Husten bei Erwachsenen

VonRebecca Dezube, MD, MHS, Johns Hopkins University
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Husten ist ein Schutzreflex, der eine Aspiration verhindert und Partikel und Reizstoffe aus den Atemwegen ausstößt. Allerdings kann es unkontrolliert oder behindernd werden und ist eines der häufigsten Symptome, die Arztbesuche veranlassen. (Siehe auch Husten bei Kindern.)

Die wahrscheinlichen Ursachen des Hustens (siehe Tabelle Ursachen von Husten) unterscheiden sich, je nachdem, ob das Symptom akut (< 8 Wochen) oder chronisch ist (1, 2).

Bei akutem Husten sind die häufigsten Ursachen

Bei chronischem Husten sind die häufigsten Ursachen

  • Nasentröpfeln

  • Gastroösophagealer Reflux

  • Asthma

  • Chronische Bronchitis

  • COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)

  • Bronchiale Hyperreagibilität nach Auflösung einer viralen oder bakteriellen Infektion der Atemwege (d. h. Husten nach der Infektion)

  • Angiotensin-konvertierendes Enzym-Hemmer und, seltener, Angiotensin-II-Rezeptorblocker

Die Ursachen für Husten bei Kindern sind ähnlich wie bei Erwachsenen, aber Asthma kann bei Kindern häufiger auftreten. Die Aspiration von Fremdkörpern, die bei Erwachsenen ungewöhnlich ist, außer bei Menschen mit Entwicklungsstörungen, Demenz oder Schluckstörungen, kommt bei Kindern häufiger vor.

Rein psychogener Husten ist selten und eine Ausschlussdiagnose. Patienten mit chronischem Husten können jedoch einen sekundären Reflex oder eine psychogene Komponente ihres Hustens entwickeln. Auch kann ein langwieriger Husten die Bronchialschleimhaut verletzen, was wiederum mehr Husten auslösen kann.

Tabelle

Allgemeine Literatur

  1. 1. Iyer VN, Lim KG: Chronic cough: an update. Mayo Clin Proc 88(10):1115–1126, 2013. doi:10.1016/j.mayocp.2013.08.007

  2. 2. Morice AH, Millqvist E, Bieksiene K, et al: ERS guidelines on the diagnosis and treatment of chronic cough in adults and children. Eur Respir J 55(1): 1901136, 2020. doi: 10.1183/13993003.01136-2019

Untersuchung des Hustens

Anamnese

Die Anamnese der jetzigen Krankheit sollte die Dauer und die Merkmale des Hustens abdecken (z. B. ob trocken oder produktiv mit Sputum oder Blut und klären, ob dieser von Atemnot, Thoraxschmerzen oder beidem begleitet wird). Die Frage nach auslösenden Faktoren (z. B. kalte Luft, starke Gerüche) und den Zeitpunkt des Hustens kann aufschlussreich sein (z. B. Husten, der primär auftritt, wenn Liegerad dies nahelegt) gastroösophagealer Reflux oder Herzinsuffizienz als Ursache).

Bei der Untersuchung der Körpersysteme sollte nach Symptomen einer möglichen Ursache, einschließlich laufender Nase und Halsschmerzen (Infektion der oberen Atemwegen, Nasentröpfeln); Fieber, Schüttelfrost, und pleuritische Thoraxschmerzen (Pneumonie); Nachtschweiß und Gewichtsverlust (Tumor, Tuberkulose), Sodbrennen (gastroösophagealer Reflux) sowie Schluckbeschwerden und Würgen während des Essens oder Trinkens (Aspiration) gesucht werden.

Die Anamnese sollte jüngste Infektionen der Atemwege (d. h. innerhalb der letzten 1–2 Monate); zurückliegende Allergien, Asthma, chronische obstruktive Lungenerkrankung und gastroösophagealen Reflux; Risikofaktoren für (oder bekannte) Tuberkulose oder HIV-Infektion sowie früheres Rauchen beachten. Die Arzneimittelanamnese sollte insbesondere die Verwendung von Angiotensin-konvertierendes Enzym-Hemmern berücksichtigen. Patienten mit chronischem Husten sollten nach Exposition gegenüber potentiellen Reizstoffen oder Allergenen sowie Reisen nach oder den Aufenthalt in Regionen mit endemischen Pilzerkrankungen befragt werden.

Körperliche Untersuchung

Die Vitalzeichen sollten auf Tachypnoe und Fieber überprüft werden.

Bei der allgemeinen Untersuchung sollte auf Anzeichen von Atemnot und chronischer Erkrankung (z. B. Auszehrung, Lethargie) geachtet werden.

