HealthDay
ERKRANKUNG

Spezifische Krankheitsbilder

VonChristopher Sanford, MD, MPH, DTM&H, University of Washington;
Alexa Lindley, MD, MPH, University of Washington School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Aug. 2022 | Geändert Dez. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Personen mit bestimmten Krankheiten sehen sich auf Reisen speziellen Problemen gegenüber.

Herzerkrankungen und Reisen

Personen mit Angina pectoris, Herzinsuffizienz oder bestimmten Herzrhythmusstörungen, die in Ruhe oder bereits bei nur geringer Belastung Symptome haben, sollten auf das Reisen verzichten. Personen, die vor Kurzem einen Herzinfarkt erlitten hatten, werden angewiesen, die Reise abhängig von der Schwere des Herzinfarkts auf später zu verschieben. Der Betroffene sollte den Arzt fragen, ob und für wie lange er warten sollte. Personen mit schwerer oder sich verschlimmernder Angina sollten nicht reisen. Ihre Symptome könnten sich verschlechtern, da im Flugzeug in großen Höhenlagen weniger Sauerstoff vorhanden ist.

Herzkranke Reisende sollten immer eine Kopie ihres letzten Elektrokardiogramms (EKG) mit sich führen. Träger von Herzschrittmachern, implantierten Defibrillatoren und Koronarstents sollten einen entsprechenden Ausweis oder ein entsprechendes ärztliches Attest mitführen, das Auskunft über das Vorhandensein, den Typ, den Sitz und die elektronischen Eigenschaften des implantierten medizinischen Geräts gibt. Ein implantiertes Metallprodukt kann bei der Sicherheitskontrolle im Flughafen Probleme bereiten. Die elektronischen Kontrollgeräte beeinträchtigen im Allgemeinen zwar die Funktion eines implantierbaren Defibrillators nicht, dennoch sollten sich solche Reisende nicht länger als 15 Sekunden in den begehbaren Metalldetektoren aufhalten. Handgehaltene Detektoren sind für die betroffenen Personen ebenfalls sicher, ein länger dauernder Kontakt, bei dem der Detektor beispielsweise länger als fünf Sekunden über den Defibrillator gehalten wird, sollte jedoch vermieden werden.

Die meisten großen Fluglinien servieren auf Flügen auch natrium- und fettarmes Essen, wenn der entsprechende Bedarf vorher angemeldet wird. Bei rechtzeitiger Voranmeldung bieten auch viele Kreuzfahrtlinien diesen Service an.

Wussten Sie ...

  • In großer Höhe können sich die Symptome bestimmter Herz- und Lungenkrankheiten sowie der Sichelzellanämie verschlimmern, da weniger Sauerstoff vorhanden ist.

Lungenerkrankungen und Reisen

Bei Reisenden mit Lungenzysten, schwerem Lungenemphysem oder einer großen Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (Pleuraerguss), die kürzlich einen Lungenkollaps (Pneumothorax) oder eine Brust-OP hatten, kann es durch die beim Flug auftretenden Luftdruckveränderungen zu Komplikationen kommen. Diese Personen sollten deshalb nicht ohne Zustimmung des behandelnden Arztes fliegen.

Andere Lungenerkrankungen können während des Flugs die zusätzliche Gabe von Sauerstoff erforderlich machen. Ob und wie viel Sauerstoff an Bord erforderlich sein wird, kann der Arzt durch Messung des Sauerstoffgehalts im Blut bestimmen. Einen geringen Sauerstoffgehalt im Blut nennt man Hypoxämie. Wenn die Notwendigkeit durch einen Arzt bescheinigt und im Voraus bei der Fluggesellschaft angemeldet wird, stellen die meisten Gesellschaften während des Flugs Sauerstoff zur Verfügung. Selber dürfen Reisende keinen Sauerstoff mit an Bord des Flugzeugs nehmen. Reisende, die während der Zwischenlandung Sauerstoff brauchen, müssen die entsprechenden Vorkehrungen selbst treffen. Als Dauerkunde erhalten sie dabei jedoch von den meisten Sauerstofflieferanten kostenlose Unterstützung, wenn diese am Zielort Services anbieten. Sonstige Atemtherapiegeräte, wie CPAP-Geräte für den kontinuierlich positiven Druck der Atemwege, können mit an Bord gebracht werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Ausrüstung die zugelassene Größe für Handgepäck nicht überschreitet. Reisende mit dieser Ausrüstung im Gepäck sollten ein zusätzliches Zeitpolster für die Sicherheitskontrolle einplanen.

Bei Reisen in große Höhenlagen können aufgrund des niedrigeren Sauerstoffgehalts im Vergleich zum Sauerstoffgehalt auf Meeresspiegelhöhe besondere Probleme auftreten ( see chapter Höhenkrankheit). Bei Menschen mit einer leichten oder mittelschweren Lungenerkrankung treten für gewöhnlich keine Probleme unter einer Höhe von 1.500 Metern auf. Aber je höher das Reiseziel liegt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen. Lungenkranke, die in diese Höhenlagen reisen, sollten dieselben Sicherheitsvorkehrungen treffen wie für eine Flugreise.

