Akute Otitis Externa

(Schwimmerohr)

VonBradley W. Kesser, MD, University of Virginia School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Feb. 2024
Aussicht hier klicken.

Die Otitis externa ist eine akute Infektion der Gehörgangshaut, die in der Regel durch Bakterien verursacht wird; am häufigsten ist Pseudomonas. Symptome sind Schmerzen, Ausfluss und Hörverlust, wenn der Gehörgang zugeschwollen ist. Jede Manipulation an der Ohrmuschel verursacht Schmerzen. Die Diagnose basiert auf der Historie und der InspektUntersuchungon. Die Behandlung erfolgt durch sorgfältige Entfernung von abgestorbener Haut und Ohrenschmalz, topische Medikamente (einschließlich Antibiotika, Kortikosteroide und Essigsäure oder eine Kombination davon) und Vorsichtsmaßnahmen bei trockenem Ohr.

Eine Otitis externa kann sich auf ein lokales Furunkel beschränken oder als Infektion des gesamten Gehörgangs in Erscheinung treten (akute diffuse Otitis externa). Das letztere wird oft als Schwimmerotitis bezeichnet; die Kombination von Wasser im Gehörgang und die Verwendung von Wattestäbchen ist dabei der wichtigste Risikofaktor. Bei der als maligne Otitis externa bezeichneten Form liegt eine schwere (in der Regel Pseudomonas)Osteomyelitis des Schläfenbeins vor, die meist ältere Menschen, Diabetiker und immungeschwächte Patienten betrifft.

Ätiologie der akuten Otitis externa

Eine akute diffuse Otitis externa ist meist durch Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa, Proteus vulgaris, Staphylococcus aureus, oder Escherichia coli verursacht. Seltener sind Pilzinfektionen – mit Aspergillus niger oder Candida albicans, als typischen Vertretern – die Auslöser einer Otitis externa (Otomykose). Furunkel werden in der Regel durch S. aureus und durch Methicillin-resistente S. aureus (MRSA) verursacht.

Prädisponierende Bedingungen schließen

  • Unbeabsichtigte Verletzung des Gehörgangs, die durch Reinigung mit Wattestäbchen oder anderen Gegenständen hervorgerufen wurde

  • Allergien

  • Psoriasis

  • Ekzem

  • Seborrhoische Dermatitis

  • Verringerte Gehörgangazidität (möglicherweise aufgrund der wiederholten Gegenwart von Wasser)

  • Reizstoffe (z. B. Haarspray, Haarfärbemittel)

  • Verwendung von Ohrstöpseln oder Hörgeräten (insbesondere wenn diese Geräte nicht ausreichend gereinigt werden oder nicht richtig sitzen)

Versuche, den Gehörgang mit Wattestäbchen zu reinigen, können zu Mikroabrasionen der empfindlichen Haut im Gehörgang (diese Mikroabrasionen gelten als Eintrittspforte für Bakterien) führen und Detritus und Cerumen tiefer in den Gang vorschieben. In dem angehäuften Material fängt sich Wasser und weicht die Haut auf, wodurch einer bakteriellen Infektion der Boden bereitet wird.

Symptome und Anzeichen einer akuten Otitis externa

Patienten mit externer Otitis haben Schmerzen und Ausfluss. Wenn der Gehörgang anschwillt oder sich mit eitrigen Ablagerungen füllt, haben die Patienten manchmal einen übel riechenden Ausfluss und eine Hörminderung. Zug am Ohr oder Druck auf den Tragus geht mit ausgeprägter Berührungsempfindlichkeit einher. Die otoskopische Untersuchung ist so schmerzhaft, dass sie kaum durchgeführt werden kann und zeigt, Der Gehörgang erscheint erythematös, geschwollen und übersät mit feuchtem, eitrigem Detritus und desquamiertem Epithel.

Otitis externa
Einzelheiten ausblenden
Dieses Bild zeigt Schwellungen, Erythem und getrockneten Ausfluss als Folge einer Otitis externa.
Image courtesy of Karen McKoy, MD.

