Angina pectoris

VonRanya N. Sweis, MD, MS, Northwestern University Feinberg School of Medicine;
Arif Jivan, MD, PhD, Northwestern University Feinberg School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juni 2022
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Angina pectoris ist die Bezeichnung für ein klinisches Syndrom mit präkordialen Beschwerden oder Druckgefühl im Brustbereich aufgrund einer vorübergehenden myokardialen Ischämie ohne Infarkt. Sie wird typischerweise durch körperliche Belastung oder psychologischen Stress ausgelöst. In Ruhe oder mit Nitroglycerin sublingual lassen die Symptome nach. Die Diagnose ergibt sich aus der Symptomatik, dem EKG und aus der Bildgebung des Myokards. Zu den Therapiemöglichkeiten zählen antithrombozytäre Medikamente, Nitrate, Betablocker, Kalziumantagonisten, Angiotensin-konvertierendes Enzym-Hemmer, Statine, die Koronarangioplastie oder die koronare Bypass-Operation.

(Siehe auch Übersicht zur koronaren Herzkrankheit.)

Ätiologie der Angina pectoris

Eine Angina pectoris tritt auf, wenn

  • Die kardiale Arbeitsbelastung und der daraus resultierende myokardiale Sauerstoffbedarf übersteigen die Fähigkeit der Koronararterien, eine angemessene Menge an sauerstoffreichem Blut zu liefern

Ein solches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kann auftreten, wenn die Arterien verengt sind. Eine Verengung entsteht in der Regel durch

Eine Verengung der Herzkranzgefäße kann auch entstehen durch

Eine akute Koronarthrombose kann durch eine teilweise oder vorübergehende Obstruktion eine Angina pectoris verursachen. In der Regel jedoch kommt es dadurch zu einem akuten Myokardinfarkt.

Da der myokardiale Sauerstoffbedarf hauptsächlich von der Herzfrequenz, der systolischen Wandspannung und der Kontraktionskraft bestimmt wird, führt die Verengung einer Koronararterie typischerweise zu einer Angina, die bei körperlicher Belastung auftritt und in Ruhe nachlässt.

Zusätzlich zu körperlicher Belastung kann die kardiale Arbeitslast durch Krankheiten wie eine Hypertonie, Aortenklappenstenose, Aortenklappeninsuffizienz oder eine hypertrophe Kardiomyopathie erhöht sein. In solchen Fällen kann es mit oder ohne eine Atherosklerose zu einer Angina pectoris kommen. Diese Krankheiten können auch die relative Myokardperfusion verringern, da die myokardiale Masse vermehrt ist (einen verminderten diastolischen Blutfluss verursachend).

Eine verminderte Sauerstoffversorgung, wie z. B. bei einer schweren Anämie oder Hypoxie, kann eine Angina pectoris auslösen oder verstärken.

Pathophysiologie der Angina pectoris

Angina pectoris kann sein

  • Stabil

  • Instabil

Bei einer stabilen Angina pectoris ist das Verhältnis zwischen kardialer Arbeitslast oder Sauerstoffbedarf und Ischämie in der Regel relativ voraussagbar.

Instabile Angina pectoris ist eine sich klinisch verschlechternde Angina (z. B. Angina pectoris bei Ruhe oder mit zunehmender Häufigkeit und/oder Intensität der Episoden).

Der Grad der arteriosklerotisch bedingten Verengungen der Koronargefäße steht nicht vollständig fest und variiert mit den normalen Schwankungen des arteriellen Tonus, die sich bei allen Menschen finden. Daher tritt eine Angina pectoris eher am Morgen auf, wenn der Gefäßtonus relativ hoch ist. Auch eine abnorme endotheliale Funktion kann zu Schwankungen im Gefäßtonus beitragen. Beispielsweise bedingt ein plötzlicher Anstieg der Katecholamine in einem durch Atherome geschädigten Endothel eine Vasokonstriktion statt einer Dilatation (normale Reaktion).

Wenn das Myokard ischämisch wird, fällt der Blut-pH im Sinus coronarius ab, es kommt zu einem zellulären Kaliumverlust und einer Laktatanhäufung. Im EKG zeigen sich Veränderungen und die Ventrikelfunktion (sowohl systolisch als auch diastolisch) verschlechtert sich. In der Regel steigt der diastolische Druck im linken Ventrikel (LV) während einer Angina pectoris. Manchmal kommt es dabei zu einer Lungenstauung und Dyspnoe. Der genaue Mechanismus, durch den eine Ischämie Beschwerden verursacht, ist nicht geklärt. Es ist möglich, dass eine Stimulation der Nerven durch hypoxische Metaboliten beteiligt ist.

Symptome und Zeichen der Angina pectoris

Die Beschwerden einer Angina pectoris können als ein vages, kaum störendes Druckgefühl oder sehr schnell als ein ernsthaftes starkes Vernichtungsgefühl in der Brust wahrgenommen werden. Es wird selten als Schmerz beschrieben. Die Beschwerden werden meist unterhalb des Sternums lokalisiert, variieren jedoch. Die Beschwerden können in die linke Schulter, entlang der Innenseite des linken Arms und sogar bis in die Finger, direkt in den Rücken, Hals, Kiefer und in die Zähne ausstrahlen, gelegentlich auch entlang der Innenseite des rechten Arms. Sie können auch im Bereich des Oberbauchs gefühlt werden. Die Beschwerden der Angina pectoris sind nie über den Ohren oder unter dem Bauchnabel. Bei Frauen treten eher atypische Symptome wie Brennen oder Schmerzemphaftigkeit im Rücken, in den Schultern, Armen oder im Kiefer auf.

