Lungenembolie (LE)

VonTodd M. Bull, MD, University of Colorado, Pulmonary and Critical Care;
Peter Hountras, MD, University of Colorado
Überprüft/überarbeitet Juli 2023 | Geändert Dez. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Bei einer Lungenembolie wird eine Lungenarterie (Pulmonalarterie) durch eine mit dem Blutfluss eingeschwemmte Ansammlung von Feststoffen (Embolus) verschlossen – in der Regel handelt es sich dabei um ein Blutgerinnsel (Thrombus), seltener um andere Substanzen.

  • Die Lungenembolie wird meistens durch ein Blutgerinnsel ausgelöst, obwohl auch andere Substanzen einen Embolus bilden und Arterien verstopfen können.

  • Die Symptome der Lungenembolie sind unterschiedlich, wobei es aber meist zu Kurzatmigkeit kommt.

  • Bei der Diagnose einer Lungenembolie wird oft mithilfe einer Computertomografie(CT)-Angiografie oder Lungenszintigrafie nach einer verstopften Pulmonalarterie gesucht.

  • Zur Behandlung einer Lungenembolie werden Gerinnungshemmer (Antikoagulanzien) eingesetzt, um das Blut zu verdünnen und damit sich ein bestehender Embolus nicht vergrößert, während das Gerinnsel im Körper aufgelöst wird. Bei Patienten, die in Lebensgefahr schweben, können noch andere Medikamente oder Maßnahmen notwendig sein (wie z. B. Medikamente zur Auflösung von Blutgerinnseln oder auch Operationen).

  • Zur Vorbeugung vor einer Lungenembolie können Antikoagulanzien (manchmal als Blutverdünner bezeichnet) Patienten mit hohem Risiko gegeben werden.

Die Pulmonalarterien führen Blut von der rechten Seite des Herzens zur Lunge. Dort nimmt das Blut Sauerstoff aus der Lunge auf und wird zur linken Seite des Herzens zurückgeführt. Danach wird das Blut von der linken Seite des Herzens in den Körper gepumpt, wo es das Gewebe mit Sauerstoff versorgt. Das Blut kehrt dann zur rechten Seite des Herzens in den Venen zurück. Beim Verschluss einer Pulmonalarterie durch einen Embolus kann es sein, dass nicht genügend Sauerstoff ins Blut gelangt.

Ein großer Embolus (massive oder Hochrisiko-Lungenembolie) kann die rechte Seite des Herzens so stark blockieren, dass das Herz nicht genug Blut durch die Pulmonalarterien pumpen kann und somit der Blutdruck abfällt. Wenn dies geschieht oder wenn das Herz zu stark beansprucht wird, kann die betroffene Person in Schock verfallen und sterben. Manchmal führt die Durchblutungsstörung zum Absterben eines Teils des Lungengewebes, was als Lungeninfarkt bezeichnet wird.

Kleinere Blutgerinnsel löst der Organismus in der Regel rascher auf als größere Gerinnsel und hält dadurch die Schädigung in Grenzen. Größere Gerinnsel lösen sich hingegen langsamer auf. Aus unbekannten Gründen lösen sich die Gerinnsel bei einem kleinen Prozentsatz der Patienten nicht auf und bilden Narben, was zu einem chronischen Anstieg des Blutdrucks in den Pulmonalarterien (pulmonale Hypertonie) führen und langfristige Symptome verursachen kann, einschließlich Kurzatmigkeit und Ödeme (oder Schwellungen) der unteren Extremitäten.

Von einer Lungenembolie sind in den Vereinigten Staaten jährlich 350.000 Personen betroffen und 85.000 sterben daran. Sie betrifft hauptsächlich Erwachsene.

Ursachen für eine Lungenembolie

Die häufigste Ursache für eine Lungenembolie ist ein:

  • Blutgerinnsel

Normalerweise entsteht das Blutgerinnsel in einer Bein- oder Beckenvene, wenn sich der Blutfluss verlangsamt oder stoppt, wie dies bei Beinvenen der Fall sein kann, wenn jemand nach einer Verletzung (zum Beispiel einer Hüftfraktur) oder größeren Operation längere Zeit in derselben Position verharrt, oder durch langes Sitzen während einer Reise. Weitere Ursachen sind Erkrankungen, durch die das Blut eher gerinnt, oder das Vorliegen einer fremden Substanz im Blut (zum Beispiel ein intravenöser Katheter).

