HealthDay
ERKRANKUNG

Überblick über die Sexualfunktion und sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen

(Sexuelle Gesundheit bei Frauen)

VonAllison Conn, MD, Baylor College of Medicine, Texas Children's Pavilion for Women;
Kelly R. Hodges, MD, Baylor College of Medicine, Texas Children's Pavilion for Women
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Zu den sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen zählen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, unwillkürliche schmerzhafte Kontraktionen (Spasmen) der Muskeln rund um die Scheide (Vaginismus), fehlendes sexuelles Interesse (niedrige Libido) und Probleme mit Erregung und Orgasmus. Damit eine sexuelle Funktionsstörung diagnostiziert werden kann, müssen diese Probleme die Frau belasten.

  • Sexuelle Probleme bei Frauen können körperliche Ursachen, psychische Ursachen oder oft eine Kombination von beidem haben, wobei sich diese gegenseitig bedingen.

  • Um sexuelle Probleme zu diagnostizieren, sprechen Ärzte oft mit der Frau und manchmal mit ihrem Partner. Eine gynäkologische Untersuchung ist häufig notwendig, wenn die Frau Schmerzen oder Probleme mit dem Orgasmus hat.

  • Die Behandlung von sexuellen Problemen bei Frauen hängt von der Ursache ab, kann aber auch eine Aufklärung über Sexualfunktion, Medikamente, Beckentherapie, Psychotherapie oder Sexualtherapie beinhalten.

Frauen haben häufig Bedenken bezüglich der Sexualfunktion. Wenn die Probleme ausreichend schwerwiegend und belastend sind, gelten sie als sexuelle Funktionsstörung. Ungefähr 12 % der Frauen in den USA haben sexuelle Funktionsstörungen.

Eine sexuelle Funktionsstörung kann im Hinblick auf bestimmte Probleme beschrieben und diagnostiziert werden, wie z. B.:

  • Fehlendes Interesse an sexueller Aktivität und/oder Schwierigkeiten mit der Erregbarkeit (sogenannte Störung des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung)

  • Unwillkürliches Zusammenziehen der Muskeln rund um die Scheide oder Schmerzen während der sexuellen Aktivität (sogenannte genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung)

  • Schwierigkeiten, trotz normalem Interesse an sexuellen Aktivitäten einen Orgasmus zu erreichen (sogenannte weibliche Orgasmusstörung)

  • Durch Substanzen/Medikamente induzierte sexuelle Funktionsstörungen

  • Sonstige sexuelle Funktionsstörungen (Ärzte bezeichnen diese als „andere spezifische und unspezifische sexuelle Funktionsstörungen“)

Substanz/Medikament-induzierte sexuelle Funktionsstörungen rufen die sexuelle Funktionsstörung durch die Ersteinnahme, eine Dosisänderung oder das Absetzen einer Substanz (einschließlich illegaler Drogen) oder eines Medikaments hervor.

Sonstige sexuelle Funktionsstörungen schließen sexuelle Funktionsstörungen ein, die nicht in die anderen Kategorien passen. Dazu gehören sexuelle Funktionsstörungen, die keine identifizierbare Ursache haben oder den Kriterien einer bestimmten sexuellen Funktionsstörung nicht genau entsprechen.

Persistierende genitale Erregungsstörungen sind eine seltene Störung, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten kann, jedoch keine spezifischen Diagnosekriterien erfüllt. Frauen mit persistierender genitaler Erregungsstörung erleben eine übermäßige körperliche Erregung (die sich in erhöhtem Blutfluss zu den Geschlechtsorganen und verstärktem Scheidenausfluss äußert), wobei das sexuelle Verlangen aber ausbleibt. Es wird keine Ursache für die Erregung festgestellt, und die Erregung klingt normalerweise auch nach dem Orgasmus nicht ab.

Häufig weisen Frauen mit sexueller Funktionsstörung Anzeichen von mehr als nur einem spezifischen Problem auf. Beispielsweise haben Frauen, die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben oder nur schwer erregbar sind, weniger Spaß am Sex und können Probleme haben, einen Orgasmus zu bekommen.

