 2010;123(8):711-718. doi:10.1016/j.amjmed.2010.02.015

Ätiologie des Tinnitus

Die Ursachen können danach eingeteilt werden, ob sie zu einem subjektiven oder einem objektiven Tinnitus führen (siehe Tabelle Ursachen von Tinnitus).

Subjektiver Tinnitus

Zu einem subjektiven Tinnitus kann fast jede die Hörbahn betreffende Störung führen.

Am häufigsten sind Störungen, die mit einer Schallempfindungsschwerhörigkeit einhergehen, insbesondere

Infektionen und Zentralnervensystem-Läsionen (z. B. verursacht durch Tumor, Schlaganfall, multiple Sklerose), die die Hörbahn betreffen, können ebenfalls ursächlich sein.

Auch Störungen, die zu Schallleitungsschwerhörigkeit führen, können Tinnitus verursachen. Hierzu zählen Verlegung des Gehörgangs durch Cerumen, einen Fremdkörper oder eine Otitis externa. Otitis media, Barotrauma, Funktionsstörungen der Tuba Eustachii und Otosklerose können ebenfalls mit Tinnitus assoziiert sein.

Bei einigen Patienten wird eine Dysfunktion des Kiefergelenks mit Tinnitus in Verbindung gebracht.

Objektiver Tinnitus

Ein objektiver Tinnitus umfasst in der Regel die vaskulären Strömungsgeräusche, die einen hörbaren pulsierenden Ton synchron mit dem Puls verursachen. Ursachen sind:

  • turbulente Strömung durch die Karotisarterie oder Jugularvene

  • gefäßreiche Tumoren im Mittelohr

  • Dural arteriovenöse Malformationen (AVM)

  • Zerebrale venöse Sinusstenose oder -thrombose, insbesondere transversale Sinusstenose

  • Idiopathische intrakranielle Hypertension (in der Regel bilateraler pulsatiler Tinnitus)

  • Knöcherne Dehiszenz über dem Sinus sigmoideus oder dem Bulbus jugularis im Mittelohr, Divertikel des Sinus sigmoideus

  • Dehiszenz des oberen Bogengangs

Flüssigkeit im Mittelohr kann zu einer verstärkten Übertragung von Pulsationen aus der A. carotis oder dem Bulbus venae jugularis führen, die sich auflöst, wenn die Flüssigkeit im Mittelohr verschwindet.

Muskelkrämpfe oder eine Myoklonie der Gaumenmuskeln oder jener des Mittelohrs (M. stapedius, M. tensor tympani) können ein wahrnehmbares Geräusch verursachen, in der Regel ein rhythmisches Klicken. Solche Krämpfe können idiopathisch oder durch Tumoren, Schädeltrauma sowie infektiöse oder demyelinisierende Erkrankungen (z. B. multiple Sklerose) verursacht sein.

Eine palatale Myoklonie führt zu einer sichtbaren Bewegung des Gaumens und/oder Trommelfells, die mit dem Tinnitus übereinstimmt.

Tabelle
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Untersuchung von Tinnitus

Anamnese

Die Anamnese des Krankheitsverlaufs sollte die Dauer des Tinnitus beachten, ob er ein- oder beidseitig auftritt und ob es sich um einen konstanten oder intermittierenden Ton handelt. Wenn intermittierend, sollte der Arzt bestimmen, ob es regelmäßig ist und ob es etwa der Pulsfrequenz (pulsierend) entspricht oder sporadisch auftritt. Jegliche Exazerbation oder lindernde Faktoren (z. B. Schlucken, Kopfposition) sind zu beachten. Wichtige assoziierte Symptome sind Schwerhörigkeit, Schwindel, Ohrenschmerzen und Ohrausfluss.

Bei der Anamneserehebung sollte nach Symptomen möglicher Ursachen gesucht werden, einschließlich Diplopie und Schwierigkeiten beim Schlucken oder Sprechen (Läsionen des Hirnstamms) sowie fokale Schwäche und sensorische Veränderungen (periphere Nervenstörungen, einschließlich einer Funktionsstörung des 8. Hirnnervs). Die Auswirkungen des Tinnitus auf den Patienten sollten ebenfalls eingeschätzt werden. Ob der Tinnitus ausreichend belastend ist, um Angst, Depression oder Schlaflosigkeit zu verursachen, sollte vermerkt werden.

