Blut in der Samenflüssigkeit

VonGeetha Maddukuri, MD, Saint Louis University
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Blut in der Samenflüssigkeit (sog. Hämatospermie, da das Sperma mit Blut vermischt ist) kann ein sehr besorgniserregendes Symptom sein, beruht jedoch meistens nicht auf einem ernsthaften Problem. Blut in der Samenflüssigkeit ist in der Regel kein Anzeichen für Krebs und hat keinen Einfluss auf die Sexualfunktionen.

Die Samenflüssigkeit setzt sich aus den Spermien aus dem Nebenhoden sowie Flüssigkeiten aus den Samenbläschen, der Prostata und den Schleimdrüsen, welche die Spermien mit Nährstoffen versorgen, zusammen. Demzufolge kann einer in der Samenflüssigkeit auftretenden Blutung, eine Verletzung jeder dieser Strukturen zugrunde liegen. (Siehe auch Übersicht der Symptome der Harnwege.)

Ursachen für Blut in der Samenflüssigkeit

Die meisten Fälle von Blut in der Samenflüssigkeit sind

  • Idiopathisch, d. h. sie treten ohne Vorwarnung und ohne bekannte Ursache auf

Derartige Blutungen verschwinden innerhalb von wenigen Tagen bis wenigen Monaten von selbst.

Der häufigste Grund ist

Nach einer Prostatabiopsie auftretende Blutungen können ein paar Wochen andauern. Eine Blutung kann auch innerhalb der ersten ein bis zwei Wochen nach einer Vasektomie auftreten.

Zu den selteneren Ursachen zählen die gutartige Prostatahyperplasie (eine gutartige Vergrößerung der Prostatadrüsen), Infektionen (z. B. Entzündung der Prostata, Harnröhrenentzündung und Entzündung der Nebenhoden) sowie Prostatakrebs (bei Männern über 35 bis 40 Jahren). Manchmal treten bei Männern mit Tumoren in den Samenbläschen und Hoden Blutbeimischungen in der Samenflüssigkeit auf. Ein Hämangiom (ein gutartiger Tumor, der durch eine Wucherung und Neubildung von Blutgefäßen entsteht) der Harnröhre oder der Samenleiter (Gänge, die Hoden und Harnröhre verbinden) kann zu Blutbeimischungen in der Samenflüssigkeit führen.

Schistosoma haematobium, ein parasitärer Saugwurm, der häufig für Infektionen (Schistosomiasis) in Afrika, in Indien und Regionen des Nahen Ostens verantwortlich ist, kann in die Harnwege eindringen und Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit verursachen. Eine Schistosomiasis (Bilharziose) ist bei Männern sehr unwahrscheinlich, die sich in diesen Regionen nie aufgehalten haben. Eine Tuberkulose kann Blut in der Samenflüssigkeit verursachen.

Beurteilung von Blut in der Samenflüssigkeit

Obwohl Blut in der Samenflüssigkeit ein Alarmsignal sein kann, liegt dem meist keine ernsthafte Erkrankung zugrunde; es erfordert normalerweise keine Abklärung. Die folgenden Informationen können den Betroffenen bei der Entscheidung unterstützen, wann eine ärztliche Untersuchung zur Beurteilung erforderlich ist und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bestimmte Symptome und Merkmale sind Anlass zu Besorgnis. Hierzu gehören:

  • Blutungen, die länger als einen Monat andauern (es sei denn, vor Kurzem wurde eine Prostatadrüsenbiopsie durchgeführt)

  • Ein spürbarer Knoten im Hodensack

  • Ein Aufenthalt in einem Schistosomiasis-Verbreitungsgebiet

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Männer mit bestimmten alarmierenden Anzeichen sollten einen Arzt konsultieren. Es ist keine sofortige Maßnahme erforderlich und eine Wartezeit von ca. einer Woche bis zum Arzttermin stellt kein Problem dar. Männer unter 35 Jahren, bei denen keine alarmierenden Anzeichen auftreten, müssen nicht zum Arzt, sofern keine anderen Symptome auftreten wie Schmerzen im Hodensack oder der Leiste oder Schmerzen beim Wasserlassen. Männer über 35, bei denen keine alarmierenden Symptome auftreten, sollten innerhalb der nächsten Wochen einen Arzt konsultieren.

Was der Arzt unternimmt:

Der Arzt wird zunächst nach den Symptomen und der medizinischen Vorgeschichte fragen. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Basierend auf der körperlichen Untersuchung und der Krankengeschichte, stößt der Arzt häufig auf einen möglichen Grund für das Blut und kann nun entscheiden, ob bzw. welche Untersuchungen erforderlich sind.

