Überblick über Parasiteninfektionen

VonChelsea Marie, PhD, University of Virginia;
William A. Petri, Jr, MD, PhD, University of Virginia School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juni 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Ein Parasit ist ein Organismus, der auf oder in einem anderen Organismus (dem Wirt) lebt und einen Nutzen (wie beispielsweise Nährstoffe) daraus zieht, wobei er den Wirt schädigt. Obwohl diese Definition prinzipiell auf viele Mikroben zutrifft, so auch auf Bakterien, Pilze und Viren, wird der Begriff „Parasiten“ für Folgendes verwendet:

  • Protozoen (z. B. Amöben), die aus nur einer Zelle bestehen (Einzeller)

  • Würmer (Helminthen), die größer sind und aus vielen Zellen bestehen und innere Organe haben

Protozoen vermehren sich durch Zellteilung und können sich im Inneren des Menschen fortpflanzen. Zu den Protozoen gehört eine breite Palette von einzelligen Organismen wie Giardien (Giardia), die den Darm infizieren, sowie Plasmodium, die in den Blutkreislauf gelangen und Malaria auslösen.

Die meisten Würmer hingegen produzieren Eier oder Larven, die sich in der Umwelt entwickeln, bevor sie fähig sind, Menschen zu infizieren. Die Entwicklung in der Umwelt kann auch ein anderes Tier involvieren (ein Zwischenwirt). Zu den Würmern zählen Fadenwürmer wie z. B. Hakenwürmer, aber auch Plattwürmer wie z. B. Bandwürmer und Saugwürmer.

  • Parasiteninfektionen treten häufiger in Gebieten mit unzureichenden sanitären Einrichtungen auf.

  • In Gegenden mit geeigneten sanitären Einrichtungen können diese Infektionen bei Menschen auftreten, die aus Gegenden gereist sind, in denen es keine angemessenen sanitären Einrichtungen gibt, oder bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

  • Parasiten gelangen normalerweise über den Mund oder die Haut in den Körper.

  • Ärzte diagnostizieren die Infektion, indem sie Proben von Blut, Stuhl, Urin, Sputum (Auswurf) oder anderes infiziertes Gewebe entnehmen bzw. sammeln und untersuchen oder diese zur Analyse in ein Labor schicken.

  • Für Reisende in Gebiete, wo Nahrung, Getränke und Wasser verunreinigt sein könnten, gilt das Motto „Garen, kochen, schälen oder vergessen“.

  • Die meisten Parasiteninfektionen lassen sich mit Medikamenten behandeln.

Die meisten Parasiteninfektionen kommen in tropischen und subtropischen Gebieten häufig vor, Darmparasiten stehen oft mit schlechten sanitären Verhältnissen in Verbindung. Wer ein solches Gebiet besucht, kann sich unbewusst eine Parasiteninfektion zuziehen, sodass ein Arzt die Infektion nicht ohne Weiteres diagnostizieren kann, wenn die betroffene Person nach Hause zurückkehrt. In den USA und anderen Industrieländern sind von Parasiteninfektionen hauptsächlich Immigranten, Auslandsreisende und Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. AIDS-Patienten oder Patienten, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken – sogenannte Immunsuppressiva) betroffen. Parasiteninfektionen können an Orten mit schlechten sanitären Anlagen oder unhygienischen Praktiken vorkommen (wie sie in manchen psychiatrischen Kliniken oder Tagesbetreuungsstätten vorkommen).

Einige Parasiten sind in den Vereinigten Staaten und anderen Industrieländern weit verbreitet. Beispiele dafür sind Madenwürmer sowie die Protozoen, die Trichomoniasis (eine sexuell übertragbare Infektion), Toxoplasmose und Darminfektionen wie Giardiasis und Kryptosporidiose hervorrufen.