Manchmal lässt sich nicht feststellen, warum sich in den Venen Blutgerinnsel bilden, aber oft sind die Risikofaktoren, die jemanden dafür anfälliger machen, offensichtlich. Dazu gehören u. a. folgende Erkrankungen:

  • Fortgeschrittenes Alter, insbesondere ab 60 Jahren

  • Blutgerinnungsstörung mit erhöhtem Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Hyperkoagulabilität)

  • Krebs

  • Katheter in einer großen Vene zur Verabreichung von Medikamenten oder Nährstoffen (Venendauerkatheter)

  • Störungen des Knochenmarks, wodurch das Blut zu dick wird

  • Herzinsuffizienz

  • Bewegungsmangel (z. B. nach einer Operation oder einer Krankheit oder bei einer langen Autofahrt oder bei Flugreisen)

  • Infektionen (einige schwere Infektionen verursachen eine systemische Entzündung, die eine Blutgerinnung begünstigt, vor allem bei SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 auslöst, kommt es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Gerinnseln)

  • Becken-, Hüft- oder Beinverletzungen

  • Eine Nierenerkrankung, das nephrotische Syndrom

  • Größere Operationen in den vergangenen 3 Monaten

  • Adipositas

  • Schwangerschaft und Zeitraum nach der Entbindung

  • Frühere Blutgerinnsel

  • Sichelzellanämie

  • Rauchen

  • Schlaganfall

  • Einnahme von Östrogenen, z. B. im Rahmen einer Behandlung von klimakterischen Beschwerden oder zur Empfängnisverhütung (mit besonders hohem Risiko bei Raucherinnen oder Frauen über 35 Jahren)

  • Einnahme von Östrogenrezeptormodulatoren (wie z. B. Raloxifen oder Tamoxifen)

  • Anwendung einer Testosteronbehandlung

Wer lange sitzt, ohne sich zu bewegen (wie z. B. bei Langstreckenflügen), weist ebenfalls ein leicht erhöhtes Risiko auf.

Bei Personen mit Covid-19 geht man von einem höheren Risiko für eine Lungenembolie aus. Das Risiko kann erhöht sein, weil Menschen, die krank sind oder stationär im Krankenhaus untergebracht sind, nur eingeschränkt mobil sind. Aber auch die Krankheit selbst kann dazu führen, dass die Patienten Blutgerinnsel entwickeln.

Viel seltener bilden sich Blutgerinnsel in den Armvenen. Gelegentlich befinden sich Blutgerinnsel auf der rechten Herzseite, was als flottierender rechtskardialer Transit-Thrombus bezeichnet wird. Wenn sich ein Blutgerinnsel löst, wandert es in der Regel mit dem Blut in Richtung Lunge.

Ungewöhnliche Arten von Embolien

Der plötzliche Verschluss einer Lungenarterie wird nicht nur durch Blutgerinnsel verursacht. Auch andere Substanzen können einen Embolus bilden.

  • Bei einem Knochenbruch oder einer Knochenoperation kann Fett aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf gelangen und einen Embolus bilden. Manchmal kann sich Fett auch bei Eingriffen wie Liposuktion und Fetttransplantation ablösen.

  • Fruchtwasser kann während einer komplizierten Geburt in die Beckenvenen gepresst werden und einen Embolus bilden.

  • Krebszellen können ebenfalls als Klumpen in den Blutkreislauf gelangen und einen Embolus bilden.

  • Luftblasen können eine Embolie verursachen, wenn über einen Zentralvenenkatheter versehentlich Luft in den Blutkreislauf gelangt. Luftembolien können auch bei einem chirurgischen Eingriff an einer Vene (beispielsweise beim Entfernen eines Blutgerinnsels) entstehen. Ein zusätzliches Risiko besteht beim Tauchen (da sich Stickstoff in Blut und Geweben in erhöhter Konzentration durch hohen Druck löst, der Druck sinkt; dies wird als Dekompressionskrankheit bezeichnet).

  • Auch infektiöses Material kann einen Embolus bilden und in die Lunge gelangen. Dafür verantwortlich sind u. a. intravenös verabreichte illegale Drogen oder Medikamente, bestimmte Infektionen der Herzklappen und Venenentzündungen mit Bildung von Blutgerinnseln und Infektionen (septische Thrombophlebitis).

  • Körperfremde Substanzen gelangen in der Regel durch das intravenöse Einspritzen von anorganischen Materialien, wie etwa Talk oder Quecksilber bei Drogenabhängigen, in den Blutkreislauf, wo sie einen Embolus bilden und in die Lungen vordringen können.

