Gedächtnisverlust

VonMark Freedman, MD, MSc, University of Ottawa
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023
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Vergesslichkeit ist eine gängige Beschwerde im Rahmen der primärarztlichen Versorgung. Besonders häufig ist sie bei Älteren, sie kann aber auch von jüngeren Menschen berichtet werden. Manchmal berichten Familienmitglieder anstelle des Patienten über dessen Gedächtnisschwund (es handelt sich in der Regel um eine ältere Person, oft mit Demenz).

Häufig sind Ärzte und Patienten beunruhigt, der Gedächtnisverlust könnte eine drohende Demenz anzeigen. Diese Sorge beruht auf der allgemeinen Erkenntnis, dass Gedächtnisschwächen typischerweise das erste Anzeichen von Demenz sind. Allerdings ist Gedächtnisschwund in den meisten Fällen nicht gleichbedeutend mit dem Beginn einer Demenz.

Die häufigsten und am frühesten auftretenden Beschwerden über Gedächtnisschwund sind in der Regel

  • Schwierigkeiten, sich an Namen, den Aufbewahrungsort der Autoschlüssel oder anderer häufig verwendeter Gegenstände zu erinnern

Bei zunehmendem Gedächtnisschwund wird dann vergessen, Rechnungen zu bezahlen oder zu Termine einzuhalten. Menschen mit schwerer Gedächtnisschwäche können gefährliche Fehler machen, z. B. vergessen, den Herd auszuschalten, das Haus beim Verlassen abzuschließen oder auf ein Baby oder ein Kind aufzupassen, das sich in ihrer Obhut befindet. Andere Symptome (z. B. Depression, Verwirrtheit, Persönlichkeitsveränderungen, Schwierigkeiten bei den Alltagsaktivitäten) können entsprechend der Ursache des Gedächtnisverlusts vorliegen.

Ätiologie des Gedächtnisverlusts

Die häufigsten Ursachen für Gedächtnisschwäche (siehe Tabelle Merkmale der Hauptursachen von Gedächtnisschwäche) sind:

  • Altersbedingte Gedächtnisstörung (am häufigsten)

  • Leichte kognitive Beeinträchtigung

  • Demenz

  • Depression

Altersassoziierte Gedächtnisstörungen bezieht sich auf die Verschlechterung des Gedächtnisses, die mit dem Altern auftritt. Bei Personen in diesem Zustand dauert es länger, neue Erinnerungen zu bilden (z. B. Name des neuen Nachbarn, neues Computer-Passwort) und neue komplexe Informationen und Fertigkeiten zu erlernen (z. B. Arbeitsabläufe, Computerprogramme). Altersbedingte Veränderungen des Gedächtnisses führen zur gelegentlichen Vergesslichkeit (z. B. verlegter Autoschlüssel) oder zu Peinlichkeiten. Die kognitiven Fähigkeiten und die Fähigkeit, die meisten Aktivitäten des täglichen Lebens auszuführen, sind jedoch nicht beeinträchtigt. Haben Patienten in diesem Zustand genug Zeit zum Nachdenken, können sie in der Regel gestellte Fragen beantworten, was auf ein intaktes Gedächtnis und intakte kognitive Funktionen hinweist.

Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung weisen tatsächlich einen Gedächtnisverlust auf und nicht, wie gleichaltrige Kontrollprobanden, einen manchmal langsamen Gedächtnisabruf aus einem relativ konservierten Gedächtsnisspeicher. Eine leichte kognitive Beeinträchtigung beeinflusst das Kurzzeitgedächtnis (episodisches Gedächtnis). Die Patienten haben Probleme, sich an kurz zuvor geführte Gespräche, den Aufbewahrungsort der am häufigsten gebrauchten Gegenstände und Termine zu erinnern. Die Erinnerung an weiter zurückliegende Begebenheiten ist dagegen in der Regel intakt, ebenso die Aufmerksamkeit (auch Arbeitsspeicher genannt–die Patienten können Wortlisten wiederholen und einfache Rechenaufgaben lösen). Der Begriff der leichten kognitiven Beeinträchtigung entwickelt sich weiter; er wird heute mitunter definiert als Minderung von Gedächtsnis und/oder anderen kognitiven Funktionen, die nicht ausreicht, um die Alltagsaktivitäten zu beeinflussen. Bis zu 50% der Patienten mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung entwickeln innerhalb von 3 Jahren eine Demenz (1).

