Schwäche

VonMichael C. Levin, MD, College of Medicine, University of Saskatchewan
Überprüft/überarbeitet Aug. 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Schwäche bezieht sich auf den Verlust der Muskelkraft. Das heißt, dass die Betroffenen nicht in der Lage sind, einen Muskel normal zu bewegen, obwohl sie es mit aller Kraft versuchen. Die Bezeichnung wird allerdings oft falsch verwendet. Viele Menschen mit normaler Muskelkraft sagen, sie fühlen sich schwach, wenn sie einfach erschöpft sind oder wenn ihre Bewegung wegen Schmerzen oder Gelenksteife eingeschränkt ist.

Muskelschwäche kann ein Symptom einer Fehlfunktion des Nervensystems sein.

Damit man einen Muskel absichtlich bewegen kann (willkürliche Muskelkontraktion genannt), muss das Gehirn ein Signal generieren, welches folgende Bahn durchläuft

  • Das Gehirn

  • Durch die Nervenzellen im Stammhirn und im Rückenmark

  • Durch die Nerven, die vom Rückenmark zu den Muskeln führen (genannt periphere Nerven)

  • Über die Verbindung zwischen Nerv und Muskel (genannt neuromuskuläre Endplatte)

Der Muskel-Gehirn-Schaltkreis

Die Bewegung der Muskeln setzt in der Regel die Kommunikation zwischen Muskel und Gehirn über Nerven voraus. Der Anstoß, einen Muskel zu bewegen, kann vom Gehirn ausgehen – wie wenn sich jemand bewusst entscheidet, einen Muskel zu bewegen, z. B., um ein Buch aufzuheben.

Der Anstoß, einen Muskel zu bewegen, kann aber auch von den Sinnesorganen ausgehen. Beispielsweise ermöglichen spezielle Nervenenden in der Haut (sensorische Rezeptoren) einer Person, Schmerzen oder Temperaturschwankungen wahrzunehmen. Diese sensorische Information wird zum Gehirn gesandt, und das Gehirn signalisiert den Muskeln, wie sie reagieren sollen. An dieser Art der Kommunikation sind zwei komplexe Nervenbahnen beteiligt:

  • Die sensorische Nervenbahn zum Gehirn

  • Die motorische Nervenbahn zu den Muskeln

  1. Nehmen sensorische Rezeptoren Schmerz oder Temperaturschwankungen wahr, übermitteln sie einen Impuls (Signal), der schließlich bis zum Gehirn reicht.

  2. Der Impuls wird über einen sensorischen Nerv zum Rückenmark geleitet.

  3. Der Impuls läuft durch eine Synapse (Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen) zwischen dem sensorischen Nerv und einer Nervenzelle im Rückenmark.

  4. Er läuft durch eine Nervenzelle im Rückenmark zur gegenüberliegenden Seite des Rückenmarks.

  5. Der Impuls wird ans Rückenmark und durch das Stammhirn an den Thalamus, einen Teil des Zwischenhirns zur Verarbeitung sensorischer Informationen, geleitet.

  6. Der Impuls läuft durch eine Synapse im Thalamus zu Nervenfasern, die Impulse an den sensorischen Kortex im Großhirn (den Hirnbereich, der Informationen aus den sensorischen Rezeptoren empfängt und verarbeitet) übermitteln.

  7. Der sensorische Kortex nimmt die Impulse wahr. So werden bewusste Bewegungen eingeleitet, die erregungsauslösend für die Generierung von Impulsen durch den motorischen Kortex (den Bereich, der willkürliche Bewegungen entwirft, steuert und ausführt) wirken.

  8. Der den Impuls leitende Nerv kreuzt an der Hirnbasis auf die gegenüberliegende Seite.

  9. Der Impuls wird an den unteren Bereich des Rückenmarks geleitet.

  10. Der Impuls läuft durch eine Synapse zwischen den Nervenfasern im Rückenmark und einem im Rückenmark liegenden motorischen Nerv.

  11. Der Impuls wandert außerhalb des Rückenmarks über die gesamte Länge des motorischen Nervs.

  12. Der Impuls erreicht die neuromuskuläre Verbindungsstelle (an der die Nerven mit den Muskeln verbunden sind), wo der Impuls vom motorischen Nerv auf die motorische Endplatte des Muskels überspringt und eine Muskelkontraktion auslöst.