Eine Otomykose ist eher pruriginös als schmerzhaft, und die Patienten berichten auch über ein Völlegefühl im Ohr. Bei Pilzbefall (z. B. Otomykose durch A. niger) sind meist grauschwarze oder gelbe, von watteartigem Material (Hyphen) umgebene Punkte (Konidiophoren) sichtbar. Bei Patienten mit einer durch C. albicans verursachten Infektion sind die Pilze nicht sichtbar, aber in der Regel findet sich ein verdicktes, cremig-weißes Exsudat, das von Sporen begleitet sein kann, die ein samtiges Aussehen haben.

Otomykose
Einzelheiten ausblenden
Dieses Bild zeigt eine Otomykose des äußeren Gehörgangs, indiziert durch Pilzhyphen und Konidiophoren von Aspergillus niger.
Image courtesy of Bradley Kesser, MD.

Furunkel können starke Schmerzen verursachen und manchmal ein blutig-eitriges Sekret absondern. Sie stellen sich als herdförmige, erythematöse Schwellung dar.

Otitis externa mit Furunkel
Einzelheiten ausblenden
Bei Patienten mit Otitis externa ist der Gehörgang erythematös und geschwollen und kann mit eitrigem Detritus übersät sein. Wie in diesem Bild gezeigt, kann sich im infizierten Kanal ein Furunkel (Pfeil) entwickeln.
Image provided by Bechara Ghorayeb, MD.

Diagnose der akuten Otitis externa

  • Klinische Abklärung

Die Diagnose einer externen Otitis basiert auf der Inspektion. Reichlich vorhandener Ausfluss kann die Abgrenzung zwischen einer Otitis externa und einer akuten eitrigen Otitis media mit Trommelfellperforation erschweren; wenn Ziehen am Ohrläppchen Schmerzen auslöst, deutet das auf eine Otitis externa hin. Eine Pilzinfektion lässt sich anhand des Erscheinungsbilds oder der Kultur diagnostizieren.

Behandlung der akuten Otitis externa

  • Débridement

  • Topische Essigsäure und Kortikosteroide

  • Gelegentlich topische Antibiotika

(Siehe auch Clinical Practice Guideline: Acute Otitis Externa.)

Lokale Antibiotika oder Kortikosteroide sind bei einer milden und moderat akuten Otitis externa wirksam. Zunächst muss behutsam und gründlich das infizierte Material entfernt werden (Absaugen oder mit trockenen Wattestäbchen unter richtigem Licht). Eine Spülung des Gehörgangs ist kontraindiziert.

Eine leichte Otitis externa kann mit 2%iger Essigsäure (oder weißer Essig) (für den pH-Wert im Gehörgang) und Hydrokortison (3 mal pro Tag 5 Tr./Tag über 7 Tage, entzündungslindernd) behandelt werden.

Bei einer moderaten externen Otitis muss eine antibakterielle Lösung oder Suspension, wie z. B. Ciprofloxacin oder Ofloxacin, verabreicht werden. Neomycin/Polymyxin wird nicht mehr empfohlen, da die Neomycin-Komponente stark sensibilisierend ist und häufig eine allergische Reaktion hervorruft. Falls die Entzündung des Gehörgangs relativ schwer ist, sollte ein Gazestreifen eingelegt und 4-mal täglich mit einer Burow-Lösung (5%iges Aluminiumacetat) oder einem topischen Antibiotikum getränkt werden. Der Gazestreifen trägt dazu bei, dass die Tropfen tiefer in den Gehörgang eindringen, wenn dieser stark zugeschwollen ist. Der Docht wird für 24 bis 72 Stunden an Ort und Stelle belassen (oder kann von selbst herausfallen); nach dieser Zeit kann die Schwellung so weit zurückgegangen sein, dass Tropfen direkt in den Kanal instilliert werden können.

