Darmverschluss

VonParswa Ansari, MD, Hofstra Northwell-Lenox Hill Hospital, New York
Überprüft/überarbeitet Apr. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Bei einem Darmverschluss handelt es sich um eine Blockade, bei der Nahrung, Flüssigkeiten, Verdauungssekrete und Gase überhaupt nicht mehr oder nur bedingt weiterbefördert werden.

  • Die häufigsten Ursachen bei Erwachsenen sind Narbengewebe nach einer früheren Bauchoperation, Hernien und Tumore.

  • Schmerzen, Aufblähung und Appetitverlust treten häufig auf.

  • Die Diagnose stützt sich auf die Ergebnisse einer körperlichen Untersuchung und auf Röntgenaufnahmen.

  • Oft ist eine Operation zur Entfernung der Blockierung erforderlich.

(Siehe auch Übersicht über gastrointestinale Notfälle.)

Ein Verschluss kann überall im Dünndarm oder Dickdarm auftreten, und er kann teilweise oder vollständig sein. Der Darmabschnitt oberhalb des Verschlusses funktioniert weiter. Wenn er sich mit Nahrung, Flüssigkeit, Verdauungssäften und Gas füllt, dehnt er sich aus. Die Darmschleimhaut schwillt an und entzündet sich. Ohne Behandlung kann der Darm platzen, sein Inhalt in die Bauchhöhle fließen und dort zu Infektionen und Entzündungen der Bauchhöhle (Peritonitis) führen.

Ursachen für einen Darmverschluss

Die Ursachen für einen Darmverschluss hängen jeweils vom Alter und der Stelle, an der sich die Blockade befindet, ab.

Bei Neugeborenen und Säuglingen ist die Ursache für den Darmverschluss häufig eine angeborene Störung, ein harter Darminhalt (Mekoniumileus), die Verdrehung einer Darmschlinge (Volvulus), eine Verengung oder das Fehlen eines Darmabschnitts (Darmatresie) oder eine teleskopartige Verschiebung eines Darmabschnitts in einen anderen (Invagination).

Bei Erwachsenen sind die insgesamt häufigsten Ursachen Bänder von innerem Narbengewebe nach früheren Bauchoperationen (Adhäsionen), Darmteile, die durch eine krankhafte Öffnung drängen (Hernien), und Tumoren. Die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Ursache variiert abhängig von dem betroffenen Darmabschnitt.

Ein Verschluss des ersten Dünndarmabschnitts (Zwölffingerdarm) kann durch Krebs der Bauchspeicheldrüse, Vernarbung durch ein Geschwür oder Morbus Crohn entstehen. In seltenen Fällen sind ein Gallenstein, verklumpte Speisereste oder eine Ansammlung von parasitären Würmern die Ursache für eine Blockierung anderer Dünndarmabschnitte.

Ein Verschluss des Dickdarms wird häufig durch KrebsDivertikulitis oder einen harten Klumpen Stuhl (Impaktbildung) verursacht. Verklebungen (Adhäsionen) und Verdrehungen (Volvulus) sind weniger häufige Ursachen für einen Dickdarmverschluss.

Strangulation

Wenn ein Verschluss die Durchblutung des Darmes abschneidet, bezeichnet man dies als Strangulation. Bei fast 25 % der Betroffenen geht ein Dünndarmverschluss mit einer Strangulation einher. Normalerweise kommt es zu einer Strangulation, wenn ein Teil des Darmes in einer krankhaften Öffnung eingeklemmt wird (Strangulationshernie), bei einem Volvulus oder einer Invagination. Es kann schon nach 6 Stunden zur Gangrän kommen. Bei einer Gangrän stirbt die Darmwand ab, dadurch kommt es zur Ruptur mit der Folge einer Bauchfellentzündung, Schock und unbehandelt zum Tod.

Welche Ursachen gibt es für eine Darmstrangulation?

Eine Darmstrangulation (unterbrochene Durchblutung des Darmes) beruht meist auf einer von drei Ursachen: strangulierte HernieVolvulus (Darmverdrehung) oder Darminvagination.

Symptome eines Darmverschlusses

Zu den üblichen Symptomen eines Darmverschlusses zählen krampfartige Schmerzen im Oberbauch, begleitet von Blähbauch und Appetitverlust. Die Schmerzen treten tendenziell in Wellen auf und klingen mit der Zeit nicht mehr ab. Erbrechen geht häufig mit einem Dünndarmverschluss einher, tritt aber bei Dickdarmverschluss seltener und erst später auf.

Ein vollständiger Verschluss kann starke Verstopfung hervorrufen, während bei einem teilweisen Verschluss Durchfall auftreten kann.