Wenn das Gefühl plötzlich auftritt und stark ist (vergleichbar mit dem Treten auf einen spitzen Stein oder dem Anfassen eines Bechers mit sehr heißem Kaffee), kann der Impuls zunächst ins Rückenmark und dann direkt zurück zum motorischen Nerv wandern und umgeht dabei das Gehirn. Das Ergebnis ist eine schnelle Muskelreaktion – die Person entfernt sich sofort von der Schmerzquelle. Diese Reaktion wird als Spinalreflex bezeichnet.

Auch muss die Menge an Muskelgewebe normal sein und das Gewebe muss sich als Reaktion auf Nervensignale zusammenziehen können (Kontraktion). Aus diesem Grund tritt wahre Schwäche nur dann auf, wenn ein oder mehrere Teile dieser Bahn – Gehirn, Rückenmark, Nerven, Muskeln oder die Verbindungen zwischen ihnen – beschädigt oder erkrankt sind.

Schwäche kann sich plötzlich oder stufenweise entwickeln. Schwäche kann alle Muskeln im Körper (generalisierte Schwäche genannt) oder nur ein Körperteil betreffen. Abhängig von der beschädigten Stelle des Rückenmarks können zum Beispiel Rückenmarksschäden eine Schwäche verursachen, die nur die Beine betrifft.

Die Symptome hängen davon ab, welche Muskeln betroffen sind. Beeinträchtigt zum Beispiel die Schwäche die Brustmuskulatur, können die Betroffenen Atemschwierigkeiten bekommen. Bei einer Schwäche der Muskeln, die die Augen steuern, kann es bei den Betroffenen zu Doppeltsehen kommen.

Vollständige Muskelschwäche verursacht Lähmung. Abhängig von der Ursache der Schwäche können die Betroffenen weitere Symptome aufweisen. Schwäche wird häufig von Empfindungsstörungen begleitet, so wie Prickeln, Nadelstichen oder Taubheitsgefühl.

Ursachen für Schwäche

Eine Fehlfunktion der Signalübertragungsbahn an der gleichen Stelle verursacht ähnliche Symptome unabhängig von der Ursache. Die vielen Ursachen von Muskelschwäche werden daher anhand der Stelle an der Bahn, die sie verursacht, gruppiert (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Muskelschwäche). Das heißt, die Ursachen werden als solche gruppiert, die das Gehirn, das Rückenmark, die peripheren Nerven, die Muskeln oder die Verbindungen zwischen den Nerven betreffen. Einige Störungen betreffen jedoch mehr als nur eine Stelle.

Häufige Ursachen

Die Ursachen unterscheiden sich, je nachdem ob es sich um eine generalisierte oder nur bestimmte Muskeln betreffende Schwäche handelt.

Die häufigsten Ursachen einer generalisierten Schwäche sind

  • Eine Abnahme der allgemeinen körperlichen Verfassung (genannt Dekonditionierung), die durch Krankheit und/oder Abnahme der natürlichen Reserven (Schwächlichkeit), wie z. B. Muskelmasse, Knochendichte und, insbesondere bei älteren Menschen, die Funktionsfähigkeit von Herz und Lunge, verursacht wird

  • Verlust des Muskelgewebes (Muskelschwund oder Atrophie) aufgrund längerer Untätigkeitsperioden oder Bettruhe, wie es in einer Intensivstation (IPS) der Fall ist

  • Beschädigung der Nerven aufgrund einer schweren Krankheit oder Verletzung, wie bei schweren oder ausgedehnten Verbrennungen

  • Bestimmte Störungen, welche die Muskeln schädigen, wie z. B. ein niedriger Kaliumspiegel im Blut (Hypokaliämie), übermäßiger Alkoholkonsum oder Gebrauch von Kortikosteroiden

  • Arzneimittel, die zur Lähmung der Muskeln verwendet werden – zum Beispiel, um Menschen während einer Operation oder während des Anschlusses an ein Beatmungsgerät bewegungslos zu halten

Die häufigsten Ursachen von Schwäche bestimmter Muskeln sind

Seltenere Ursachen

Viele andere Erkrankungen verursachen manchmal Schwäche (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Muskelschwäche). Zum Beispiel können Elektrolytstörungen (wie ein niedriger Magnesium- oder Kalziumspiegel) eine vorübergehende Schwäche sowie Muskelkrämpfe und -zuckungen verursachen.