Die sexuelle Reaktion einer Frau hängt stark von ihrer psychischen Gesundheit und von der Qualität ihrer Beziehung zu ihrem Partner ab. Das anfängliche Verlangen nimmt normalerweise mit dem Alter ab, steigt aber in jedem Alter mit einem neuen Partner.

Normale Sexualfunktion

Die Sexualfunktion und die Reaktionen betreffen den Geist (Gedanken und Emotionen) und den Körper (einschließlich der Nerven, des Kreislaufs und der Hormonsysteme). Zu den sexuellen Reaktionen zählen:

  • Verlangen, auch Interesse oder Libido genannt

  • Erregung

  • Orgasmus

  • Erlösung

Verlangen (Libido)

Verlangen ist der Wunsch, mit einer sexuellen Aktivität zu beginnen oder fortzufahren. Sexuelles Interesse oder Verlangen kann durch Gedanken, Worte, Anblicke, Gerüche und Berührungen ausgelöst werden. Das Verlangen kann von Anfang an offensichtlich sein oder sich aufbauen, sobald sexuelle Aktivität und Stimulation einsetzen.

Bei Frauen sind sexuelles Verlangen und Erregung oft eng miteinander verknüpft. Sexuelle Stimulation kann Erregung und Lust sowie körperliche Reaktionen auslösen (einschließlich verstärkter Durchblutung des Genitalbereichs). Das Verlangen nach sexueller Befriedigung wird größer, wenn die sexuelle Aktivität und Intimität fortschreiten.

Erregung

Erregung beinhaltet ein subjektives Element – sexuelle Erregung, die man spürt und an die man denkt. Sie beinhaltet auch ein physikalisches Element – eine erhöhte Blutversorgung des Genitalbereichs. Die Blutversorgung kann zunehmen, ohne dass die Frau dies bemerkt und ohne dass sie erregt ist. Bei Frauen schwellen durch die erhöhte Blutversorgung die Klitoris und die Scheidenwand an (ein Prozess, der „Wallung“ genannt wird). Durch die erhöhte Blutversorgung treten auch vermehrt Scheidensekrete auf (die als Gleitmittel dienen).

Diese reflexive Reaktion, die zu Wallung und Befeuchtung führt, tritt innerhalb von Sekunden nach einem sexuellen Reiz auf. Das Gehirn nimmt etwas Geschlechtliches wahr, nicht unbedingt als erotisch oder subjektiv erregend, und löst diese Reaktion aus. Während dieser Reaktion werden genitales Kribbeln und Pochen typischerweise von jüngeren Frauen berichtet. Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die genitale Durchblutung als Reaktion auf sexuelle Reize ab, aber die Befeuchtung muss nicht abnehmen.

Orgasmus

Der Orgasmus ist der Höhepunkt der sexuellen Erregung. Unmittelbar vor dem Orgasmus steigt die Muskelspannung im Körper weiter an. Sobald der Orgasmus beginnt, ziehen sich die Scheidenmuskeln rhythmisch zusammen. Frauen können mehrere Orgasmen haben. Hormone, die beim Orgasmus ausgeschüttet werden, können zu Wohlbefinden, Entspannung oder zur anschließenden Erschöpfung (Erlösung) beitragen.

Erlösung

Die Erlösung entspricht einem Gefühl des Wohlbefindens und der Muskelentspannung. Nach dem Orgasmus folgt gewöhnlich die Entspannungsphase. Die Entspannung kann jedoch auch langsam nach einer stark erregenden sexuellen Aktivität ohne Orgasmus eintreten. Viele Frauen können fast unmittelbar nach dieser Phase auf erneute Stimulation reagieren.

Ursachen

Viele Faktoren verursachen verschiedenen Formen von sexueller Funktionsstörung oder tragen dazu bei. Üblicherweise werden zwischen physischen oder psychischen Ursachen unterschieden. Die beiden Ursachen können jedoch nicht voneinander getrennt werden. Psychische Faktoren können zu physischen Veränderungen in Gehirn, Nerven, Hormonen und schließlich in den Geschlechtsorganen führen. Physische Änderungen können sich psychisch auswirken, was wiederum weitere physische Auswirkungen nach sich ziehen kann. Einige Faktoren sind viel mehr durch die Situation als durch die Frau bedingt. Die Ursache der sexuellen Funktionsstörung ist zudem häufig unklar.