Die Untersuchung der Nase und des Rachens sollte sich besonders auf die Beschaffenheit der nasalen Schleimhaut (z. B. Farbe, Stauung) und das Vorhandensein von Ausfluss (extern oder im hinteren Pharynx) konzentrieren. Die Ohren sollten auf Fremdkörper, Raumforderungen oder Anzeichen einer Infektion untersucht werden.

Die zervikalen und supraklavikulären Bereiche sollten auf Lymphadenopathie inspiziert und palpiert werden.

Es wird eine vollständige Lungenuntersuchung durchgeführt, die insbesondere die Angemessenheit des Lufteintritts und -austritts, die Symmetrie der Atemgeräusche und das Vorhandensein von Knistern, Keuchen (diffus oder lokalisiert) oder beidem umfasst. Zeichen für Konsolidierung (z. B. Ägophonie, Klopfschalldämpfung) sind zu beobachten.

Warnzeichen

Die folgenden Befunde sind von besonderer Bedeutung:

  • Dyspnoe

  • Hämoptyse

  • Gewichtsverlust

  • Persistierendes Fieber

  • Risikofaktoren für Tuberkulose oder HIV-Infektion

Interpretation der Befunde

Einige Befunde deuten auf bestimmte Diagnosen hin (1; siehe Tabelle Ursachen von Husten).

Weitere wichtige Ergebnisse sind weniger spezifisch. Zum Beispiel, helfen Farbe (z. B. gelb, grün) und Dicke von Sputum nicht, bakterielle Ursachen von anderen zu unterscheiden. Giemen kann bei mehreren Ursachen auftreten. Hämoptyse in kleinen Mengen kann bei schwerem Husten unterschiedlicher Ätiologie auftreten, obwohl größere Mengen an Hämoptyse auf Bronchitis, Bronchiektasen, Tuberkulose oder primären Lungenkrebs hindeuten. Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust können bei vielen chronischen Infektionen sowie bei Krebs auftreten.

Tests

Eine Pulsoxymetrie und ein Thoraxröntgen sollten bei Patienten mit ernstzunehmenden Befunden von Dyspnoe oder Hämoptyse sowie bei Patienten, bei denen der Verdacht auf eine Lungenentzündung oder eine andere parenchymatöse Lungenerkrankung besteht, durchgeführt werden. Bei Patienten mit Gewichtsverlust oder Risikofaktoren für diese Infektionen sollten eine Thorax-Röntgenaufnahme und Tests auf Tuberkulose und HIV-Infektion durchgeführt werden.

Bei vielen Patienten ohne ernstzunehmende Befunde können Kliniker die Diagnose auf die Anamnese und die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung stützen und die Behandlung ohne weitere Tests beginnen. Bei Patienten ohne klare Ursache, aber ohne ernstzunehmnde Befunde beginnen viele Ärzte die Behandlung empirisch gegen Nasentröpfeln (z. B. Kombinationen aus Antihistaminika und abschwellenden Mitteln, Nasensprays mit Kortikosteroiden oder Sprays mit nasalen Muskarin-Antagonisten), der Hyperreaktivität der Atemwege (z. B. inhalative Kortikosteroide oder kurz wirksame beta-adrenerge Agonisten) oder der gastroösophagealen Refluxkrankheit (z. B. Protonenpumpenhemmer, H2-Blocker). Eine angemessene Reaktion auf diese Maßnahmen macht in der Regel eine weitere Abklärung überflüssig.

Eine Thoraxröntgenaufnahme sollte bei Patienten mit chronischem Husten durchgeführt werden, bei denen die präsumptive Behandlung unwirksam ist. Wenn die Röntgenbefunde unauffällig sind, testen viele Ärzte sequenziell auf Asthma (Lungenfunktionstests mit Methacholinprovokation, wenn die Standard-Spirometrie normal ist), Nasennebenhöhlen (CT der Nasennebenhöhlen) und gastroösophageale Refluxkrankheit (Überwachung des pH-Wertes im Ösophagus).

Eine Sputumkultur ist bei Patienten mit einer möglichen indolenten Infektion wie Keuchhusten, Tuberkulose oder nichttuberkulösen Mykobakterieninfektion hilfreich.

Eine Thorax-CT und möglicherweise Bronchoskopie sollte bei Patienten mit Lungenkrebs durchgeführt werden, oder wenn ein anderer bronchialer Tumor vermutet wird (z. B. bei Patienten, die über lange Jahre geraucht haben oder unspezifische konstitutionelle Symptome haben) sowie bei Patienten, bei denen eine empirische Therapie versagt hat und bei denen die vorläufigen Tests keine eindeutigen Ergebnisse geliefert haben.

Evaluationshinweis

  1. 1. Morice AH, Millqvist E, Bieksiene K, et al: ERS guidelines on the diagnosis and treatment of chronic cough in adults and children. Eur Respir J 55(1): 1901136, 2020. doi: 10.1183/13993003.01136-2019

Behandlung von Husten

Die Therapie besteht in der Behandlung der Ursachen (1).