Der Arzt fragt,

  • wann das Blut erstmals bemerkt wurde,

  • ob vor Kurzem ein Verfahren in den Harnwegen erfolgt ist, wie eine Biopsie der Prostatadrüse,oder eine Verletzung aufgetreten ist

  • ob Symptome auftreten, die auf eine Harnwegsinfektion schließen lassen (z. B. Blut im Urin, ein nur zögerlich zu fließen beginnender Urin oder Nachtröpfeln am Ende des Toilettengangs, Brennen beim Wasserlassen oder ein Ausfluss aus dem Penis),

  • ob eine erhöhte Blutungsneigung vorliegt oder eine Erkrankung Grund für die Blutung ist,

  • ob er Thrombozytenaggregationshemmer oder Blutverdünner anwendet

  • ob eine Prostataerkrankung vorliegt (z. B. gutartige Prostatahyperplasie oder Strahlenbehandlung bei Prostatakrebs)

Es werden die Genitalien auf Rötungen, Knoten oder Schmerzempfindlichkeit überprüft. Es erfolgt eine digital-rektale Untersuchung, um zu überprüfen, ob eine Vergrößerung der Prostata oder ein Knoten vorliegt.

Basierend auf der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung kann der Arzt häufig beurteilen, welche Ursache möglicherweise zugrunde liegt. Zum Beispiel lassen folgende Informationen Rückschlüsse zu. Bei Männern ist eine Prostataerkrankung wie z. B. Prostatakrebs, gutartige Prostatahyperplasie oder eine Entzündung der Prostata wahrscheinlich, wenn bei einer digital-rektalen Untersuchung Anomalien der Prostata entdeckt wurden. Ein Ausfluss aus der Harnröhre deutet auf eine Harnröhrenentzündung hin. Eine Schmerzempfindlichkeit der Nebenhoden lässt eine Entzündung der Nebenhoden vermuten. Diese Anomalien sind jedoch möglicherweise nicht die Ursache für Blutbeimischungen in der Samenflüssigkeit. Die meisten älteren Männer haben beispielsweise eine gutartige Prostatahyperplasie, jedoch bei nur wenigen tritt Blut in der Samenflüssigkeit auf.

Bei Männern, deren Blutung weniger als einen Monat andauerte, die sich nicht in Schistosomiasis-Verbreitungsgebieten aufgehalten haben und bei denen weder alarmierende Anzeichen noch Anomalien bei der Untersuchung festgestellt wurden, kann für gewöhnlich keine Ursache festgestellt werden.

Tests

In den meisten Fällen, vor allem bei Männern unter 35 bis 40 Jahren und Männern, die in der jüngeren Vergangenheit einer Prostatabiopsie unterzogen wurden, ist Blut in der Samenflüssigkeit kein Indiz für eine ernsthafte Erkrankung, sondern verschwindet meist von selbst. Gewöhnlich erfolgt eine Urinanalyse und es wird eine Urinkultur angelegt. Normalerweise sind keine weiteren Untersuchungen erforderlich, sofern keine Symptome auftreten, die auf eine Infektion oder eine andere Erkrankung deuten. Wenn der Arzt eine ernsthafte zugrunde liegende Erkrankung vermutet, erfolgen weitere Untersuchungen. Einige Ärzte führen z. B. bei Männern ab 40 Jahren eine Untersuchung auf Prostatakrebs durch.

Diese Untersuchungen umfassen die Messung des PSA-Spiegels (Prostata-spezifisches Antigen) und eine transrektale Ultraschall-Untersuchung. Manchmal sind eine Magnetresonanztomographie (MRT) und eine Zystoskopie (Einführen eines dünnen, flexiblen Katheters zur endoskopischen Untersuchung der Harnröhre und der Blase) erforderlich. Nur selten wird die Samenflüssigkeit untersucht.

Behandlung von Blut in der Samenflüssigkeit

Die Behandlung zielt möglichst auf die Beseitigung der Ursache ab, sofern diese bekannt ist. Häufig ist keine Behandlung erforderlich und die Blutung verschwindet von selbst. In manchen Fällen, wie nach einer Prostatabiopsie, kann das Blut mehrere Monate in der Samenflüssigkeit vorliegen.

Wichtigste Punkte

  • In den meisten Fällen ist keine Ursache zu finden oder die Blutung ist Folge einer Prostatabiopsie.

  • Blut in der Samenflüssigkeit ist in der Regel kein Anzeichen für Krebs und hat keinen Einfluss auf die Sexualfunktionen.

  • Vor allem bei Patienten über 40 Jahren, deren Blutung länger als einen Monat anhielt, oder bei Patienten mit abnormen Befunden, ist eine genauere Abklärung erforderlich.

  • Bei Männern, die sich in Schistosomiasis-Verbreitungsgebieten aufgehalten haben, ist möglicherweise eine Untersuchung auf Schistosomiasis erforderlich.