Patienten mit Demenz zeichnen sich durch Gedächtnisstörungen plus Hinweise auf Fehlfuntionen bei der Kognition und im Verhalten aus. Sie können z. B. Schwierigkeiten aufweisen bei der Wortfindung und/oder der Benennung von Objekten (Aphasie), bei der Ausführung von früher erlernten motorischen Aktivitäten (Apraxie) oder bei der Planung und Organisation alltäglicher Aktivitäten wie Mahlzeiten, Einkaufen und Rechnungen bezahlen (gestörte Exekutivfunktionen). Ihre Persönlichkeit kann sich verändern; z. B. können sie ungewöhnlich reizbar, ängstlich, unruhig und/oder unflexibel werden.

Depression ist bei Patienten mit Demenz häufig. Allerdings kann eine Depression auch ihrerseits Gedächtnisstörungen verursachen, die eine Demenz vortäuschen (Pseudodemenz). Solche Patienten weisen in der Regel weitere Merkmale der Depression auf.

Ein Delirium ist ein akuter Verwirrtheitszustand, der durch eine schwere Infektion, ein Medikament (unerwünschte Wirkung) oder eine Droge oder einen Medikamenten- oder Drogenentzug verursacht werden kann. Delirpatienten haben eine Gedächtnisstörung, aber der Hauptgrund dafür sind in der Regel schwere, schwankende globale Veränderungen des geistigen Zustands (vor allem der Aufmerksamkeit) und kognitive Funktionsstörungen, nicht Gedächtnisverlust.

Tabelle
Tabelle

Zu den weniger häufigen Ursachen für Gedächtnisverlust, die mit einer Behandlung rückgängig gemacht werden können, gehören die folgenden:

Andere Erkrankungen können in Abhängigkeit vom Ausmaß und Grad der Gewebeschädigung heilbar sein. Diese umfassen:

Hinweis zur Ätiologie

  1. 1. Roberts RO, Knopman DS, Mielke MM, et al: Higher risk of progression to dementia in mild cognitive impairment cases who revert to normal. Neurology 82 (4):317–325, 2014. doi: 10.1212/WNL.0000000000000055 Epub 2013 Dec 18.

Abklärung des Gedächtnisverlusts

Die höchste Priorität bei der Bewertung von Gedächtnisverlust ist

  • Um reversible Ursachen zu identifizieren, einschließlich Depression, Angst und Delirium, die eine schnelle Behandlung erfordert

Die Abklärung zielt darauf ab, die wenigen Fälle von leichter kognitiver Beeinträchtigung und früher Demenz von den häufigeren altersbedingten Gedächtnisveränderungen oder normaler Vergesslichkeit zu unterscheiden.

Die komplette Abklärung einer Demenz erfordert in der Regel mehr Zeit als die 20–30 min, die üblicherweise für eine Konsultation zur Verfügung stehen. Eine Beurteilung durch einen Neuropsychologen kann ebenfalls erforderlich sein.

Historie

Die Anamnese sollte möglichst getrennt vom Patienten bzw. von den Familienmitgliedern erhoben werden. Kognitiv beeinträchtigte Patienten können nicht in der Lage sein, eine detaillierte und genaue Krankheitsgeschichte zu liefern, und Familienmitglieder können sich nicht frei fühlen, ehrlich darüber zu berichten, während der Patient zuhört.

Die Vorgeschichte der bestehenden Krankheit sollte eine Beschreibung der Art der Gedächtnisstörungen (z. B. Wörter oder Namen werden vergessen, der Patient verirrt sich) sowie deren Beginn, Schweregrad und Verlauf beinhalten. Die Kliniker sollten feststellen, wie stark die Symptome den Alltag am Arbeitsplatz und zu Hause beeinträchtigen. Wichtige damit zusammenhängende Befunde sind Veränderungen im Sprachgebrauch, beim Essen, beim Schlafen und in der Stimmung. Ärzte sollten auch die Fähigkeiten des Patienten zum Bedienen eines Kraftfahrzeugs beurteilen, denn in einigen Ländern sind Ärzte verpflichtet, Patienten mit eingeschränkter Fahrtauglichkeit den örtlichen Zulassungsbehörden zu melden.

Bei der Überprüfung der Organsysteme sollten neurologische Symptome und andere Faktoren ermittelt werden, die auf eine bestimmte Art von Demenz hindeuten, wie z. B. die folgenden:

Die Anamnese sollte bekannte Erkrankungen und eine vollständige Anamnese des Konsums von verschreibungspflichtigen, rezeptfreien Medikamenten und illegalen Drogen enthalten.

