Behaartheit

(Hirsutismus; Hypertrichose)

VonWendy S. Levinbook, MD, Hartford Dermatology Associates
Überprüft/überarbeitet Apr. 2024
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Kurzinformationen

Bei Männern variiert der Grad der Körperbehaarung stark (siehe auch Haarwuchs – ein Überblick), aber nur wenige Männer sehen in einer exzessiven Behaarung einen ausreichenden Grund, einen Arzt aufzusuchen. Bei Frauen ist die Menge an Behaarung, die als exzessiv angesehen wird, vom ethnischen Hintergrund und der jeweiligen Kultur abhängig. In der Regel stellt eine übermäßige Körperbehaarung lediglich ein kosmetisches und seelisches Problem dar. Allerdings ist der Grund manchmal eine schwere Hormonstörung, insbesondere bei Frauen, bei denen sich männliche Eigenschaften ausbilden (virilisieren).

Behaartheit kann unterteilt werden in:

  • Hirsutismus

  • Hypertrichose

Hirsutismus ist das exzessive Wachstum dicker oder dunkler Körperhaare bei Frauen in Bereichen, die eher typisch für männliches Haarwachstum sind. Dazu gehören das Gesicht (die Oberlippe, das Kinn oder die Wangenbereiche), der Rumpf (rund um die Brustwarzen oder auf der Brust, dem Unterbauch oder dem Rücken) und die Extremitäten (an den Schultern oder inneren Oberschenkeln).

Eine Hypertrichose ist eine Zunahme der Menge der Haare irgendwo am Körper, unabhängig vom Geschlecht. Das übermäßige Haarwachstum kann überall am Körper oder nur in bestimmten Bereichen auftreten. Die Haare können fein, hell und flaumiges oder dick, dunkel und lang sein. Die Erkrankung kann angeboren sein oder sich später entwickeln.

Ursachen der Behaarung

Das Haarwachstum ist vom Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Hormonen abhängig. Männliche Hormone stimulieren das Wachstum von dickem, dunklem Haar. Frauen produzieren normalerweise nur geringe Mengen von männlichen Hormonen, während Männer nur wenig weibliche Hormone produzieren.

Hirsutismus

Hirsutismus entsteht normalerweise durch hohe Mengen männlicher Geschlechtshormone (Androgene, z. B. Testosteron) oder durch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber normalen Mengen männlicher Geschlechtshormone im Körper. Testosteron stimuliert den Haarwuchs in der Schamregion und unter den Achseln. Dihydrotestosteron regt den Bartwuchs an und führt zu Ausfall von Kopfhaar.

Umstände, die das hormonelle Gleichgewicht zugunsten der männlichen Hormone umkippen, können Hirsutismus verursachen. Das Gleichgewicht kann durch eine überschüssige Produktion von männlichen Hormonen gestört werden. Allerdings ist bei erblich bedingtem Hirsutismus (familiärem Hirsutismus) zu beobachten, dass die Haarfollikel von Frauen empfindlicher gegenüber normalen Androgenspiegeln sind.

Die häufigste Ursache von Hirsutismus ist

Es gibt viele weniger häufige Ursachen von Hirsutismus (siehe Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Hirsutismus):

  • Störungen der Funktion der Hirnanhangdrüse, der Eierstöcke und der Nebennieren, durch die mehr männliche Geschlechtshormone produziert werden

  • Tumoren, die männliche Geschlechtshormone produzieren (einschließlich bestimmter Tumoren der Eierstöcke, der Nebennieren, der Lungen oder des Verdauungstraktes)

  • Anwendung bestimmter Medikamente wie Testosteron, Danazol oder Antibabypille (orale Verhütungsmittel), die eine hohe Dosis Progesteron enthalten, oder übermäßiger Gebrauch von Anabolika

  • Erblich bedingte Merkmale, die häufig bei Menschen mediterraner, nahöstlicher oder südasiatischer Abstammung anzutreffen sind

  • Manchmal nach der Menopause oder während der Schwangerschaft, wenn sich der Hormonhaushalt umstellt

Wenn Hirsutismus durch einen erhöhten Androgenspiegel verursacht wird, kommt es bei Frauen oft zu einer Vermännlichung (Virilisierung). Bei der Virilisierung handelt es sich neben der übermäßigen Gesichts- und Körperbehaarung um die Ausbildung anderer männlicher Merkmale. Beispiele

  • Tiefere Stimme

  • Zunahme der Muskelmasse

  • Ausfall der Kopfbehaarung

  • Vergrößerung der Klitoris (ein kleineres weibliches Organ, welches dem Penis entspricht)

  • Unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation

  • Auch Akne kann auftreten.

Hypertrichose

Eine Hypertrichose wird durch Erkrankungen verursacht, die den Spiegel der männlichen Hormone nicht beeinflussen.