  • Medizinischer Knochenzement kann gelegentlich nach einem Verfahren namens Vertebroplastie in den Blutkreislauf gelangen.

Symptome einer Lungenembolie

Die Symptome der Lungenembolie hängen immer vom Ausmaß des Verschlusses der Pulmonalarterie sowie vom allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen ab. So weisen Menschen, die an einer anderen Erkrankung wie z. B. einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder einer koronaren Herzkrankheit leiden, möglicherweise stärker behindernde Symptome auf.

Ein kleiner Embolus muss keine Symptome hervorrufen, aber oft treten Symptome sehr plötzlich auf.

Symptome einer Lungenembolie sind unter anderem:

  • Kurzatmigkeit

  • Schmerzen im Brustkorb

  • Benommenheit oder Ohnmacht

Kurzatmigkeit kann das einzige Symptom sein, besonders wenn es nicht zu einem Lungeninfarkt kommt. Häufig beschleunigt sich die Atmung enorm, und die betroffene Person wird unruhig und bekommt Angst.

Manche Patienten haben Schmerzen in der Brust. Der Herzschlag beschleunigt sich und/oder wird unregelmäßig.

Insbesondere bei sehr großen Emboli sind die ersten Symptome der Lungenembolie Benommenheit oder Bewusstlosigkeit. Der Blutdruck kann bis auf gefährlich niedrige Werte abnehmen (als Kreislaufschock bezeichnet), die Haut kann sich kühl anfühlen, helle Haut kann blau anlaufen, dunkle Haut grau werden (Zyanose) und die betroffene Person kann versterben.

Bei älteren Menschen kann Verwirrtheit oder eine Verschlechterung des geistigen Zustands zu den ersten Symptomen der Lungenembolie gehören. Zu diesen Symptomen kommt es in der Regel, wenn das Herz plötzlich nicht mehr genügend sauerstoffreiches Blut zum Gehirn und zu anderen Organen pumpen kann.

Lungeninfarkt

Bei einem Lungeninfarkt wird das Lungengewebe nicht ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt und stirbt aufgrund einer Verstopfung in einem Blutgefäß der Lunge durch eine Lungenembolie ab. Die Symptome eines Lungeninfarkts entwickeln sich innerhalb von Stunden. Bei einem Lungeninfarkt kann es zu Husten mit blutigem Auswurf, stechenden Schmerzen im Brustkorb beim Einatmen und manchmal auch Fieber kommen. Die Infarktsymptome halten oft einige Tage an, werden aber in der Regel von Tag zu Tag schwächer.

Wiederkehrende Embolien

Bei diesen seltenen Fällen mit wiederkehrenden Emboli kann der Blutdruck in den Blutgefäßen der Lunge wiederholt ansteigen (sogenannte pulmonale Hypertonie), was zu chronisch thromboembolischer pulmonaler Hypertonie führt. Der Anstieg im Blutdruck kann zu Symptomen wie Kurzatmigkeit, Schwäche und Anschwellen der Knöchel oder Beine, die über Wochen, Monate oder Jahre hinweg zunehmend stärker werden, führen.

Diagnose einer Lungenembolie

  • CT-Angiografie, Ultraschalluntersuchung der Beine, Lungenperfusionsszintigrafie oder eine Kombination

Der Verdacht auf eine Lungenembolie stützt sich auf die Symptome und Risikofaktoren der jeweiligen Person – etwa eine kürzlich durchgeführte Operation, längere Bettlägerigkeit oder eine Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln.

Große Lungenembolien können relativ leicht diagnostiziert werden, besonders, wenn offensichtliche Vorbedingungen vorliegen, die zu einer Lungenembolie führen können, wie z. B. Anzeichen eines Blutgerinnsels in einem Bein. In vielen Fällen sind die Symptome jedoch minimal oder werden mit Symptomen anderer Erkrankungen, wie Lungenentzündung (Pneumonie), einem Herzinfarkt oder Asthma verwechselt. Das ist ein wichtiger Grund, warum eine Lungenembolie oft schwer zu diagnostizieren ist.

Bestimmte Routinetests können darauf hindeuten, dass eine Lungenembolie aufgetreten ist. Mit diesen Tests kann aber nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob tatsächlich eine Lungenembolie vorliegt.

Tests, die auf eine Lungenembolie hindeuten

In sehr seltenen Fällen können auf Röntgenaufnahmen des Brustkorbs die Blutgefäße leicht verändert sein und auch Anzeichen eines Lungeninfarkts aufweisen. Doch viel häufiger sind die Aufnahmen ganz unauffällig, und selbst wenn Veränderungen sichtbar sind, geben sie keine Anhaltspunkte für eine sichere Diagnose.