Übertragung von Parasiten

Parasiten gelangen normalerweise auf den folgenden Wegen in den Körper:

  • Mund

  • Haut

Parasiten, die durch den Mund eindringen, werden verschluckt und können im Darm verbleiben oder bohren sich durch die Darmwand und dringen in andere Organe ein. Häufig dringen Parasiten durch den Mund durch fäkal-orale Übertragung ein.

Manche Parasiten können direkt durch die Haut eindringen. Andere werden durch Insektenbisse übertragen.

Parasiten breiten sich selten über Bluttransfusionen, in transplantierten Organen, durch Injektionen mit einer Nadel, die zuvor von einer infizierten Person benutzt wurde, oder von einer schwangeren Frau auf das ungeborene Kind aus.

Einige andere infektiöse Organismen, wie bestimmte Viren und Bakterien, werden ebenfalls durch die gleichen Methoden übertragen.

Fäkal-orale Übertragung von Parasiten

Fäkal-orale Übertragung ist eine häufige Art der Ansteckung mit einem Parasiten. Der Begriff „fäkal“ bezieht sich auf Fäzes bzw. Stuhl oder Kot, und „oral“ bezieht sich auf den Mund, beispielsweise auch auf Dinge, die in den Mund genommen werden. Eine auf dem fäkal-oralen Weg erworbene Infektion findet statt, wenn jemand etwas schluckt, das mit dem Kot von einer infizierten Person oder einem infizierten Tier wie etwa einem Hund oder einer Katze verunreinigt ist. Viele Parasiten befallen den Verdauungstrakt des Menschen oder leben darin. Daher sind die Parasiten selbst oder ihre Eier oft im Stuhl vorhanden.

Infizierte Personen verbreiten ihre Infektion häufig, wenn sie nach dem Toilettengang ihre Hände nicht ausreichend waschen. Weil ihre Hände schmutzig sind, wird unter Umständen jeder Gegenstand, den sie anschließend berühren, mit Parasiten (oder mit Bakterien oder Viren, die Störungen oder Erkrankungen des Verdauungstraktes verursachen) kontaminiert. Wenn Personen mit verunreinigten Händen Lebensmittel anfassen – in Restaurants, Lebensmittelgeschäften oder zu Hause –, kann es zu einer Kontaminierung von Lebensmitteln oder Nahrung kommen. Alle, die das betreffende Lebensmittel zu sich nehmen, können sich dann infizieren.

Verschlucken muss aber nicht zwingend mit Nahrung zusammenhängen. Wenn beispielsweise eine Person mit kontaminierten Händen einen Gegenstand wie etwa die Toilettentür berührt, kann die Tür kontaminiert werden. Andere Personen, die erst die kontaminierte Tür berühren und sich dann die Finger in den Mund stecken, können sich über den fäkal-oralen Weg infizieren.

Infektionen können sich auch auf folgende Weise über den fäkal-oralen Weg ausbreiten:

  • Über Trinkwasser, das mit ungeklärtem Abwasser verseucht ist (in Gebieten mit unzureichendem Abwassersystem)

  • Durch Verzehr von rohen Schalentieren (wie z. B. Austern und Muscheln), die in verseuchtem Wasser gezüchtet wurden

  • Durch Verzehr von rohem Obst oder Gemüse, das in verseuchtem Wasser gewaschen wurde

  • Durch sexuelle Praktiken, die Analkontakt mit dem Mund beinhalten

  • Beim Schwimmen in Schwimmbädern, die nicht ausreichend desinfiziert sind, oder in Seen oder Meeresabschnitten, die mit Abwasser verseucht sind

Übertragung von Parasiten über die Haut

Manche Parasiten leben im Körper und dringen durch die Haut ein. Sie können

  • Direkt durch die Haut bohren

  • Durch den Biss eines infizierten Insekts eindringen

Manche Parasiten, wie z. B. Hakenwürmer, dringen durch die Haut an den Fußsohlen ein, wenn jemand barfuß über kontaminierte Erde geht. Andere, wie z. B. Schistosomen, eine Art Saugwurm, dringen durch die Haut ein, wenn der Betroffene in Gewässern schwimmt oder badet, welche die Parasiten enthalten.