Familien- und Sozialanamnese sollten das Ausgangsniveau des Patienten bezüglich Intelligenz, Ausbildung, Berufstätigkeit und sozialer Funktionsfähigkeit ermitteln. Früherer und momentaner Substanzmissbrauch werden festgestellt. Das Auftreten von Demenz oder früher leichter kognitiver Beeinträchtigung in der Familie wird erfragt. Die Sozialanamnese sollte auch ungewöhnliche Ernährungsgewohnheiten umfassen.

Körperliche Untersuchung

Neben einer allgemeinen wird eine vollständige neurologische Untersuchung mit detaillierter Prüfung des mentalen Status durchgeführt.

Bei der Testung des mentalen Status wird der Patient gebeten, bestimmte Aufgaben zu erledigen. Beurteilt werden folgende Bereiche:

  • Orientierung (Angabe von Name, Datum und Wohnort)

  • Aufmerksamkeit und Konzentration (z. B.: wiederholen Sie eine Wortliste, führen Sie einfache Berechnungen durch, buchstabieren Sie "Abend" rückwärts)

  • Kurzzeitgedächtnis (z. B.: wiederholen Sie eine Liste mit 3 oder 4 Gegenständen nach 5, 10 und 30 min)

  • Langzeitgedächtnis (z. B. Fragen zur fernen Vergangenheit beantworten)

  • Sprache (z. B. Benennen alltäglicher Gegenstände)

  • Praxie und Exekutivfunktion (z. B. Befolgen einer mehrstufigen Anweisung)

  • Konstruktive Fertigkeiten (z. B. Kopieren einer Form oder Zeichnen eines Zifferblatts)

  • Lesen

  • Berechnung

Verschiedene Skalen können zum Screening auf Beeinträchtigung in diesen Komponenten verwendet werden. Eine gängige Methode zum Screening ist die Montreal Cognitive Assessment (1) oder die Folstein Mini-Mental-Status-Untersuchung (2). Die Durchführung dieser Tests dauert in der Regel weniger als 10 Minuten.

Warnhinweise

Bei Patienten mit Gedächtnisverlust sind die folgenden Befunde von besonderer Bedeutung:

  • Gestörte Alltagsfunktionen

  • Aufmerksamkeitsverlust oder veränderte Bewusstseinsebene

  • Symptome einer Depression (z. B. Appetitlosigkeit, psychomotorische Verlangsamung, Suizidideationen)

  • Geschwindigkeit des Symptombeginns

Ein sich rasch entwickelnder Gedächtnisverlust kann auf eine Erkrankung wie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit oder einen Hirntumor hinweisen

Interpretation der Befunde

Das Vorliegen von tatsächlichem Gedächtnisverlust und Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten sowie anderer kognitiver Funktionen hilft bei der Differenzierung von altersbedingten Gedächtnisveränderungen, leichter kognitiver Beeinträchtigung und Demenz.

Stimmungsstörungen liegen bei Patienten mit Depression vor und sind auch verbreitet bei Patienten mit Demenz oder leichter kognitiver Beeinträchtigung. Somit kann die Differenzierung zwischen Depression und Demenz so lange schwierig sein, bis die Gedächtnisstörungen gravierender werden oder andere neurologische Defizite auftreten (z. B. Aphasie, Agnosie, Apraxie).

Aufmerksamkeitsdefizite helfen bei der Differenzierung von Delir und Demenz im Frühstadium. Bei den meisten Delirpatienten sind Gedächtnisstörungen kein Leitsymptom. Dennoch muss ein Delir ausgeschlossen werden, bevor die Diagnose Demenz gestellt werden kann.

Einen hilfreichen Hinweis liefern dabei die Umstände, unter denen der Patient in ärtzliche Behandlung kam. Hat der Patient die medizinische Abklärung initiiert, weil er besorgt ist, vergesslich zu werden, sind altersbedingte Gedächtnisstörungen als Ursache wahrscheinlich. Hat dies ein Angehöriger für einen Patienten getan, der sich selbst weniger Sorgen um sein Gedächtnis macht als seine Familie, ist eine Demenz sehr viel wahrscheinlicher.