Psychische Faktoren

Depressionen und Ängste tragen häufig zu der sexuellen Funktionsstörung bei. Manchmal bessert sich auch die sexuelle Funktionsstörung, wenn die Depression wirksam behandelt wird. Einige Arten von Antidepressiva (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) können jedoch ebenfalls sexuelle Funktionsstörungen verursachen.

Verschiedene Ängste – vor dem Loslassen, vor einer Zurückweisung oder vor einem Kontrollverlust – und geringes Selbstwertgefühl können zu einer sexuellen Funktionsstörung beitragen.

Frühere Erfahrungen können sich auf die psychische und sexuelle Entwicklung einer Frau auswirken und wie folgt Probleme verursachen:

  • Negative sexuelle oder andere Erfahrungen, unter anderem traumatische sexuelle Erlebnisse, können ein geringes Selbstwertgefühl und Scham- oder Schuldgefühle zur Folge haben.

  • Durch emotionalen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch während der Kindheit oder Jugend lernen Kinder, ihre Emotionen zu kontrollieren und zu verstecken – ein hilfreicher Verteidigungsmechanismus. Allerdings können Frauen, die ihre Gefühle kontrollieren und verstecken, Schwierigkeiten haben, sexuelle Gefühle auszudrücken.

  • Wenn Kinder während der Kindheit ein Elternteil oder eine andere geliebte Person verlieren, haben sie möglicherweise Schwierigkeiten, mit einem Geschlechtspartner intim zu werden, weil sie sich vor einem ähnlichen Verlust fürchten – manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein.

Verschiedene sexuelle Bedenken können die sexuelle Funktionsstörung hervorrufen. Frauen können beispielsweise ungewollte Folgen von Sex fürchten (wie eine Schwangerschaft oder sexuell übertragbare Infektionen) oder Bedenken bezüglich ihrer sexuellen Leistungsfähigkeit oder der ihres Partners haben.

Faktoren, die mit der aktuellen Situation einer Frau zusammenhängen (sogenannte Kontextfaktoren), die sich auf die sexuelle Funktion auswirken können, sind unter anderem:

  • Selbstbild: Beispielsweise könnte sich die Frauen selbst nicht sexuell attraktiv finden, wenn sie ein negatives Körperbild von sich hat, an Harninkontinenz leidet, Probleme hat, schwanger zu werden oder sich einer Operation unterzogen hat, bei der eine Brust, die Gebärmutter oder ein anderes mit Sexualität in Verbindung gebrachtes Körperteil entfernt wurde.

  • Beziehung: Frauen vertrauen ihrem Sexpartner möglicherweise nicht oder hegen negative Gefühle gegen ihn. Sie fühlen sich möglicherweise weniger zu ihrem Partner hingezogen als in der Anfangsphase ihrer Beziehung.

  • Umfeld: Das Umfeld kann nicht erotisch, privat oder sicher genug sein, um sich sexuell auszudrücken.

  • Kultur: Die Frauen kommen möglicherweise aus einer Kultur, die sexuellen Ausdruck oder Aktivität einschränkt. In manchen Kulturen werden Frauen dazu gebracht, sich für ihre Sexualität zu schämen oder schuldig zu fühlen. Frauen und ihre Partner kommen möglicherweise aus Kulturen, die verschiedene sexuelle Praktiken unterschiedlich sehen.

  • Ablenkungen oder emotionaler Stress: Familie, Arbeit, Finanzen oder andere Dinge können Frauen beschäftigen und ihre sexuelle Erregung beeinträchtigen.

Wussten Sie ...

  • Die Einnahme selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (ein Antidepressivum) kann die sexuelle Funktion beeinträchtigen, ebenso wie eine unbehandelte Depression.

Körperliche Faktoren

Verschiedene medizinische Leiden, Hormone, Medikamente und illegale Drogen können zu sexueller Funktionsstörung führen oder beitragen. Hormonelle Veränderungen, die mit zunehmendem Alter auftreten oder aus einer Erkrankung resultieren, können sich negativ auswirken.