Atypische Angina (z. B. mit Blähungen, Bauchschmerzen) kann bei einigen Patienten auftreten. Diese Patienten beschreiben oft Symptome die eher zu Verdauungsstörungen passen. Aufstoßen kann die Beschwerden sogar erleichtern. Andere Patienten leiden unter Dyspnoe aufgrund des steilen, reversiblen Anstiegs des linksventrikulären Füllungsdrucks, der häufig mit der Ischämie einhergeht. Häufig werden die Beschwerden von den Patienten ungenau beschrieben und es kann schwierig zu bestimmen sein, ob es sich um eine Angina pectoris, Dyspnoe oder um beides handelt. Da eine ischämische Symptomatik eine Minute oder länger andauert, handelt es sich bei kurzen, flüchtigen Empfindungen eher selten um eine Angina pectoris.

Zwischen den einzelnen Angina-pectoris-Anfällen und sogar während eines Anfalls kann der körperliche Befund des Patienten normal sein. Während des Anfalls kann die Herzfrequenz jedoch moderat ansteigen, häufig ist der Blutdruck erhöht, die Herztöne werden schwächer und der Herzspitzenstoß ist unschärfer. Es kann zu einem paradoxen 2. Herzton kommen, weil die linksventrikuläre Austreibungsphase während der ischämischen Attacke verlängert ist. Ein 4. Herzton (S4) ist weit verbreitet und ein 3. Herzton (S3) kann sich entwickeln. Ein schrilles oder blasendes, - jedoch nicht besonders lautes - mittel- oder spätsystolisches Geräusch im Bereich der Herzspitze kann vorhanden sein, wenn die Ischämie zu einer lokalen Papillarmuskeldysfunktion führt, die wiederum eine Mitralklappeninsuffizienz bewirkt.

Eine Angina pectoris wird typischerweise durch körperliche Belastung oder starke Emotionen ausgelöst, dauert in der Regel nicht länger als einige Minuten an und klingt in Ruhe wieder ab. Im Allgemeinen ist die Reaktion auf körperliche Belastung vorhersagbar. Bei einigen Patienten kann körperliche Anstrengung an einem Tag toleriert werden, am nächsten jedoch wegen Variationen des arteriellen Tonus eine Angina pectoris auslösen. Die Symptome sind besonders stark, wenn nach einer Mahlzeit eine körperliche Anstrengung erfolgt oder wenn die körperliche Belastung an kalten Tagen stattfindet. Ein Angina-pectoris-Anfall kann durch Laufen gegen den Wind oder beim ersten Kontakt mit kalter Luft nach Verlassen eines warmen Raumes ausgelöst werden. Der Schweregrad der Symptome wird oft nach dem Grad der körperlichen Belastung bestimmt, die zur Angina pectoris führt (siehe Tabelle Kanadisches kardiovaskuläres Klassifikationssystem für Angina pectoris).

Tabelle

Die Zahl der Anfälle variiert von mehreren Attacken pro Tag bis zu beschwerdefreien Intervallen über Wochen, Monate oder Jahre. Die Häufigkeit der Anfälle kann zunehmen (sogenannte Crescendo-Angina), was zu einem Myokardinfarkt oder zum Tod führen kann. Umgekehrt können die Anfälle allmählich zurückgehen oder verschwinden, wenn sich eine ausreichende koronare Kollateralzirkulation entwickelt, das ischämische Gebiet infarktiert oder eine Herzinsuffizienz oder Claudicatio intermittens auftritt und die Aktivität einschränkt.

Eine nächtliche Angina pectoris kann auftreten, wenn die Intensität eines Traumes erhebliche Veränderungen in der Atmung, der Pulsfrequenz und des Blutdrucks bewirkt. Die nächtliche Angina pectoris kann auch Zeichen einer rezidivierenden linksventrikulären Insuffizienz sein, die einer nächtlichen Dyspnoe entspricht. Die liegende Position erhöht den venösen Rückfluss, dehnt das Myokard und erhöht den Wandstress, was den Sauerstoffgebrauch erhöht.

Angina pectoris Dekubitus ist eine Form der Angina, die spontan während der Ruhe eintritt. Sie ist im Allgemeinen von einem moderaten Anstieg der Herzfrequenz und einem gelegentlich deutlich höheren Blutdruck begleitet. Beides führt zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf. Diese Zunahmen können Ursache einer Ruhe-Angina oder das Ergebnis einer Ischämie sein, die durch die Ruptur einer Plaque und der Bildung von Thromben entstanden ist. Wird die Angina nicht gelindert, erhöht sich der unerfüllte Sauerstoffbedarf des Myokards weiter, wodurch ein Myokardinfarkt wahrscheinlicher wird.

Instabile Angina pectoris

Da die Merkmale einer Angina pectoris beim einzelnen Patienten in der Regel vorhersagbar sind, sollten alle Veränderungen (z. B. Ruhe-Angina, neu auftretende Angina pectoris oder zunehmende Angina) ernst genommen werden, v. a. wenn die Angina schwerwiegend ist (d. h. Klasse 3 oder 4 gemäß Canadian Cardiovascular Society). Solche Veränderungen werden als instabile Angina pectoris bezeichnet und erfordern eine sofortige Untersuchung und Behandlung.