Testung

Die Diagnose von Gedächtnisverlust wird primär klinisch gestellt. Jede kurze Untersuchung des mentalen Status wird allerdings von der Intelligenz des Patienten und seinem Bildungsniveau beeinflusst und hat somit nur eine begrenzte Genauigkeit. Patienten mit hohem Bildungsniveau können z. B. fälschlicherweise zu gut, solche mit niedrigem zu schlecht abschneiden.

Bei unklarer Diagnose kann eine exaktere formale neuropsychologische Testung durchgeführt werden, deren Ergebnisse eine höhere diagnostische Genauigkeit aufweisen.

Wenn ein Medikament oder eine Substanz die vermutete Ursache ist, kann es abgesetzt oder durch ein anderes Medikament ersetzt werden, um einen diagnostischen Versuch durchzuführen.

Werden scheinbar depressive Patienten behandelt, so kann dies die Differenzierung zwischen Depression und leichter kognitiver Beeinträchtigung erleichtern.

Wenn Patienten neurologische Auffälligkeiten aufweisen (z. B. Schwäche, veränderter Gang, unwillkürliche Bewegungen), ist eine MRT oder, falls eine MRT nicht verfügbar ist, eine CT erforderlich.

Bei den meisten Patienten sind eine Serum-Vitamin-B12-Bestimmung, ein vollständiges Stoffwechselpanel (einschließlich Serumkreatinin, Leberfunktionstests, Kalzium, Magnesium, und Glukose) und Schilddrüsenfunktionstests erforderlich, um potenziell leicht reversible Ursachen für Gedächtnisstörungen auszuschließen.

Literatur zur Evaluierung

  1. 1. Nasreddine ZS, Phillips NA, Bédirian V, et al: The Montreal Cognitive Assessment, MoCA: A brief screening tool for mild cognitive impairment. J Am Geriatr Soc 53 (4):695–699, 2005. doi: 10.1111/j.1532-5415.2005.53221.x

  2. 2. Folstein MF, Folstein, McHugh PR: "Mini-mental state". A practical method for grading the cognitive state of patients for the clinician. J Psychiatr Res 12 (3):189–198, 1975. doi: 10.1016/0022-3956(75)90026-6

Behandlung des Gedächtnisverlusts

Patienten mit altersbedingten Gedächtnisstörungen sollten beruhigt werden. Einige in der Regel gesunde Maßnahmen werden oft zur Aufrechterhaltung der Funktion empfohlen und verringern möglicherweise das Risiko von Demenz.

Patienten mit Depression werden medikamentös und/oder psychotherapeutisch behandelt.

Patienten mit Gedächtnisverlust und Symptomen einer Depression sollten mit nichtanticholinergen Antidepressiva behandelt werden, vorzugsweise mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs). Mit dem Rückgang der Depression geht auch der Gedächtnisverlust zurück.

Ein Delir wird kausal behandelt.

Selten kann eine Demenz durch eine spezifische Behandlung rückgängig gemacht werden (z. B. Substitution von Vitamin B12 bzw. Schilddrüsenhormon, Shunt bei Normaldruckhydrozephalus).

Die übrigen Patienten mit Gedächtnisverlust werden unterstützend behandelt.

Allgemeine Maßnahmen

Folgendes kann für Patienten empfohlen werden, die Angst vor Gedächtnisverlust haben:

  • Regelmäßige sportliche Betätigung

  • Eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse

  • Ausreichend Schlaf

  • Nicht rauchen

  • Minimierter Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen (z. B. Marihuana)

  • Teilhabe an sozialen Aktivitäten und solchen die die geistige Wachheit fördern

  • Regelmäßige körperliche Untersuchungen

  • Stressmanagement

  • Prävention von Kopfverletzungen

Diese Maßnahmen, zu denen die Kontrolle des Blutdrucks sowie der Cholesterin- und Plasma-Glukosespiegel gehören, neigen auch dazu das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Einige Befunde sprechen dafür, dass diese Maßnahmen das Demenzrisiko senken können, aber diese Effekte wurden nicht nachgewiesen.

Einige Experten empfehlen:

  • Neues lernen (z. B. eine neue Sprache, ein neues Musikinstrument)

  • Durchführung von Denkübungen (z. B. Listen auswendig lernen, Worträtsel lösen, Schach, Bridge oder andere Spiele, die Strategie verwenden)

  • Lesen

  • Am Computer arbeiten

  • Basteln (z. B. Stricken, Quilten)

Diese Aktivitäten können helfen, die kognitive Funktion aufrechtzuerhalten oder zu verbessern, möglicherweise, weil sie neuronale Verbindungen stärken und neue Verbindungen fördern.