Bei Personen mit einer Anfallkrankheit kann nach einem Anfall eine Körperseite schwach werden (Todd-Paralyse). Die Schwäche geht in der Regel nach einigen Stunden zurück.

Ein niedriger Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie) kann ebenfalls zu Schwäche führen, die vergeht, wenn die Hypoglykämie behandelt wird.

Erschöpfung

Viele Leute berichten über Schwäche, obwohl ihr eigentliches Problem Erschöpfung ist. Häufige Ursachen von Erschöpfung sind schwere Krankheiten, Krebs, chronische Infektionen (wie eine HIV-Infektion, Hepatitis oder Mononukleose), Herzversagen, Nierenversagen, Leberversagen, Anämie, chronisches Erschöpfungssyndrom, Fibromyalgie und affektive Störungen (wie z. B. Depression).

Multiple Sklerose kann Erschöpfung (Fatigue) verursachen, die stärker wird, wenn Menschen Hitze und Feuchtigkeit ausgesetzt sind.

Beurteilung der Schwäche

Die Ärzte versuchen zunächst festzustellen, ob es sich bei den Betroffenen um Schwäche oder einfach nur Müdigkeit handelt. Falls die Betroffenen schwach sind, versuchen die Ärzte festzustellen, ob die Schwäche so schwerwiegend ist oder so schnell voranschreitet, dass sie lebensbedrohlich ist. Die Ärzte versuchen auch, die Ursache zu ermitteln.

Warnsignale

Die folgenden Symptome stellen bei Menschen mit Schwäche einen Grund zur Sorge dar:

  • Schwäche, die sich innerhalb von ein paar Tagen oder weniger verschlimmert

  • Atembeschwerden

  • Schwierigkeit, beim Liegen den Kopf anzuheben

  • Schwierigkeiten beim Kauen, Sprechen oder Schlucken

  • Unfähigkeit zu gehen

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Menschen, die irgendwelche Warnsignale haben, sollten umgehend eine Intensivstation aufsuchen. Sofortige ärztliche Hilfe ist entscheidend, weil Schwäche in Kombination mit einem Warnsignal sich sehr schnell ausbreiten und eine dauerhafte Behinderung hervorrufen oder fatal sein kann.

Wenn Menschen Symptome haben, die auf einen Schlaganfall hindeuten (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Muskelschwäche), sollten sie sofort ärztlichen Rat einholen, da eine frühzeitige Behandlung helfen kann, den Verlust der Funktionsfähigkeit und der Empfindung zu begrenzen.

Menschen, bei denen derartige alarmierende Merkmale nicht auftreten, sollten ihren Arzt anrufen. Der Arzt kann aufgrund der Symptome und weiterer auftretender Störungen entscheiden, wie schnell die Betroffenen untersucht werden sollten.

Bei einer Schwäche, die sich allmählich (über Monate und Jahre hinweg) verschlimmert, sollten die Betroffenen das Problem beim nächsten Termin mit ihrem Arzt besprechen.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache und auf die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Muskelschwäche).

Sie bitten die Betroffenen, genau zu beschreiben, was sie genau als Schwäche erleben. Der Arzt fragt,

  • Wann die Schwäche begonnen hat

  • Ob sie plötzlich oder allmählich begonnen hat

  • Ob sie konstant ist oder sich verschlimmert

  • Welche Muskeln betroffen sind

  • Ob und wie die Schwäche die Fähigkeit, bestimmte Tätigkeiten wahrzunehmen, beeinträchtigt, wie Atmen, Zähneputzen oder Haarkämmen, Sprechen, Schlucken, vom Sitzen Aufstehen, Treppensteigen und Gehen

  • Ob sie andere Symptome haben, die eine Störung des Nervensystems anzeigen, wie Rede- oder Sehstörungen, Empfindungs- oder Gedächtnisverlust bzw. Krampfanfälle

  • Ob irgendeine Aktivität oder ein Zustand (wie Hitze oder wiederholte Bewegung eines Muskels) die Schwäche verschlimmert

Das, was eine plötzliche Schwäche zu sein scheint, ist unter Umständen eine progressive Schwäche, welche vom Betroffenen jedoch erst bemerkt wird, wenn er nicht mehr in der Lage ist, etwas zu tun, wie zum Beispiel zu gehen oder Schuhe anzuziehen.