Insekten, die Träger von krankheitserregenden Organismen sind und diese übertragen können, werden als Vektoren bezeichnet. Bei einigen Vektoren handelt es sich um Insekten, die beispielsweise Protozoen übertragen (wie solche, die Malaria verursachen) oder auch Würmer (wie solche, die Flussblindheit verursachen). Viele dieser Parasiten haben sehr komplexe Lebenszyklen.

Insekten (zum Beispiel Läuse) und Milben (zum Beispiel Krätzemilben), die auf oder in der Haut leben, werden als Ektoparasiten bezeichnet. Sie werden durch engen Kontakt mit einer infizierten Person oder ihren persönlichen Gegenständen übertragen.

Diagnose von Parasiteninfektionen

  • Laboranalyse von Blut-, Stuhl-, Urin-, Haut- oder Schleimproben (Sputum)

Ärzte vermuten eine Parasiteninfektion bei Menschen, die typische Symptome haben und die in Regionen mit schlechten sanitären Bedingungen oder bekannten Fällen dieser Infektion gelebt haben oder in diese gereist sind.

Unter Umständen muss eine Laboranalyse der Proben durchgeführt werden, einschließlich Spezialtests zur Identifizierung der Proteine, die von dem Parasiten freigesetzt werden (Antigentest), oder des Erbguts (DNS) des Parasiten. Je nachdem, nach welchem Parasiten gesucht wird, können Proben von Blut, Stuhl, Urin, Haut oder Sputum (Auswurf) verwendet werden.

Das Blut kann auch auf Antikörper gegen den Parasiten untersucht werden. Antikörper sind Proteine, die vom körpereigenen Immunsystem produziert werden, um dem Körper zu helfen, sich gegen bestimmte Angreifer wie etwa Parasiten zu verteidigen.

Der Arzt kann auch eine Gewebeprobe entnehmen, die vielleicht den Parasiten enthält. Zum Beispiel kann eine Biopsie vorgenommen werden, um eine Probe des Lungengewebes oder sonstiger infizierter Gewebearten zu entnehmen. Eine Hautprobe kann abgeschnitten werden. Es können mehrere Proben und wiederholte Untersuchungen nötig sein, um den Parasiten zu finden.

Identifizierung von Parasiten im Verdauungstrakt

Wenn Parasiten im Verdauungstrakt leben, können sie oder ihre Eier oder Zysten (eine ruhende und langlebige Form des Parasiten) im Stuhl der betroffenen Person gefunden werden, wenn eine Probe unter dem Mikroskop untersucht wird. Parasiten können auch identifiziert werden, indem der Stuhl auf freigesetzte Proteine oder Erbgut der Parasiten getestet wird. Antibiotika, Abführmittel und Mittel zur Neutralisierung der Magensäure sollten erst benutzt werden, nachdem eine Stuhlprobe entnommen wurde. Diese Medikamente können die Anzahl der Parasiten so reduzieren, dass es schwierig oder unmöglich wird, sie in einer Stuhlprobe festzustellen.

Behandlung von Parasiteninfektionen

  • Antiparasitäre Medikamente

Bei manchen Parasiteninfektionen ist keine Behandlung erforderlich, da die Infektion von selbst verschwindet.

Einige Medikamente (Antiparasitika) sind speziell zur Beseitigung von Parasiten geeignet oder reduzieren im Falle mancher Wurminfektionen die Anzahl der Würmer so weit, dass die Symptome abklingen. Bei manchen Parasiteninfektionen sind auch bestimmte Antibiotika und Antipilzmittel (Antimykotika) wirksam.

Es gibt kein Medikament, das gegen alle Parasiten wirkt. Gegen manche Parasiteninfektionen gibt es kein Medikament.

Vorbeugung gegen Parasiteninfektionen

Trotz erheblicher Investitionen und Forschungsarbeiten steht derzeit nur ein Impfstoff zur Vorbeugung von Parasiteninfektionen bei Menschen zur Verfügung, und zwar für Malaria (siehe WHO recommends groundbreaking malaria vaccine for children at risk).