Nach der Menopause können Veränderungen der Scheide und Harnwege (sogenanntes urogenitales Menopausensyndrom) die Sexualfunktion beeinträchtigen. Beispielsweise können sich die Scheidengewebe nach den Wechseljahren verdünnen, trocken und unelastisch werden, da der Östrogenspiegel sinkt. Dieser Zustand, der als vulvovaginale Atrophie (oder atrophische Vaginitis) bezeichnet wird, kann Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs verursachen. Symptome in den Harnwegen, die in den Wechseljahren auftreten können, sind ein zwanghafter Harndrang und häufige Harnwegsinfektionen.

Ähnliche Symptome können auch durch die Entfernung beider Eierstöcke und die hormonellen Veränderungen entstehen, die nach der Entbindung eines Kindes auftreten (postpartal).

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), ein Antidepressivum, verursachen häufig Probleme mit sexueller Funktionsstörung. Diese Medikamente können zu verschiedenen Formen von sexueller Funktionsstörung beitragen.

Alkohol kann ebenfalls Probleme mit der Sexualfunktion verursachen.

Tabelle

Diagnose

  • Gespräch mit der Frau und manchmal mit ihrem Partner

  • Gynäkologische Untersuchung

Eine sexuelle Funktionsstörung wird in der Regel diagnostiziert, wenn die Symptome seit mindestens 6 Monaten bestehen und zu einer erheblichen Belastung führen. Für manche Frauen stellt es unter Umständen keine Belastung dar, wenn sexuelles Verlangen, Interesse, Erregung oder Orgasmen reduziert sind oder ganz fehlen. In solchen Fällen wird keine Störung diagnostiziert.

Die weibliche sexuelle Funktionsstörung kann durch mindestens eines der folgenden Merkmale charakterisiert werden:

  • Schmerzen während sexueller Aktivitäten

  • Verlust des sexuellen Verlangens

  • Gestörte Erregung

  • Unfähigkeit, zum Orgasmus zu kommen

Die Diagnose einer sexuellen Funktionsstörung umfasst oft eine genaue Befragung der Frau und manchmal ihres Partners. Der Arzt bittet die Frau zunächst, das Problem in ihren eigenen Worten zu beschreiben. Danach stellt der Arzt Fragen zu Folgendem:

  • Symptome

  • Andere Erkrankungen

  • Verfahren im Zusammenhang mit Gynäkologie und Geburtshilfe

  • Verletzungen des Beckenbereichs

  • Sexuelles Trauma

  • Konsum von illegalen Drogen

  • Beziehung zu ihrem Partner

  • Sexuelle Funktionsstörungen bei ihrem Partner

  • Stimmung

  • Selbstwertgefühl

  • Beziehungen in der Kindheit

  • Frühere sexuelle Erfahrungen

  • Charakterzüge (z. B. Vertrauensfähigkeit, tendenzielle Ängstlichkeit und Bedürfnis nach Kontrolle)

Der Arzt führt eine gynäkologische Untersuchung durch, um Auffälligkeiten der äußeren und inneren Geschlechtsorganen zu finden, einschließlich der Vulva, der Scheide und des Gebärmutterhalses. So kann häufig festgestellt werden, woher die Schmerzen kommen. Manche Frauen mit Schmerzen beim Sex oder einer Vorgeschichte von sexuellem Trauma haben Schwierigkeiten, sich einer gynäkologischen Untersuchung zu unterziehen. Dies kann vor der Untersuchung mit dem Arzt besprochen werden. Einige Strategien, um eine gynäkologische Untersuchung erträglicher zu machen, sind:

  • Eine Frau und ihr Arzt können die Untersuchung besprechen, bevor sie beginnt, und vereinbaren, wie sie während der Untersuchung kommunizieren.

  • Eine Frau kann einen Spiegel halten, um sehen zu können, was der Arzt während der Untersuchung sieht, und dem Arzt erlauben, ihr alle festgestellten Probleme zu zeigen.

  • Eine Frau kann ihre Hand auf die Hand des Arztes legen, um während der Untersuchung ein stärkeres Gefühl von Kontrolle zu haben.

Wenn Ärzte jedoch eine sexuell übertragbare oder sonstige Infektion vermuten (wie z. B. eine Pilzinfektion oder bakterielle Vaginose), können sie ein Spekulum (Instrument) in die Scheide einführen, um die Scheide und den Gebärmutterhals betrachten zu können (wie bei einem Papanicolaou-Test bzw. kurz Pap-Test) und um einige Flüssigkeitsproben aus der Scheide oder vom Gebärmutterhals zu entnehmen und diese zur Untersuchung in ein Labor zu schicken.