Patientensicherheit

Um Stürzen und anderen Unfällen vorzubeugen, kann die Wohnung des betroffenen Patienten durch Ergo- und Physiotherapeuten auf ihre Sicherheit überprüft werden. Dabei können Schutzmaßnahmen nötig werden (z. B. Messer wegräumen, Strom für den Herd abstellen, Auto entfernen, Autoschlüssel konfiszieren). Wenn Patienten umherwandern bzw. weglaufen, können Monitoringsysteme installiert werden, oder Patienten können im "Safe Return Programm" registriert werden. Informationen bei der Alzheimergesellschaft (Safe Return program) (Anmerkungen der Redaktion: für Deutschland z. B. Deutsche Alzheimer-Gesellschaft; www.deutsche-alzheimer.de).

Ärzte sollten wissen, welche Rolle sie bei der Meldung von Demenzpatienten an die örtlichen Zulassungsbehörden spielen; die Meldepflichten variieren je nach Bundesstaat (in den Vereinigten Staaten) und Land.

Schließlich können Hilfen (z. B. Haushaltshilfe, häusliche Pflege) oder eine Anpassung der Umgebung (z. B. barrierefreie Wohnung, betreutes Wohnen, Pflegestation) angezeigt sein.

Maßnahmen zur Anpassung der Umgebung

Umweltschutzmaßnahmen können Patienten mit Demenz helfen.

Demenzpatienten kommen in der Regel in vertrauter Umgebung am besten zurecht, wobei die Orientierung immer wieder verstärkt werden sollte (inkl. große Kalender und Uhren), sowie in einer hellen, freundlichen Umgebung und mit einem geregelten Tagesablauf. Das Zimmer sollte senorische Stimuli bieten (z. B. Radio, Fernsehen, Nachtlicht).

In Heimen können Mitarbeiter große Namensschilder tragen und sich immer wieder aufs Neue vorstellen. Veränderungen der Umgebung, von Abläufen oder Personen sollten den Patienten präzise und einfach unter Auslassung unwesentlicher Vorgänge erklärt werden.

Häufige Besuche durch das Pflegepersonal und durch vertraute Personen ermutigen den Patienten, an sozialen Kontakten festzuhalten. Aktivitäten können sich positiv auswirken; sie sollten Freude machen und stimulieren, aber nicht zu viele Wahlmöglichkeiten oder Herausforderungen beinhalten. Gleichgewichtsübungen und Herz-Kreislauf-Training können auch dazu beitragen, Unruhe zu vermindern, den Schlaf zu verbessern und das Verhalten zu steuern. Beschäftigungs- und Musiktherapie tragen dazu bei, die feinmotorische Kontrolle aufrechtzuerhalten, und beinhalten nonverbale Stimulation. Gruppentherapien (z. B. Erinnerungstherapie, gemeinschaftliche Aktivitäten) können helfen, die sprachlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen beizubehalten.

Medikamente

Das Absetzen oder Reduzieren von Arzneimitteln mit zentralnervöser Wirkung verbessert häufig die Funktion. Sedierende und anticholinerge Arzneimittel, die eine Demenz eher verschlechtern, sollten vermieden werden.

Die Cholinesterasehemmer Donepezil, Rivastigmin und Galantamin sind mäßig wirksam zur Verbesserung der kognitiven Funktion bei Patienten mit mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz oder Demenz mit Lewy-Körperchen und können auch bei anderen Demenzformen nützlich sein. Die Wirksamkeit lässt mit der Zeit nach.

Memantin, ein NMDA (N-Methyl-D-Aspartat)-Antagonist kann bei mittelschwerer bis schwerer Demenz eingesetzt werden.

Mit Donepezil, Galantamin und Rivastigmin können vorübergehende Verbesserungen des Gedächtnisses bei Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung erzielt werden, der Nutzen scheint jedoch bescheiden (1). Cholinesterasehemmer werden jedoch in der Regel nicht empfohlen, um die kognitiven Fähigkeiten oder das Gedächtnis von Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung zu verbessern, da die Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen ist und das Risiko unerwünschter Ereignisse (insbesondere gastrointestinaler [2]) erhöht ist.