Auf einem Elektrokardiogramm (EKG) können manchmal Auffälligkeiten zu sehen sein, welche die Diagnose einer Lungenembolie unterstützen oder auf diese zwar hindeuten, sie jedoch nicht bestätigen können.

Der Sauerstoffspiegel im Blut wird mit einem Sensor an der Fingerspitze gemessen (Pulsoximetrie). Da eine Lungenembolie die Lungenarterien blockiert, kann der Sauerstoffgehalt im Blut niedrig sein. Manchmal wird auch eine Blutprobe aus einer Arterie entnommen und die Konzentration von Sauerstoff und anderen Gasen bestimmt.

Zunächst wird aufgrund verschiedener Informationen die Wahrscheinlichkeit bestimmt, dass eine Lungenembolie vorliegt. Dazu zählen das individuelle Risiko einer Lungenembolie, der Schweregrad der Symptome und die Ergebnisse früherer Tests (wie eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs und Sauerstoffgehalt des Blutes). Wichtig ist, dass eine Lungenembolie als unwahrscheinlich angesehen wird, wenn es gar keine Risikofaktoren gibt.

Wenn eine Lungenembolie unwahrscheinlich scheint, wird typischerweise ein Bluttest zur Messung einer Substanz namens D‑Dimer durchgeführt. Dieser Test kann der einzige notwendige Test sein, wenn eine Lungenembolie als unwahrscheinlich erscheint. Wenn der D-Dimer-Spiegel normal ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Lungenembolie vorliegt, äußerst gering. Auch wenn ein geringer D-Dimer-Wert bedeutet, dass das Vorliegen einer Lungenembolie unwahrscheinlich ist, heißt das nicht unbedingt, dass bei einem hohen Spiegel eine Lungenembolie wahrscheinlich ist. Andere Störungen, wie eine Infektion oder Verletzung, können ebenfalls einen hohen D-Dimer-Spiegel bewirken, sodass zur Diagnosebestätigung zusätzliche Tests notwendig sind.

Laboruntersuchung

Wenn das Vorliegen einer Lungenembolie wahrscheinlich oder wenn das Ergebnis des D-Dimer-Tests auffällig ist, werden weitere Tests durchgeführt, darunter einer oder mehrere der folgenden:

Tests zur Diagnose einer Lungenembolie

Die CT-Angiografie ist eine Art CT-Aufnahme. Sie ist besonders bei großen Gerinnseln eine schnelle, nichtinvasive und ziemlich präzise Methode. Bei diesem Test wird ein Kontrastmittel in eine Vene gespritzt. Dieses Kontrastmittel gelangt über die Pulmonalarterien in die Lunge, wo mit einem CT-Scanner das Blut in den Arterien sichtbar gemacht wird, um beurteilen zu können, ob eine Lungenembolie den Blutfluss blockiert. Die CT-Angiografie ist das am häufigsten genutzte bildgebende Verfahren zur Diagnose von Lungenembolien. Die Größe des Herzens kann ebenfalls darauf hinweisen, wie stark das Herz belastet wird.

Eine Lungenventilations-/Lungenperfusionsszintigraphie ist nichtinvasiv und ziemlich zuverlässig, dauert aber länger als ein CT-Scan. Ein Lungenventilations-/Lungenperfusionsscan besteht eigentlich aus zwei Scans, einer, der die Atmung misst (Beatmung) und einer, der den Blutfluss misst (Perfusion). Die Tests werden in der Regel zusammen durchgeführt, können aber auch separat durchgeführt werden.

Bei einem Lungenperfusionsscan wird eine geringe Menge eines radioaktiven Stoffes in eine Vene gespritzt, von wo aus die Substanz über die Pulmonalarterien in die Lunge gelangt und deren Durchblutung sichtbar macht. Unauffällige Perfusionsbefunde schließen eine Lungenembolie aus. Auffällige Scanbefunde sprechen für eine Lungenembolie, können aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Die Lungenperfusionsszintigrafie wird manchmal durchgeführt, wenn Nierenprobleme vorliegen, die die Anwendung einer CT-Angiografie verhindern, da das für die CT verwendete Kontrastmittel die Nieren weiter schädigen könnte.