Behandlung

  • Behandlung der Ursachen von Schmerzen beim Sex

  • Medikamente, einschließlich Hormontherapie

  • Beckenbodentraining

  • Manchmal eine persönliche oder Paar-Psychotherapie oder Sextherapie

Manche Behandlungen hängen von der Ursache der sexuellen Funktionsstörung ab. Dennoch können einige allgemeine Maßnahmen hilfreich sein, ungeachtet der Ursache:

  • Für beide Partner, Kennenlernen der weiblichen Anatomie und Möglichkeiten, die Libido zu erhöhen oder die Frau zu erregen

  • Verbesserte Kommunikation, auch über Sex, zwischen der Frau und ihrem Partner

  • Fördern von Vertrauen, Respekt und emotionaler Verbundenheit zwischen Partnern: Diese Eigenschaften sollten mit oder ohne professionelle Hilfe geübt werden. Paare müssen vielleicht lernen, Konflikte zu lösen, die sich auf ihre Beziehung auswirken.

  • Gemeinsame Zeit planen, in der keine sexuelle Aktivität stattfindet: Paare, die regelmäßig miteinander sprechen, wünschen sich und genießen die gemeinsame sexuelle Aktivität mehr.

  • Zeit und Raum für sexuelle Aktivitäten einräumen: Frauen sind möglicherweise mit anderen Aktivitäten beschäftigt oder abgelenkt (in Bezug auf Arbeit, Hausarbeit oder Kinder). Es ist hilfreich, darauf zu achten, dass der Ort geschützt ist, wenn die Frau Angst davor hat, entdeckt oder unterbrochen zu werden. Es ist hilfreich, sich ausreichend Zeit einzuräumen und eine Umgebung zu schaffen, welche die sexuellen Gefühle unterstützt.

  • Beteiligung an vielen Arten sexueller Aktivitäten: Streicheln und Küssen der sensiblen Teile des Körpers und ausgiebiges Berühren der Geschlechtsteile des anderen vor dem Geschlechtsverkehr kann die Intimität fördern und Ängste nehmen.

  • Maßnahmen ergreifen, um ungewollte Konsequenzen zu vermeiden: Solche Maßnahmen sind besonders hilfreich, wenn Angst vor Schwangerschaft oder sexuell übertragbaren Infektionen das Verlangen behindern.

  • Achtsamkeit üben: Achtsamkeit bedeutet, zu lernen, sich darauf zu konzentrieren, was im Augenblick geschieht, ohne zu beurteilen oder zu überwachen, was geschieht. Mit Achtsamkeit können Frauen sich von Ablenkungen befreien und haben die Möglichkeit, sich auf die Empfindungen während der sexuellen Aktivität zu konzentrieren, indem sie sich auf diesen Augenblick konzentrieren. Übungen zum Erlernen von Achtsamkeit finden Sie im Internet.

Manchmal reicht es aus, sich bewusst zu machen, was für eine gesunde sexuelle Reaktion notwendig ist, damit Frauen ihr Denken und Verhalten ändern können. Allerdings ist oft mehr als eine Behandlung erforderlich, da viele Frauen an mehr als einer Art der sexuellen Funktionsstörung leiden. Manchmal ist ein multidisziplinäres Team aus Hausarzt, Frauenarzt, Schmerzspezialist, Psychotherapeut, Sextherapeut und/oder Physiotherapeut erforderlich.

Arzneimittel

Eine Östrogentherapie kann zur Behandlung einer sexuellen Funktionsstörung bei Frauen mit urogenitalem Menopausensyndrom eingesetzt werden. Wenn Frauen nur Symptome in Scheide und Harnwegen haben, verschreiben Ärzte normalerweise Östrogen in einer Form, die als Creme (mit einem Kunststoffapplikator), als Tablette oder in einem Ring. Östrogencreme kann auch äußerlich auf die Vulva aufgetragen werden. Mit diesen Mitteln können die Symptome wirksam behandelt werden, die die Scheide betreffen (wie z. B. Trockenheit und Ausdünnung der Scheide, starker Harndrang und häufige Harnwegsinfektionen), aber sie helfen nicht bei Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen oder Schlafstörungen.