Aducanumab ist ein monoklonaler Antikörper, der Beta-Amyloid-Plaques reduziert, die sich bei Patienten mit Alzheimer-Krankheit im Gehirn ansammeln. Die gesammelten Daten haben jedoch viele Experten nicht davon überzeugt, dass Aducanumab die Symptome der Alzheimer-Krankheit verhindert oder reduziert und/oder das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt. Aducanumab steht zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zur Verfügung, sollte aber auf Patienten mit leichten Symptomen beschränkt werden. Lecanemab wird zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit eingesetzt, und Donanemab könnte bald zur Verfügung stehen; es handelt sich ebenfalls um Anti-Amyloid-Medikamente.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Petersen RC, Thomas RG, Grundman M, et al: Vitamin E and donepezil for the treatment of mild cognitive impairment. N  Engl J Med. 352 (23):2379–2388, 2005. doi: 10.1056/NEJMoa050151 Epub 2005 Apr 13.

  2. 2. Russ TC, Morling JR: Cholinesterase inhibitors for mild cognitive impairment. Cochrane Database Syst Rev 2012 (9): CD009132, 2012. Online veröffentlicht am 12. September 2012. https://doi.org/10.1002/14651858 CD009132.pub2

Geriatric Essentials: Memory Loss

Die leichte kognitive Beeinträchtigung ist im Alter verbreitet. Die Prävalenzschätzungen variieren je nach Studie, nehmen aber im Allgemeinen mit dem Alter zu; einige Studien berichten von etwa 7% im Alter von 60 Jahren und bis zu 25% nach 80 Jahren (1).

Demenz ist eine der häufigsten Ursachen von Heimeinweisung, Morbidität und Mortalität bei Senioren. Das Hauptrisiko für eine Demenz ist das Alter. Die Prävalenz von Demenz

  • Etwa 1% im Alter von 60 bis 64

  • 3% im Alter von 65 bis 74 Jahren

  • Fast 15% der Menschen im Alter von 75 bis 79 Jahren

  • Etwa 25% der Menschen im Alter von 80 bis 84 Jahren

  • 30 bis 50% im Alter von > 85

  • 60–80% unter den älteren Pflegeheimbewohnern

Geriatrie-Grundlagen

  1. 1. Petersen RC, Lopez O, Armstrong MJ, et al: Practice guideline update summary: Mild cognitive impairment. Report of the Guideline Development, Dissemination, and Implementation Subcommittee of the American Academy of Neurology. Practice Guideline. Neurology 16;90 (3):126–135, 2018. doi: 10.1212/WNL.0000000000004826 Epub 2017 Dec 27.

Wichtige Punkte

  • Gedächtnisverlust und Demenz sind bei älteren Menschen weit verbreitet und stellen für sie einen häufigen Anlass zur Besorgnis dar.

  • Altersbedingte Gedächtnisstörungen, die zur Verlangsamung, nicht aber zur Leistungseinbußen bei Gedächtnis und Kognition führen, sind häufig.

  • Die Diagnose basiert in erster Linie auf klinischen Kriterien, insbesondere auf Stimmung, Aufmerksamkeit, Vorliegen eines echten Gedächtnisverlusts und Auswirkungen auf die Alltagsfunktion.

  • Mögliche reversible und behandelbare Ursachen der Demenz (bestimmte Arten von Schlaganfällen, Depressionen, Krampfanfällen, Schädeltraumata, Hirninfektionen, Hypothyreose, HIV-Infektionen, Normaldruckhydrozephalus, Hirntumore, Vitamin-B12-Mangel, übermäßiger Gebrauch bestimmter Medikamente und Substanzen einschließlich Alkohol) müssen umgehend ausgeschlossen werden.

  • Eine vollständige Anamnese der Medikation und des Substanzkonsums ist von entscheidender Bedeutung, da sedierende und Anticholinergika Gedächtnisverluste verursachen können, die durch das Absetzen des Medikaments rückgängig gemacht werden können.

  • Bei Patienten mit neurologischen Anomalien (z. B. Schwäche, Gangstörungen, unwillkürliche Bewegungen) ist ein MRT oder CT durchzuführen.

  • Vom Patienten selbst berichtete Gedächtnisstörungen rühren in der Regel nicht von einer Demenz her.

  • Delirium und Depression müssen vor der Diagnose einer Demenz ausgeschlossen werden.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Alzheimer's Association: This web site has information about dementia in general and Alzheimer disease (such as statistics, causes, risk factors, early symptoms and signs, options for care, and daily care of someone with Alzheimer disease). It also includes tips to improve brain health and links to support groups and local resources.