Im Allgemeinen umfassen Maßnahmen, die zur Vorbeugung einer Infektion durch Parasiten beitragen, Folgendes:

  • Gute persönliche Hygiene

  • Vermeiden von Insektenstichen

  • Vermeiden von Kontakt mit kontaminiertem Wasser oder kontaminierter Erde

Viele vorbeugende Maßnahmen sind überall vernünftig, aber einige sind in bestimmten Bereichen und Gegenden wichtiger. Informationen über notwendige Vorsichtsmaßnahmen in bestimmten Regionen sind von den Centers for Disease Control and Prevention unter der Rubrik Travelers’ Health erhältlich.

Vorbeugung von Parasiten, die über den Mund übertragen werden

Bei Reisen in Gegenden, wo die Hygienebedingungen fraglich sind, ist besondere Vorsicht geboten. Darüber hinaus sollte darauf geachtet werden, was gegessen und getrunken wird, und vor dem Verzehr sollte sichergestellt werden, dass Lebensmittel durchgegart sind und Wasser nicht kontaminiert ist. Beispielsweise sollte man kein Wasser aus Seen und Flüssen trinken und beim Schwimmen im Schwimmbad oder in Wasserparks kein Wasser schlucken. Selbst Wasser, das frisch und sauber aussieht, kann Parasiten enthalten. Daher sollte man die Sicherheit von Wasser nicht nach seinem Aussehen beurteilen.

In Regionen der Welt, wo Nahrungsmittel, Getränke und Wasser mit Parasiten kontaminiert sein können, sollten Reisende auf Folgendes achten:

  • Möglichst kein Leitungswasser trinken

  • Dem Motto „Garen, kochen, schälen oder vergessen“ folgen

Weil manche Parasiten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt überleben, können Eiswürfel die Krankheit manchmal übertragen, sofern sie nicht mit aufbereitetem Wasser gemacht wurden.

Gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife ist sehr wichtig. Personen, die Speisen für andere Personen zubereiten (z. B. Beschäftigte in Restaurants), müssen sich ihre Hände besonders gründlich waschen, weil sie eine Infektion auf viele Menschen übertragen könnten. Händewaschen ist in folgenden Situationen wichtig:

  • Nach dem Toilettengang

  • Nach dem Windelwechseln bei einem Kind oder dem Saubermachen eines Kindes, das die Toilette benutzt hat

  • Vor, während und nach der Zubereitung von Speisen

  • Vor dem Essen

  • Vor und nach der Versorgung von Kranken

  • Vor und nach dem Behandeln eines Schnitts oder einer Wunde

  • Nach dem Berühren eines Tieres oder von tierischen Ausscheidungen

Vorbeugung von Parasiten, die über die Haut übertragen werden

Vorsichtsmaßnahmen für bestimmte Länder finden sich auf der Website Travelers' Health der Centers for Disease Control and Prevention.

Maßnahmen zum Schutz vor Insektenbissen:

  • Insektizide (Permethrin oder Pyrethrum) in Häusern und Außengebäuden versprühen

  • Fliegengitter an Türen und Fenstern anbringen

  • Mit Permethrin oder Pyrethrum imprägnierte Moskitonetze über Betten anbringen

  • Insektenschutzmittel mit DEET (Diethyltoluamid) auf exponierte Hautstellen auftragen

  • Lange Hosen und langärmelige Hemden tragen, insbesondere von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen, um sich vor Insektenstichen zu schützen

  • Kleidung vor dem Anziehen mit Permethrin imprägnieren, wenn die Insekten aller Voraussicht nach über lange Zeit oder besonders viele Insekten vorhanden sind

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) können hilfreiche Informationen enthalten. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. WHO: Control of Neglected Tropical Diseases

  2. WHO: Soil-Transmitted Helminth Infections

  3. CDC: Parasites

  4. CDC: Travelers' Health