Stumme Ischämie

Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung (v. a. Patienten mit Diabetes) können eine Ischämie haben, ohne dabei Symptome zu zeigen. Die stille Ischämie zeigt sich manchmal in vorübergehenden asymptomatischen ST-T-Abweichungen, die in einemStresstest oder 24-h-EKG sichtbar werden. Radionukliduntersuchungen können manchmal eine asymptomatische myokardiale Ischämie während körperlicher oder geistiger Anstrengung dokumentieren. Die stumme Ischämie kann mit einer Angina pectoris einhergehen, jedoch zu unterschiedlichen Zeiten auftreten. Die Prognose richtet sich nach der Schwere der koronaren Arterienerkrankung.

Diagnose von Angina pectoris

  • Typische Symptome

  • Elektrokardiographie (EKG)

  • Belastungstest mit EKG oder Bildgebung (Echokardiographie, Radionuklid-Bildgebung, Positronen-Emissions-Tomographie [PET] oder MRT)

  • CT-Angiographie oder CT-Fractional-Flow-Reserve (CT FFR)

  • Koronarangiographie bei signifikanten Symptomen, positivem Stresstest oder signifikanten Läsionen, die im CT FFR festgestellt wurden.

Der Verdacht auf Angina besteht, wenn es sich um typische Beschwerden im Brustkorb handelt, die bei körperlicher Belastung auftreten und in Ruhe nachlassen. Das Vorhandensein signifikanter Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit (KHK) verleiht den angegebenen Symptomen zusätzliches Gewicht. Patienten, bei denen die Beschwerden im Brustkorb > 20 min anhalten oder in Ruhe auftreten, die Synkopen oder eine Herzinsuffizienz haben, werden in Hinblick auf ein akutes Koronarsyndrom untersucht.

Beschwerden im Brustkorb können auch durch gastrointestinale Störungen (z. B. gastroösophagealer Reflux, Ösophagusspasmen, Verdauungsstörungen, Cholelithiasis) hervorgerufen werden, durch Kostochondritis, Angstzustände, Panikattacken, Hyperventilation und andere Herzkrankheiten (z. B. Aortendissektion, Perikarditis, Mitralklappenprolaps, supraventrikuläre Tachykardie oder Vorhofflimmern), auch wenn die Koronardurchblutung nicht beeinträchtigt ist.

Ein EKG wird immer eingesetzt. Zu den spezifischeren Untersuchungen gehören Belastungstests mit EKG-Kontrolle oder mit Darstellung des Myokards (z. B. Echokardiographie, Radionuklidszintigraphie, PET, MRT) und die Koronarangiographie. Zunächst werden nichtinvasive Untersuchungen in Erwägung gezogen.

EKG

Bei typischer Belastungssymptomatik ist ein EKG indiziert. Da die Angina im Ruhezustand schnell nachlässt, kann ein EKG nur selten während eines Ereignisses durchgeführt werden, außer bei einem Stresstest.

Wenn es während einer Angina-Attacke durchgeführt wird, zeigt das EKG wahrscheinlich reversible ischämische Veränderungen:

  • T-Welle dirkordant zum QRS-Vektor

  • ST-Strecken-Senkung (typisch)

  • ST-Strecken-Hebung

  • verringerte R-Wellenhöhe

  • Störungen der intraventrikulären oder Bündelastleitung

  • Arrhythmie (in der Regel ventrikuläre Extrasystolen)

Zwischen den Angina-Attacken ist das EKG (und normalerweise die linksventrikuläre Funktion) bei ca. 30% der Patienten mit typischer Angina-pectoris-Anamnese und sogar bei denjenigen mit einer ausgedehnten Dreigefäßkrankheit in Ruhe normal. Bei den verbleibenden 70% gibt das EKG Hinweise auf ein früheres Infarktgeschehen, auf eine Hypertrophie oder nichtspezifische ST-Strecken- und T-Wellen-(ST-T-)Anomalien. Ein pathologisches Ruhe-EKG allein kann die Diagnose weder sichern noch ausschließen.

Stresstests

Stresstests sind erforderlich, um

  • die Diagnose zu bestätigen;

  • den Schweregrad der Krankheit zu beurteilen;

  • das angemessene Maß an Bewegung für den Patienten festzulegen;

  • bei der Erstellung der Prognose zu helfen.

Wenn die klinische oder Arbeitsdiagnose instabile Angina ist, sind frühe Stresstests kontraindiziert.

Ein Belastungs-EKG wird durchgeführt, wenn ein Patient ein normales Ruhe-EKG aufweist und trainieren kann. Bei Männern mit Brustschmerzen, als deren Ursache eine Angina pectoris angenommen wird, hat das Belastungs-EKG eine Spezifität von 70% und eine Sensitivität von 90%. Die Sensitivität ist bei Frauen ähnlich, die Spezifität jedoch besonders bei Frauen < 55 Jahren geringer (< 70%). Frauen haben bei einer koronare Herzkrankheit jedoch häufiger ein pathologisches EKG als Männer (32% vs. 23%). Auch wenn die Sensitivität relativ hoch ist, kann es sein, dass eine schwerwiegende koronare Herzkrankheit (sogar eine linke Hauptstammstenose oder eine Dreigefäßkrankheit) im Belastungs-EKG nicht erkennbar ist. Bei Patienten mit atypischen Symptomen und einem negativen Belastungs-EKG können in der Regel eine Angina pectoris und eine koronare Herzkrankheit ausgeschlossen werden. Ein positives Ergebnis kann eine koronare Ischämie anzeigen oder auch nicht und macht daher weitere Untersuchungen notwendig.

