Bandwurminfektion

VonChelsea Marie, PhD, University of Virginia;
William A. Petri, Jr, MD, PhD, University of Virginia School of Medicine
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Kurzinformationen

Eine Bandwurminfektion des Darms tritt hauptsächlich dann auf, wenn Menschen rohe oder nicht durchgegarte Speisen mit kontaminiertem Schweinefleisch, Rindfleisch oder Süßwasserfisch oder im Fall des Zwergbandwurms kontaminierte Nahrungsmittel oder Wasser zu sich nehmen.

Ein Rinderbandwurm

  • Erwachsene Bandwürmer im Darm verursachen normalerweise keine Symptome, können aber abdominelle Beschwerden, Durchfall und Gewichtsverlust auslösen.

  • Der Schweinebandwurm kann außerdem Zysten im Gehirn und an anderen Stellen im Körper bilden (sogenannte Zystizerkose).

  • Zysten im Gehirn können verschiedene Symptome verursachen, wie z. B. Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Verwirrtheit und mitunter eine schwere, lebensbedrohliche Erkrankung.

  • Ärzte diagnostizieren eine Bandwurminfektion des Darms, wenn sie Wurmsegmente oder -eier in einer Stuhlprobe finden, und eine Zystizerkose, wenn sie im Rahmen von bildgebenden Untersuchungen oder Bluttests Zysten an anderen Stellen im Körper finden.

  • Gründliches Garen von Schweine- und Rindfleisch und von Süßwasserfisch kann eine wirkungsvolle Prophylaxe sein.

  • Medikamente gegen Parasiten, wie z. B. Praziquantel, können zur Behandlung der Infektion im Darm angewendet werden. Zur Linderung von Symptomen infolge von Zysten im Gehirn werden Albendazol und/oder Praziquantel in Kombination mit Kortikosteroiden eingesetzt.

(Siehe auch Überblick über Parasiteninfektionen.)

Mehrere Bandwurmarten sind in der Lage, beim Menschen Infektionen auszulösen. Hierzu gehören:

  • Taenia saginata (Rinderbandwurm)

  • Taenia solium (Schweinebandwurm)

  • Taenia asiatica (asiatischer Bandwurm; Aufnahme durch den Verzehr von Schweinefleisch in Asien)

  • Diphyllobothrium latum (Fischbandwurm)

  • Hymenolepis nana (Zwergbandwurm)

Ausgewachsene Bandwürmer anderer Arten – Echinococcus granulosus und Echinococcus multilocularis (Hundebandwürmer) – leben im Darm von Hunden oder anderen Canidae. Diese Bandwürmer können mitunter den Menschen befallen und Zysten in der Leber und in anderen Organen bilden.

Bandwürmer bestehen aus drei Hauptteilen:

  • Der Kopf, der sich an den Darm anhängt

  • Der Hals, der sich regenerieren kann

  • Der Rest des Wurms, der aus zahlreichen Segmenten (sogenannten Proglottiden) besteht und Eier enthalten kann

Wenn bei der Behandlung Kopf und Hals nicht beseitigt werden, kann sich der ganze Wurm neu bilden.

Lebenszyklus des Schweine-, Rinder- und Fischbandwurms

Schweine-, Rinder- und Fischbandwürmer sind große bandförmige Plattwürmer. Sie leben im Darm des Menschen und können 4,5 bis 9 Meter lang werden. Der Mensch gilt als Endwirt, weil die erwachsenen Bandwürmer in seinem Darm leben. Die eierhaltigen Abschnitte dieser Würmer (die Proglottiden) werden mit dem Stuhl ausgeschieden.

Wenn menschliche Fäkalien unbehandelt in die Umwelt gelangen, können die Eier von Zwischenwirten wie Schweinen, Rindern oder (wie beim Fischbandwurm) kleinen Süßwasser-Krebstieren, die ihrerseits wiederum Fischen als Nahrung dienen, gefressen werden. Die Eier schlüpfen und werden im Zwischenwirt zu Larven. Die Larven dringen in die Darmwand ein und gelangen durch die Blutbahn in die Skelettmuskulatur und andere Gewebe, wo sie Zysten bilden.

