Rötung der Augen

VonChristopher J. Brady, MD, Wilmer Eye Institute, Retina Division, Johns Hopkins University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juni 2021
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Kurzinformationen

Eine Rötung des Auges bezieht sich auf ein gerötetes Aussehen des Augenweiß. Die Augen erscheinen gerötet oder blutunterlaufen, da sich Blutgefäße in der Oberfläche des Auges erweitern (dilatieren) und damit einen Überschuss an Blut ins Auge leiten. Eine Bindehautentzündung bezieht sich auf eine Rötung der Augen, die durch eine Infektion mit einem bestimmten Virus hervorgerufen wird.

Blutgefäße können sich erweitern aufgrund von:

  • Infektion

  • Allergie

  • Entzündungen, die einen anderen Grund als eine Infektion haben

  • Eine Erhöhung des Augeninnendrucks, die typischerweise durch ein plötzliches Glaukom mit geschlossenem Winkel hervorgerufen wird, wobei der Druck der Flüssigkeit in der Vorderkammer des Auges ansteigt.

Verschiedene Teile des Auges können betroffen sein, vor allem die Bindehaut (das ist die dünne Membran, die die Augenlider auskleidet und die vordere Seite des Auges bedeckt), doch auch die Iris (der farbige Teil des Auges), die Sklera (die feste weiße Faserschicht, die das Auge bedeckt) und die Episklera (die Bindegewebeschicht zwischen der Sklera und der Bindehaut).

Blick ins Innere des Auges

Eine Rötung der Augen ist selten das einzige Symptom, das die Augen betrifft. Die Augen können tränen, jucken, es kann das Gefühl eines Fremdkörpers im Auge (Fremdkörpergefühl), Lichtempfindlichkeit, Schmerzen oder sogar Veränderungen im Sehvermögen entstehen. Manchmal haben Patienten Symptome, die andere Bereiche des Körpers betreffen, z. B. eine laufende Nase oder Husten, Übelkeit und Erbrechen.

Ursachen

Zahlreiche Erkrankungen können eine Rötung der Augen verursachen. Einige davon stellen Notfälle dar, andere wiederum sind leicht und verschwinden auch ohne Behandlung wieder. Der Grad der Rötung sagt nichts über die Schwere der Erkrankung aus. Das Bestehen von Schmerzen oder Störungen des Sehvermögens deutet eher auf eine ernste Ursache hin.

Die häufigsten Ursachen für eine Rötung der Augen sind:

Kratzer auf der Hornhaut (der durchsichtigen Schicht vor der Iris und der Pupille) sowie Fremdkörper im Auge sind ebenfalls häufig die Ursache geröteter Augen. In diesen Fällen neigt der Patient jedoch eher dazu, das Problem in einer Augenverletzung, Augenschmerzen oder beidem zu sehen. Kratzer auf der Hornhaut können durch Kontaktlinsen, Fremdkörper oder kleinste Teilchen, die unter dem Augenlid festsitzen, verursacht werden. Gelegentlich kann sehr trockene Luft eine gewisse Rötung und Reizung der Haut verursachen.

Ernste Gründe für eine Augenrötung sind viel seltener. Hierzu gehören Hornhautgeschwüre, Herpes-simplex-Keratitis (eine Herpes-Infektion der Hornhaut), Herpes zoster ophthalmicus (eine Gürtelrose im oder in der Umgebung des Auges), akutes Engwinkelglaukom, Uveitis anterior und Skleritis (eine tief sitzende und schmerzhafte Entzündung der Sklera).

Tabelle

Beurteilung

Nicht jeder Fall von Rötung der Augen bedarf der Untersuchung durch einen Arzt. Die folgenden Informationen können helfen zu klären, wann man zum Arzt gehen sollte und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist. Die meisten Fälle, in denen Patienten unter einer Rötung der Augen leiden, können eher durch einen Allgemeinmediziner als durch einen Ophthalmologen (das ist ein Mediziner, der auf die Beurteilung sowie operative und nichtoperative Behandlung von Augenkrankheiten spezialisiert ist) eingeschätzt werden.

Warnsignale

Bei Patienten mit einer Rötung der Augen stellen bestimmte Symptome Anlass zur Sorge dar. Hierzu gehören:

  • Plötzliche starke Schmerzen und Erbrechen

  • Ausschlag im Gesicht und vor allem in der Umgebung der Augen oder auf der Nasenspitze

  • Verminderte Sehschärfe

  • Eine offene Wunde auf der Hornhaut

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Es sollte zwischen einem tief sitzenden Schmerz im Auge und einer Reizung unterschieden werden. Patienten, bei denen Warnzeichen, und vor allem ein tief sitzender Schmerz oder eine Veränderung des Sehvermögens auftreten, sollten sofort einen Arzt aufsuchen. Wenn keine Warnzeichen vorhanden sind, ist es unbedenklich, einige Tage zu warten, jedoch möchten Patienten möglicherweise den Arzt aufsuchen, um früher mit der Behandlung beginnen zu können.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten, bevor sie eine körperliche Untersuchung vornehmen. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache und auf die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Rötungen der Augen).