Ein Belastungs-EKG mit myokardialer Bildgebung wird durchgeführt, wenn das Ruhe-EKG abnormal ist, da im Belastungs-EKG häufig falsch-positive ST-Segmentverschiebungen auftreten. Der Belastungstest kann unter körperlicher Belastung oder medikamentös induziert (z. B. mit Dobutamin- oder Dipyridamolinfusion) durchgeführt werden. Zu den Bildgebungsmöglichkeiten gehören die Belastungsechokardiographie und die Darstellung der myokardialen Perfusion mittels Single-Photon-Emissions-CT (SPECT) oder Positronenemissionstomographie (PET) und Stress-MRT. Die Wahl der Darstellungstechnik hängt davon ab, welche Geräte zur Verfügung stehen und welche Erfahrungen die Ärzte haben. Mittels Darstellungsverfahren können die Funktion des LV und seine Reaktion auf Belastung ermittelt, ischämische Areale, Infarzierungen und funktionsfähiges Gewebe identifiziert und die Lokalisierung und das Ausmaß des gefährdeten Myokards bestimmt werden. Mittels einer Belastungsechokardiographie ist es möglich, eine ischämieinduzierte Mitralklappeninsuffizienz festzustellen.

Angiographie

Die Koronarangiographie ist das Standardverfahren zur Diagnosestellung einer koronaren Herzkrankheit. Sie ist jedoch nicht immer erforderlich, um die Diagnose zu bestätigen. Sie ist hauptsächlich zur Lokalisierung der Koronarläsionen und zur Abschätzung ihres Schweregrads indiziert, wenn eine Revaskularisierung (durch perkutane koronare Intervention [PCI ] oder koronare Bypass-Operation [CABG]) in Betracht gezogen wird. Eine Angiographie kann ebenfalls angezeigt sein, wenn eine genaue Kenntnis der Anatomie der Koronararterien erforderlich ist, um den Patienten in Bezug auf seine Arbeit und seine Lebensführung beraten zu können (z. B. Aufgabe des Berufs oder der sportlichen Aktivitäten). Obwohl angiographische Befunde die hämodynamische Relevanz der koronaren Läsionen nicht direkt zeigen, wird die Obstruktion als physiologisch signifikant angenommen, wenn der luminale Durchmesser um > 70% reduziert ist. Eine Angina pectoris entwickelt sich in der Regel nicht, wenn der Durchmesser < 70% ist, es sei denn, es liegt ein Krampf oder eine Thrombose vor.

Mit Hilfe des intravaskulären Ultraschalls (IVUS) lässt sich die Struktur der Koronargefäße darstellen. Während der Angiographie wird eine Ultraschallsonde an der Spitze eines Katheters in die Koronargefäße eingeführt. Dadurch können mehr Informationen über die Anatomie der Koronararterien gewonnen werden als durch andere Verfahren. Eine IVUS-Untersuchung ist indiziert, wenn die Art der Läsionen unklar ist oder wenn der offensichtliche Schweregrad der Erkrankung nicht mit dem Schweregrad der Symptomatik zusammenpasst. Dieses Verfahren eignet sich bei einer Angioplastie auch, um die optimale Platzierung eines Stents zu gewährleisten.

Führungsdrähte mit Druck- oder Flusssensoren können verwendet werden, um den Blutfluss durch Stenosen einzuschätzen. Der Blutfluss wird als fraktionelle Flussreserve (FFR) ausgedrückt, die das Verhältnis des maximalen Durchflusses durch den stenotischen Bereich zum normalen maximalen Durchfluss ausgedrückt. Diese Blutflussmessungen sind besonders nützlich, wenn die Notwendigkeit einer Angioplastie oder CABG bei Patienten mit Läsionen fragwürdigen Schweregrades (40–70% Stenose) evaluiert wird. Eine FFR von 1,0 gilt als normal, während eine FFR von < 0,75–0,8 mit Myokardischämie assoziiert ist. Läsionen mit einer FFR > 0,8 haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, von einer Stent-Implantation zu profitieren.

Bildgebung

Mit bildgebenden Verfahren, die in der Ruhelage durchgeführt werden, können die Koronararterien beurteilt werden.

Die Elektronenstrahl-CT kann den Kalziumgehalt in koronaren Plaques detektieren. Der Kalzium-Score ist in etwa proportional zum Risiko nachfolgender koronarer Ereignisse. Da Kalzium jedoch in Abwesenheit signifikanter Stenose vorliegen kann, korreliert das Ergebnis nicht hoch mit der Notwendigkeit einer Angioplastie oder einer CABG. Daher empfiehlt die American Heart Association, dass ein Screening mit Elektronenstrahl-CT nur bei ausgewählten Patientengruppen durchgeführt wird und dass es am wertvollsten ist, wenn es mit anamnestischen und klinischen Daten zur Schätzung des Risikos von Tod und nonfataler Myokardinfarkt kombiniert wird (1). Zu diesen Gruppen können asymptomatische Patienten mit einem mittleren 10-Jahres-Risiko für atherosklerotisch bedingte kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD) (10 bis 20%) und symptomatische Patienten mit zweideutigen Stresstestergebnissen gehören. Elektronenstrahltomographie ist besonders nützlich zum Ausschließen einer signifikanten koronare Herzkrankheit bei Patienten, die in der Notaufnahme mit atypischen Symptomen, normalen Troponin-Spiegeln und einer geringen Wahrscheinlichkeit hämodynamisch signifikanter koronarer Herzkrankheit vorgestellt werden. Bei diesen Patienten können ambulant nichtinvasive Tests durchgeführt werden.