Ausgehend von der Beschreibung der Schwäche können die Ärzte oft die häufigsten Ursachen feststellen, wie z. B.:

  • Eine Muskelerkrankung: Schwäche, die an den Hüften und Oberschenkeln bzw. den Schultern beginnt (die Betroffenen haben Schwierigkeiten, aufzustehen oder ihre Arme über den Kopf zu heben) die Sinnesempfindungen jedoch nicht beeinträchtigt

  • Eine Erkrankung des peripheren Nervensystems: Die Schwäche beginnt an den Händen und Füßen (das heißt, dass die Betroffenen Schwierigkeiten haben, eine Tasse zu heben, zu schreiben oder über einen Bordstein zu steigen) und wird von Empfindungsverlust begleitet.

Die Ärzte fragen auch nach weiteren Symptomen, die auf eine oder mehrere Ursachen hinweisen können. Wenn zum Beispiel Menschen mit Rückenschmerzen und eine Krankengeschichte mit Krebs über eine Beinschwäche berichten, liegt der Grund möglicherweise an der Ausbreitung von Krebs, der Druck auf das Rückenmark ausübt.

Die Ärzte fragen nach Umständen, die das Risiko für Erkrankungen erhöhen, die Schwäche verursachen. Sie fragen zum Beispiel die Betroffenen, ob sie an Bluthochdruck und Atherosklerose leiden (die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen) oder ob sie in Gebiete gereist sind, in denen Lyme-Borreliose verbreitet ist.

Es wird nach Symptomen gefragt, welche eher auf Erschöpfung oder ein anderes Problem hinweisen als auf wahre Muskelschwäche. Erschöpfung verursacht häufig allgemeinere Symptome als echte Muskelschwäche und folgt nicht einem bestimmten Muster. Das heißt, sie ist allgegenwärtig und betrifft den gesamten Körper. Betroffene mit wahrer Muskelschwäche berichten oft über Schwierigkeiten, bestimmte Tätigkeiten auszuüben, und die Schwäche folgt einem bestimmten Muster (wird zum Beispiel nach einem Spaziergang schlimmer).

Die Ärzte fragen nach den jüngsten oder aktuellen Störungen, die üblicherweise zu Erschöpfung führen, so wie nach der letzten schweren Krankheit oder affektiven Störungen (wie z. B. Depression).

Sie fragen nach vergangenem und aktuellem Gebrauch von Drogen, einschließlich Alkohol und Freizeitdrogen.

Zu wissen, ob Familienangehörige ähnliche Symptome hatten, kann den Ärzten helfen, festzustellen, ob die Ursache erblich bedingt ist.

Während der körperlichen Untersuchung konzentrieren sich die Ärzte auf das Nervensystem (neurologische Untersuchung) und die Muskeln.

Die Ärzte beobachten den Gang des Betroffenen. Der Gang kann einen Hinweis auf die Erkrankung, die die Symptome hervorruft, oder deren Lage geben. Wenn der Betroffene zum Beispiel beim Gehen ein Bein hinterherzieht, einen Arm nicht wie den anderen Arm schwingt oder beides, wurden die Symptome möglicherweise durch einen Schlaganfall hervorgerufen. Die Ärzte suchen nach weiteren Anzeichen einer Fehlfunktion des Nervensystems, so wie Koordinations- oder Empfindungsverlust.

Die Ärzte testen die Hirnnerven (welche das Gehirn mit den Augen, den Ohren, dem Gesicht und verschiedenen weiteren Körperteilen verbinden), zum Beispiel durch die Prüfung der Augenbewegungen, der Fähigkeit, klar zu sprechen, und der Fähigkeit, den Kopf zu drehen (siehe Tabelle zur Untersuchung der Hirnnerven).