Bei einem Lungenventilationsscan inhaliert die betreffende Person ein harmloses Edelgas mit einer Spur radioaktiver Stoffe, die sich im Gesamtbereich der Lungenbläschen (Alveolen) verteilen. Auf dem Bildschirm werden die Bereiche sichtbar, in denen Kohlendioxid abgegeben und Sauerstoff aufgenommen wird.

Wird dieser Ventilationsscan mit der Darstellung der Durchblutung aus der Perfusionsszintigrafie verglichen, kann in der Regel beurteilt werden, ob eine Lungenembolie vorliegt.

Die Ultraschalluntersuchung der Beine ist nichtinvasiv und es können Gerinnsel in den Beinen erkannt werden, die in der Regel für eine Lungenembolie verantwortlich sind. Werden in den Beinvenen keine Gerinnsel gefunden, kann eine Lungenembolie aber trotzdem noch nicht ausgeschlossen werden. Falls aber Blutgerinnsel durch die Ultraschalluntersuchung aufgedeckt werden und der Patient kaum Atembeschwerden hat und auch nicht unter einem Blutdruckabfall oder an einer erhöhten Herzfrequenz leidet, wird mitunter ohne weitere Tests die Behandlung einer Lungenembolie eingeleitet, da beide Krankheiten gleich behandelt werden.

Eine Angiografie der Pulmonalarterien ist selten notwendig, um eine akute Lungenembolie zu diagnostizieren.

Tests auf schwere oder wiederauftretende Embolien

Auf einem Echokardiogramm kann ein Blutgerinnsel im rechten Vorhof oder Ventrikel des Herzens zu sehen sein. Die Ergebnisse dieses Tests können bei der Bestimmung des Schweregrads der Embolie hilfreich sein, indem sie zeigen, dass die rechte Herzseite durch den Versuch, Blut durch die Gerinnsel zu pumpen, belastet wird.

Bei Personen, die keine offenkundigen Risikofaktoren für Blutgerinnsel oder wiederkehrende Gerinnsel haben, können zudem die Proteine im Blut gemessen werden, um zu bestimmen, ob eine Blutgerinnungsstörung die Ursache sein könnte.

Behandlung einer Lungenembolie

  • Unterstützende Therapie

  • Antikoagulation

  • Manchmal Vena-cava-Filter

  • Manchmal thrombolytische Therapie („Gerinnselauflösung“), die über eine Vene oder über einen Katheter in die Pulmonalarterie verabreicht wird

  • Manchmal Entfernung des Blutgerinnsels über das Absaugen durch einen Katheter

Die Behandlung einer Lungenembolie beginnt mit einer Behandlung der Symptome. Sauerstoff wird gegeben, wenn der Sauerstoffspiegel im Blut niedrig ist. Eventuell müssen gegen Schmerzen Analgetika eingenommen werden. Bei niedrigem Blutdruck wird intravenös Flüssigkeit gegeben, manchmal auch zusammen mit blutdrucksteigernden Medikamenten. Künstliche Beatmung (mit einem Beatmungsschlauch) kann notwendig werden, wenn sich eine respiratorische Insuffizienz einstellt.

Antikoagulation

Antikoagulanzien werden verabreicht, um zu verhindern, dass bestehende Blutgerinnsel in die Lunge abwandern und sich weitere Gerinnsel bilden. Mögliche Medikamente sind Heparin, Fondaparinux, direkt wirkende, oral verabreichte Antikoagulanzien wie Apixaban, Rivaroxaban, Edoxaban und Dabigatran und gelegentlich Warfarin.

Eine Art von Heparin, das sogenannte unfraktionierte Heparin, wird intravenös (über eine Vene) verabreicht und wirkt daher schnell und kann rasch neutralisiert werden. Allerdings muss Heparin regelmäßig mit Bluttests auf seine Wirkung hin überwacht werden und der Patient stationär in einem Krankenhaus bleiben. Eine andere Art von Heparin, das sogenannte niedermolekulare Heparin, und ein Medikament namens Fondaparinux werden ein- oder zweimal täglich subkutan (durch Injektion unter die Haut) verabreicht. Dies ist von Vorteil, denn dadurch können die Medikamente auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eingesetzt werden, und die Wirkung des Medikaments ist besser vorhersehbar, sodass die Konzentration nicht gemessen werden muss.

Wenn Edoxaban oder Dabigatran eingesetzt wird, muss in den ersten fünf bis zehn Tagen jedoch erst mit Heparin behandelt werden (über die Vene oder als Injektion unter die Haut), was manchmal einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht, bevor Edoxaban oder Dabigatran verabreicht werden kann. Bei Rivaroxaban oder Apixaban ist dagegen manchmal keine Heparin-Therapie notwendig, wenn die Gerinnsel in der Lunge klein sind. Wenn eine Warfarin-Therapie gewählt wird, werden in den ersten Tagen der Behandlung sowohl Heparin als auch Warfarin verabreicht, anschließend nur noch Warfarin.