Die auf ein Mehrzeiler-Kardio-CT rekonstruierte virtuelle Koronarangiographie kann Koronarstenose eindeutig identifizieren und hat eine Reihe von Vorteilen. Der Test ist nichtinvasiv, kann Koronarstenose mit hoher Genauigkeit ausschließen, die Stent- oder Bypass-Durchgängigkeit erfassen, die kardiale und koronarvenöse Anatomie zeigen und die verkalkte und nicht-verkalkte Plaquebelastung beurteilen. Eine Schätzung der fraktionellen Flussreserve (FFR) über signifikante Läsionen und eine Schätzung der läsionsspezifischen Ischämie sind ebenfalls möglich (2). Allerdings ist die Strahlenbelastung beträchtlich und der Test ist für Patienten mit einer Herzfrequenz von > 65 Schlägen/min, diejenigen mit unregelmäßigem Herzschlag und schwangere Frauen nicht geeignet. Die Patienten müssen auch dazu in der Lage sein, ihren Atem 3- bis 4-mal während der Studie für 15–20 Sekunden anzuhalten.

Sich entwickelnde Indikationen für MDRCT-Koronarangiographie umfassen

  • Asymptomatische Hochrisiko-Patienten oder Patienten mit atypischer oder typischer Angina, die uneindeutige Ergebnisse im Belastungstest haben, den Belastungstest nicht durchführen können oder sich einer großen kardialen Operation unterziehen lassen müssen

  • Patienten, bei denen die invasive Koronarangiographie eine der großen Koronararterien oder einen Bypassgraft nicht lokalisieren konnte.

Die kardiale MRT ist von unschätzbarem Wert bei der Bewertung vieler kardialer oder großer vaskulärer Anomalien. Sie kann verwendet werden, um eine koronare Herzkrankheit durch mehrere Techniken, die eine direkte Visualisierung der koronaren Stenose, eine Beurteilung des Blutflusses in den Koronararterien, eine Auswertung der myokardialen Perfusion und des myokardialen Stoffwechsels, eine Auswertung von Wandbewegungsanomalien während Stress und eine Beurteilung der Infarktareale vs. vitalen Areale des Myokards ermöglichen.

Zu den Indikationen für die kardiale MRT gehören die Beurteilung der kardialen Struktur und Funktion sowie die Beurteilung der myokardialen Lebensfähigkeit. Die kardiale MRT, insbesondere die Stress-Perfusions-MRT und die quantitative myokardiale Blutflussanalyse, kann auch zur Diagnose und Risikoabschätzung bei Patienten mit bekannter oder vermuteter koronare Herzkrankheit indiziert sein.

Literatur zur Diagnose

  1. 1. Taylor AJ, Cerqueira M, Hodgson J McB, et al: ACCF/SCCT/ACR/AHA/ASE/ASNC/SCAI/SCMR 2010 Appropriate Use Criteria for Cardiac Computed Tomography. J Am Coll Cardiol 56: 1864–1894, 2010. doi: 10.1016/j.jacc.2010.07.005

  2. 2. Gulati M, Levy PD, Mukherjee D, et al: 2021 AHA/ACC Guideline for Evaluation and Diagnosis of Chest Pain:  A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. Circulation 144:e368–e454, 2021. https://www.ahajournals.org/doi/epdf/10.1161/CIR.0000000000001029

Prognose für Angina pectoris

Die Hauptkomplikationen einer Angina pectoris sind eine instabile Angina pectoris, ein Myokardinfarkt und ein plötzlicher Herztod aufgrund von Arrhythmien. Die jährliche Mortalitätsrate liegt bei Patienten mit einer Angina pectoris ohne Myokardinfarkt in der Vorgeschichte, einem normalen Ruhe-EKG und normalem Blutdruck bei ca. 1,4%. Bei Frauen mit einer koronare Herzkrankheit ist die Prognose jedoch etwas schlechter. Die Mortalitätsrate liegt bei Bestehen einer systolischen Hypertonie bei ca. 7,5%, bei einem pathologischen EKG bei 8,4% und bei Vorliegen von beidem bei 12%. Ein Typ-2-Diabetes verdoppelt in etwa die Sterblichkeitsrate bei allen Befunden.

Mit zunehmendem Alter, zunehmend schwerer pektanginöser Symptomatik, dem Vorliegen anatomischer Läsionen und einer schlechten Ventrikelfunktion wird die Prognose schlechter. Läsionen des Hauptstamms der linken Koronararterie oder der proximalen RIVA sind mit einem besonders hohen Risiko verbunden. Obwohl die Prognose mit der Zahl der befallenen Koronararterien und dem Schweregrad korreliert, ist die Prognose für Patienten mit einer stabilen Angina pectoris selbst bei einer Dreigefäßkrankheit erstaunlich gut, wenn die ventrikuläre Funktion normal ist.