Muskeln werden auf Größe und ungewöhnliche, unbeabsichtigte Bewegungen überprüft (wie unfreiwilliges Zucken und Zittern). Die Ärzte achten auf die Reibungslosigkeit der Muskelbewegungen und auf möglichen unwillkürlichen Widerstand gegen Bewegung (welcher dadurch entdeckt wird, indem sie versuchen, einen Muskel zu bewegen, den der Betroffene entspannen soll).

Reflexe werden überprüft. Reflexe sind automatische Reaktionen auf einen Reiz. Die Ärzte überprüfen zum Beispiel den Patellarsehnenreflex durch leichtes Antippen der Muskelsehne unterhalb der Kniescheibe mit einem Gummihammer. Normalerweise streckt sich dann das Kniegelenk unwillkürlich. Durch diese Auswertung können Ärzte feststellen, welcher der folgenden Teile des Nervensystems wahrscheinlich betroffen ist:

  • Gehirn oder Rückenmark: Wenn die Reflexe sehr leicht ausgelöst werden können und sehr stark ausgeprägt sind

  • Die Nerven: Wenn Reflexe nur schwer ausgelöst werden können und langsam oder nicht vorhanden sind

Die Muskelkraft wird ärztlich untersucht, indem der Betroffene gegen einen Widerstand drücken oder ziehen oder Bewegungen ausführen soll, die Kraft erfordern, wie auf den Fersen oder den Zehenspitzen zu gehen oder von einem Stuhl aufzustehen.

Eine allgemeine körperliche Untersuchung wird durchgeführt, um nach anderen Symptomen zu suchen, die auf eine Ursache hinweisen könnten, wie Kurzatmigkeit (möglicherweise durch eine Herz- oder Lungenerkrankung verursacht).

Wenn die Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung keine bestimmte Fehlfunktion anzeigen, die auf eine Hirn-, Rückenmarks-, Nerven-, oder Muskelstörung hinweist, ist die Ursache generell häufig Erschöpfung.

Tabelle

Tests

Wenn Betroffene eine schwere oder schnell fortschreitende generalisierte Schwäche oder irgendwelche Atembeschwerden haben, führen die Ärzte zuerst Tests durch, um die Stärke der Atemmuskulatur auszuwerten (Lungenfunktionstests). Die Ergebnisse dieser Tests helfen den Ärzten, das Risiko der plötzlichen, schweren Funktionsstörung der Lunge (akutes Lungenversagen) abzuschätzen.

Weitere Tests werden dort durchgeführt, wo die Ärzte das Problem vermuten:

  • Eine Gehirnerkrankung: Magnetresonanztomografie (MRT) oder, falls MRT nicht möglich ist, Computertomografie (CT)

  • Eine Erkrankung des Rückenmarks: MRT oder, falls MRT nicht möglich sein sollte, CT-Myelografie und manchmal eine Spinalpunktion (Lumbalpunktion)

  • Eine periphere Nervenstörung (einschließlich Polyneuropathien) oder eine Störung der neuromuskulären Endplatte: Elektromyografie und in der Regel eine Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit

  • Eine Muskelerkrankung (Myopathie): Elektromyografie, gewöhnlich eine Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit und möglicherweise MRT, Messung der Muskelenzyme, Muskelbiopsie und/oder genetische Tests.

Gelegentlich ist MRT nicht verfügbar oder kann nicht durchgeführt werden – beispielsweise bei Menschen, die einen Herzschrittmacher, ein implantiertes Metallgerät oder eine andere Art von Metall (wie Schrapnell) in ihrem Körper haben. In solchen Fällen wird ein Ersatztest durchgeführt.

Bei einer CT-Myelografie wird eine Nadel in den unteren Teil des Rückens eingeführt, um einen röntgendichten Farbstoff (auf Röntgenaufnahmen sichtbares Kontrastmittel) in die Flüssigkeit zu injizieren, die das Rückenmark umgibt.

Bei der Elektromyografie wird eine kleine Nadel in einen Muskel eingeführt, um die elektrische Aktivität des Muskels in Ruhe und bei Anspannung aufzuzeichnen.