In der Anamnese sollte nach Risikofaktoren für Tinnitus gefragt werden, einschließlich der Exposition gegenüber lautem Lärm (z. B. beruflich, Konzerte, Schusswaffen), plötzlicher Druckveränderung (beim Tauchen oder auf Flugreisen), Ohr- oder Zentralnervensystem-Infektionen oder Traumata in der Vorgeschichte, Bestrahlung des Kopfes sowie kürzlich eingetretenem starkem Gewichtsverlust (Risiko einer klaffenden Tuba Eustachii-Dysfunktion). Die Anwendung von Medikamenten sollte ermittelt werden, insbesondere von Salicylaten, Aminoglykosiden oder Schleifendiuretika.

Es werden verschiedene Bewertungssysteme verwendet, um die Auswirkungen des Tinnitus auf die täglichen Aktivitäten der Patienten zu quantifizieren (z. B. Tinnitus Functional Index, Tinnitus Handicap Index) (1, 2).

Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf das Ohr, das Nervensystem und die Auskultation auf Strömungsgeräusche im Hals und im Processus mastoideus.

Der Gehörgang sollte auf Ausfluss, Fremdkörper und Zerumen inspiziert werden. Das Trommelfell sollte auf Anzeichen für eine akute Infektion (z. B. Rötung, Vorwölbung), eine chronische Infektion (z. B. Perforation, Cholesteatom) und einen Tumor (rote oder bläuliche Masse) untersucht werden. Es sollte ein Hörtest am Krankenbett durchgeführt werden, einschließlich Weber- und Rinne-Tests mit einer 512-Hz-Stimmgabel.

Die Hirnnerven, inbesondere die vestibuläre Funktion (siehe Benommenheit und Schwindel), werden ebenso überprüft wie periphere Motorik, Sensorik und Reflexe. Ein Stethoskop wird verwendet, um ein vaskuläres Rauschen im Verlauf von Karotisarterie und Jugularvene sowie über und neben dem Ohr festzustellen.

Warnzeichen

Die folgenden Befunde sind von besonderer Bedeutung:

  • Gefäßgeräusch, insbesondere über dem Ohr oder dem Schädel

  • begleitende neurologische Symptome oder Beschwerden (außer Hörverlust)

  • einseitiger Tinnitus

  • Objektiver Tinnitus (der vom Untersucher gehört werden kann)

Interpretation der Befunde

Tinnitus mit asymmetrischem Hörverlust kann auf eine retrocochleäre Pathologie hinweisen, z. B. auf ein vestibuläres Schwannom (gutartiger Tumor, der vom vestibulären Anteil des 8. Hirnnervs im inneren Gehörgang ausgeht).

Es ist wichtig, darauf zu achten, ob der Tinnitus einseitig ist, da sich Vestibularisschwannome nur mit einseitigem Tinnitus manifestieren können. Diese Diagnose ist umso wahrscheinlicher, wenn zugleich eine einseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit besteht oder eine asymmetrische Schwerhörigkeit mit schlechterem Hörvermögen in dem von Tinnitus betroffenen Ohr.

Es ist auch wichtig, die seltenen Fälle von objektivem Tinnitus von den sehr viel häufigeren Fällen von subjektivem Tinnitus zu unterscheiden. Ein pulsierender oder intermittierender Tinnitus ist fast immer objektiv (wenn auch für den Untersucher nicht immer nachweisbar), ebenso wie er mit einem Gefäßgeräusch assoziiert ist. Pulsatiler Tinnitus ist in der Regel gutartig, erfordert aber oft eine weitere diagnostische Abklärung, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Ein konstanter Tinnitus ist in der Regel subjektiv (vielleicht mit der Ausnahme, dass er durch ein venöses Summen verursacht ist, das durch das Vorhandensein eines Gefäßgeräusches und häufig durch die Veränderung des Tinnitus bei einer Drehung des Kopfes oder einer Kompression der Jugularvene identifiziert werden kann).

Spezifische Ursachen können oft aufgrund der Untersuchungsbefunde vermutet werden (siehe Tabelle Ursachen von Tinnitus). Insbesondere Lärmexposition, Barotrauma oder die Einnahme bestimmter Medikamente vor dem Beginn legen diese Faktoren als Ursache nahe.

Tests

Alle Patienten mit Tinnitus sollten für eine umfassende audiologische Abklärung überwiesen werden, um Vorhandensein, Grad und Art der Schwerhörigkeit zu bestimmen.

Bei Patienten mit einseitigem Tinnitus und Hörverlust sollte eine Läsion in der hinteren Schädelgrube oder im inneren Gehörgang – wie z. B. ein Vestibularisschwannom oder Meningeom – mittels gadoliniumverstärkter MRT ausgeschlossen werden. Bei Patienten mit einseitigem Tinnitus und normalem Hörvermögen sowie unauffälliger körperlicher Untersuchung ist ein MRT nicht notwendig, es sei denn, der Tinnitus besteht > 6 Monate.