Es gibt nur wenige Hinweise, die den Einsatz von Hustenstillern oder schleimlösenden Mittel unterstützen. Husten ist ein wichtiger körpereigener Mechanismus, um Sekret aus den Atemwegen zu entfernen und kann die Behandlung respiratorischer Infekte unterstützen. Daher - auch wenn die Patienten oft erwarten, einen Hustenstiller zu bekommen oder dies sogar fordern - sollte eine solche Behandlung nur sehr vorsichtig durchgeführt werden und auf Patienten mit Infektion der oberen Atemwege beschränkt bleiben und auf Patienten, die eine Therapie für die zugrunde liegende Erkrankung erhalten und die weiter stark unter ihrem Husten leiden. Hustenstiller können einigen Patienten mit chronischem Husten helfen, die einen Reflex oder eine psychogene Komponente auf ihren Husten haben, oder die Verletzungen der bronchialen Schleimhaut entwickeln.

Antitussiva unterdrücken das medulläre Hustenzentrum (Dextromethorphan und Codein) oder anästhesieren die Dehnungsrezeptoren afferenter Vagusanteile in Bronchien und Alveolen (Benzonatat). Dextromethorphan, ein Kongener des Opioids Levorphanol, ist als Tablette oder Sirup wirksam. Codein wirkt antitussiv, analgetisch und sedierend, kann jedoch in seltenen Fällen zu Abhängigkeit führen. Übelkeit, Erbrechen, Obstipation und Toleranzentwicklung sind mögliche Nebenwirkungen. Andere Opiate (Hydrocodon, Hydromorphin, Methadon, Morphin) wirken ebenfalls antitussiv, werden aber wegen ihres hohen Abhängigkeits- und Missbrauchspotenzials nicht eingesetzt. Das mit Tetracain verwandte Benzonatat, das in mit Flüssigkeit gefüllten Kapseln erhältlich ist.

Expektoranzien sollen die Viskosität des Bronchialsekrets vermindern und Sekretförderung erleichtern (Abhusten), sind jedoch, wenn überhaupt, nur begrenzt wirksam. Guaifenesin wird am häufigsten verwandt, da es keine ernsten Nebenwirkungen hat. Daneben existieren zahlreiche andere Sekretolytika, darunter Bromhexin, Ipecac und gesättigte Kaliumjodidlösung (SSKI). Die Anwendung inhalativer Expektoranzien wie Isoproterenol, Acetylcystein, DNase (Dornase alfa), und hypertone Kochsalzlösungen sind im Allgemeinen auf den stationären Bereich zur Behandlung von Husten bei Patienten mit Bronchiektasen oder zystischer Fibrose beschränkt. Einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr kann die Sekretförderung erleichtern, ebenso wie die Inhalation von Dampf, jedoch wurde keine dieser beiden Maßnahmen genügend getestet.

Lokale Behandlung mit Hustenbonbons oder Säften (Demulzentia), die Akazie, Süßholz, Glycerin, Honig oder Wildkirsche enthalten, wirkt reizlindernd und möglicherweise emotional beruhigend. Ihr Nutzen ist jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen.

Protussiva, die den Husten fördern, sind bei zystischer Fibrose und Bronchiektasen indiziert, also bei Erkrankungen, bei denen eine ausreichende Sputumproduktion für die Sekretclearance und Erhaltung der Lungenfunktion als wichtig erachtet wird. DNase oder hypertone Kochsalzlösungen werden in Verbindung mit Vibrationsmassagen, Atemphysiotherapiegeräten und Lagerungsdrainage eingesetzt, um Husten und Auswurf zu fördern. Dieser Therapieansatz scheint bei zystischer Fibrose vorteilhaft, nicht jedoch bei den meisten anderen Ursachen für chronischen Husten.

Bronchodilatatoren wie Salbutamol und Ipratropiumbromid oder inhalative Kortikosteroide können bei anhaltendem Husten nach Infektion der oberen Atemwege und bei Asthma mit Husten von therapeutischem Nutzen sein.

Literatur zur Therapie

  1. 1. Morice AH, Millqvist E, Bieksiene K, et al: ERS guidelines on the diagnosis and treatment of chronic cough in adults and children. Eur Respir J 55(1): 1901136, 2020. doi: 10.1183/13993003.01136-2019

Wichtige Punkte

  • Alarmsignale sind Atemnot, chronisches Fieber, Gewichtsverlust und Bluthusten.

  • Die klinische Diagnose ist in der Regel ausreichend.

  • Eine okkulte gastroösophageale Refluxkrankeheit sollte als mögliche Ursache in Erinnerung bleiben.

  • Hustenmittel und Schleimlöser sollten gezielt eingesetzt werden.