Die Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit erfolgt durch Elektroden oder kleine Nadeln, die einen Nerv stimulieren sollen. Anschließend wird gemessen, wie schnell der Nerv Signale überträgt.

Falls die Betroffenen außer Schwäche keine weiteren Symptome oder Auffälligkeiten während der Untersuchung aufweisen, sind die Testergebnisse in der Regel normal. Jedoch führen die Ärzte manchmal bestimmte Blutuntersuchungen durch, so wie

  • Großes Blutbild (CBC)

  • Messung des Elektrolytspiegels (wie z. B. Kalium, Kalzium und Magnesium), des Blutzuckers (Glukose) und des schilddrüsenstimulierenden Hormons

  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), wodurch eine Endzündung entdeckt werden kann

Blutuntersuchungen werden manchmal durchgeführt, um die Nieren- und Leberfunktion zu überprüfen und nach dem Hepatitis-Virus zu suchen.

Behandlung der Schwäche

Hat man die Ursache gefunden, dann wird sie, falls möglich, behandelt. Wenn die Schwäche plötzlich begonnen hat und Atembeschwerden verursacht, kann ein Beatmungsgerät eingesetzt werden.

Physio- und Ergotherapie können den Betroffenen helfen, sich an eine ständige Schwäche anzupassen und den Funktionsverlust auszugleichen. Eine Physiotherapie kann den Betroffenen helfen, ihre Kraft zu erhalten und manchmal auch wiederzuerlangen.

Wichtige Informationen für ältere Menschen: Schwäche

Mit zunehmendem Alter nimmt die Menge an Muskelgewebe und die Muskelkraft tendenziell ab. Diese Änderungen finden teilweise aus dem Grund statt, dass ältere Menschen vielleicht nicht mehr so aktiv sind, aber auch weil die Produktion der Hormone, die das Muskelwachstum stimulieren, nachlässt. Bettruhe während einer Krankheit kann somit für ältere Menschen eine verheerende Wirkung haben. Verglichen mit jüngeren Leuten verfügen ältere Menschen zu Beginn der Krankheit über weniger Muskelgewebe und -stärke und verlieren während der Krankheit ihr Muskelgewebe auch schneller.

Arzneimittel sind eine weitere häufige Ursache für Schwäche bei älteren Menschen, weil sie viel mehr Arzneimittel einnehmen und dadurch anfälliger für Nebenwirkungen sind (einschließlich Muskelschäden und Nervenprobleme).

Bei der Überprüfung älterer Menschen, die über Schwäche klagen, konzentrieren sich die Ärzte auch auf Erkrankungen, die zwar keine Schwäche verursachen, jedoch das Gleichgewicht, die Orientierung, die Sicht und die Bewegungsfähigkeit beeinflussen oder zu schmerzhafter Bewegung führen (wie Arthritis). Die Auswirkungen solcher Bedingungen können von älteren Menschen fälschlicherweise als Schwäche beschrieben werden.

Unabhängig von der Ursache der Schwäche verbessert Physiotherapie in der Regel die Funktionsfähigkeit von älteren Menschen.

Wichtigste Punkte

  • Viele Menschen sagen fälschlicherweise, dass sie sich schwach fühlen, obwohl sie in Wirklichkeit damit meinen, dass sie müde sind oder dass ihre Bewegungsfähigkeit aufgrund von Schmerzen und/oder Steifheit eingeschränkt ist.

  • Echte Muskelschwäche entsteht nur bei der Fehlfunktion eines Teils der Bahn, die für die Skelettmuskulatur zuständig ist (vom Gehirn zu den Muskeln).

  • Wenn sich die Schwäche innerhalb eines Zeitraums von ein paar Tagen oder weniger verschlimmert oder es Warnsignale gibt, sollten die Betroffenen umgehend einen Arzt aufsuchen.

  • Häufig können die Ärzte bestimmen, ob eine wahre Muskelschwäche vorliegt, indem sie die Ursachen aufgrund der Symptommuster und der Ergebnisse der körperlichen Untersuchung feststellen.

  • Eine Physiotherapie ist in der Regel hilfreich, um die Muskelkraft beizubehalten, unabhängig von der Ursache für die Schwäche.