Das weitere Vorgehen richtet sich nach dem klinischen Bild (siehe Tabelle Ursachen von Tinnitus).

Patienten mit einem sichtbaren vaskulären Tumor im Mittelohr benötigen ein CT, ein Gadolinium-MRT und die Überweisung an einen Spezialisten, wenn sich die Diagnose bestätigen sollte.

Bei Patienten mit pulsatilem Tinnitus sind weitere Untersuchungen des Gefäßsystems (Karotis-, Vertebral- und intrakranielle Gefäße) erforderlich. Die bevorzugte Erstuntersuchung ist in der Regel eine CT-Angiographie (CTA) des Kopfes und des Halses, die Bilder der arteriellen und venösen Phase und knöcherne Rekonstruktionen umfassen sollte. Mit diesen Bildsequenzen lassen sich arterielle Ursachen des pulsatilen Tinnitus (z. B. Karotisstenose oder -aneurysma), venöse Ursachen (z. B. Verengung des Sinus transversus oder des Sinus sigmoideus, Divertikel des Bulbus jugularis) leicht erkennen, oder kombinierte arteriovenöse Ursachen wie arteriovenöse Malformationen oder durale arteriovenöse Fisteln, während die Knochenbilder knöcherne Ursachen des pulsierenden Tinnitus aufzeigen können (z. B. fehlender oder mangelhafter Knochen über dem Sinus sigmoideus oder dem Bulbus jugularis, Dehiszenz des Canalis semicircularis superior). Besteht bei der CTA der Verdacht auf ein Aneurysma, eine durale arteriovenöse Fistel oder eine arteriovenöse Malformation, sollte eine digitale Subtraktionsangiographie (DSA) durchgeführt werden. Wenn die CTA normal ist, aber der Verdachtsindex für eine durale AV-Fistel oder AVM hoch bleibt (z. B. objektiver pulsatiler Tinnitus im Hals oder über dem Processus mastoideus auskultiert werden kann), sollte dennoch eine DSA durchgeführt werden. Trotz der hohen Sensitivität bei der Erkennung der oben genannten „unverzichtbaren“ Diagnosen kann die CTA bei etwa 20% der Patienten mit pulsatilem Tinnitus keine Ätiologie feststellen (3). Unter diesen Umständen sollte eine zusätzliche Bildgebung mit einem MR-Angiogramm/Venogramm in Betracht gezogen werden (4). Wenn die CTA einen Verdacht auf eine Pathologie des Mittel- oder Innenohrs, des Schläfenbeins oder der Schädelbasis ergibt, ist eine kontrastverstärkte MRT der inneren Gehörgänge und der Schädelbasis erforderlich.

Patienten, die davon berichten, dass sie Klickgeräusche in einem oder beiden Ohren hören, sollten auf Tinnitus unersucht werden. Diese Bewertung kann durch Auskultation mit einem Stethoskop erfolgen oder durch Tympanometrie, um den Klonus des Tensor tympani, des M. stapedius und/oder der Gaumenmuskulatur zu identifizieren. Eine palatale Myoklonie sollte bei körperlicher Untersuchung der Mundhöhle sichtbar sein.

Literatur zur Evaluierung

  1. 1. Meikle MB, Henry JA, Griest SE, et al: The tinnitus functional index: development of a new clinical measure for chronic, intrusive tinnitus [published correction appears in Ear Hear 2012 May;33(3):443]. Ear Hear 2012;33(2):153-176. doi:10.1097/AUD.0b013e31822f67c0

  2. 2. Newman CW, Jacobson GP, Spitzer JB: Development of the Tinnitus Handicap Inventory. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 1996;122(2):143-148. doi:10.1001/archotol.1996.01890140029007

  3. 3. Formeister EJ, Xiao G, Clark J, et al: Combined Arterial and Venous Phase Computed Tomographic Imaging of the Skull Base in Pulsatile Tinnitus. Otol Neurotol 2022;43(9):1049-1055. doi:10.1097/MAO.0000000000003672

  4. 4. Abdalkader M, Nguyen TN, Norbash AM, et al: State of the Art: Venous Causes of Pulsatile Tinnitus and Diagnostic Considerations Guiding Endovascular Therapy. Radiology 300(1):2-16, 2021. doi: 10.1148/radiol.2021202584

Behandlung von Tinnitus

Durch Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung verringert sich möglicherweise auch der Tinnitus. Bei rund 50% der Tinnitus-Patienten wird dieser durch eine Korrektur des Hörverlustes (z. B. mit einem Hörgerät) gelindert. Einige Hörgeräte verfügen über programmierbare Tinnitus-Maskierungsgeräusche, die den Tinnitus anhand einer Selbsteinschätzungsskala reduzieren (1).

