Medizinische Abklärung des älteren Fahrers

VonPeggy P. Barco, OTD, OTR/L, BSW, SCDCM, CDRS, FAOTA, Washington University Medical School;
David B. Carr, MD, Washington University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juli 2024
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Die medizinische Abklärung eines älteren Fahrers beinhaltet eine gründliche Überprüfung der medizinischen Störungen und/oder Medikamente, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können. Solche Störungen können chronische Erkrankungen sein, die wichtige funktionelle Fähigkeiten für das Fahren beeinträchtigen (z. B. nimmt bei Makuladegeneration die Sehfähigkeit ab), oder akute Ereignisse, die das Bewusstsein beeinträchtigen (z. B. Krampf, Synkope).

Ärzte sollten nationale Leitlinien und Ressourcen zur Beurteilung und Behandlung älterer Fahrer konsultieren (siehe Weitere Informationen und auch Überblick über den älteren Fahrer.)

Therapeutische Medikamente und Fahren

Ältere Erwachsene haben wahrscheinlich mehrere Begleiterkrankungen und nehmen möglicherweise mehrere Medikamente ein. Eine beträchtliche Anzahl von Medikamenten, in der Regel solche, die das zentrale Nervensystem beeinflussen (z. B. Verwirrung, Sedierung), können das Führen eines Fahrzeugs beeinträchtigen. Viele von ihnen beeinträchtigen nachweislich die Fahrleistung bei Straßentests oder in Fahrsimulatoren und werden mit einem erhöhten Risiko von Verkehrsunfällen in Verbindung gebracht. Trotz dieser Risiken sollten viele dieser Medikamente nicht abrupt abgebrochen werden, sondern es könnte notwendig sein, sie auszuschleichen. Es ist wichtig, den verschreibenden Arzt oder Apotheker zu befragen, bevor sie abgesetzt werden.

Zu den Medikamenten, die nachweislich das Fahrrisiko erhöhen, gehören:

  • Antihistaminika, Benzodiazepine, Opioide, Anticholinergika, Hypnotika, Antihypertensiva und trizyklische Antidepressiva, die Schläfrigkeit, Hypotonie oder Herzrhythmusstörungen verursachen können

  • Dopaminagonisten gegen Parkinsonismus (z. B. Pramipexol, Ropinirol), die gelegentlich akute Schlafattacken verursachen können

  • Antiemetika (z. B. Prochlorperazin) und Muskelrelaxantien (z. B. Cyclobenzaprin), die die Sinneswahrnehmung verändern können

  • Medikamente gegen Anfallsleiden, die zu einer Sedierung führen können (möglicherweise müssen Alternativen in Betracht gezogen werden)

Beim Ansetzen eines neuen Medikaments, das evtl. visuelle, physische oder kognitive Funktionen beeinflusst, sollten die Patienten mehrere Tage (abhängig von der Zeit bis das Steady-State erreicht ist) lang nicht fahren, bis sie sicher sind, dass keine unerwünschten Wirkungen auftreten. Wenn ein Medikament aus einer Medikamentenklasse, die das Risiko des Fahrens erhöhen kann, verwendet werden muss, sollte der Patient ein Medikament aus dieser Klasse erhalten, das am wenigsten wahrscheinlich zu einer Beeinträchtigung führt, und zwar in der niedrigsten wirksamen Dosis.

Stürze und Fahren

Stürzen und Autounfällen liegen gemeinsame Faktoren zugrunde (z. B. Sehstörungen, beeinträchtigte Muskelkraft, Kognition). Eine Anamnese mit Stürzen deutet auf ein erhöhtes Risiko für Verkehrsunfälle mit Personenschäden bei älteren Erwachsenen hin und sollte eine weitere Bewertung veranlassen bezüglich intrinsischer Faktoren, die die Mobilität und das Fahrvermögen beeinträchtigen können (z. B. visuelle, kognitive, motorische Fähigkeiten).

(Siehe Funktionelles Assessment älterer Fahrer.)

Herzerkrankungen und Fahren

Das Vorhandensein einer Erkrankung des Herzens kann das Risiko für das Führen eines Fahrzeugs erhöhen, insbesondere bei Erkrankungen, die das Bewusstsein beeinträchtigen oder eine Synkope verursachen können (z. B. Herzrhythmusstörungen). Patienten, die sich kardiologischen Eingriffen (z. B. Koronarstents oder Bypass-Grafts, Einsetzen eines internen Defibrillators/Schrittmachers) oder bestimmten akuten Ereignissen (z. B. instabile Angina pectoris, Myokardinfarkt) unterzogen haben, müssen während der Erholungsphase für kurze Zeit auf das Führen eines Fahrzeugs verzichten; die Dauer hängt von dem Eingriff und dem klinischen Zustand des Patienten ab. Herzerkrankungen können eine chronische kognitive Beeinträchtigung oder eine akute Beeinträchtigung des Bewusstseins verursachen (z. B. Schwindel, Synkopen, Benommenheit).

Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz (z. B. der Klasse IV, Atemnot in Ruhe oder beim Fahren) sollten vom Farhen absehen, bis sie mit Tests im Straßenverkehr beurteilt werden können und die Zulassung von ihren Ärtzen haben.

