Die Uveitis ist eine Entzündung der Aderhaut (siehe Abbildung Querschnitt durch das Auge Querschnitt durch das Auge ). Die Uveitis wird anatomisch klassifiziert als
Uveitis anterior: Sie befindet sich primär im vorderen Augenabschnitt und schließt Iritis (Entzündung lediglich in der Vorderkammer) und Iridozyklitis (Entzündung in der Vorderkammer und im vorderen Glaskörper) mit ein
Intermediäre Uveitis: Lokalisiert in der Glaskörperhöhle und/oder der Pars plana (Teil des Ziliarkörpers, der sich nach hinten über die Verbindung von Iris und Sklera hinaus erstreckt)
Uveitis posterior: Jede Form von Retinitis, Choroiditis oder Papillenentzündung
Panuveitis: Entzündung mit anterioren, intermediären und posterioren Strukturen
Eine Uveitis wird auch nach Beginn (plötzlich oder heimtückisch), Dauer (begrenzt oder anhaltend) und Verlauf (akut, rezidivierend oder chronisch) klassifiziert.
Querschnitt durch das Auge
Die Zonulafasern halten die Linse an Ort und Stelle, während die Muskeln des Ziliarkörpers für die Akkomodation verantwortlich sind. Der Ziliarkörper sezerniert das Kammerwasser, das die vordere und hintere Kammer füllt. Es gelangt durch die Pupille in die vordere Kammer und fließt hauptsächlich über den Schlemm-Kanal wieder ab. Die Iris reguliert durch Änderung der Pupillenweite die einfallende Lichtmenge. Das Gesehene wird auf der Netzhaut fokussiert. Die Bindehaut bedeckt den Augapfel und kleidet das obere und untere Lid von innen aus. Sie endet am Limbus. Die Hornhaut ist mit einem Epithel überzogen, das sich von dem der Bindehaut unterscheidet und auch empfindlicher ist. ![]() |
Ätiologie
Zu den Ursachen der Uveitis anterior gehören
Idiopathisch oder postoperativ (die häufigste Ursache)
Trauma
Herpesvirus-Infektion (Herpes-Virus Herpes-simplex-Virusinfektionen (HSV) Herpes-simplex-Viren (humane Herpesviren Typ 1 und 2) sind häufige Ursachen rezidivierender Infektionen mit Beteiligung von Haut, Mund, Lippen, Augen und Genitalien. Häufige schwere Infektionen... Erfahren Sie mehr
[HSV], Varicella-Zoster-Virus Windpocken Windpocken stellen eine akute systemische Infektion meist des Kindesalters dar, die durch das Varicella-Zoster-Virus (humanes Herpesvirus Typ 3) verursacht wird. Sie beginnen meist mit leichten... Erfahren Sie mehr
[VZV], und Cytomegalovirus Zytomegalievirusinfektion (CMV) Das Zytomegalievirus (CMV, Humanes Herpesvirus Typ 5) kann Infektionen mit sehr unterschiedlichem Schweregrad verursachen. Ein Syndrom der infektiösen Mononukleose, das keine schwere Pharyngitis... Erfahren Sie mehr [CMV])
Zu den Ursachen der Uveitis intermedia gehören
Idiopathisch (am häufigsten)
Zu den Ursachen der Uveitis posterior (Retinitis) gehören
Idiopathisch (am häufigsten)
HSV Herpes-simplex-Virusinfektionen (HSV) Herpes-simplex-Viren (humane Herpesviren Typ 1 und 2) sind häufige Ursachen rezidivierender Infektionen mit Beteiligung von Haut, Mund, Lippen, Augen und Genitalien. Häufige schwere Infektionen... Erfahren Sie mehr
/ VZV Windpocken Windpocken stellen eine akute systemische Infektion meist des Kindesalters dar, die durch das Varicella-Zoster-Virus (humanes Herpesvirus Typ 3) verursacht wird. Sie beginnen meist mit leichten... Erfahren Sie mehr
Die Ursachen der Panuveitis umfassen
Idiopathisch (am häufigsten)
Selten wird eine Uveitis durch systemische Medikamente verursacht (für gewöhnlich Uveitis anterior). Beispiele sind Sulfonamide, Bisphosphonate (hemmt die Knochenresorption), Rifabutin, Cidofovir und Checkpoint-Inhibitoren wie Nivolumab und Ipilimumab.