Dies sind die häufigsten Ursachen einer Hypertrichose:

  • Bestimmte Komplikationen bei Krebserkrankungen (paraneoplastische Syndrome)

  • Anwendung bestimmter Medikamente, meistens Minoxidil, Phenytoin, Ciclosporin oder Augentropfen auf Prostaglandinbasis wie Bimatoprost oder Latanoprost

  • Eine schwere systemische Erkrankung wie HIV/AIDS, Hirnstörungen oder -verletzungen, Unterernährung (einschließlich Essstörungen wie Anorexia nervosa und Bulimie), Dermatomyositis und Porphyrie

  • Wiederholte Verletzungen und/oder Reibung oder Entzündung von Hautbereichen (wenn z. B. nach einer Arm- oder Beinfraktur der Gips entfernt und ein verstärkter Haarwuchs festgestellt wird)

Selten wird Hypertrichose durch eine Genmutation hervorgerufen. In solchen Fällen ist diese in der Regel angeboren.

Beurteilung der Behaartheit

Die Ärzte müssen beurteilen, ob das übermäßige Haarwachstum durch eine Erkrankung ausgelöst wurde oder nur ein kosmetisches Problem darstellt.

Warnsignale

Bei Frauen mit übermäßiger Körperbehaarung geben die folgenden Symptome Anlass zu Besorgnis:

  • Entwicklung einer tieferen Stimme, größerer Muskeln, Kahlköpfigkeit, eine unregelmäßige oder ausbleibende Menstruationszyklen und Akne sind Anzeichen einer Virilisierung

  • Plötzliches Auftreten und schnelles Wachstum von übermäßigem Haar (über Wochen oder Monate)

  • Masse/Wucherung im Bauch- oder Beckenraum

Plötzliches Auftreten übermäßigen Haarwachstums kann ein Hinweis auf Krebs sein.

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Bei Warnsignalen sollten die Betroffenen umgehend einen Arzt aufsuchen. Wenn übermäßiger Haarwuchs nach und nach ohne Warnzeichen auftritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden, allerdings muss der Termin nicht so schnell eingeplant werden.

In der Regel brauchen Frauen ohne Warnzeichen keinen Arzt aufzusuchen, wenn sie immer schon übermäßigen Haarwuchs hatten, sich ansonsten wohlfühlen, regelmäßig ihre Menstruation haben, keine anderen Merkmale einer Virilisierung zeigen und Familienmitglieder mit ebenfalls übermäßigem Haarwuchs haben. Bei solchen Frauen ist der übermäßige Haarwuchs erblich bedingt.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache und auf die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe die Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Hirsutismus).

Frauen werden gefragt, wann ihr Haar begonnen hat, übermäßig zu wachsen, wo das der Fall ist und ob sie ihre Menstruation haben und falls ja, ob diese regelmäßig eintritt. Ärzte fragen auch, ob die Frauen Probleme hatten, schwanger zu werden und ob auch noch andere Familienmitglieder übermäßigen Haarwuchs haben.

Ärzte befragen die Patienten nach sämtlichen eingenommenen Medikamenten und Drogen, insbesondere nach Anabolika und anderen Medikamenten, die übermäßiges Haarwachstum verursachen.

Während der körperlichen Untersuchung notieren sich die Ärzte die Verteilung des Haarwachstums und achten auf weitere Anzeichen für eine Virilisierung sowie andere Aspekte, die Aufschluss über die Ursache geben könnten. So kann zum Beispiel ein Knoten beim Abtasten des Beckens auf einen Tumor in den Eierstöcken hinweisen.

Tabelle
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Tests

Männer ohne weitere Krankheitssymptome werden nicht weiter untersucht.

Bei Frauen werden Bluttests durchgeführt, um verschiedene Hormonspiegel zu messen und so dabei zu helfen, die Ursache zu finden:

  • Testosteron

  • Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS)

  • Follikel-stimulierendes Hormon (FSH) und luteinisierendes Hormon (LH)

  • Manchmal Prolaktin

Eine Ultraschalluntersuchung und/oder eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckens kann durchgeführt werden, um eine Krebserkrankung des Beckens oder der Nebennieren ausschließen zu können, insbesondere dann, wenn im Becken ein Knoten entdeckt wurde oder wenn der Testosteron- oder DHEAS-Spiegel hoch ist. Besteht der Verdacht einer Hypophysenerkrankung, wird eine MRT des Kopfes durchgeführt.

Falls der Verdacht auf das Cushing-Syndrom besteht oder ein Nebennierentumor bei bildgebenden Untersuchungen festgestellt wird, werden außerdem Urintests durchgeführt.