Sie können problemlos mit Bus, Zug, Auto und Schiff verreisen, müssen aber ihre nötige Sauerstoffversorgung planen. Viele kommerzielle Anbieter koordinieren die Sauerstoffversorgung für Reisende überall in der Welt.

In Städten mit hoher Luftverschmutzung können sich die Symptome von Menschen mit Asthma, Emphysem oder Bronchitis verschlimmern. Möglicherweise benötigen sie eine zusätzliche Behandlung mit ihren Inhalatoren oder weiteren Medikamenten, wie z. B. Kortikosteroiden, um die Symptome adäquat zu kontrollieren. Rauchen kann eine leichte Hypoxämie verschlimmern und sollte vor dem Fliegen vermieden werden. Die Auswirkungen von Alkohol können durch Sauerstoffmangel und Erschöpfung verstärkt werden. Auf Reisen sollte man daher am besten darauf verzichten.

Diabetes und Reisen

Der Blutzuckerspiegel lässt sich auf Reisen am besten durch häufige Messungen und entsprechende Anpassungen der Nahrungszufuhr und Medikamentendosis kontrollieren. Diabetiker sollten Traubenzucker (Glukose), Fruchtsaft, Kekse oder Obst für den Fall einer Unterzuckerung im Handgepäck haben. Der Einnahmeplan für das Insulin sollte in der Regel darauf beruhen, wie viel Zeit während der Reise vergangen ist, anstatt sich an der Ortszeit zu orientieren. Bringt die Reise mehrstündige Zeitverschiebungen mit sich, sollte der Diabetiker mit seinem behandelnden Arzt den Einnahmeplan für seine Medikamente darauf abstimmen, insbesondere, wenn er Insulin spritzt. Insulin kann viele Tage lang ungekühlt aufbewahrt werden, sollte jedoch vor extremer Hitze geschützt werden.

Die meisten großen Fluglinien servieren auf Flügen spezielle Diabetikermahlzeiten, wenn 24 Stunden vorher entsprechender Bedarf angemeldet wird. Wichtig ist auch, während des Fluges genug zu trinken.

Wussten Sie ...

  • Auf Reisen sollte der Blutzuckerspiegel von Diabetikern etwas höher sein als normal, um einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) vorzubeugen.

Bei der Ankunft am Urlaubsort sollte der Blutzuckerspiegel dann engmaschig kontrolliert werden, da die Aktivitäten und die Kost hier häufig anders sind als zu Hause. Da die Kontrolle des Blutzuckerspiegels unterwegs schwieriger ist, schwanken die Werte stärker als gewöhnlich. Der Versuch, den Spiegel so nahe wie möglich an den normalen Werten zu halten, erhöht das Risiko, dass er zu tief fällt (Hypoglykämie oder Unterzuckerung). Aus diesem Grund sollte der Blutzuckerspiegel auf Reisen etwas höher sein als der Idealwert. Diabetiker sollten sich auch auf Reisen strikt an ihren Ernährungsplan halten, so groß die Versuchung auch sein mag, neue Nahrungsmittel auszuprobieren und häufiger oder außerhalb der gewohnten Zeiten zu essen. Wichtig sind auch bequeme Socken und Schuhe, tägliche Fußkontrolle und der Verzicht auf Barfußgehen, um kleinere Verletzungen zu vermeiden, die sich infizieren können.

Schwangerschaft und Reisen

Eine Schwangerschaft ist normalerweise kein Hinderungsgrund für eine Flugreise. Frauen, die kurz vor der Entbindung stehen (nach der 36. Woche) oder bei denen das Risiko einer Fehlgeburt, vorzeitigen Entbindung oder Plazentaablösung besteht, sollten jedoch auf Flug- und Fernreisen verzichten. Die meisten Fluggesellschaften haben spezielle Bestimmungen für die Beförderung von Schwangeren, über die man sich vor der Buchung informieren sollte. So kann zum Beispiel eine Fluggesellschaft von einer Schwangeren im neunten Monat eine schriftliche Genehmigung ihres Arztes verlangen, die innerhalb von 72 Stunden vor dem Abflug ausgestellt wurde und in der der errechnete Geburtstermin bestätigt wird. Vor Fernreisen sollten Schwangere Vorkehrungen treffen, um das Thromboserisiko (z. B. durch häufiges Aufstehen auf Flugreisen und häufige kurze Pausen bei Autofahrten verbunden mit kurzen Spaziergängen) und Austrocknung zu vermeiden. Schwangere sollten den Sicherheitsgurt unter dem Bauch und über den Oberschenkeln tragen, um eine Verletzung des Fötus zu vermeiden.

Schwangere Frauen sollten Lebendimpfstoffe, einschließlich Impfungen gegen Gelbfieber, Masern-Mumps-Röteln, Windpocken und orale Typhus-Impfungen (siehe Tabelle Impfungen für internationale Reisen) vermeiden.

Schwangere sollten jodhaltige Wasseraufbereitungstabletten nicht über einen längeren Zeitraum verwenden. Jod kann die fetale Entwicklung der Schilddrüse beeinträchtigen.