Prasteron (eine synthetische Form von Dehydroepiandrosteron [DHEA]), das als Zäpfchen in die Scheide eingeführt wird, kann bei Frauen nach den Wechseljahren ebenfalls die Trockenheit der Scheide lindern und den Geschlechtsverkehr weniger schmerzhaft machen.

Ospemifen (ein selektiver Östrogenrezeptormodulator) kann zur Behandlung des urogenitalen Menopausensyndroms bei Frauen verwendet werden, die keine vaginale Hormontherapie anwenden können.

Da selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, ein Antidepressivum) zu einigen Formen sexueller Funktionsstörung beitragen können, kann es hilfreich sein, diese durch ein anderes Antidepressivum zu ersetzen, das die sexuelle Reaktion weniger beeinträchtigt (z. B. Bupropion, Moclebemid, Mirtazapin und Duloxetin). Außerdem könnte sich die Einnahme von Bupropion zusammen mit einem SSRI positiver auf die sexuelle Reaktion auswirken als die Einnahme von SSRI allein. Einige Befunde deuten darauf hin, dass Frauen, die nach Beginn der Einnahme eines SSRI keinen Orgasmus mehr haben konnten, Sildenafil (zur Behandlung von Erektionsstörungen) wieder zu einem Orgasmus verhelfen kann. Sildenafil wird jedoch in der Regel nicht empfohlen, da seine Wirksamkeit bei Frauen nicht erwiesen ist.

Bei Frauen nach den Wechseljahren, die eine Ganzkörperdosis Östrogen und ein Progestogen einnehmen, kann das Hinzufügen von Testosteron (als Tablette oder Creme auf die Haut aufgetragen) bei Störungen mit sexuellem Interesse/Erregung helfen. Die Verwendung von Testosteron zu diesem Zweck wird jedoch als experimentell betrachtet, und Frauen sollten Risiken und Nutzen mit ihrem Arzt besprechen. Allerdings müssen Frauen, die Testosteron einnehmen, regelmäßig auf Nebenwirkungen wie Akne, übermäßiges Haarwachstum (Hirsutismus) und die Entwicklung männlicher Merkmale (Virilisierung) untersucht werden.

Psychotherapien

Psychotherapien können Frauen bei Problemen mit ihrer Sexualität helfen. Beispielsweise kann eine kognitive Verhaltenstherapie Frauen helfen, ein negatives Selbstbild zu erkennen, das aus Krankheit und Unfruchtbarkeit resultiert. In einer auf Achtsamkeit basierten kognitiven Therapie wird die kognitive Verhaltenstherapie mit dem Erlernen von Achtsamkeit kombiniert. Wie bei einer kognitiven Verhaltenstherapie werden Frauen ermutigt, negative Gedanken zu erkennen. Danach sollen die Frauen diese Gedanken einfach beobachten und erkennen, dass es sich nur um Gedanken handelt, die möglicherweise nicht die Realität widerspiegeln. Durch diesen Ansatz werden solche Gedanken weniger ablenkend und störend. Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie kann zur Behandlung von Störungen des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung sowie von Schmerzen eingesetzt werden, die auftreten, wenn Druck auf die Scheidenöffnung ausgeübt wird (sogenannte provozierte Vestibulodynie, eine Form der genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung).

Möglicherweise ist eine tiefergreifende Psychotherapie erforderlich, wenn Probleme aus der Kindheit (z. B. sexuelles Trauma) sich störend auf die sexuelle Funktion auswirken.

Eine Paartherapie kann hilfreich sein, um die Kommunikation zu verbessern oder Beziehungsprobleme anzusprechen. Die Sexualtherapie hilft Frauen und ihren Partnern oft dabei, mit Problemen umzugehen, die ihr Sexualleben beeinträchtigen, wie etwa spezifische sexuelle Probleme und ihre Beziehung zueinander.

Andere Therapien

Bei Frauen mit genito-pelviner Schmerz-Penetrationsstörung können verschiedene Arten von Physiotherapie hilfreich sein.