Symptome und Beschwerden
Symptome und Beschwerden können subtil sein und in Abhängigkeit von Ort und Schwere der Entzündung variieren.
Die Uveitis anterior ist am häufigsten symptomatisch (besonders wenn akut) und äußert sich für gewöhnlich mit
Schmerzen (Augenschmerzen)
Rötung
Photophobie
Visusreduktion (in unterschiedlichem Ausmaß)
Eine chronische Uveitis anterior kann weniger dramatische Symptome haben und mit Reizung oder verminderter Sehkraft einhergehen.
Beschwerden umfassen Hyperämie der an die Hornhaut angrenzenden Bindehaut (rote Augen oder limbale Injektion). Spaltlampenbefunde umfassen Hornhaut-Präzipitate (Blutklumpen auf der inneren Oberfläche der Hornhaut), Zellen und Flare (Trübung) in der vorderen Kammer (Kammerwasser), und hintere Synechien. Mit schwerer Uveitis anterior können sich Blutklumpen in der vorderen Kammer (Hypopyon) ablagern.
Die Uveitis intermedia ist für gewöhnlich schmerzlos und äußert sich mit
Schwebeteilchen
Visusreduktion
Das primäre Anzeichen sind Zellen in der Glaskörperflüssigkeit. Häufig treten Aggregate und Verdichtungen von Entzündungszellen auf, die als "Schneebälle" erscheinen. Die Sehkraft kann wegen der Schwebeteilchen oder eines zystoiden Makulaödems, welches durch Austritt von Flüssigkeit aus den Makulablutgefäßen entsteht, reduziert sein. Konfluierende und kondensierte Glaskörperzellen und Schneebälle über der Pars plana (Teil des Ziliarkörpers, der sich nach hinten über die Verbindung von Iris und Sklera hinaus erstreckt) können ein klassisches "Schneeverwehung"-Erscheinungsbild verursachen, das mit einer Neovaskularisierung der Netzhautperipherie einhergehen kann.
Die Uveitis posterior kann mit diversen Symptomen verbunden sein, verursacht aber meistens Schwebeteilchen und eine Visusreduktion, wie sie bei der Uveitis intermedia auftritt. Warnzeichen sind
Zellen in der Glaskörperflüssigkeit
Weiße oder gelbweiße Läsionen in der Retina (Retinitis), der darunter befindlichen Choroidea (Choroiditis), oder in beiden
Retinale Vaskulitis
Papillenödem
Panuveitis kann eine beliebige Kombination der oben genannten Symptome und Beschwerden verursachen.
Komplikationen
Zu schweren Komplikationen der Uveitis zählen starker und irreversibler Visusverlust, insbesondere, wenn die Uveitis nicht diagnostiziert und/oder unzureichend behandelt wird.
Die häufigsten Komplikationen umfassen
Katarakt Katarakt Eine Katarakt ist eine kongenitale oder degenerative Linsentrübung. Das Hauptsymptom ist eine allmähliche, schmerzlose Sehverschlechterung. Die Diagnose lässt sich durch eine Ophthalmoskopie... Erfahren Sie mehr
(sekundär zum Krankheitsprozess und/oder zur Kortikosteroidbehandlung)
Glaukom Glaukome im Überblick Glaukome sind eine Gruppe von Augenerkrankungen, die durch eine progressive Schädigung des Sehnervs charakterisiert sind und bei denen ein wichtiger Bestandteil eine relative Erhöhung des intraokularen... Erfahren Sie mehr (sekundär zum Krankheitsprozess und/oder zur Kortikosteroidbehandlung)
Neovaskularisation der Retina, des Sehnervs oder der Iris
Zystoides Makulaödem (die häufigste Ursache für nachlassende Sehkraft bei Patienten mit Uveitis)
Hypotonie (ein Augeninnendruck, der zu niedrig ist, um die Gesundheit des Auges zu unterstützen)
Diagnose
Spaltlampenuntersuchung
Ophthalmoskopie nach Pupillenerweiterung
Eine Uveitis sollte bei jedem Patienten mit Augenschmerzen Augenschmerzen Augenschmerzen können als scharf, stechend oder pochend beschrieben werden und sollten von oberflächlicher Reizung oder einem Fremdkörpergefühl unterschieden werden. Bei manchen Erkrankungen... Erfahren Sie mehr , Rötung , Rotes Auge Unter einem roten Auge versteht man eine rote Erscheinung des geöffneten Auges, das eine Erweiterung der oberflächlichen Okulargefäße reflektiert. Eine Erweiterung der oberflächlichen Okulargefäße... Erfahren Sie mehr Photophobie, Schwebeteilchen Schwebeteilchen Schwebeteilchen sind Trübungen, die sich über das visuelle Feld bewegen und nicht mit externen visuellen Objekten zusammenhängen. Mit zunehmendem Alter kann sich der Glaskörper zusammenzuziehen... Erfahren Sie mehr oder Visusreduktion vermutet werden. Patienten mit unilateraler Uveitis anterior haben Schmerzen im betroffenen Auge, wenn Licht in das nicht betroffene Auge fällt (wahre Photophobie), was für Konjunktivitis ungewöhnlich ist.