Menschen infizieren sich mit diesen Parasiten, wenn sie die Zysten in rohem oder halbgarem Fleisch oder bestimmten Arten von Süßwasserfisch essen. Aus den Zysten schlüpfen Larven und entwickeln sich zu adulten Würmern, die sich in der Darmwand verankern. Die Würmer wachsen dann in der Länge und beginnen Eier zu produzieren.

Lebenszyklus des Schweinebandwurms

  1. 1. Zu einer Infektion des Menschen kommt es durch den Verzehr von rohem oder zu wenig gegartem Schweinefleisch, das Bandwurmzysten (Zystizerken) enthält.

  2. 2. Im Darm reifen die Zystizerken zu adulten Bandwürmern heran, die sich in der Darmwand verankern.

  3. 3. Erwachsene Bandwürmer bilden Segmente (sogenannte Proglottiden), die Eier enthalten. Die Proglottiden können die Eier freisetzen oder sich vom Rest des Bandwurmkörpers ablösen und zum Anus wandern.

  4. 4. Dort werden Eier und/oder Proglottiden im Stuhl ausgeschieden.

  5. 5. Schweine oder seltener Menschen infizieren sich durch Aufnahme der Eier oder Proglottiden (zum Beispiel in Futter- bzw. Lebensmitteln, die mit menschlichen Fäkalien kontaminiert sind).

  6. 6. Nach Aufnahme der Eier schlüpfen im Darm Hakenlarven oder Onkosphären, welche die Darmwand durchdringen.

  7. 7. Die Onkosphären wandern dann durch die Blutbahn zu Muskeln und zum Gehirn, in die Leber und zu anderen Organen, wo sie Zysten bilden.

Wussten Sie ...

  • Bandwürmer können zu einer Länge von 4,5 bis 9 Meter heranwachsen.

Lebenszyklus des Zwergbandwurms

Zwergbandwürmer sind klein und werden nur bis zu 40 mm lang. Der Mensch infiziert sich durch den Verzehr von Bandwurmeiern und nicht wie beim Schweine- und Rinderbandwurm durch Aufnahme von Zysten. Die Eier können über Nahrungsmittel oder Wasser, das durch menschliche Fäkalien verunreinigt wurde, aufgenommen oder nach Kontakt mit infizierten Menschen zum Mund übertragen werden. Mitunter werden auch versehentlich infizierte Insekten wie z. B. Flöhe und Käfer in Getreidekörnern verschluckt.

Die Eier entwickeln sich zu adulten Würmern, die im Darm leben. Die adulten Bandwürmer legen Eier, die im Stuhl ausgeschieden werden. Die Eier können von einer anderen Person oder von derselben Person aufgenommen werden, sodass es zu einer Infektion mit einer neuen Generation von adulten Bandwürmern kommt.

Manchmal schlüpfen die Eier im Darm und entwickeln sich dort zu adulten Zwergbandwürmern, wo sie eine Infektion auslösen, ohne dass sie den Wirtskörper verlassen. Diese Art der Infektion wird als Autoinfektion (Selbstinfektion) bezeichnet. Wenn sich eine große Anzahl an Zwergbandwürmern anhäuft, kann es zu Symptomen kommen.

Zystizerkose

Beim Schweinebandwurm kann der Mensch durch Aufnahme der Eier zum Zwischenwirt des Bandwurms werden (dies ist beim Rinder- und beim Fischbandwurm nicht möglich). Dazu muss einer der folgenden Umstände gegeben sein:

  • Es muss zur Aufnahme von Schweinebandwurmeiern über Nahrungsmittel oder Wasser kommen, die mit menschlichen Fäkalien verunreinigt sind.