Physiotherapeuten können verschiedene Techniken zur Dehnung und Entspannung der Beckenmuskulatur verwenden:

  • Weichteilmobilisation und myofaszialer Release: Durch verschiedene Bewegungen (wie rhythmisches Pressen oder Massage) wird Druck auf die betroffenen Muskeln oder das die Muskeln umgebende Gewebe (Myofaszien) ausgeübt, sodass sie gedehnt werden.

  • Triggerpunkt-Therapie: Druck wird auf sehr empfindliche Bereiche der betroffenen Muskeln ausgeübt, von denen die Schmerzen ausgehen (Triggerpunkte).

  • Elektrostimulation Ein schwacher elektrischer Strom wird durch ein Gerät an der Scheidenöffnung angebracht.

  • Blasen- und Darmtraining: Betroffene Frauen müssen ein strenges Programm mit Übungen zum Wasserlassen und zur Stärkung der Muskeln um die Harnröhre und den After einhalten, manchmal mit Biofeedback.

  • Ultraschalltherapie: Energie (erzeugt durch hochfrequente Schallwellen) wird auf die betroffenen Muskeln gerichtet (was die Durchblutung verstärkt, die Heilung verbessert und verspannte Muskeln entspannt).

Wenn die verspannten Beckenmuskeln sexuelle Aktivitäten schmerzhaft machen, können betroffene Frauen zur Dehnung und Desensibilisierung der Scheide geeignete Geräte einführen, die entweder auf Rezept oder auch rezeptfrei erhältlich sind. Die sexuelle Aktivität kann dadurch angenehmer werden.

Vaginalgleitmittel und Feuchtigkeitscremes können die Trockenheit der Scheide verringern, die beim Geschlechtsverkehr Schmerzen verursacht. Zu diesen Behandlungsmitteln gehören Öle auf Lebensmittelbasis (wie Kokosöl), Gleitmittel auf Silikonbasis sowie Produkte auf Wasserbasis. Gleitmittel auf Wasserbasis trocknen schnell aus und müssen möglicherweise erneut aufgetragen werden, sind aber gegenüber Vaseline und anderen Gleitmitteln auf Ölbasis vorzuziehen. Öle auf Lebensmittelbasis können Verhütungsmittel aus Latex wie Kondome oder Diaphragmen beschädigen. Sie sollten nicht zusammen mit Kondomen angewendet werden. Gleitmittel auf Silikonbasis können zusammen mit Kondomen und Diaphragmen verwendet werden, ebenso wie Gleitmittel auf Wasserbasis. Frauen können ihren Arzt fragen, welche Art von Gleitmitteln für sie am besten geeignet wäre.

Abhängig von der Art der Störung können die sexuellen Fähigkeiten (z. B. durch Masturbationsanleitungen) und die Kommunikation mit dem Partner über sexuelle Bedürfnisse und Vorlieben trainiert werden.

Geräte wie Vibratoren oder Klitoris-Sauger können von Frauen mit Störungen des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung oder Orgasmusstörungen verwendet werden, es gibt jedoch kaum Nachweise, die ihre Wirksamkeit stützen. Viele dieser Produkte sind heutzutage rezeptfrei erhältlich.

Der Alterungsprozess im Visier: Sexuelle Funktionsstörungen bei älteren Frauen

Ein wichtiger Grund, warum ältere Frauen den Gedanken an Sex aufgeben, liegt darin, dass kein sexuell aktiver Partner zur Verfügung steht. Altersbedingte Veränderungen, insbesondere in Bezug auf die Wechseljahre tragen dazu bei, dass Frauen häufiger an sexuellen Funktionsstörungen leiden. Außerdem treten mit zunehmendem Alter häufiger Krankheiten auf, wie z. B. Diabetes, Atherosklerose, Harnwegsinfektionen und Arthritis, die die sexuelle Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. Dennoch müssen diese Veränderungen nicht das Ende der sexuellen Aktivität und des sexuellen Vergnügens bedeuten, und nicht alle sexuellen Funktionsstörungen bei älteren Frauen werden durch altersbedingte Veränderungen verursacht.

Sowohl bei jungen als auch bei älteren Frauen ist das mangelnde Interesse an Sex das Hauptproblem.

