Unterbauchschmerzen kommen häufig in der frühen Schwangerschaft vor und können schwere oder leichte Erkrankungen begleiten. Einige Störungen, die Unterbauchschmerzen hervorrufen, können auch zu vaginaler Blutung führen. Die Blutung kann bei einigen dieser Erkrankungen (z. B. rupturierte ektope Schwangerschaft, rupturierte hämorrhagische Gelbkörperzyste) massiv sein, was gelegentlich ein hämorrhagischer Schock zur Folge hat.
Die Ursachen oberer und generalisierter Bauchschmerzen sind ähnlich denen bei nichtschwangeren Patientinnen.
Ätiologie
Ursachen für Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft (siehe Tabelle Ursachen von Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft Ursachen von Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft ) können sein
Schwangerschaftsabhängig
Gynäkologisch, schwangerschaftsunabhängig
Nicht gynäkologisch
Gelegentlich wird keine spezifische Ursache festgestellt.
Die häufigsten geburtshilflichen Ursachen für Beckenschmerzen in der frühen Schwangerschaft sind
Die normalen Veränderungen der Schwangerschaft
Spontanabort Spontanabort Ein Spontanabort ist der nicht-induzierte embryonale oder fetale Tod oder der Abgang des Schwangerschaftsprodukts vor der 20. Woche. Ein drohender Abort ist eine vaginale Blutung ohne Erö... Erfahren Sie mehr (drohend, beginnend, inkomplett, komplett, septisch oder verhalten)
Die häufigste schwere schwangerschaftsabhängige Ursache ist
Zu den schwangerschaftsunabhängigen, gynäkologischen Ursachen gehört die Adnextorsion Adnextorsion Unter Adnextorsion versteht man die Verdrehung des Ovars und oft auch der Tube, wodurch die arterielle Blutzufuhr unterbrochen und eine Ischämie verursacht werden kann. Eine Adnextorsion... Erfahren Sie mehr , die häufiger während der Schwangerschaft aufritt, weil während der Schwangerschaft der Gelbkörper die Eierstöcke vergrößert, wodurch das Risiko für eine Torsion des Eierstock um den Stiel zunimmt.
Zu den häufigen nicht gynäkologischen Ursachen gehören verschiedene Erkrankungen des Gastrointestinal- und Urogenitaltrakts:
Unterbauchschmerzen in der Spätschwangerschaft kann von der Geburt oder zahlreichen anderen, schwangerschaftsunabhängigen Schmerzen im Beckenbereich resultieren.
Abklärung
Es sollten potenziell schwer behandelbare Ursachen (z. B. rupturierte oder nicht rupturierte Extrauteringravidität, septischer Abort, Appendizitis) ausgeschlossen werden.
Anamnese
Die Anamnese der aktuellen Erkrankung sollte die Gravidität und Parität der Patientin sowie der Beginn des Schmerzes (plötzlich oder allmählich), die Lokalisation (lokalisiert oder diffus), Auswirkungen der Bewegung auf den Schmerz und den Charakter (krampf- oder kolikartig) umfassen. Bei einem vorausgegangenen versuchten illegalen Schwangerschaftsabbruch besteht Verdacht auf einen septischen Abort, aber auch ohne eine solche Anamnese ist diese Diagnose nicht ausgeschlossen.
Bei der Überprüfung der Organsysteme wird nach GU- und GI-Symptomen gesucht, die für mögliche Ursachen sprechen:
Wichtige GU-Symptome umfassen
Scheidenblutung: Ektopische Schwangerschaft Extrauteringravidität Bei einer Extrauteringravidität erfolgt die Implantation an einer anderen Stelle als dem Endometriumepithel der Uterushöhle, z. B. im Eileiter, in den Uterushörnern, in der Zervix... Erfahren Sie mehr oder Abtreibung Spontanabort Ein Spontanabort ist der nicht-induzierte embryonale oder fetale Tod oder der Abgang des Schwangerschaftsprodukts vor der 20. Woche. Ein drohender Abort ist eine vaginale Blutung ohne Erö... Erfahren Sie mehr
Synkope oder Beinahesynkope: Eileiterschwangerschaften
Harnfrequenz, Dringlichkeit oder Dysurie: Harnwegsinfektion Einführung in die Harnwegsinfektionen (HWIs) Harnwegsinfektionen (HWI) können unterteilt werden in die Nieren betreffende Infektionen des oberen Harntraktes (Pyelonephritis) und solche des unteren Harntraktes, welche Blase (Zystitis),... Erfahren Sie mehr
Scheidenausfluss und Geschichte des ungeschützten Geschlechtsverkehrs: Beckenentzündung Pelvic Inflammatory Disease (PID) Die entzündliche Erkrankung des Beckens (PID) ist eine polymikrobielle Infektion des oberen weiblichen Genitaltraktes: Gebärmutterhals, Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke... Erfahren Sie mehr