Da Stress und andere psychische Beschwerden (z. B. Depressionen) die Symptome verschlimmern können, sind Bemühungen hilfreich, diese Faktoren zu erkennen und zu behandeln. Viele Patienten lassen sich durch die Versicherung beruhigen, dass ihr Tinnitus kein ernsthaftes medizinisches Problem darstelle.

Ein Tinnitus kann auch durch Koffein und andere Stimulanzien verschlechtert werden, weshalb die Patienten auf die Verwendung dieser Stoffe zu verzichten versuchen sollten.

Obwohl es keine spezifische medizinische oder chirurgische Therapie gibt, profitieren einige Patienten von einer einfachen Tinnitus-Maskierung mit weißem Rauschen, das den Tinnitus mit leisem Ton überdecken kann. Eine Tinnitus-Retraining-Therapie kann einigen Patienten helfen (2). Die elektrische Stimulation des Innenohrs, wie bei einem Cochlea-Implantat, ist hochwirksam bei der Verringerung von Tinnitus. Mehr als 85% der hochgradig gehörlosen Patienten, die mit einem Cochlea-Implantat behandelt werden, berichten über eine vollständige oder teilweise Unterdrückung des Tinnitus (3).

Ein bimodales Neuralstimulationsgerät ist ein weiterer Ansatz, der bei etwa 80% der Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Tinnitus zu einer Verbesserung der von den Patienten angegebenen subjektiven Werte zu führen scheint (4). Dieses Gerät stimuliert gleichzeitig die Zunge mit einem individuellen Tinnitus-Maskierungsprogramm, das über die Ohren abgespielt wird.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Sanders PJ, Nielsen RM,Jensen JJ, Searchfield GD. Hearing aids with tinnitus sound support reduce tinnitus severity for new and experienced hearing aid users. Frontiers in Audiology and Otology 2023;1 doi: 10.3389/fauot.2023.1238164

  2. 2. Cima RF, Maes IH, Joore MA, et al. Specialised treatment based on cognitive behaviour therapy versus usual care for tinnitus: a randomised controlled trial. Lancet 2012;379(9830):1951-1959. doi:10.1016/S0140-6736(12)60469-3

  3. 3. Peter N, Liyanage N, Pfiffner F, Huber A, Kleinjung T. The Influence of Cochlear Implantation on Tinnitus in Patients with Single-Sided Deafness: A Systematic Review. Otolaryngol Head Neck Surg 2019;161(4):576-588. doi:10.1177/0194599819846084

  4. 4. Boedts M, Buechner A, Khoo SG, et al. Combining sound with tongue stimulation for the treatment of tinnitus: a multi-site single-arm controlled pivotal trial. Nat Commun 2024;15(1):6806. doi:10.1038/s41467-024-50473-z

Grundlagen der Geriatrie: Tinnitus

Fast 40% der Menschen zwischen 60 und 69 Jahren sind schwerhörig (1). Da Tinnitus bei Menschen mit Schallempfindungsschwerhörigkeit verbreitet ist, ist Tinnitus bei älteren Patienten häufig.

Geriatrie-Grundlagen

  1. 1. Hoffman HJ, Dobie RA, Losonczy KG, Themann CL, Flamme GA. Declining Prevalence of Hearing Loss in US Adults Aged 20 to 69 Years. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2017;143(3):274-285. doi:10.1001/jamaoto.2016.3527

Wichtige Punkte

  • Ein subjektiver Tinnitus wird durch eine Anomalie irgendwo in der Hörbahn verursacht.

  • Objektiver Tinnitus wird in der Regel durch ein tatsächliches Geräusch verursacht, das in einer vaskulären Struktur in der Nähe des Ohres entsteht.

  • Laute Geräusche, Alterung, Menière-Krankheit, Migräne und Medikamente sind die häufigsten Ursachen für subjektiven Tinnitus.

  • Einseitiger Tinnitus in Kombination mit Hörverlust oder Schwindel/Gleichgewichtsstörungen erfordert eine gadoliniumverstärkte Magnetresonanztomographie, um eine Läsion in der hinteren Schädelgrube oder im inneren Gehörgang auszuschließen.

  • Jeder Tinnitus, der mit einem neurologischen Defizit einhergeht, sollte eine neurologische Beurteilung veranlassen.

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