Der Arzt fragt,

  • wie lange die Rötung bereits besteht

  • ob bereits früher eine Rötung aufgetreten war

  • ob Schmerzen oder Juckreiz vorliegen

  • ob es zu Ausfluss kommt oder ob die Augen tränen

  • ob eine Veränderung im Sehvermögen vorliegt

  • ob es eine Verletzung des Auges gegeben hat

  • ob der Patient Kontaktlinsen trägt, und ob diese im Übermaß getragen wurden

  • ob der Patient Kontakt mit Substanzen hatte (wie etwa Staub oder Augentropfen), welche das Auge reizen könnten

  • ob es andere Symptome gibt (z. B. Kopfschmerzen, Lichthöfe um Lichtquellen, eine laufende Nase, Husten oder Halsschmerzen)

  • ob der Patient unter Allergien leidet

Schmerz in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen oder Lichthöfen um Lichtquellen kann eine potenziell bedenkliche Kombination darstellen. Diese Symptome treten häufig bei einem akuten Engwinkelglaukom auf. Schmerzen und Lichtempfindlichkeit können auf eine Erkrankung der Hornhaut hinweisen, wie etwa einen Kratzer oder einen Fremdkörper. Das Fehlen von Schmerzen und Lichtempfindlichkeit können Anzeichen für eine Erkrankung der Bindehaut sein.

Im Verlauf der körperlichen Untersuchung untersucht der Arzt Kopf und Hals auf Anzeichen einer Erkrankung, die die Ursache für eine Rötung der Augen sein können, wie etwa eine laufende Nase und Husten, die auf eine Infektion der oberen Atemwege hinweisen können, oder eine Allergie oder ein Ausschlag, die möglicherweise auf eine Gürtelrose (Infektion mit Herpes zoster) hindeuten.

Die Untersuchung der Augen stellt den wichtigsten Teil der körperlichen Untersuchung dar. Der Arzt untersucht die Augen des Patienten und deren Umgebung auf Verletzungen oder Schwellungen. Er prüft das Sehvermögen des Patienten (mit Brille oder Kontaktlinsen, falls der Patient diese trägt), die Größe der Pupille und Reaktion auf Licht sowie die Bewegung der Augen.

Der Arzt setzt zur Untersuchung der Augen eine Spaltlampe ein (ein Instrument, mit dem sich das Auge bei starker Vergrößerung betrachten lässt). Der Arzt gibt einen Tropfen Betäubungsmittel und dann einen Tropfen Fluorescein in das Auge, um Erkrankungen der Hornhaut erkennen zu können. Während das Auge betäubt ist, wird oft der Augeninnendruck gemessen (eine Untersuchung, die als Tonometrie bekannt ist).

Wenn sich in dem betroffenen Auge Schmerz entwickelt, wenn ein Licht in das nicht betroffene Auge hineingeleuchtet wird (vor allem, wenn das betroffene Auge zu dieser Zeit geschlossen ist), kann das Problem eine anteriore Uveitis oder eine Erkrankung der Hornhaut sein. Der Einsatz eines Betäubungsmittels erleichtert die Untersuchung, und die Reaktion des Patienten auf das Betäubungsmittel kann Hinweise auf die Diagnose geben. Betäubende Augentropfen lindern keinen Schmerz, dessen Ursache ein Glaukom, eine Uveitis oder Skleritis ist.

Tests

Tests sind in der Regel nicht nötig.

Wenn der Arzt den Verdacht auf eine Virusinfektion hegt (Herpes simplex oder Varizella zoster), kann er Proben des Ausflusses oder der Flüssigkeit in den Blasen entnehmen und in ein Labor schicken. Die Probe wird einem Kulturmedium beigefügt (einer Substanz, die Bakterien oder Viren das Wachstum ermöglicht). Proben zum Anlegen von Kulturen können auch entnommen werden, wenn der Patient unter einem Geschwür auf der Hornhaut leidet, damit der Arzt Antibiotika verabreichen kann, die wahrscheinlich die größte Wirksamkeit haben werden. Eine Gonioskopie (der Einsatz einer speziellen Linse zur Untersuchung der Abflusskanäle im Auge) wird bei Patienten mit Glaukom (Grüner Star) durchgeführt. Manchmal werden Patienten mit Uveitis auf Autoimmunerkrankungen getestet, vor allem, wenn keine offensichtliche Ursache für die Uveitis zu erkennen ist (wie etwa eine Verletzung).

Patienten mit Skleritis werden in der Regel an einen Ophthalmologen (Augenarzt) überwiesen, der oft weitere Tests durchführt.

Behandlung

Die Ursache wird behandelt. Eine Rötung der Augen selbst bedarf keiner Behandlung. Sie geht in der Regel von allein vorbei, wenn die Ursache abklingt (zum Beispiel, einige Tage bei der infektiösen Bindehautentzündung oder ein paar Wochen bei der subkonjunktivalen Blutung). Kühle Waschlappen oder künstliche Tränen können eingesetzt werden, wenn ein möglicherweise vorhandener Juckreiz zu sehr stört. Augentropfen zur Behebung der Rötung (rezeptfrei erhältlich) sind nicht empfehlenswert.

Wichtigste Punkte

  • In der Regel wird eine Rötung der Augen durch eine Bindehautentzündung verursacht.

  • Schmerzen, Ausschlag in der Umgebung der Augen oder Nase und Veränderungen des Sehvermögens weisen auf eine potenziell bedenkliche Ursache hin.