Schwangere, die eine Reise in eine Malariaregion nicht aufschieben können, müssen abwägen, was gefährlicher ist: Malariamittel einzunehmen, deren Risiko für den Fötus nicht genau bekannt ist, oder ohne ausreichenden Malariaschutz zu reisen. Schwangere sollten in Erwägung ziehen, Reisen in Malariagebiete zu verschieben, da die Wahrscheinlichkeit eines schweren und lebensbedrohlichen Krankheitsverlaufs einer Malaria in der Schwangerschaft höher ist, selbst wenn vorbeugende Medikamente eingenommen werden. Mefloquin ist zur Vorbeugung vor Malaria in allen drei Trimestern der Schwangerschaft zugelassen.

Bei Schwangeren besteht darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für eine Hepatitis-E-Infektion, eine virale Leberinfektion, die zwar in Deutschland selten, in Asien, dem Nahen Osten, Nordafrika und Mexiko jedoch weit verbreitet ist. Fehlgeburten, Leberversagen oder Tod können die Folge sein. Eine Therapie gibt es nicht, daher sollten Reisen in Gebiete mit Hepatitis-E-Risiko möglichst vermieden werden. Frauen, die Ihre Reise nicht verschieben können, sollten sich häufig besonders sorgfältig die Hände waschen und die Leitlinien zur Lebensmittelsicherheit beachten ( see page Vorbeugung).

Schwangere Frauen sollten nicht in Gebiete mit einem Risiko für eine Zika-Infektion reisen.

Sonstige Erkrankungen

Reisen können sich außerdem auf andere Krankheiten auswirken, zum Beispiel

  • Sichelzellanämie

  • Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV)

  • Kolostomie

  • Das Tragen von Kontaktlinsen

  • Psychische Gesundheitsstörungen

  • Körperliche Behinderungen

  • Kieferprobleme

Reisende mit Sichelzellanämie können durch die in der Flugzeugkabine herrschende niedrige Luftfeuchtigkeit und geringe Sauerstoffkonzentration Schmerzen bekommen (Sichelzellkrise). Eine ausreichende Flüssigkeits- und Sauerstoffzufuhr helfen, dieses Risiko zu senken.

Medikamente zur Behandlung einer Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV) oder von AIDS können zu Wechselwirkungen mit anderen Präparaten führen, die von Reisenden häufig zur Vorbeugung vor Malaria und Reisedurchfall eingenommen werden. Betroffene Personen sollten daher das Risiko dieser Wechselwirkungen mit ihren Ärzten und Apothekern besprechen.

Menschen mit einem künstlichen Darmausgang (Kolostomie) sollten für Flugreisen einen großen Beutel tragen und Ersatzbeutel mitnehmen, da die Kotmenge durch die Ausdehnung von Darmgasen während des Fluges zunehmen kann. Da sich Gase während des Fluges ausdehnen, sollte in Geräten und Vorrichtungen, die mit luftgefüllten Manschetten oder Ballons betrieben werden, wie z. B Ernährungssonden und Harnkatheter, die Luft durch Wasser ersetzt werden.

Für Kontaktlinsenträger ist es empfehlenswert, unterwegs eine Brille zu tragen oder die Linsen häufig mit künstlicher Tränenflüssigkeit zu benetzen, um die geringe Luftfeuchtigkeit im Flugzeug auszugleichen. Künstliche Tränenflüssigkeit kann auch bei trockenen Augen helfen. Für den Fall, dass Brille oder Linsen ersetzt werden müssen, ist ein Ersatz bzw. ein Rezept hierfür sinnvoll. Eine ausreichend große Batteriereserve für Hörhilfen ist ebenfalls zu empfehlen.

Reisende mit schweren psychischen Gesundheitsstörungen, wie schlecht kontrollierter Schizophrenie, können für sich und andere eine Gefahr darstellen und sollten nur mit einem verantwortlichen Begleiter auf Reisen gehen. Eventuell könnten auch Beruhigungsmittel angeraten sein.

Die meisten Fluggesellschaften stellen behinderten Menschen für Verkehrsflüge einen Rollstuhl oder eine Tragbahre bereit. Manche Fluggesellschaften versorgen Reisende auch mit Spezialbedarf wie Infusionskathetern und Beatmungsgeräten, sofern speziell ausgebildetes Personal den Flug begleitet und der entsprechende Bedarf rechtzeitig angemeldet wird. Können Reisende aufgrund einer schweren Erkrankung nicht mit einem kommerziellen Flug befördert werden, ist ein Ambulanzflug nötig.

Personen, deren Kiefer verdrahtet ist (z. B. nach einer Kieferoperation), sollten nur dann fliegen, wenn sie ihren Kiefer schnell öffnen können. Wenn sie mit einem durch Drähte verschlossenen Kiefer erbrechen, könnten Sie sich am Erbrochenen verschlucken oder es einatmen.

Allgemeine Empfehlungen zu Reisen mit verschiedenen Erkrankungen sind erhältlich bei:

  • Medizinischen Abteilungen großer Fluggesellschaften

  • Online-Reiseinformationsportalen

  • Reisekliniken vor Ort

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention: Gesundheit der Reisenden