Behandlung von Angina pectoris

  • Modifikation von Risikofaktoren (Rauchen, Blutdruck, Lipide)

  • Thrombozytenaggregationshemmer (Aspirin und manchmal Clopidogrel, Prasugrel oder Ticagrelor)

  • Betablocker

  • Nitroglyzerin und Kalziumantagonisten für die Symptomkontrolle

  • Angiotensin-Converting-Enzym(ACE)-Hemmer und Statine

  • Revaskularisierung, wenn die Symptome trotz medikamentöser Behandlung anhalten

Soweit dies möglich ist, werden die Risikofaktoren modifiziert. Raucher sollten mit dem Rauchen aufhören. Nach einem Zeitraum von ≥ 2 Jahren ohne Rauchen entspricht das Risiko für einen Myokardinfarkt dem von Personen, die nie geraucht haben. Eine Hypertonie (Blutdruck > 130/80 bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit) sollte sorgfältig behandelt werden, da schon leicht überhöhte Blutdruckwerte die kardiale Arbeitslast erhöhen. Bereits eine Abnahme des Körpergewichts allein vermindert häufig die Schwere einer Angina pectoris. Manchmal führt die Behandlung einer leichten linksventrikulären Insuffizienz zu einer Linderung der pektanginösen Beschwerden. Paradoxerweise verschlimmern Digitalispräparate gelegentlich die Symptome einer Angina pectoris. Dies geschieht wahrscheinlich infolge der gesteigerten Kontraktionskraft des Myokards, die zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf führt, oder aufgrund des erhöhten Gefäßtonus oder einer Kombination aus beidem. Eine radikale Senkung des Gesamtcholesterins und des Low-Density-Lipoprotein (LDL)-Cholesterins (durch Diät undStatine) verlangsamt das Fortschreiten der KHK, kann eine Regression einzelner Läsionen herbeiführen und die endotheliale Funktion und damit die Reaktion der Koronarien auf Belastung verbessern. Ein körperliches Übungsprogramm, bei dem der Schwerpunkt auf Spaziergänge gelegt wird, verbessert häufig das Wohlbefinden, reduziert das Risiko eines akuten ischämischen Ereignisses und verbessert die körperliche Belastbarkeit.

Medikamente bei Angina pectoris

Hauptziele der Behandlung einer Angina sind zu

  • Entlasten von akuten Symptomen

  • Verhindern oder zu verringern Ischämie

  • Verhindern von künftigen ischämischen Ereignisse

(Siehe auch Tabelle Medikamente gegen koronare Herzkrankheiten.)

Zur Linderung der Symptome während eines akuten Anfalls ist sublinguales Nitroglyzerin das wirksamste Medikament.

Nitroglycerin ist ein potentes Relaxans der glatten Muskulatur und ein Vasodilatator. Seine Hauptwirkorte sind das periphere Gefäßsystem, besonders das venöse System, die Kapazitätsgefäße und die Koronargefäße. Sogar stark arteriosklerotische Gefäße können sich in Abschnitten erweitern, die nicht von Atheromen betroffen sind. Nitroglycerin senkt den systolischen Blutdruck, dilatiert das gesamte Venensystem und reduziert damit die myokardiale Wandspannung, die eine der Hauptfaktoren des myokardialen Sauerstoffbedarfs ist. Nitroglycerin sublingual wird bei akuten Beschwerden und präventiv vor körperlicher Belastung gegeben. Die Beschwerden lassen in den ersten 1,5–3 Minuten erheblich nach, beschwerdefrei sind die Patienten nach etwa 5 Minuten. Die Wirkung hält bis zu 30 Minuten an. Die Dosis kann jeweils alle 4–5 Minuten bis zu 3-mal wiederholt werden, wenn die Linderung unvollständig ist. Die Patienten sollten Nitroglycerintabletten oder Aerosolspray immer mit sich führen, um bei einem einsetzenden Anfall sofort davon Gebrauch zu machen. Die Patienten sollten die Tabletten in einem dicht verschlossenen, lichtundurchlässigen Glasbehälter aufbewahren, damit die Wirkungskraft nicht verloren geht. Da sich die Substanz schnell zersetzt, empfiehlt sich der häufigere Kauf kleiner Mengen.

Um eine Ischämie zu verhindern, werden verschiedene Klassen von Medikamenten eingesetzt:

  • Thrombozytenaggregationshemmer: Alle Patienten, bei denen eine koronare Herzkrankheit oder ein hohes Risiko für eine koronare Herzkrankheit diagnostiziert wurde

  • Betablocker: Die meisten Patienten, es sei denn, sie sind kontraindiziert oder werden nicht vertragen

  • Langwirksame Nitrate: falls erforderlich

  • Kalziumkanalblocker: falls erforderlich

Thrombozytenaggregationshemmer verhindern die Aggregation der Blutplättchen. Aspirin bindet irreversibel an die Blutplättchen und hemmt die Cyclooxygenase und somit die Blutplättchenaggregation. Andere antithrombozytären Medikamente (z. B. Clopidogrel Prasugrel und Ticagrelor) blockieren die durch Adenosindiphosphat induzierte Aggregation der Blutplättchen. Diese Medikamente können das Risiko ischämischer Ereignisse (Myokardinfarkt (MI), plötzlicher Tod) reduzieren, aber die Medikamente sind am effektivsten, wenn sie zusammen mit Aspirin verabreicht werden. Patienten, die eines der Medikamente nicht tolerieren können, sollten das andere allein erhalten.