Eine schwere Otitis externa oder das Vorhandensein einer Zellulitis, die über den Gehörgang hinausgeht, können systemische Antibiotika erfordern, z. B. mit Cephalexin (4-mal täglich 500 mg p.o. über 10 Tage) oder Ciprofloxacin (2-mal täglich 500 mg p.o. über 10 Tage). Die Entscheidung, ob Cephalexin oder Ciprofloxacin verwendet werden soll, kann anhand der Kultur und der Sensitivität getroffen werden. Chinolon-Antibiotika werden für Kinder nicht empfohlen, da ein Risiko für Sehnen- und Knorpelschäden besteht (1). In den ersten 24 bis 48 Stunden kann ein Analgetikum, z. B. ein nichtsteroidales entzündungshemmendes Medikament oder sogar ein orales Opioid, erforderlich sein.

Nach gründlicher Reinigung des Gehörgangs wird bei einer pilzbedingten Otitis externa eine antimykotische Lösung (z. B. Gentianaviolett, Kresylatacetat, Nystatin, Clotrimazol oder auch eine Kombination aus Essigsäure und Isopropylalkohol) angewandt. Allerdings sollten diese Lösungen nicht verwendet werden, wenn das Trommelfell perforiert ist, da sie starke Schmerzen oder eine Schädigung des Innenohrs bewirken können. Wiederholte Reinigungen und Behandlungen können notwendig sein, um die Infektion vollständig auszumerzen.

Vorsichtsmaßnahmen zur Trockenhaltung des Ohrs (z. B. das Tragen einer Duschhaube, Vermeidung von Schwimmen) werden sowohl bei Otitis externa als auch bei pilzbedingter Otitis externa sehr empfohlen. Ein niedrig eingestellter Föhn kann auch verwendet werden, um die Feuchtigkeit und den Wassergehalt im Kanal zu reduzieren.

Offensichtlich reife Furunkel sollten eröffnet werden, um sie zu entlasten. Wenn der Patient jedoch in einem frühen Stadium gesehen wird, ist eine Inzision von geringem Wert. Da Lokalantibiotika unwirksam sind, müssen staphylokokkenwirksame Antibiotika oral verabreicht werden. Analgetika können zur Schmerzlinderung notwendig sein. Auch trockene Wärmeanwendungen können Schmerzen lindern und die Heilung beschleunigen.

Tipps und Risiken

  • Die Gabe von ein paar Tropfen einer 1:1-Mischung aus Äthylalkohol und weißem Weinessig (sofern das Trommelfell intakt ist) unmittelbar nach dem Schwimmen kann eine Schwimmerotitis verhindern (und ist zugleich eine exzellente Therapie bei einer Otomykose).

Literatur zur Therapie

  1. 1. Jackson MA, Schutze GE: The use of systemic and topical fluoroquinolones. Pediatrics 138 (5):e20162706 2016. doi: 10.1542/peds.2016-2706

Prävention der akuten Otitis externa

Externe Otitis kann oft durch das Auftragen einiger Tropfen einer 1:1-Mischung aus Franzbranntwein und weißem Essig oder Essigsäuretropfen (sofern das Trommelfell intakt ist) unmittelbar nach dem Schwimmen verhindert werden. Durch den Alkoholanteil wird Wasser entfernt (verdampft) und durch den Weinessig der pH-Wert im Gehörgang verändert. Von der Verwendung von Wattestäbchen oder anderen Utensilien im Gehörgang sollte dringend abgeraten werden.

Wichtige Punkte

  • Eine akute Otitis externa ist in der Regel bakteriell (pseudomonal); Pilzinfektionen sind seltener und verursachen mehr Juckreiz und weniger Schmerzen.

  • Starke Schmerzen beim Ziehen an der Ohrmuschel deuten auf eine akute Otitis externa hin.

  • Bei genauer und direkter Visualisierung wird infizierter Detritus vorsichtig durch Absaugen oder trockene Wattestäbchen aus dem Gehörgang entfernt.

  • Das Ohr darf nicht gespült werden.

  • Bei leichten Fällen helfen Essigsäure und Hydrokortison als Tropfen.

  • Bei mittelschweren oder schweren Fällen sind Débridement und topische Antibiotika (verwenden Sie einen Docht, wenn der Kanal geschwollen ist) entscheidend; verabreichen Sie gelegentlich auch systemische Antibiotika.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

Hajioff D, MacKeith S: Otitis externa. BMJ Clin Evid 0510, 2015.