Bei Strangulation werden die Schmerzen stark und stetig. Häufig kommt Fieber hinzu, insbesondere, wenn die Darmwand geplatzt ist.

Bei einem Volvulus kommt es oft zu abrupten Schmerzen.

Diagnose eines Darmverschlusses

  • Untersuchung des Oberbauchs durch den Arzt

  • Röntgenaufnahmen

  • Computertomografie (CT)

Ein Arzt untersucht den Bauch auf Schmerzempfindlichkeit und Schwellungen oder Verdickungen. Wenn ein Verschluss auftritt, ist der Bauch fast immer geschwollen. Die Geräusche, die ein funktionierender Darm produziert (Darmgeräusche) und die man mit dem Stethoskop hören kann, sind möglicherweise lauter und klingen höher, oder sie fehlen völlig. Der Bauch ist normalerweise nicht sehr empfindlich, wenn der Arzt darauf drückt, bis eine Ruptur eine Bauchfellentzündung verursacht hat.

Der Arzt führt in der Regel auch bildgebende Verfahren am Bauch durch, wie Röntgenbilder oder CT-Scans.

Röntgenaufnahmen können erweiterte Darmschlingen zeigen, in denen der Verschluss zu lokalisieren ist. Die Röntgenaufnahmen können auch Luft um den Darm herum oder unter der Muskelschicht zeigen, die den Bauch von der Brust trennt (Zwerchfell). Luft befindet sich normalerweise nicht an diesen Stellen und ist somit ein Zeichen für eine gerissenes Darmgewebe.

Ein CT-Scan des Bauchraums wird häufig durchgeführt, um ein besseres Bild des Darms zu erhalten und die genaue Stelle und Ursache für den Verschluss im Darm identifizieren zu können.

Behandlung eines Darmverschlusses

  • Absaugen über eine nasogastrische Sonde

  • Intravenös verabreichte Flüssigkeiten

  • Operation bei Strangulation

  • Manchmal eine Kolostomie

Bei Verdacht auf Darmverschluss wird die betroffene Person immer im Krankenhaus behandelt.

Üblicherweise wird ein langer, dünner Schlauch durch die Nase in den Magen oder Darm gelegt (ein sogenannter nasogastrischer Schlauch). Sog wird an den Schlauch angelegt, um das angesammelte Material oberhalb des Verschlusses abzusaugen. Flüssigkeiten und Elektrolyten (Natrium, Chlorid und Kalium) werden über eine Vene (intravenös) verabreicht, um Wasser- und Salzverluste aufgrund von Erbrechen und Durchfall auszugleichen.

Manchmal löst sich ein Verschluss ohne weitere Behandlung von selbst wieder, vor allem wenn Vernarbung oder Verklebung (Adhäsion) die Ursache ist. Gelegentlich kann ein Endoskop (ein biegsamer Beobachtungsschlauch), das durch den After eingeführt wird, oder ein Barium-Einlauf, der den Dickdarm aufbläht, verwendet werden, um einige Erkrankungen zu behandeln, wie z. B. ein verdrehtes Dammsegment im unteren Abschnitt des Dickdarms. Am häufigsten wird jedoch so bald wie möglich operiert, wenn Ärzte an eine Strangulation denken.

Die Ursache des Verschlusses und das Aussehen des Darms bestimmen, ob der Chirurg die Blockade ohne Entfernung eines Darmabschnitts lösen kann. Manchmal können Adhäsionen zur Befreiung des eingeklemmten Darmabschnitts weggeschnitten werden. Diese können sich allerdings wieder bilden und erneut zu Verschlüssen führen. In einigen Fällen muss eine Ileostomie (ein Eingriff, bei dem das abgeschnittene Ende des Dünndarms dauerhaft mit einer operativ erstellten Öffnung in der Bauchdecke vernäht wird) oder Kolostomie (eine chirurgisch geschaffene Öffnung zwischen dem Dickdarm und der Bauchdecke – siehe Abbildung Kolostomie verstehen) durchgeführt werden.

Kolostomie verstehen

Bei einer Kolostomie wird der Dickdarm (Colon) aufgeschnitten. Das gesunde Ende des Dickdarms, das vor dem Verschluss liegt, wird durch eine operativ geschaffene Öffnung in der Bauchwand an die Hautoberfläche gebracht. Dann wird dieses Ende an der Haut der Öffnung festgenäht. Der Stuhl gelangt durch die Öffnung in einen Einwegbeutel. Die Kolostomie ermöglicht es dem verbleibenden Teil des Dickdarms, sich zu regenerieren, während sich die Person erholt. Nachdem sich der Patient von der Operation erholt hat und der Dickdarm verheilt ist, können die beiden Enden wieder miteinander verbunden werden, damit der Stuhl normal ausgeschieden werden kann.