Giardiasis

VonChelsea Marie, PhD, University of Virginia;
William A. Petri, Jr, MD, PhD, University of Virginia School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
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Kurzinformationen

Die Giardiasis ist eine Infektion des Dünndarms, verursacht durch den einzelligen Protozoon-Parasiten Giardia. Die Hauptsymptome sind Bauchkrämpfe und Durchfall.

  • Betroffene können Bauchkrämpfe, Blähungen, Rülpsen, Durchfall und Übelkeit haben und sich müde fühlen.

  • Menschen erwerben diese Infektion, indem sie Wasser oder Nahrung zu sich nehmen, die mit Giardien enthaltendem Stuhl kontaminiert sind, oder indem sie in Kontakt mit dem Stuhl einer infizierten Person kommen.

  • Ärzte diagnostizieren diese Infektion, indem sie eine Stuhlprobe testen oder untersuchen.

  • Infizierte Menschen werden mit antiparasitären Medikamenten wie oralem Tinidazol, Metronidazol, Secnidazol oder Nitazoxanid behandelt.

  • Kochendes Wasser tötet Protozoen der Gattung Giardia ab und stellt die sicherste Methode dar, mit der Wanderer gefahrlos Wasser aus Flüssen und Seen trinken können.

(Siehe auch Überblick über Parasiteninfektionen.)

Giardiasis ist eine Protozoon-Infektion, die weltweit auftritt und die häufigste parasitäre Darminfektion in den Vereinigten Staaten darstellt. Giardia-Einzeller können eine Schutzhülle bilden (eine sogenannte Zyste). Damit können sie lange Zeit außerhalb des Körpers überleben (z. B. in Seen und Flüssen) und sind gegenüber Chlor (z. B. in Schwimmbädern) weniger anfällig. Diese Zysten können im Stuhl ausgeschieden werden und Infektionen verursachen.

Giardia-Protozoen sind häufig vorkommende Erreger in Süßwasser wie Seen und Flüssen, sogar in solchen, die sauber erscheinen. Schlecht gefilterte kommunale Wasserversorgungssysteme tragen zu manchen Ausbrüchen bei. Die meisten Menschen ziehen sich die Infektion durch das Trinken von kontaminiertem Wasser zu. Sie kann aber auch durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder durch Kontakt mit Fäkalien von einer infizierten Person erfolgen, wie es zum Beispiel zwischen Kindern oder Sexualpartnern der Fall sein kann.

Giardiasis kommt besonders häufig bei den folgenden Gruppen vor:

  • Kinder in Kindergärten und Kindertagesstätten

  • Personen, die Oral-Analsex praktizieren

  • Menschen, die in Länder mit schlechten hygienischen Verhältnissen gereist sind

  • Rucksacktouristen und Wanderer, die unbehandeltes Wasser aus Flüssen und Seen trinken

  • Menschen, die in kontaminierten Schwimmbecken oder Seen schwimmen

Giardien können in Wildtieren leben.

Wussten Sie ...

  • Die Giardiasis kann in Seen und Flüssen vorkommen, die frisch und sauber aussehen.

Symptome einer Giardiasis

Manche Infizierte haben keine Symptome, können aber Giardia-Zysten im Stuhl ausscheiden und dadurch andere infizieren. Wenn Symptome auftreten, dann beginnen sie ungefähr 1 bis 2 Wochen nach der Ansteckung.

Die Symptome einer Giardiasis beinhalten normalerweise Bauchkrämpfe, Blähungen (Flatulenz), Rülpsen und wässrigen, übel riechenden Durchfall. Übelkeit kann kommen und gehen. Menschen können sich müde und unbestimmt unwohl fühlen und den Appetit verlieren. Unbehandelt kann der Durchfall wochenlang anhalten. Häufig entwickelt sich bei Menschen mit Giardiasis eine Laktoseintoleranz (die Unfähigkeit, Milchzucker bzw. Laktose zu verdauen), was zu Durchfall, Gasbildung und Blähungen führen kann.

Bei manchen Menschen mit Giardiasis kommt es zu länger anhaltendem Durchfall. Es ist möglich, dass diese Patienten nicht genügend Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen (sogenannte Malabsorption), was zu signifikantem Gewichtsverlust führt.

