Hörschäden bei Kindern

VonUdayan K. Shah, MD, Sidney Kimmel Medical College at Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022
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Kurzinformationen

Eine Hörschädigung bezieht sich auf jegliches Ausmaß von Hörverlust von leicht bis schwer und kann auftreten, wenn ein Problem mit einem Teil des Innen-, Mittel- und Außenohrs oder der Nerven vorliegt, die zum Hören benötigt werden.

  • Ein Hörschaden bei Neugeborenen beruht in den meisten Fällen auf einer Zytomegalievirus-Infektion oder auf einem Geburtsfehler. Bei älteren Kindern ist die Ursache meist eine Ohrentzündung oder Ohrenschmalzpfropfen.

  • Wenn Kinder nicht auf Geräusche reagieren, Schwierigkeiten beim Sprechen haben oder nur langsam zu sprechen anfangen, ist möglicherweise ein Hörschaden die Ursache.

  • Ein tragbares Gerät oder ein Test, der die Reaktion des Gehirns auf Geräusche misst, wird verwendet, um das Hörvermögen bei Neugeborenen zu testen. Bei älteren Kindern werden verschiedene andere Techniken angewendet.

  • Hörschäden, die nicht behandelt werden, können die verbale, soziale und emotionale Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen.

  • Wenn möglich, wird die Ursache behandelt, es können jedoch Hörgeräte erforderlich sein.

  • Wenn Hörgeräte nicht wirken, kann manchmal ein Cochlea-Implantat hilfreich sein.

Hörschäden sind bei Kindern relativ häufig. Etwa 1,9 Prozent der Kinder haben Schwierigkeiten beim Hören. Bei mehr als einem von 1000 Kindern, die auf Hörverlust untersucht werden, wird ein solcher festgestellt, unabhängig davon, ob Symptome auftreten.

Hörschäden sind bei Jungen etwas häufiger. Wird ein Hörschaden nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann das die sprachliche Entwicklung des Kindes und das Sprachverständnis erheblich beeinträchtigen. Diese Beeinträchtigung kann zu Schulversagen führen, dem Kind Hänseleien durch Gleichaltrige, soziale Isolation und emotionale Schwierigkeiten einbringen.

(Siehe auch Hörverlust bei Erwachsenen.)

Ursachen

Die häufigsten Ursachen einer Hörschädigung bei Neugeborenen sind:

Wenn sich ein Baby in der Gebärmutter eine CMV-Infektion zuzieht, wird dies als kongenitale CMV-Infektion bezeichnet. Die kongenitale CMV-Infektion ist die in den USA am häufigsten vorkommende angeborene Virusinfektion. Infizierte Neugeborene können mit Hörverlust und vielen anderen Problemen geboren werden. Ein Hörverlust kann sich auch später bei Kindern entwickeln, die unmittelbar vor, während oder kurz nach der Geburt infiziert wurden.

Genetische Defekte sind auch häufige Ursachen. Manche Gendefekte verursachen einen bei Geburt offenkundigen Hörverlust. Andere Gendefekte verursachen nach und nach einen Hörverlust.

Die häufigsten Ursachen einer Hörschädigung bei Säuglingen und älteren Kindern sind:

Bei älteren Kindern zählen zu den weiteren Ursachen Kopfverletzungen, laute Geräusche (einschließlich lauter Musik), die Einnahme bestimmter Medikamente, welche die Ohren schädigen können (wie z. B. Aminoglykosid-Antibiotika oder Thiazid-Diuretika), bestimmte virale Infektionen (wie z. B. Mumps), Tumoren oder Verletzungen des Hörnervs, Verletzungen durch Stifte oder andere Fremdkörper, die tief in den Gehörgang eindringen, sowie in seltenen Fällen auch eine Fehlfunktion des körpereigenen Immunsystems, wodurch der Körper sein eigenes Gewebe angreift (Autoimmunerkrankung).

Risikofaktoren für Hörschäden bei Kindern

  1. Neugeborene

  2. Ältere Kinder

    Alle oben genannten Faktoren und zusätzlich folgende:

Wussten Sie ...?

  • Wenn Kinder mit ihnen sprechende Personen manchmal zu ignorieren scheinen, haben sie möglicherweise einen Hörschaden und sollten untersucht werden.

Symptome

Reagiert das Kind nicht auf Geräusche oder hat es Probleme mit dem Sprechen oder eine verzögerte Sprachentwicklung, sollte das den Verdacht der Eltern auf eine Gehörschädigung lenken.

