Hyperkinetische Störungen

Abnormale Bewegungen

Ursachen

Beschreibung

Akathisie (motorische Unruhe)

Parkinson-Krankheit, Schädel-Hirn-Trauma, Enzephalitis

Antipsychotika, einige Antiemetika, Antidepressiva, Kalziumkanalblocker

Patienten mit Akathisie können nicht stillhalten; sie haben den Drang, sich ständig zu bewegen (z. B. Vorwärtsschaukeln, seitliches Schwanken).

Athetose

M. Huntington, Enzephalitis, hepatische Enzephalopathie

Drogen/Arzneimittel (z. B. Kokain, Amphetamine, Antipsychotika)

Die Bewegungen sind nichtrhythmisch, langsam, windend und schraubend (schlangenartig), primär in den distalen Muskeln; häufige Haltungsänderungen der proximalen Extremitäten verschmelzen oft kontinuierlich zu einem dauernden Bewegungsfluss.

Chorea

M. Huntington, Hyperthyreose, Hypoparathyreoidismus, Hyperglykämie und, seltener, Hypoglykämie, paraneoplastische Syndrome, Systemischer Lupus erythematodes, mit Einfluss auf das ZNS, andere Autoimmunerkrankungen, rheumatisches Fieber, Tumoren oder Infarkte der Nucleus caudatus oder des Putamen

Schwangerschaft, oft bei Frauen nach rheumatischem Fieber

Medikamente und Substanzen, die Chorea verursachen können (z. B. Levodopa, Phenytoin, Kokain, orale Kontrazeptiva)

Arzneimittel, die Spätdyskinesien verursachen können (z. B. Antipsychotika)

Die Bewegungen sind willkürlich, fließend und nicht unterdrückbar und gehen von einem Ort zum anderen, vor allem in den distalen Muskeln oder im Gesicht.

Manchmal werden abnorme Bewegungen in gezielt wirkende Handlungen einbezogen, die die unwillkürlichen Bewegungen überspielen.

Eine Chorea tritt häufig zusammen mit einer Athetose als Choreoathetose auf.

Dystonien

Primär (idiopathisch)

Degenerative oder metabolische Erkrankungen (z. B. Morbus Wilson, Neurodegeneration mit Eisenakkumulation im Gehirn [NBIA] wie PKAN aufgrund einer PANK2-Mutation [früher Hallervorden-Spatz-Krankheit], verschiedene Lipidosen, multiple Sklerose, Zerebralparese, Schlaganfall, Hypoxie im Gehirn)

Medikamente, die die Dopaminrezeptoren blockieren, meist Antipsychotika (z. B. Phenothiazine, Thioxanthene, Butyrophenone) oder Antiemetika

Hirnschäden in den Basalganglien und ihren Schaltkreisen aufgrund einer beliebigen Erkrankung (z. B. vaskuläre, posttraumatische, postinfektiöse oder entzündliche Ursachen; Tumoren)

Anhaltende oder intermittierende Muskelkontraktionen verzerren oft die Körperhaltung oder verursachen verdrehte, repetitive Bewegungen.

Hemiballismus

Läsionen (meist durch Schlaganfall) im kontralateralen Nucleus subthalamicus oder in verbindenden afferenten oder efferenten Bahnen

Die Bewegungen sind nichtrhythmisch, schnell, nicht unterdrückbar, heftig und schleudernd.

Myoklonie

Verschiedene Ursachen (z. B. Degeneration der Basalganglien, Demenzen, epileptische Syndrome, Stoffwechselstörungen, physische und hypoxische Enzephalopathien, toxische Enzephalopathien, virale Enzephalopathien, bestimmte Medikamente wie Levodopa, Lithium und MAO-Hemmer)

Es kommen sehr schnelle und ruckartige, nichtunterdrückbare, schockartige Zuckungen auf, die fokal, segmental oder generalisiert sein können.

Restless-Legs-Syndrom

Primär (idiopathisch oder familiär)

Sekundär: M. Parkinson, Urämie, Eisenmangel, periphere Neuropathien

Die Beine fühlen sich unangenehm an, und die Patienten haben einen unwiderstehlichen Drang, die Beine zu bewegen. Die Beschwerden lassen deutlich nach, wenn die Beine bewegt werden; die Beschwerden sind nachts schlimmer (tageszeitliche Variabilität).

Viele Patienten leiden auch an einer periodischen Bewegungsstörung der Extremitäten (unwillkürliches Zucken der Beine und Arme) im Schlaf.

Stereotypien (stereotype Bewegungen)

Autismus-Spektrum-Störungen, geistige Behinderung, limbische Autoimmun- oder paraneoplastische Enzephalitis; kann auch bei normalen Kindern auftreten

Repetitive rhythmische Bewegungen treten auf; sie sind in der Regel bilateral (z. B. Handflattern, Winken) oder Verhaltensweisen (z. B. Schnüffeln, Vokalisieren, Körperhaltung)

Stereotypien im Vorschulalter treten bei 3–4% der Patienten auf; sie sind gutartig und lassen sich in der Regel durch Ablenkung (z. B. durch Rufen des Namens des Kindes) beenden.

Spätdyskinesien

Antipsychotika, einige Antiemetika

Die Bewegungen sind stereotyp und können nicht willentlich unterdrückt werden; das Bewusstsein bleibt erhalten.

Tics

Primär:Tourette-Syndrom

Sekundär: M. Huntington, Neuroakanthozytose, PKAN, Infektionen, Schlaganfall, Drogen/Medikamente (z. B. Methylphenidat, Kokain, Amphetamine, Dopaminantagonisten [die Spätdyskinesie verursachen können)

Die Bewegungen sind nichtrhythmisch, stereotyp, schnell und repetitiv; charakteristischerweise verspüren die Patienten den Drang, sie auszuführen, und sie empfinden anschließend eine kurze Erleichterung.

Tics können nur für kurze Zeit und mit bewusster Anstrengung unterdrückt werden.

Tics können motorisch oder phonetisch sein, einfach (z. B. Augenzwinkern, Knurren, Räuspern) oder komplex (z. B. Schulterzucken, Armschwingen, Herausschreien von Wörtern oder Sätzen, inkl. Obszönitäten).

Tremor

Essenzieller Tremor

Parkinson-Krankheit

Morbus Wilson

Bestimmte Medikamente (z.B. Lithium, Valproat, Olanzapin, andere typische und atypische Antipsychotika - siehe Tabelle Einige Ursachen von Parkinsonismus)

Erkrankungen des Kleinhirns

Entzugssyndrome (z. B. von Alkohol, Opioiden oder Sedativa)

Endokrine, metabolische und toxische Störungen (z. B. anoxische Enzephalopathie, hepatische Enzephalopathie, Hypoglykämie, HyperthyreoseHyperparathyreoidismus, Hyperglykämie, Hypokalzämie, Urämie, Schwermetalltoxizität)

Physiologisch

Die Bewegungen sind regelmäßig, meist rhythmisch und oszillierend.

ZNS = Zentralnervensystem; MAO = Monoaminoxidase; PKAN = Pantothenatkinase-assoziierte Neurodegeneration; PANK2 = Pantothenatkinase 2.