Wichtige GI-Symptome umfassen
Durchfall: Gastroenteritis Gastroenteritis Unter einer Gastroenteritis verstehen wir eine Entzündung der Schleimhautauskleidung von Magen, Dünn- und Dickdarm. Die meisten Fälle sind infektiös, wenngleich eine Gastroenteritis... Erfahren Sie mehr , entzündliche Darmerkrankung Übersicht zu entzündlichen Darmerkrankheiten Entzündliche Darmkrankheiten (IBD), zu denen der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa gehören, sind mit Remissionen und Rückfällen einhergehende chronische Entzündungen in unterschiedlichen... Erfahren Sie mehr , oder Reizdarmsyndrom Reizdarmsyndrom (IBS) Das Reizdarmsyndrom ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Bauchbeschwerden oder Schmerzen mit mindestens zwei der folgenden Merkmale: Beziehung zum Stuhlgang, Assoziation mit einer Änderung... Erfahren Sie mehr
Erbrechen: Aufgrund vieler Erkrankungen, einschließlich Gastroenteritis und Darmverschluss Darmverschluss Unter einem Darmverschluss versteht man eine signifikante mechanische Verschlechterung oder einen vollkommenen Stillstand des Transports von Darminhalt wegen einer Pathologie, die eine Verstopfung... Erfahren Sie mehr
Obstipation: Darmverschluss, Reizdarm oder eine Funktionsstörung
Die Anamnese sollte Erkrankungen umfassen, von den bekannt ist, das Sie Unterbauchschmerzen (z. B. entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarm, Nephrolithiasis, Extrauteringravidität, Spontanabort) verursachen. Risikofaktoren für diese Erkrankungen sollten identifiziert werden.
Zu den Risikofaktoren für eine Extrauteringravidität gehören
Zurückliegende Extrauteringravidität (am wichtigsten)
Sexuell übertragbare Krankheiten oder entzündliche Erkrankungen des Beckens in der Anamnese
Zigarettenrauchen
Verwendung eine Intrauterinpessars
Alter > 35 Jahre
Vorausgegangener chirurgischer Eingriff am Abdomen (insbesondere Eileiteroperation)
Anwendung fertilitätssteigernder Medikamente oder assistierter reproduktiver Techniken
Mehrere Sexualpartner
Scheidenspülungen
Zu den Risikofaktoren für einen Spontanabort gehören
Alter > 35 Jahre
Zurückliegender Spontanabort
Zigarettenrauchen
Drogen (z. B. Kokain, Alkohol, hohe Koffeinmengen)
Uterusanomalien (z. B. Leiomyom, Adhäsionen)
Zu den Risikofaktoren für einen Darmverschluss gehören
Zurückliegender chirurgischer Eingriff am Abdomen
Hernie
Körperliche Untersuchung
Die körperliche Untersuchung beginnt mit einer Überprüfung der Vitalfunktionen, insbesondere bei Fieber und Anzeichen einer Hypovolämie (Hypotonie, Tachykardie).
Die Untersuchung konzentriert sich auf das Abdomen und den Unterbauch. Der Bauch wird hinsichtlich Druckempfindlichkeit, Peritonealzeichen (Loslassschmerz, verhärtete Bauchdecke, Abwehrspannung) und Uterusgröße abgetastet und auf Tympanie perkutiert. Die fetalen Herztöne werden mit Hilfe einer Dopplersonde überprüft.
Die gynäkologische Untersuchung umfasst eine Inspektion der Zervix auf Ausfluss, Dilatation und Blutungen. Von einer Probe eines etwaigen Ausflusses wird eine Kultur angelegt. Blut oder Blutgerinnsel im Geburtskanal werden vorsichtig entfernt.
Mittels bimanueller Untersuchung wird auf Portio-Schiebeschmerz, Adnextumoren oder Druckschmerzhaftigkeit und die Uterusgröße untersucht.
Warnzeichen
Die folgenden Befunde sind von besonderer Bedeutung:
Hämodynamische Instabilität (Hypotonie und/oder Tachykardie)
Synkope oder Beinahesynkope
Peritonealzeichen (Loslassschmerz, verhärtete Bauchdecke, Abwehrspannung)
Fieber, Schüttelfrost und eitriger vaginaler Ausfluss
Interpretation der Befunde
Bestimmte Befunde geben Hinweise auf die Ursachen von Unterbauchschmerzen, sind aber nicht immer diagnostisch beweisend (siehe Tabelle Ursachen von Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft Ursachen von Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft ).
Bei allen Frauen mit Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft muss die schwerwiegendste Ursache, eine Extrauteringravidität, unabhängig anderer Befunde ausgeschlossen werden. Schwangerschaftsunabhängige Ursachen von Unterbauchschmerzen (z. B. akute Appendizitis) müssen immer in Betracht gezogen und wie bei nicht schwangeren Frauen untersucht werden.