Eine chronische Giardiasis kann bei Kindern zu Wachstumsstörungen bzw. einer sogenannten Gedeihstörung führen.

Diagnose einer Giardiasis

  • Stuhltests

Häufig deuten die Symptome auf Giardiasis hin.

Der einfachste Weg, eine Giardiasis zu diagnostizieren, besteht darin, den Stuhl auf Proteine (Antigene), die von Giardia lamblia freigesetzt werden oder auf deren DNA zu testen.

Der Parasit kann ebenfalls entdeckt werden, indem man Stuhlproben mikroskopisch untersucht. Da Menschen nach einer schon länger bestehenden Infektion oft die Parasiten in unregelmäßigen und unvorhersehbaren Abständen ausscheiden, können wiederholte mikroskopische Untersuchungen der Stuhlproben notwendig sein.

Wenn aus diesen Tests nicht hervorgeht, was die Verdauungssymptome hervorruft, kann der Arzt einen biegsamen Beobachtungsschlauch (Endoskop) einsetzen, um den oberen Teil des Verdauungstraktes bis und mit dem ersten Teil des Dünndarms (Duodenum bzw. Zwölffingerdarm) zu untersuchen. Bei diesem Vorgang kann der Arzt auch eine Probe des Dünndarminhalts zur Untersuchung entnehmen.

Behandlung einer Giardiasis

  • Tinidazol, Metronidazol, Secnidazol oder Nitazoxanid

Infizierte Menschen, die Symptome haben, können mit Tinidazol, Metronidazol, Secnidazol oder Nitazoxanid zum Einnehmen behandelt werden.

Tinidazol, das als Einzeldosis eingenommen wird, hat weniger Nebenwirkungen als Metronidazol, welches 5 bis 7 Tage lang eingenommen werden muss.

Secnidazol wird als Einzeldosis oral verabreicht.

Nitazoxanid ist in flüssiger Form verfügbar, was sinnvoll für Kinder ist, und in Tablettenform. Es wird 3 Tage lang eingenommen. Es hat wenig Nebenwirkungen.

Selbst nach einer Heilung der Infektion können die Betroffenen unter Laktoseintoleranz oder Reizdarmsyndrom leiden. Der Verzicht auf Milchprodukte ist bei jenen hilfreich, bei denen es zu einer Laktoseintoleranz gekommen ist.

Vorbeugung gegen Giardiasis

Zur Vorbeugung vor Giardiasis gehören:

  • Angemessene Behandlung der öffentlichen Wasserversorgung (einschließlich des Trinkwassers und des Wassers in Schwimmbädern)

  • Einhaltung angemessener Hygienemaßnahmen bei der Zubereitung von Speisen

  • Angemessene persönliche Hygiene (z. B. gründliches Waschen der Hände nach dem Toilettengang)

  • Vermeiden von Kontakt mit Stuhl während des Geschlechtsverkehrs

Kochendes Wasser tötet den Parasiten ab und stellt die sicherste Methode dar, mit der Wanderer gefahrlos Wasser aus Flüssen und Seen trinken können.

Wasser aus Flüssen und Seen kann manchmal auch mit chlorhaltigen Verbindungen oder Jod desinfiziert werden. Diese Methode ist weniger zuverlässig, weil ihre Wirksamkeit davon abhängig ist, wie trüb oder schlammig das Wasser ist (Trübung) und welche Temperatur es hat. Die Chlormenge, die routinemäßig in Trinkwasser benutzt wird, könnte unzureichend sein, um die Zysten abzutöten.

Mit einem Wasserfilter nach dem Prinzip der Umkehrosmose oder mit einem Aufdruck wie „getestet und zertifiziert nach NSF/ANSI-Standard 53 oder 58 für Zystenentfernung/Reduktion“ können Giardia-Zysten und andere Protozoen sowie Bakterien aus dem Wasser entfernt werden, aber andere Filtersysteme sind möglicherweise nicht wirksam.

(Siehe auch Centers for Disease Control and Prevention [CDC]: Parasites - Giardia: Prevention & Control und CDC Yellow Book: Giardiasis).

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Schnell K, Collier S, Derado G, et al: Giardiasis in the United States - an epidemiologic and geospatial analysis of county-level drinking water and sanitation data, 1993-2010. J Water Health 14(2):267–279, 2016. doi: 10.2166/wh.2015.283