Neurologische Störungen und Fahren

Neurologische Störungen erhöhen ebenfalls das Risiko beim Fahren. Spezifische Störungen sind

  • Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke (TIA): Fahrer mit einer einzelnen TIA sollten einen Monat warten, bevor sie wieder fahren; Fahrer mit wiederkehrenden TIAs oder einem kürzlich erlittenen Schlaganfall sollten mindestens 3 bis 6 Monate lang ereignisfrei sein, bevor sie wieder fahren, und von ihrem Neurologen oder Hausarzt untersucht werden. Eine körperliche Untersuchung sollte erfolgen, um zu beurteilen, wie eine verbleibende Behinderung durch einen Schlaganfall die Fahrtüchtigkeit beeinflussen könnte. Erwägen Sie die Überweisung von Personen mit persistierenden visuellen, motorischen oder kognitiven Defiziten an eine auf Ergotherapeuten basierende Fahrerkennungsklinik.

  • Krampfanfälle: Vorschriften für Fahrer, die Krampfanfälle haben, sind Staaten-spezifisch, wobei die meisten Staaten ein anfallsfreies Intervall (oft 6 Monate) verlangen, bevor sie die Fahrerlaubnis wieder ausstellen. Antiepileptika können Anfälle bei etwa 70 % der Patienten ausreichend kontrollieren, obwohl es zu Rückfällen kommen kann, wenn diese Medikamente abgesetzt werden oder wenn sie über einen längeren Zeitraum nicht eingenommen werden. Bundesstaatliche Informationen über die Berechtigung des Führerscheins für Menschen, die Anfälle haben, sollten gesucht werden (siehe die Epilepsy Foundation Epilepsy Foundation State Driving Laws Database) zusammen mit Beratung durch einen Neurologen.

Die Alzheimer-Krankheit oder andere fortschreitende Demenzerkrankungen beeinträchtigen schließlich wichtige funktionelle Fähigkeiten, einschließlich derjenigen, die zum Fahren erforderlich sind. Die Überwachung von Patienten auf neue Fahrfehler, die Veränderungen in der Kognition zugeschrieben werden können, oder die Identifikation von signifikanten Beeinträchtigungen über psychometrische Tests können bei Empfehlungen für Tests auf der Straße und/oder möglicherweise für das Aufhören mit dem Fahren hilfreich sein. Die American Academy of Neurology hat Praxisparameter zu Fahren und Demenz (1). In mehreren Bundesstaaten sind die Ärzte verpflichtet, dem Kraftfahrtbundesamt erhebliche kognitive Beeinträchtigungen zu melden (2).

Viele andere neurologische Störungen (z. B. M. Parkinson, multiple Sklerose) führen zu Behinderungen und sollten durch funktionelle Bewertung und gegebenfalls einen Praxisbeurteilung überwacht werden.

Diabetes mellitus und Fahren

Diabetes mellitus stellt ein Risiko dar, weil die Patienten während der Fahrt hypoglykämisch werden können; bei gut eingestelltem Diabetes wurde jedoch kein erhöhtes Verkehrsunfallrisiko nachgewiesen (3). Patienten, die kürzlich eine hypoglykämische Episode mit Bewusstseinsstörungen hatten, sollten 3 Monate lang nicht fahren oder bis die Faktoren, die zu der Episode beigetragen haben (z. B. Ernährung, Aktivität, Zeitpunkt der Verabreichung und Dosis von Insulin oder Antihyperglykämika), beurteilt und behandelt wurden. Sensorische Veränderungen in den Extremitäten aufgrund von Neuropathie und/oder Retinopathie aufgrund von Diabetes können ebenfalls die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.

Eine schwere Hyperglykämie geht mit kognitiven Beeinträchtigungen einher, und die Patienten sollten kein Fahrzeug führen, bis ihr Blutzucker und ihre Symptome besser unter Kontrolle sind.

Schlafstörungen und Fahren

Schlafstörungen, allem voran das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, können Schläfrigkeit verursachen, die zu Autounfällen führt; die Patienten sollten so lange vom Fahren absehen, bis sie adäquat behandelt werden.

Es hat sich gezeigt, dass die Verwendung eines CPAP-Geräts (Continuous Positive Airway Pressure) die Leistung in einem Fahrsimulator verbessert und die Zahl der Verkehrsunfälle reduziert (4).

Literatur

  1. 1. Iverson DJ, Gronseth GS, Reger MA, et al. Practice parameter: Evaluation and management of driving and dementia: Report of the Quality Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology. Neurology. 2010;74(16):1316–1324. doi:10.1212/WNL.0b013e3181da3b0f

  2. 2. Tran EM, Lee JE. Reporting Requirements, Confidentiality, and Legal Immunity for Physicians Who Report Medically Impaired Drivers. JAMA Netw Open. 2024;7(1):e2350495. Veröffentlicht am 2. Januar 2024. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.50495

  3. 3. Dow J, Boucher L, Carr D, et al. Does diabetes affect the risk of involvement in a motor vehicle crash? J Transport Health. 2022;27(101509). ISSN 2214-1405. doi:10.1016/j.jth.2022.101509

  4. 4. Orth M, Duchna HW, Leidag M, et al. Driving simulator and neuropsychological [corrected] testing in OSAS before and under CPAP therapy [published correction appears in Eur Respir J. 2006 Jan;27(1):242]. Eur Respir J. 2005;26(5):898-903. doi:10.1183/09031936.05.00054704

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. National Highway Traffic Safety Administration: Clinician's Guide to Assessing and Counseling Older Drivers, 4th edition

  2. Austroads: Assessing Fitness to Drive: An Australian resource providing medical standards for driver licensing

  3. Epilepsy Foundation: State Driving Laws Database: A United States resource providing information for drivers with epilepsy