Betablocker lindern die Symptome, verhindern einen Myokardinfarkt und den plötzlichen Herztod besser als andere Medikamente. Betablocker hemmen die sympathische Aktivierung des Herzens, reduzieren den systolischen Blutdruck, die Herzfrequenz, Kontraktilität und das Herzzeitvolumen und senken damit den O2-Bedarf des Myokards und erhöhen die körperliche Belastungsfähigkeit. Betablocker erhöhen auch die Schwelle zum Kammerflimmern. Die meisten Patienten tolerieren diese Medikamente gut. Viele Betablocker sind verfügbar und effektiv. Die Dosis wird so lange gesteigert wie nötig, solange keine Bradykardie oder andere Nebenwirkungen auftreten. Patienten, die Betablocker nicht tolerieren, werden mit einem Kalziumantagonisten mit negativ chronotroper Wirkung (z. B. Diltiazem oder Verapamil) behandelt. Diejenigen mit einem Risiko von Betablocker-Intoleranz (z. B. Patienten mit Asthma) können versuchsweise einen kardioselektiven Betablocker (z. B. Bisoprolol) erhalten, eventuell mit Lungenfunktionstests vor und nach Verabreichung des Arzneimittels, um einen Medikamenten-induzierten Bronchospasmus zu erkennen.

Langwirksame Nitrate (oral oder transdermal) werden dann eingesetzt, wenn die Symptome trotz maximaler Dosierung der Betablocker andauern. Tritt eine Angina pectoris zu einer vorhersehbaren Tageszeit auf, kann ein Nitrat gegeben werden, um diese Zeiten abzudecken. Zu den Nitraten oraler Applikationsform gehören Isosorbiddinitrat und Isosorbidmononitrat (aktiver Metabolit des Dinitrats). Sie sind innerhalb von 1–2 h wirksam und ihre Wirkung hält 4–6 h an. Isosorbidmononitratpräparate mit kontinuierlicher Wirkstofffreisetzung scheinen über den ganzen Tag wirksam zu sein. Bei der transdermalen Anwendung haben die Nitroglycerinpflaster weitgehend die Nitroglycerinsalben ersetzt, da die Anwendung Letzterer eher lästig und unbequem ist. Nitroglycerinpflaster haben aufgrund der langsamen Freigabe des Wirkstoffes einen langanhaltenden therapeutischen Effekt. Die körperliche Belastbarkeit verbessert sich 4 h nach der Applikation des Pflasters, nimmt jedoch nach 18–24 h wieder ab. Eine Nitrattoleranz kann v. a. dann auftreten, wenn die Plasmakonzentration des Wirkstoffes konstant gehalten wird. Da das Risiko eines Myokardinfarktes in den frühen Morgenstunden am höchsten ist, eignet sich eine Nitratpause am Nachmittag oder frühen Abend, es sei denn, die Angina pectoris tritt für gewöhnlich zu dieser Zeit auf. Für Nitroglycerin scheint eine Pause von 8–10 h ausreichend zu sein. Bei Isosorbiden kann eine Pause von 12 h erforderlich sein. Wenn sie 1-mal täglich gegeben werden, scheinen Isosorbidmononitrate mit einer kontinuierlichen Wirkstofffreisetzung keine Toleranz auszulösen.

Kalziumantagonisten können dann eingesetzt werden, wenn die Symptomatik trotz der Gabe von Nitraten fortbesteht oder wenn Nitrate vom Patienten nicht toleriert werden. Kalziumantagonisten sind v. a. dann sinnvoll, wenn zudem eine Hypertonie oder ein Koronarspasmus besteht. Die verschiedenen Typen der Kalziumantagonisten haben unterschiedliche Effekte. Dihydropyridine (z. B. Nifedipin, Amlodipin, Felodipin) haben keine chronotrope Wirkung und variieren erheblich in ihren negativ inotropen Effekten. Die kürzer wirksamen Dihydropyridine können eine Reflextachykardie auslösen und sind bei Patienten mit koronare Herzkrankheit mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Sie sollten nicht allein zur Behandlung einer stabilen Angina pectoris eingesetzt werden. Die länger wirksamen Dihydropyridine haben weniger tachykarde Effekte und kommen meist in Kombination mit Betablockern zur Anwendung. Innerhalb der länger wirkenden Dihydropyridine hat Amlodipin die schwächste negativ inotrope Wirkung; es kann bei Patienten mit einer systolischen Dysfunktion des linken Ventrikels eingesetzt werden. Die beiden anderen Kalziumantagonisten Diltiazem und Verapamil haben negativ chronotrope und inotrope Effekte. Sie können bei Patienten mit einer Betablockerlocker-Unverträglichkeit oder Asthma und normaler systolischer Linksventrikelfunktion auch als Monotherapie eingesetzt werden, können jedoch die kardiovaskuläre Sterblichkeit bei Patienten mit einer systolischen linksventrikulären Dysfunktion erhöhen.

Ranolazin ist ein Natriumkanalblocker, der verwendet werden kann, um eine chronische Angina zu behandeln. Da Ranolazin auch QTc verlängern kann, ist es in der Regel Patienten mit anhaltenden Beschwerden trotz optimaler Behandlung mit anderen antiangiösen Medikamenten vorbehalten. Schwindel, Kopfschmerzen, Verstopfung und Übelkeit sind die häufigsten unerwünschten Wirkungen.

Ivabradin ist ein Sinusknoten-Inhibitor, der den Natrium-/Kalium-Einwärtsstrom in einem bestimmten "gated channel" (Funny- oder "f"-Kanal) in den Sinusknotenzellen hemmt und so die Herzfrequenz verlangsamt, ohne die Kontraktilität zu verringern. Es kann zur symptomatischen Behandlung der chronischen stabilen Angina pectoris bei Patienten mit normalem Sinusrhythmus, die keine Betablocker einnehmen können, oder in Kombination mit Betablockern bei Patienten, die durch Betablocker allein nicht ausreichend kontrolliert werden können und deren Herzfrequenz > 60 Schläge/Minute ist, eingesetzt werden.

