Gewebe- und Zellproben

VonPaul H. Chung, MD, Sidney Kimmel Medical College, Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Mai 2022 | Geändert Sep. 2022
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    Bei der Beurteilung von Personen mit Verdacht auf Nieren- und Harnwegserkrankungen kommen außerdem entsprechende Biopsien und Zellprobenentnahmen zum Einsatz. (Siehe auch Übersicht Harnwege.)

    Nierenbiopsie

    Eine Nierenbiopsie (eine Nierengewebeprobe wird entnommen und unter dem Mikroskop untersucht) dient vor allem dazu, dem Arzt dabei zu helfen, Krankheiten, die die kleinen Gefäßknäueln in der Niere, die Glomeruli, und die Tubuli betreffen, und ungewöhnliche Ursachen für eine akute Nierenschädigung zu diagnostizieren. Sie wird auch oft bei einer transplantierten Niere durchgeführt, um Anzeichen einer Abstoßungsreaktion zu erkennen.

    Der Patient liegt auf dem Bauch, während ein Lokalanästhetikum in die Haut und die Rückenmuskulatur oberhalb der Nieren gespritzt wird. Der Eingriff erfolgt mit Hilfe eines Ultraschalls oder einer Computertomographie (CT), um die richtige Entnahmestelle der Niere zu lokalisieren und große Blutgefäße zu umgehen. Die Biopsienadel wird über die Haut in die Niere eingeführt.

    Dieses Verfahren wird in der Regel nicht bei Menschen mit Bluthochdruck, Blutungsstörungen, akuten Harnwegsinfektionen oder Menschen mit nur einer Niere (mit Ausnahme einer transplantierten Niere) durchgeführt. Zu den Komplikationen gehören Blutungen im Bereich der Niere und die Bildung kleiner arteriovenöser Fisteln (anomaler Verbindungen zwischen sehr kleinen Arterien und Venen) in den Nieren.

    Blasenbiopsie

    Die Blasenbiopsie wird meist zur Diagnose von Blasenkrebs durchgeführt. Eine Blasenbiopsie wird zuweilen auch durchgeführt, um andere Erkrankungen, z. B. eine interstitielle Blasenentzündung, festzustellen. Zudem können Infektionen wie die Schistosomiasis diagnostiziert werden, die allerdings in Industrieländern selten vorkommt. Manchmal wird eine Blasenbiopsie auch durchgeführt, um das Ansprechen eines Patienten auf die Behandlung zu bewerten (dies wird als Überwachung bezeichnet). Bei Patienten mit Blutungsstörungen (wie Hämophilie) wird die Blasenbiopsie höchstens unter Einhaltung spezieller Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt. Bei einer Harnwegsinfektion erfolgt die Blasenbiopsie gewöhnlich erst nach Abklingen der Infektion.

    Sie kann in einer Praxis mit örtlicher Betäubung durchgeführt werden oder auch in einem OP-Saal unter Vollnarkose. Wenn eine große Menge Gewebe entnommen wird oder nach dem Verfahren ein Blutungsrisiko besteht, kann ein Drainageschlauch (Katheter) in der Blase verbleiben, um Blut und Gerinnsel abzuleiten, sodass diese die Harnröhre nicht blockieren können.

    Prostatabiopsie

    Die Prostatabiopsie ist die einzige eindeutige Art zur Diagnose von Prostatakrebs (z. B. wenn bei einem Mann hohe Werte des Prostata-spezifischen Antigens gemessen werden oder der Arzt bei einer rektalen Untersuchung ein Knötchen ertastet). Schwerwiegende Komplikationen sind hier selten. Sie umfassen übermäßige Blutungen aus dem Mastdarm und eine Infektion. Daher wird die Prostatabiopsie bei Blutungsstörungen oder Harnwegsinfektionen in der Regel nicht durchgeführt. Vor dem Verfahren sollten Medikamente, die die Blutgerinnung mindern (einschließlich Aspirin), abgesetzt werden.

    Bisweilen werden orale oder injizierte Antibiotika zur Zeit der Biopsie verschrieben. Manche Ärzte empfehlen auch einen Einlauf vor dem Verfahren. Um Bilder der Prostata für die Platzierung der Biopsienadel zu erhalten, wird eine Ultraschallsonde in das Rektum eingeführt. Normalerweise wird die Stelle örtlich betäubt oder der Patient wird sediert und anschließend eine Nadel durch die Ultraschallsonde oder den Damm (Perineum) in die Prostata eingeführt, um viele Gewebeproben zu entnehmen. Dann wird das Gewebe im Labor auf Anzeichen von Krebs untersucht.

    Eine Modifikation der Prostatabiopsie ist eine MRT-Fusionsbiopsie. Eine MRT-Aufnahme der Prostata wird durchgeführt, 1 bis 2 Wochen später dann eine ultraschallgeführte Prostatabiopsie. Während der Biopsie werden die Bilder der MRT und das Ultraschallbild digital kombiniert (verschmolzen, auch als „Fusion“ bezeichnet), um ein präziseres Bild der auffälligen Bereiche für eine Biopsie zu erstellen.

    Urinzytologie

    Eine mikroskopische Untersuchung der Zellen im Urin (Urinzytologie) ist manchmal nützlich für die Diagnose einer Krebserkrankung der Nieren und Harnwege. Bei Menschen, die einer Risikogruppe angehören, wie Raucher, Arbeiter in der Petrochemie und Menschen mit schmerzlosen Blutungen, kann eine Harnzytologie erfolgen, um die Zellen auf Nieren- und Blasenkrebs zu untersuchen. Bei Patienten, bei denen ein Blasen- oder Nierentumor entfernt wurde, kann sie zur Nachuntersuchung dienen. Falschpositive Ergebnisse sind jedoch möglich und können einen Krebs anzeigen, obwohl keiner vorhanden ist. Auch können sie besonders bei einem Krebs im Frühstadium oder bei einem sehr langsam wachsenden Krebs falschnegativ sein, also eine bestehende Krebserkrankung nicht anzeigen.