Weniger ernste Hörschäden können schwieriger zu erkennen sein und zu Verhalten führen, das von Eltern und Ärzten missverstanden werden kann. Dazu zählen die folgenden Anzeichen:

  • Kinder ignorieren mit ihnen sprechende Personen manchmal.

  • Sie können zu Hause gut hören und sprechen, nicht aber in der Schule, weil ein leichter bis mäßig ausgeprägter Hörschaden möglicherweise nur bei vielen Hintergrundgeräuschen zum Tragen kommt, wie es im Klassenzimmer der Fall ist.

Wenn sich Kinder in einer bestimmten Umgebung gut entwickeln, in einer anderen Umgebung jedoch soziale Probleme bzw. Verhaltens-, Sprach- oder Lernschwierigkeiten aufweisen, sollte ihr Hörvermögen überprüft werden.

Screening und Diagnose

  • Für Neugeborene: routinemäßige Vorsorgeuntersuchungen auf das Hörvermögen

  • Bei älteren Kindern: ärztliche Untersuchung und Tympanometrie

  • Bildgebende Verfahren

Da das Hörvermögen bei der Entwicklung eines Kindes eine bedeutende Rolle spielt, empfehlen viele Ärzte, es bei allen Neugeborenen im Alter von 3 Monaten zu testen.

Die meisten Staaten schreiben vor, dass Neugeborene routinemäßigen Screening-Tests unterzogen werden, um Hörschäden festzustellen. Neugeborene werden gewöhnlich in zwei Schritten untersucht. Zunächst werden Echos, die ein gesundes Ohr als Reaktion auf leise Klicks produziert, anhand eines tragbaren Geräts geprüft (evozierter otoakustischer Emmissionstest). Bei einem auffälligen Befund wird zur Absicherung die Hirnstammaudiometrie (ABR, Auditory Brainstem Response Test) eingesetzt, die die elektrischen Signale misst, die das Gehirn als Reaktion auf Geräusche aussendet. Die ABR ist schmerzlos und wird gewöhnlich durchgeführt, während das Neugeborene schläft. Sie kann bei Kindern jeden Alters durchgeführt werden.

Zeigt auch dieser Test auffällige Befunde, wird er nach 1 Monat wiederholt. Bestätigt sich der Hörverlust dann erneut, kann das Kind eine Hörhilfe und Sonderförderung speziell für Kinder mit Hörminderung erhalten.

Wird ein genetischer Defekt beim Kind vermutet, können Gentests durchgeführt werden.

Bei älteren Kindern werden verschiedene Techniken angewendet, um Hörschäden festzustellen:

  • Eine Reihe von Fragen stellen, um eine Verzögerung in der normalen Entwicklung des Kindes aufzudecken, oder Beobachtungen der Eltern zur Sprech- und Sprachentwicklung ihres Kindes bewerten

  • Die Ohren auf Fehlbildungen untersuchen

  • Die Reaktion von Kindern zwischen 6 Monaten und 2 Jahren auf verschiedene Geräusche testen

  • Im Rahmen einer Tympanometrie die Reaktion des Trommelfells auf Prüftöne mit verschiedenen Frequenzen und Schallpegeln messen, um festzustellen, ob sich Flüssigkeit im Mittelohr befindet

  • Kinder ab 2 Jahren auffordern, auf einfache Anweisungen zu reagieren, um festzustellen, ob sie Sprache hören und verstehen, oder ihre Reaktionen auf Geräusche über Kopfhörer testen

Bildgebende Verfahren werden häufig eingesetzt, um die Ursache für den Hörverlust zu bestimmen und eine Prognose zu stellen. Bei den meisten Kindern wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) vorgenommen. Werden Knochenanomalien vermutet, wird eine Computertomografie (CT) durchgeführt.

Prognose

Wird ein Hörschaden nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann das die sprachliche Entwicklung und das Sprachverständnis erheblich beeinträchtigen. Diese Beeinträchtigung kann zu Schulversagen führen, dem Kind Hänseleien durch Gleichaltrige, soziale Isolation und emotionale Probleme einbringen.

Behandlung

  • Behandlung der Ursache, falls möglich

  • Hörgeräte oder Cochlea-Implantate

  • Gebärdensprache

Werden Ursachen für den Hörverlust behandelt, die sich beheben lassen, kann das Hörvermögen wiederhergestellt werden. So kann man Ohrinfektionen beispielsweise mit Antibiotika oder operativ behandeln, Ohrenschmalz kann manuell entfernt oder mit Ohrentropfen aufgelöst werden, und Cholesteatome können operativ entfernt werden.