Die Diagnose von Uveitis anterior erfolgt durch die Erkennung von Zellen und Flare in der vorderen Kammer. Zellen und Flare werden mit einer Spaltlampe erkannt und erscheinen am deutlichsten bei der Verwendung eines schmalen, intensiv hellen Lichts, welches in einem dunklen Zimmer auf die vordere Kammer gerichtet wird. Befunde von Uveitis intermedia und Uveitis posterior sind am einfachsten nach der Pupillenerweiterung zu sehen. Die indirekte Ophthalmoskopie Ophthalmoskopie Für eine eingehendere augenärztliche Untersuchung und Beurteilung sind Spezialgeräte erforderlich. Die Augenuntersuchung kann zunächst mit allgemein verfügbaren Geräten erfolgen, hierzu gehört... Erfahren Sie mehr (in der Regel von einem Augenarzt durchgeführt) ist empfindlicher als die direkte Ophthalmoskopie. (MERKE: Bei Verdacht auf eine Uveitis sollten die Patienten umgehend an einen Augenarzt für eine umfassende Untersuchung überwiesen werden.)
Viele Krankheiten mit intraokularer Entzündung können einer Uveitis ähneln und sollten vor dem entsprechenden klinischen Hintergrund berücksichtigt werden. Solche Bedingungen schließen strenge Konjunktivitis Übersicht über die Konjunktivitis Eine Bindehautentzündung resultiert typischerweise aus einer Infektion, Allergie oder Irritation. Symptome sind eine konjunktivale Hyperämie und Augensekretion sowie – in Abhängigkeit von der... Erfahren Sie mehr (z. B. epidemische Keratokonjunktivitis), schwere Keratitis (z. B. herpetische Keratokonjunktivitis, periphere eiternde Keratitis Periphere ulzerierende Keratitis Die periphere ulzerierende Keratitis ist eine Entzündung und Ulzeration der Hornhaut, die oft bei Kollagenosen auftritt. Irritation und Visusreduktion sind die Folgen. (Siehe auch Einführung... Erfahren Sie mehr ) und schwere Skleritis Skleritis Die Skleritis ist eine schwere, destruktive Entzündung der tiefen Episklera und Sklera, die den Visus bedroht. Symptome sind moderate bis starke Schmerzen, Hyperämie des Bulbus, Tränenträufeln... Erfahren Sie mehr
ein.
Ein akutes Engwinkelglaukom Winkelblockglaukom Ein Winkelblockglaukom ist ein Glaukom, das mit einem chronischen oder seltener akuten physischen Kammerwinkelverschluss verbunden ist. Symptome eines akuten Kammerwinkelverschlusses sind starke... Erfahren Sie mehr kann zu Rötung und starken Schmerzen ähnlich der Uveitis führen, weshalb es wichtig ist, den Augeninnendruck bei jedem Besuch zu kontrollieren. Eine Uveitis ist häufig (aber nicht immer) mit einem niedrigen Augeninnendruck verbunden, während der Druck beim akuten Winkelverschlussglaukom typischerweise hoch ist. Eine Uveitis kann auch vom Winkelverschlussglaukom durch das Fehlen von Hornhauttrübung und das Vorhandensein einer tieferen Vorderkammer unterschieden werden.