Tabelle

Revaskularisierung

Eine Revaskularisierung, entweder mit PCI (z. B. Angioplastie, Stent-Einlage) oder koronarer Bypass-Operation (CABG), sollte dann in Erwägung gezogen werden, wenn eine Angina pectoris trotz medikamentöser Therapie anhält und die Lebensqualität des Patienten verschlechtert oder wenn die anatomischen Läsionen (während der Angiographie festgestellt) ein hohes Sterblichkeitsrisiko darstellen. Die Entscheidung für eine PCI oder eine CABG richtet sich nach dem Ausmaß und der Lokalisation der anatomischen Läsionen, der Erfahrung des Chirurgen und der medizinischen Einrichtung und bis zu einem gewissen Grad auch nach der Präferenz des Patienten (1).

Die PCI wird in der Regel bei Ein- oder Zweigefäßkrankheiten durchgeführt, bei denen die anatomischen Läsionen mit diesem Verfahren gut zu beheben sind, und wird auch vermehrt bei Dreigefäßkrankheiten eingesetzt. Lange Läsionen oder Läsionen in der Nähe von Gefäßgabelungen sind durch eine PCI häufig nicht zu erreichen. Doch in dem Ausmaß, in dem sich die Stent-Technologie verbessert, wird PCI in komplizierteren Fällen eingesetzt.

Die CABG ist bei ausgewählten Patienten mit einer Angina pectoris ein effektives Verfahren. CABG ist PCI bei Patienten mit Diabetes und bei Patienten mit Mehrgefäßerkrankung, die für eine Transplantation empfänglich sind, überlegen. Der ideale Kandidat hat eine schwere Angina pectoris, eine genau lokalisierte koronare Krankheit oder einen Diabetes mellitus Bei ca. 85% der Patienten kommt es zu einem vollständigen Verschwinden oder einer erheblichen Besserung der Symptome. Körperliche Belastungstests zeigen eine positive Korrelation zwischen offenem Bypass und verbesserter Belastungstoleranz. Die körperliche Belastungsfähigkeit bleibt sogar in einigen Fällen trotz verschlossenem Bypass erhalten.

Eine CABG verbessert die Überlebenschancen bei Patienten mit Hauptstammstenose, bei Patienten mit einer Dreigefäßkrankheit und schlechter linksventrikulärer Funktion und bei einigen Patienten mit einer Zweigefäßkrankheit. Bei Vorliegen einer leichten oder moderaten Angina pectoris (CCS von Grad 1 oder 2) oder einer Dreigefäßkrankheit mit guter Ventrikelfunktion scheint die CABG die Überlebenschancen nur geringfügig zu verbessern. PCI wird zunehmend für die ungeschützte linke Haupt-Stenose verwendet (d. h.es ist kein linkes vorderes absteigendes oder Zirkumflex- Transplantat vorhanden), mit Ergebnissen nach einem Jahr, die CABG ähnlich sind. Mehrere Studien zeigen bei Patienten mit Diabetes und proximaler Erkrankung des linken vorderen absteigenden Gefäßes bessere Langzeitergebnisse nach CABG als nach PCI. Bei Patienten mit einer Eingefäßkrankheit sind die Ergebnisse mit einer medikamentösen Therapie, PCI und CABG ähnlich. Nur bei einer Hauptstammstenose und einer Stenose des proximalen RIVA scheint eine Revaskularisierung vorteilhafter zu sein.

Literatur zur Therapie

  1. 1. Lawton JS, Tamis-Holland JE, Bangalore S, et al: 2021 ACC/AHA/SCAI guideline for coronary artery revascularization: a report of the ACC/AHA Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. J Am Coll Cardiol 79(2):e21–e129, 2022. doi: 10.1016/j.jacc.2021.09.006

Wichtige Punkte

  • Eine Angina pectoris tritt dann auf, wenn die Koronararterien nicht mehr in der Lage sind, die für die kardiale Arbeitsbelastung notwendige Menge an sauerstoffreichem Blut zur Verfügung zu stellen.

  • Die Symptome der stabilen Angina pectoris reichen von vagen, kaum störenden Schmerzen zu einem schwerwiegenden, intensiven präkordialen Vernichtungsgefühl. Die Schmerzen werden in der Regel durch Anstrengung herbeigeführt, dauern nicht länger als ein paar Minuten und nehmen im Ruhezustand ab.

  • Stresstests werden mit EKG bei Patienten mit normalem Ruhe-EKG oder bei myokardialer Bildgebung (z. B. Echokardiographie, Radionuklid-Bildgebung, PET, MRT) für Patienten mit abnormem Ruhe-EKG durchgeführt.

  • Koronarangiographie wird eingesetzt, wenn eine Revaskularisierung (perkutane Intervention oder koronarer Bypass) erwogen wird.

  • Nitroglycerin wird für eine sofortige Linderung der Angina eingesetzt.

  • Die Patienten werden mit einem Thrombozytenaggregationshemmer, einem Betablocker und einem Statin behandelt und ein Kalziumantagonist wird zur weiteren Symptomprävention hinzugefügt, sofern dies nötig ist.

  • Eine Revaskularisierung wird in Erwägung gezogen, wenn eine schwere Angina trotz der medikamentösen Behandlung andauert oder wenn während der Angiographie festgestellte Läsionen ein hohes Mortalitätsrisiko indizieren.