In den meisten Fällen kann die Ursache von Hörverlust bei Kindern jedoch nicht behoben werden, und Hörgeräte sind erforderlich, um den Hörverlust bestmöglich auszugleichen.

Hörgeräte sind sowohl für Kleinkinder als auch für ältere Kinder erhältlich. Wenn der Hörverlust leicht oder mittelschwer ist oder nur ein Ohr betroffen ist, können Hörgeräte oder Ohrhörer zum Einsatz kommen. Ist nur ein Ohr geschädigt, kann ein auditorischer FM-Trainer verwendet werden, der die Stimme des Lehrers in das Hörgerät im gesunden Ohr überträgt.

Hörgeräte: Vervielfachung der Schallwellen

Das Hörgerät hinter dem Ohr (HdO-Gerät) ist die wirkungsvollste, aber unattraktivste Hörhilfe. Eine Hörhilfe im Ohr (ITE-Gerät) hilft bei hochgradiger Schwerhörigkeit am besten. Sie ist leicht anzupassen, erschwert jedoch das Telefonieren. Hörhilfen im Gehörgang (ITC-Gerät) werden bei leichter bis mittlerer Schwerhörigkeit empfohlen. Dieses Hilfsmittel ist relativ unauffällig. Vollständig im Gehörgang befindliche Hörhilfen werden bei leichter bis mittlerer Schwerhörigkeit empfohlen. Diese Geräte garantieren einen guten Klang, sind fast unsichtbar und stören nicht beim Telefonieren. Sie werden durch Ziehen an einem kleinen Faden entfernt. Allerdings sind diese Geräte teuer und schwer anzupassen.

Cochlea-Implantate (ein operativ implantiertes System, das elektrische Signale als Reaktion auf Geräusche direkt in den Hörnerv sendet) können bei Kindern eingesetzt werden, deren Hörverlust so schwer ist, dass Hörgeräte nicht helfen.

Cochlea-Implantat bei einem Kind
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Das Implantat besteht aus dem Schallprozessor, der hinter dem Ohr sitzt und Schallsignale an die (kreisförmige) Sendespule auf der Kopfhaut übermittelt. Die Sendespule sendet die Informationen an Elektroden, die in die Hörschnecke (Cochlea) im Innenohr implantiert wurden. Die elektrischen Impulse aus der Hörschnecke werden zum Gehirn weitergeleitet, sodass der Patient hören kann.
DR. P. MARAZZI/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Zudem kann eine Therapie zur Unterstützung der Sprachentwicklung notwendig sein, zum Beispiel das Erlernen einer Zeichensprache.

Menschen in Gehörlosengemeinden sind stolz auf ihre reiche Kultur und alternativen Kommunikationsformen. Viele taube Menschen lehnen einer Operation zur Behandlung einer schweren Hörschädigung ab, da dadurch den Kindern die Mitgliedschaft in Gehörlosengemeinden verwehrt werden könnte. Familien, die diesen Ansatz in Betracht ziehen wollen, sollten dies mit ihrem Arzt besprechen.

Weitere Informationen

Im Folgenden handelt es sich um einige englischsprachige Hilfsmittel, die nützlich sein könnten. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

Auf den folgenden Seiten finden Sie ausführliche Informationen zu Forschung und Finanzierung, Aufklärungsmaterial, Support-Dienstleistungen und schnelle Links zu verwandten Themen:

  1. A.G. Bell Association for the Deaf and Hard of Hearing: Unterstützung, Informationen, Ressourcen und vieles mehr, um zu gewährleisten, dass taube und schwerhörige Menschen hören und sprechen können

  2. American Society for Deaf Children: Informationen für Kinder und Jugendliche jeden Hörverlustgrads zur Kommunikationsunterstützung, mit Sprach- und Lernmöglichkeiten, Mentoring und zur Interessenvertretung

  3. Hearing Health Foundation: Informationen zur Vorbeugung und Heilung von Hörverlust und anderen Hörstörungen

  4. Helen Keller National Center for Deaf-Blind Youths & Adults (HKNC): Informationen darüber, wie blinde, sehgeschädigte Menschen, blinde und taube Menschen oder Menschen, die sowohl Hörverlust als auch eine Sehschädigung haben, durch Sport und andere Ressourcen unabhängig leben und arbeiten können

  5. National Association of the Deaf: Eine Bürgerrechtsbewegung für taube und schwerhörige Menschen in den USA