Bei einer Warfarin-Therapie muss das Blut regelmäßig kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass es dünn genug ist, um Blutgerinnsel zu verhindern, jedoch nicht so dünn, dass die Blutungsneigung steigt (als übermäßige Gerinnungshemmung bezeichnet). Basierend auf den Ergebnissen der Bluttests wird die Warfarin-Dosis häufig angepasst. Außerdem kommt es bei Warfarin zu einer Wechselwirkung mit verschiedenen Nahrungsmitteln, Arzneistoffen und Nahrungsergänzungsmitteln, was das Blut zu dünn oder zu dick werden lassen kann. Wenn die Blutgerinnung übermäßig gehemmt wird, können schwere Blutungen in verschiedenen Körperorganen auftreten.

Da viele Substanzen eine Wechselwirkung mit Warfarin eingehen können, sollten Patienten unter Warfarin sich unbedingt mit ihrem Arzt besprechen, bevor sie andere Arzneistoffe oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Dies gilt auch für rezeptfreie Arzneistoffe, wie z. B. Paracetamol oder Aspirin, Kräuterpräparate und Nahrungsergänzungsmittel. Lebensmittel, die viel Vitamin K enthalten (d. h., die einen Einfluss auf die Blutgerinnung haben), wie z. B. Brokkoli, Spinat, Grünkohl und anderes grünes Blattgemüse, Leber, Grapefruit und Grapefruitsaft sowie Grüntee, müssen unter Umständen entweder in sehr konsistenten Mengen verzehrt oder ganz vermieden werden.

Direkt wirkende orale Antikoagulanzien wie Apixaban, Rivaroxaban, Edoxaban und Dabigatran bieten gegenüber Heparin oder Warfarin viele Vorteile. Wie Warfarin können diese Medikamente über den Mund eingenommen werden, Dosisanpassungen und Tests zur Überwachung des Gerinnungsspiegels sind jedoch nicht notwendig. Zudem haben diese Medikamente im Vergleich zu Warfarin kaum Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln oder anderen Medikamenten und die Wahrscheinlichkeit schwerer Blutungen ist geringer. Rivaroxaban sollte immer zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden.

Wie lange Antikoagulanzien angewendet werden, richtet sich nach der individuellen Situation der Betroffenen. Wurde die Lungenembolie etwa durch einen vermeidbaren Risikofaktor wie z. B. einen chirurgischen Eingriff verursacht, wird die Behandlung 3 Monate fortgesetzt. Wenn die Ursache ein längerfristiges Problem ist, z. B. eine Gerinnungsstörung, kann das Medikament auf unbestimmte Zeit verabreicht werden. Wer zum Beispiel aufgrund einer vererbten Blutgerinnungsstörung oder einer Krebserkrankung wiederholt Lungenembolien hat, muss in der Regel unbegrenzt Antikoagulanzien einnehmen. Neuere Forschungsstudien haben gezeigt, dass bei vielen Patienten, bei denen Rivaroxaban oder Apixaban nach 6 Monaten weitergegeben werden, mit einer Senkung der Dosis auch das Risiko für Blutungen reduziert, aber immer noch wiederkehrenden Blutgerinnseln vorgebeugt wird.

Thrombolytische Behandlung

Thrombolytische (Gerinnsel zerstörende) Medikamente wie Alteplase lösen Blutgerinnsel allmählich auf. Da diese Medikamente zu gefährlichen oder tödlichen Blutungen führen können, werden sie nur eingesetzt, wenn die Gefahr besteht, dass der Patient an der Lungenembolie sterben könnte. Außer in absoluten Notfällen werden diese Medikamente nicht an Patienten verabreicht, die in den vergangenen 2 Wochen operiert wurden, schwanger sind, vor kurzer Zeit einen Schlaganfall hatten oder einen anderen höheren Risikofaktor für Blutungen haben.

Physikalische Therapien

Manchmal wird bei einer massiven Lungenembolie mit Lebensgefahr für den Patienten versucht, den Embolus mithilfe eines in die Pulmonalarterie eingeführten Katheters aufzubrechen oder zu entfernen.