Andere Maskerader schließen intraokulare Krebserkrankungen Tumore der Orbita Tumore der Orbita können gut- oder bösartig sein, und primär innerhalb der Orbita oder sekundär aus einem angrenzenden Gebiet, wie dem Augenlid, den Nasennebenhöhlen oder dem intrakranialen... Erfahren Sie mehr bei sehr jungen (typischerweise Retinoblastom und Leukämie) und bei älteren Menschen (intraokulares Lymphom) ein. Weitaus seltener kann sich eine Retinitis pigmentosa Retinitis Pigmentosa Die Retinitis pigmentosa ist eine langsam progrediente, bilaterale Degeneration der Retina und des retinalen Pigmentepithels, verursacht durch verschiedene genetische Mutationen. Symptome umfassen... Erfahren Sie mehr
mit einer leichten Entzündung entwickeln, welche mit einer Uveitis verwechselt werden kann.
Behandlung
Kortikosteroide (in der Regel topisch) und manchmal andere immunsuppressive Medikamente
Zykloplegisch-mydriatische Medikamente
Manchmal antimikrobielle Medikamente
Gelegentlich operative Therapie
Die Behandlung der aktiven Entzündung beinhaltet in der Regel topisch verabreichte Kortikosteroide (z. B. Prednisolon Acetat 1%, 1 Tropfen pro Stunde im Wachzustand) oder durch periokulare oder intraokulare Injektion zusammen mit einem zykloplegisch-mydriatischen Medikament (z. B. Homatropin 2%ige oder 5%ige Tropfen [falls verfügbar] oder Cyclopentolat 0.5%ige oder 1%ige Tropfen, beide Substanzen 2-mal bis 4-mal täglich je nach Schweregrad). Antimikrobielle Medikamente werden zur Behandlung der infektiösen Uveitis eingesetzt. Besonders schwere oder chronische Fälle können systemische Kortikosteroide (z. B. Prednison 1 mg/kg p.o. 1-mal täglich), systemische nicht-kortikosteroidale Immunsuppressiva (z. B. Methotrexat 15–25 mg p.o. 1-mal wöchentlich oder Adalimumab 40 mg subkutan alle 1 bis 2 Wochen, oder Infliximab 4 bis 10 mg/kg IV alle 4 Wochen), Lasertherapie, eine transskleral applizierte Kryotherapie der Retinaperipherie oder die chirurgische Glaskörperentfernung (Vitrektomie) erforderlich machen (1–3 Behandlungshinweise Die Uveitis wird als eine Entzündung der mittleren Augenhaut – der Iris, des Ziliarkörpers und der Choroidea definiert. Jedoch sind die Retina und die Flüssigkeit in der Vorderkammer sowie im... Erfahren Sie mehr ).
Behandlungshinweise
1. Jaffe GJ, Dick AD, Brézin AP, et al: Adalimumab in patients with active noninfectious uveitis. N Engl J Med 8;375(10):932-43, 2016. doi: 10.1056/NEJMoa1509852
2. Lee J, Koreishi AF, Zumpf KB, et al: Success of weekly adalimumab in refractory ocular inflammatory disease. Ophthalmology S0161-6420(20)30333-X, 2020. doi: 10.1016/j.ophtha.2020.04.009
3. Kruh JN, Yang P, Suelves AM, et al: Infliximab for the treatment of refractory noninfectious uveitis: A study of 88 patients with long-term follow-up. Ophthalmology 121(1):358-364, 2014. doi: 10.1016/j.ophtha.2013.07.019
Wichtige Punkte
Eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis) kann sich auf das vordere Segment (einschließlich Iris), der intermediären Uvea (einschließlich Glaskörper) oder der hinteren Uvea (einschließlich Choroidea, Retina und Sehnerv) auswirken.
Die meisten Fälle sind idiopathisch, zu bekannten Ursachen gehören jedoch Infektionenen, Traumata und Autoimmunerkrankungen.
Befunde von akuter Uveitis anterior umfassen Augenschmerzen, Photophobie, Rötung um die Kornea (ciliary flush) sowie bei einer Spaltlampenuntersuchung ersichtliche Zellen und Flare.
Eine chronische Uveitis anterior kann weniger dramatische Symptome haben und mit Augenreizung oder verminderter Sehkraft einhergehen.
Uveitis intermedia und posterior neigen dazu, weniger Schmerzen und gerötete Augen, aber mehr Schwebeteilchen und Visusreduktion zu verursachen.
Die Diagnose wird durch Spaltlampenuntersuchung und Augenspiegeluntersuchung (oftmals indirekt) nach einer Pupillenerweiterung bestätigt.
Die Behandlung sollte von einem Augenarzt durchgeführt werden und umfasst häufig Kortikosteroide und ein Zykloplegisch-mydriatisches Medikament sowie die Behandlung einer bestimmten Ursache.