Nach den Wechseljahren wird weniger Östrogen gebildet.

  • Das Gewebe rund um die Scheidenöffnung (Schamlippen) und die Scheidenwände wird weniger elastisch und dünner (vulvovaginale Atrophie). Das Gewebe kann sich auch entzünden und gereizt werden, weil die Produktion von Östrogen verringert ist (sogenannte atrophische Vaginitis). Beide Veränderungen können zu Schmerzen während einer sexuellen Aktivität führen, die mit einer Penetration einhergeht.

  • Es werden weniger Scheidensekrete produziert, wodurch die Scheide während des Geschlechtsverkehrs nicht ausreichend feucht ist.

  • Die Azidität der Scheide sinkt, was vermehrt zu Reizungen und Infektionen der Geschlechtsorgane führen kann.

  • Der Mangel an Östrogen kann zu einer altersbedingten Schwächung der Muskeln und anderer Stützgewebe im Becken beitragen, wodurch manchmal ein Beckenorgan (Blase, Darm, Gebärmutter oder Rektum) in die Scheide vorfallen kann (sogenannter Beckenorganprolaps). Als Folge kann unkontrolliert Harn austreten und Unbehagen verursachen.

  • Mit zunehmendem Alter sinkt der Blutfluss zur Scheide, wodurch sie kürzer, enger und trockener wird. Erkrankungen der Blutgefäße (wie z. B. Atherosklerose) können den Blutfluss noch weiter reduzieren.

Ab dem 30. Lebensjahr wird immer weniger Testosteron produziert, und etwa im Alter von 70 Jahren setzt die Testosteronproduktion komplett aus. Ob dieser Rückgang zu vermindertem sexuellem Interesse und Reaktion führt, ist unklar.

Auch andere Probleme können die sexuelle Funktion beeinträchtigen. Ältere Frauen sind z. B. Belastungen aufgrund von Veränderungen in ihrem Körper ausgesetzt, die durch Erkrankungen, Operationen oder durch den Alterungsprozess verursacht werden. Sie können aus kultureller Hinsicht der Meinung sein, dass sexuelles Verlangen in diesem Alter etwas Schmutziges oder Peinliches ist. Sie können über den allgemeinen Gesundheitszustand oder die sexuelle Funktionsfähigkeit ihres Partners besorgt sein.

Viele ältere Frauen haben Interesse an Sex. Ältere Frauen sollten nicht annehmen, dass sexuelle Funktionsstörungen für ein fortgeschrittenes Alter normal sind. Wenn die sexuelle Funktionsstörung sie belastet, sollten sie mit ihrem Arzt sprechen. In vielen Fällen kann es hilfreich sein, eine Erkrankung (einschließlich Depression) zu behandeln, ein Medikament abzusetzen oder zu ersetzen, mehr über die sexuelle Funktion zu erfahren oder mit einer medizinischen Fachkraft oder einem Berater zu sprechen.

Eine Trockenheit der Scheide oder schmerzhafter Geschlechtsverkehr aufgrund der Wechseljahre kann mit einer Hormontherapie behandelt werden, unter anderem mit niedrig dosiertem Östrogen (als Creme, Tablette oder Ring) oder Dehydroepiandrosteron (DHEA, als Zäpfchen). Östrogen kann oral eingenommen oder als Pflaster oder Gel auf die Haut aufgetragen werden. Diese Formen von Östrogen wirken sich jedoch auf den ganzen Körper aus und werden in der Regel nur dann angewendet, wenn eine Frau auch andere Symptome der Wechseljahre hat (wie Hitzewallungen). Sie werden in der Regel nicht an Frauen über 60 Jahren verabreicht. Östrogen birgt potenzielle Risiken (einschließlich Blutgerinnsel und ein leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko) neben dem damit einhergehenden Nutzen. Daher sollten Frauen vor der Einnahme/Anwendung mit ihrem Arzt über die entsprechenden Risiken und Vorteile sprechen.

Gelegentlich wird orales Testosteron zusätzlich zur Östrogentherapie verschrieben, wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos sind, aber es ist nicht empfehlenswert, diese Kombination zu verschreiben. Sie befindet sich immer noch in der Versuchsphase und die langfristige Sicherheit ist nicht bekannt.