Bei manchen Fällen einer schweren Embolie kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, bei dem der Embolus operativ aus der Pulmonalarterie entfernt wird. Auch längere Zeit bestehende Blutgerinnsel in einer Pulmonalarterie, die anhaltende Kurzatmigkeit und einen hohen Blutdruck in der Pulmonalarterie (Chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie [CTEPH]) verursachen, werden operativ entfernt.

Ein Filter kann chirurgisch über einen Katheter in die Hauptvene im Bauchraum eingesetzt werden, die das Blut aus den Beinen und dem Becken zur rechten Herzkammer zurückführt. Ein solcher Filter kann angebracht sein, wenn trotz der Behandlung mit Gerinnungshemmern immer wieder Embolien auftreten oder wenn Antikoagulanzien anfangs aus Gründen wie schweren Blutungen nicht eingesetzt werden können. Da Gerinnsel meist in den Beinen oder im Beckenraum entstehen, kann ein Filter in der Regel verhindern, dass sie in die Pulmonalarterien transportiert werden. Neuere Filter können wieder entfernt werden (sind rückholbar). Dies beugt Komplikationen vor, die bei einem permanenten Einsatz eines solchen Filters entstehen können.

Vena-cava-Filter: Eine Art der Vorbeugung von Lungenembolie

Um einer Lungenembolie vorzubeugen, setzt der Arzt normalerweise Medikamente ein, die die Blutgerinnung einschränken. Manchen Menschen kann aber auch empfohlen werden, sich einen Vena-cava-Filter (IVC) vorübergehend oder dauerhaft in die untere Hohlvene (Vena cava inferior) einsetzen zu lassen. Dieser Filter wird üblicherweise empfohlen, wenn Medikamente, die die Blutgerinnung einschränken, nicht verwendet werden können – z. B. wenn eine Person gleichzeitig unter Blutungen leidet. Der Filter kann die Emboli auffangen, bevor sie das Herz erreichen, lässt das Blut aber ansonsten ungehindert passieren. Die abgefangenen Emboli lösen sich manchmal von selbst wieder auf.

Prognose bei Lungenembolie

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Lungenembolie zu sterben, ist enorm gering, aber eine massive kann durchaus plötzlich zum Tod führen. Die meisten Todesfälle treten ein, bevor diese Diagnose vermutet wird – oftmals innerhalb von ein paar Stunden nach der Bildung des Embolus. Wichtige Faktoren für eine Prognosestellung sind:

  • Die Größe des Embolus

  • Die Größe der verschlossenen Lungenarterien

  • Die Anzahl der verschlossenen Lungenarterien

  • Die Wirkung auf die Pumpleistung des Herzens

  • Der allgemeine Gesundheitsstatus

Faktoren, die bei der Bestimmung der Prognose helfen, umfassen Indikatoren darüber, wie der Körper reagiert, z. B. Blutdruck, Herzfrequenz, Sauerstoffgehalt und ob Medikamente eingenommen werden, die den Blutdruck erhöhen können.

Wer ein schweres Herz- oder Lungenproblem hat, weist auch das größere Risiko auf, aufgrund einer Lungenembolie zu sterben. Personen mit normaler Herz- und Lungenfunktion überleben häufig, sofern der Embolus nicht mehr als die Hälfte der Pulmonalarterien verstopft.

Wussten Sie ...

  • Die Lungenembolie ist eine der häufigsten Ursachen für ungeklärte Todesfälle.

Vorbeugung vor einer Lungenembolie

Da Lungenembolien gefährlich und schwer zu behandeln sind, wird versucht, die Bildung von Blutgerinnseln in den Venen von Risikopatienten zu verhindern. Besonders denjenigen von ihnen mit einer erhöhten Gerinnungsneigung wird im Allgemeinen geraten, aktiv zu bleiben und sich so viel wie möglich zu bewegen. Bei längeren Flugreisen beispielsweise sollten sie mindestens alle 2 Stunden aufstehen und sich bewegen.

Die Ärzte wählen Antikoagulanzien, Maßnahmen zur mechanischen Vorbeugung oder eine Kombination aus Maßnahmen auf der Basis der Gründe, warum der Betroffene ein Risiko für eine Lungenembolie hat und anhand seines Gesundheitszustands aus.

Antikoagulanzien bei einer Lungenembolie

Manchen Patienten werden Gerinnungshemmer (Antikoagulanzien, die auch als Blutverdünner bezeichnet werden) gegeben.