  • Die Eier müssen nach Kontakt mit einer infizierten Person oder mit kontaminierter Kleidung oder Möbeln zum Mund überführt werden.

  • Personen mit einem adulten Wurm im Darm können sich selbst erneut infizieren, indem sie Eier aus ihrem eigenen Stuhl schlucken (z. B. in kontaminierten Lebensmitteln oder kontaminiertem Wasser) oder wenn Eier tragende Segmente des Wurms (Proglottiden) vom Darm in den Magen wandern und dort Eier freisetzen (Autoinfektion).

Wie bei tierischen Zwischenwirten entwickeln sich die Eier zu Larven enthaltenden Sphären (Onkosphären), wenn sie im Darm angelangt sind. Die Sphären bohren sich durch die Darmwand und wandern ins Gehirn, in die Muskulatur, andere Organe oder das Gewebe unter der Haut, wo sie Zysten bilden. Beim Menschen wird diese Form der Erkrankung Zystizerkose genannt.

Symptome einer Bandwurminfektion

Obwohl ausgewachsene Bandwürmer im Darm normalerweise keine Symptome verursachen, haben manche Menschen Oberbauchbeschwerden, Durchfall und andere Symptome. Manchmal können Menschen, die von einem Bandwurm befallen sind, das Gefühl haben, dass ein Stück des Wurmes sich aus ihrem Anus bewegt, oder sie können einen Teil des bandartigen Bandwurms im Stuhl sehen. Beim Zwergbandwurm ist die Wahrscheinlichkeit von abdominalen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchbeschwerden, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust höher als bei anderen Bandwurmarten.

Der Fischbandwurm kann Anämie auslösen, weil er Vitamin B12 absorbiert, das für die Produktion roter Blutkörperchen benötigt wird.

Symptome einer Zystizerkose werden von Zysten im Gehirn und anderen Organen (wie z. B. im Rückenmark, in der Leber, in der Lunge und in den Augen) verursacht. Diese Zysten können noch Jahre nach der Erstinfektion schwere, mitunter lebensbedrohliche Symptome auslösen, wenn sie sich abzubauen beginnen und eine Entzündung hervorrufen. Zysten im Gehirn und in den Hirnhäuten (Meningen) können Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Verwirrtheit oder andere neurologische Symptome verursachen. Seltener entwickeln sich Zysten in den Augen, die manchmal zur Erblindung führen, oder im Rückenmark, wo sie manchmal Muskelschwäche oder Lähmung verursachen.

Diagnose einer Bandwurminfektion

  • Untersuchung einer Stuhlprobe bei einer Bandwurminfektion im Darm

  • Computertomografie oder Magnetresonanztomografie und manchmal Bluttests zum Nachweis einer Zystizerkose

Ein Arzt diagnostiziert eine Bandwurminfektion im Darm, indem er Wurmsegmente oder -eier in einer Stuhlprobe findet.

Bei Menschen mit Zystizerkose können Zysten im Gehirn oder anderen Gewebearten durch Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sichtbar gemacht werden. Bluttests, die Antikörper gegen den Schweinebandwurm nachweisen, sind ebenfalls hilfreich. (Antikörper sind Proteine, die vom körpereigenen Immunsystem produziert werden, um dem Körper zu helfen, sich gegen Angreifer wie etwa Parasiten zu verteidigen.) Manchmal können verhärtete Zysten unter der Haut ertastet werden.

Vorbeugung gegen eine Bandwurminfektion

In erster Linie besteht die Vorbeugung gegen Bandwürmer aus:

  • Gründliches Garen von Fleisch und Süßwasserfisch bis auf eine Temperatur von über 63 °C über mindestens 3 Minuten.

Bei Hackfleisch wird eine Gartemperatur von mindestens 71 °C empfohlen.

Fleischstücke sollten nach dem Garen vor dem Aufschneiden oder Verzehr 3 Minuten lang ruhen. Hackfleisch erfordert keine Ruhezeit.