Behandlung von Behaartheit

  • Behandlung der Grunderkrankung, einschließlich Absetzen oder Umstellen der Medikamente oder Drogen, die Behaartheit verursachen

  • Kosmetisches Bleichen oder kosmetische Haarentfernung

  • Hormontherapie

Die zugrundeliegende Störung wird behandelt oder korrigiert. Zum Beispiel werden Medikamente und Drogen, die Hirsutismus verursachen, abgesetzt oder ersetzt.

Die Behandlung von übermäßigem Haarwuchs ist nicht nötig, solange Frauen nicht den Wunsch haben, diesen aus kosmetischen Gründen einzudämmen oder die Haare entfernen zu lassen. Falls ein übermäßiges Haarwachstum nicht mit erhöhten Spiegeln männlicher Geschlechtshormone zusammenhängt, werden zur Entfernung der Haare physikalische Methoden angewandt. Wenn erhöhte Spiegel männlicher Geschlechtshormone die Ursache sind, ist zusätzlich zu den physikalischen Methoden eine Hormontherapie erforderlich.

Physikalische Methoden

Es gibt verschiedene alternative Methoden.

Depilation – Haarentfernung, bei der nur der sichtbare Teil des Haares außerhalb der Haut entfernt wird. Zu den möglichen Methoden zählen Rasieren und rezeptfreie Cremes, die Bariumsulfat und/oder Kalziumthioglykolat enthalten können.

Epilation – Entfernung des gesamten Haares samt Wurzeln. Mögliche Methoden zur vorübergehenden Haarentfernung sind Zupfen, Rupfen, Wachsen und Epiliergeräte, die zu Hause angewendet werden können. Einige Methoden haben eine länger anhaltende, manchmal permanente Wirkung, die Behandlungen müssen aber oftmals wiederholt werden. Zu diesen Methoden zählen Elektrolyse, Thermolyse und Laserbehandlungen.

Hormontherapie

In der Regel müssen Hormone zur Behandlung von Hirsutismus über längere Zeit eingenommen werden, da die meisten Krankheiten, die hohe Spiegel männlicher Geschlechtshormone verursachen, nicht geheilt werden können. Zu diesen Hormonen gehören orale Verhütungsmittel (Antibabypille) und Medikamente, wie Finasterid und Spironlacton, die die Wirkung von männlichen Hormonen blockieren, wie Finasterid oder Spironolacton. Schwangere Frauen oder Frauen, die schwanger werden könnten, sollten keine Medikamente zum Blockieren männlicher Hormone einnehmen, da dies dazu führen könnte, dass sich bei einem männlichen Fötus weibliche Eigenschaften bilden.

Gonadotropin-freisetzende Hormonagonisten (wie Leuprolid) können angewandt werden, wenn die Eierstöcke extrem hohe Mengen an männlichen Geschlechtshormonen produzieren. Allerdings müssen diese Medikamente unter strenger Überwachung durch einen Gynäkologen oder Endokrinologen eingenommen werden. Kortikosteroide können verwendet werden, um die Spiegel männlicher Geschlechtshormone zu senken, die durch Nebennierentumore produziert werden.

Andere Methoden

Bleichen stellt eine Alternative zur Haarentfernung dar. Die Methode ist kostengünstig und funktioniert gut bei Frauen, wenn das übermäßige Haarwachstum nur gering ist. Durch Bleichen wird die Farbe der Haare aufgehellt, wodurch diese weniger auffällig werden. Zahlreiche unterschiedliche Haarbleichmittel werden angeboten. Die meisten enthalten Wasserstoffperoxid.

Eflornithin-Creme, zweimal täglich aufgetragen, verlangsamt das Haarwachstum und kann bei langfristiger Anwendung die Zeit zwischen zwei Behandlungen zur Haarentfernung verlängern.

Wichtigste Punkte

  • Übermäßiges Haarwachstum kann erblich bedingt sein, und die Menge an Behaarung, die als exzessiv angesehen wird, ist vom ethnischen Hintergrund und der jeweiligen Kultur abhängig.

  • Hirsutismus, der nur bei Frauen auftritt, führt zu einem übermäßigen Wachstum der Körperbehaarung nach männlichem Muster und unterscheidet sich von der Hypertrichose, bei der übermäßiges Haarwachstum überall am Körper auftritt und von der Männer wie Frauen betroffen sein können.

  • Die häufigste Ursache von Hirsutismus ist das polyzystische Eierstocksyndrom (PCOS).

  • Wenn Frauen Anzeichen einer Virilisierung zeigen (wie eine tiefere Stimme, erhöhtes Muskelvolumen, Verlust des Kopfhaars, unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation), dann haben sie eine Hormonstörung, die eine umgehende ärztliche Untersuchung erfordert.

  • Wenn Körperbehaarung plötzlich auftritt und schnell wächst, kann die Ursache Krebs sein.

  • Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören die Haarentfernung und/oder Hormontherapien.