Meist wird Heparin verabreicht, das in zwei Formulierungen zur Verfügung steht:

  • Unfraktioniert

  • Niedermolekulares Heparin

Unfraktioniertes Heparin und niedermolekulares Heparin sind gleich wirksam. Heparin ist das am weitesten verbreitete Medikament zur Senkung des Risikos einer Bildung von Gerinnseln in den Wadenvenen nach einer großen Operation, insbesondere nach einem operativen Eingriff an den Beinen. Niedermolekulares Heparin ist kalkulierbarer als die unfraktionierte Form von Heparin und wird häufig zur Vorbeugung von Blutgerinnseln bei Patienten eingesetzt, die ein hohes Risiko für Gerinnsel haben, z. B. aufgrund von Hüft- oder Kniegelenkersatz. Kleine Dosen Heparin, entweder unfraktioniertes oder niedermolekulares Heparin, werden direkt unter die Haut gespritzt, normalerweise innerhalb von 6 bis 12 Stunden nach der Operation. Im Idealfall werden zusätzliche Dosen solange verabreicht, bis der Patient wieder aufsteht und wieder geht (und manchmal auch darüber hinaus).

Im Krankenhaus stationär untergebrachte Patienten, die ein hohes Risiko für eine Lungenembolie aufweisen (wie z. B. bei Herzinsuffizienz, Bewegungsunfähigkeit oder krankhaftem Übergewicht oder früheren Blutgerinnseln), profitieren von niedrig dosiertem Heparin auch dann, wenn sie keinen operativen Eingriff vor sich haben. Niedrig dosiertes Heparin erhöht die Häufigkeit von Komplikationen durch schwere Blutungen nicht. Heparin kann aber dazu führen, dass Wunden etwas stärker nässen.

Warfarin, ein Antikoagulans, das oral verabreicht wird, kann bei Menschen mit einem Risiko für eine Lungenembolie eingesetzt werden. Es wird heute sehr viel seltener verabreicht, da die Patienten regelmäßig Bluttests zur Überwachung der Wirkung von Warfarin benötigen, Warfarin eine Wechselwirkung mit vielen anderen Medikamenten, Nahrungsmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln eingeht, die der Patient möglicherweise zu sich nimmt, und neuere Medikamente sicherer und wirksamer sind.

Zu den direkt wirkende oral verabreichten Antikoagulanzien zählen unter anderem Fondaparinux, Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban und Dabigatran, die die Bildung von Substanzen hemmen, die Gerinnsel begünstigen. Diese Medikamente sind bei der Vorbeugung wirksam und generell sicherer als Warfarin. Dennoch gilt Warfarin immer noch als die beste Wahl für manche Menschen, zum Beispiel für Patienten mit metallischen Herzklappen.

Physikalische Therapien

Bei Personen, die sich einem chirurgischen Eingriff unterzogen haben - insbesondere ältere Menschen - kann das Risiko von Gerinnselbildungen folgendermaßen reduziert werden:

  • Systeme mit intermittierender pneumatischer Kompression (IPK) oder Tragen von Kompressionsstrümpfen

  • Übungen für die Beine durchführen

  • Nach dem Aufstehen so bald wie möglich bewegen

Intermittierende pneumatische Kompressionssysteme sind aufblasbare Vorrichtungen, die den Unterschenkel bedecken und sich aufblasen und wieder zusammenfallen, um den Druck zu erhöhen, damit das Blut in den Beinen in Bewegung kommt. Allerdings reichen diese Produkte allein nicht aus, um die Bildung von Blutgerinnseln bei Patienten zu verhindern, die sich bestimmten Hochrisikooperationen unterziehen mussten, wie zum Beispiel einer Hüft- oder Knieoperation.

Kompressionsstrümpfe üben Druck auf die Blutgefäße der Beine aus, damit diese gut durchblutet werden. Sie sind wahrscheinlich weniger wirksam als Vorrichtungen zur intermittierenden pneumatischen Kompression (IPK), können aber dennoch helfen, das Risiko von Blutgerinnseln in den Beinen zu verringern.

Beinübungen und das Aufstehen aus dem Bett tragen ebenfalls dazu bei, dass das Blut in den Beinen besser fließt.

Wenn ein erhöhtes Risiko für eine Lungenembolie besteht und aufgrund eines Blutungsrisikos keine Antikoagulanzien verwendet werden können, kann ein Filter in eine große Vene zwischen dem Herz und der unteren Hohlvene, die das Blut aus dem unteren Teil des Körpers zurück ins Herz transportiert, eingesetzt werden (ein sogenannter Vena-cava-Filter). Ein Filter kann Emboli auffangen, bevor sie die Lunge erreichen.