Süßwasserfisch sollte nicht roh (als Sushi), sondern nur dann verzehrt werden, wenn er bei einer Temperatur von 63 °C gegart oder bei Temperaturen unterhalb der üblichen Gefriertruhen für den Heimgebrauch eingefroren wurde. Durch diese Maßnahmen wird der Fischbandwurm abgetötet.

Die folgenden Gefriermethoden werden für Süßwasserfisch empfohlen:

  • Während 7 Tagen bei mindestens -20 °C

  • Einfrieren und anschließende Aufbewahrung bei mindestens -35 °C während 15 Stunden

  • Einfrieren bei mindestens -35 °C und anschließende Aufbewahrung bei mindestens -20 °C während 24 Stunden

Räuchern und Trocknen tötet die Zysten nicht ab.

Weitere Maßnahmen:

  • Sorgfältiger Fleisch- und Fischbeschau von geschulten Inspektoren

In infiziertem Fleisch lassen sich Zysten erkennen.

Eine adäquate Behandlung menschlicher Ausscheidungen unterbricht den Lebenszyklus und trägt somit dazu bei, Infektionen mit dem Rinder- oder Schweinebandwurm sowie Zystizerkosen zu verhindern.

Eine Infektion mit dem Zwergbandwurm kann verhindert werden, indem Folgendes vermieden wird:

  • Nahrungsmittel und Wasser, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination mit Fäkalien besteht

  • Getreide, das mit infizierten Insekten kontaminiert ist

Bei Reisen in Ländern, in denen die Nahrung mit menschlichen Fäkalien kontaminiert sein könnte, sollte alles rohe Obst und Gemüse vor dem Verzehr mit unbedenklichem Wasser gewaschen und/oder gekocht und geschält werden.

Ebenfalls hilfreich kann es sein, die Hände nach dem Toilettengang, nach dem Windelwechsel und vor der Zubereitung von Nahrungsmitteln mit Seife und warmem Wasser zu waschen.

Behandlung einer Bandwurminfektion

  • Bei einer Darminfektion Praziquantel oder Nitazoxanid (Medikamente gegen Parasiten)

  • Bei Symptomen infolge von Zystizerkose mitunter Kortikosteroide und ein Mittel gegen Parasiten mit oder ohne Operation

Eine Person mit einem Bandwurm im Darm wird mit einer oralen Einzeldosis Praziquantel behandelt. Bei Infektionen mit dem Zwergbandwurm kann stattdessen Nitazoxanid angewendet werden.

Behandlung von Zystizerkose

Die Behandlung einer Zystizerkose hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von den Symptomen und der Anzahl und Lage von Zysten im Gehirn.

Zystizerkose wird normalerweise nicht behandelt, wenn das Gehirn nicht betroffen ist. Kortikosteroide wie Prednison werden Patienten gegeben, die Symptome aufgrund von Zysten im Gehirn aufweisen. Diese Medikamente können die Entzündung eindämmen. Bei Krampfanfällen werden Antiepileptika gegeben. Antiparasitäre Medikamente (z. B. Albendazol oder Praziquantel) können zum Abtöten lebender Zysten im Gehirn angewendet werden, werden aber erst dann verabreicht, wenn die Symptome hinreichend unter Kontrolle gebracht worden sind. Kortikosteroide werden zusammen mit dem antiparasitären Mittel verabreicht, um die von den absterbenden Zysten verursachte Entzündung möglichst gering zu halten.

Medikamente gegen Parasiten werden nicht benutzt, um Zysten im Auge oder dem Rückenmark zu behandeln, weil sie eine schwere Entzündung auslösen können, die benachbartes Gewebe schädigen kann.

Gelegentlich ist eine Operation notwendig – zum Beispiel, wenn Zysten die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit blockieren oder Probleme im Rückenmark oder im Auge verursachen.