Wie bei allen Patienten sind Zeichen einer peritonealen Reizung (z. B. fokale Schmerzempfindlichkeit, Abwehrspannung, Loslassschmerz, verhärtete Bauchdecke) bedenklich. Häufige Ursachen sind Blinddarmentzündung, rupturierte Extrauteringravidität und seltener rupturierte Ovarialzyste. Allerdings schließt das Fehlen einer peritonealen Reizung nicht solche Erkrankungen aus, sodass in hohem Maße an sie gedacht werden müssen.
Eine vaginale Blutung, die von Schmerzen begleitet ist, lässt einen Spontanabort oder eine Extrauteringravidität vermuten. Ein offener Muttermund oder durch die Zervix hindurchtretendes Gewebe ist ein deutlicher Hinweis auf einen beginnenden, inkompletten oder kompletten Abort. Fieber, Schüttelfrost und eitriger vaginaler Ausfluss deuten auf einen septischen Abort hin (insbesondere bei Patientinnen mit vorausgegangenem instrumentellen Eingriff am Uterus oder illegal versuchter Beendigung der Schwangerschaft). Entzündliche Erkrankungen des Beckens sind während der Schwangerschaft zwar selten, können aber vorkommen.
Tests
Wenn eine schwangerschaftsabhängige Ursache der Unterbauchschmerzen vermutet wird, sollte eine quantitative Beta-hCG-Messung, ein Blutbild, Blutgruppenbestimmung und Rh-Typisierung erfolgen. Ist die Patientin hämodynamisch instabil (mit Hypotonie und/oder anhaltender Tachykardie), sollte das Blut kreuzgetestet und Fibrinogen, Fibrinspaltprodukte und PT-PTT bestimmt werden.
Beckensonographie wird zur Bestätigung einer Extrauteringravidität durchgeführt. Allerdings kann und sollte die Sonographie bei der hämodynamisch instabilen Patientin mit einem positiven Schwangerschaftstest aufgeschoben werden, da entweder eine Extrauteringravidität oder ein Spontanabort mit Blutung sehr wahrscheinlich ist.
Sowohl transabdominaler als auch transvaginaler Ultraschall sollten bei Bedarf durchgeführt werden. Ist der Uterus leer und ist kein Gewebe durchgetreten, wird eine Extrauteringravidität vermutet. Wenn im Dopplerultraschall ein fehlender oder verringerter Blutfluss in die Adnexe zu erkennen ist, wird eine Adnex-(Ovarial-)Torsion vermutet. Allerdings ist dieser Befund nicht immer vorhanden, da eine spontane Detorsion auftreten kann.
Die Laparoskopie kann zur Diagnose von Schmerzen verwendet werden, die nach den üblichen Tests signifikant sind und nicht diagnostiziert werden.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache.
Ist eine Extrauteringravidität Behandlung Bei einer Extrauteringravidität erfolgt die Implantation an einer anderen Stelle als dem Endometriumepithel der Uterushöhle, z. B. im Eileiter, in den Uterushörnern, in der Zervix... Erfahren Sie mehr bestätigt und nicht rupturiert, kann häufig Methotrexat in Betracht gezogen oder eine chirurgische Salpingotomie oder Salpingektomie durchgeführt werden. Eine rupturierte oder sickernde Extrauteringravidität wird durch sofortige Laparoskopie oder Laparotomie therapiert.
Die Behandlung eines Spontanaborts Behandlung Ein Spontanabort ist der nicht-induzierte embryonale oder fetale Tod oder der Abgang des Schwangerschaftsprodukts vor der 20. Woche. Ein drohender Abort ist eine vaginale Blutung ohne Erö... Erfahren Sie mehr hängt von der Art der Aborts und der hämodynamischen Stabilität der Patientin ab. Drohende Aborte werden konservativ mit oralen Analgetika behandelt. Drohende, inkomplette oder verhaltene Aborte werden medizinisch mit Misoprostol oder chirurgisch durch Entleerung des Uterus per Dilatation und Curettage behandelt. Septische Aborte werden durch Entleerung des Uterus zzgl. i.v. Antibiotika therapiert.
Frauen mit Rh-negativem Blut sollten bei vaginaler Blutung oder Extrauteringravidität Rh0(D)-Immunglobulin erhalten.
Rupturierte Gelbkörperzysten und Degeneration eines Uterusmyoms Behandlung Uterusmyome sind gutartige Tumoren des Uterus, die aus glattem Muskelgewebe entstanden sind. Sie führen oft zu abnormalen Blutungen aus dem Uterus, Schmerzen und Druckgefühl im Unterbauch... Erfahren Sie mehr werden konservativ mit oralen Analgetika behandelt.
Die Behandlung von adnexe Torsion Behandlung Unter Adnextorsion versteht man die Verdrehung des Ovars und oft auch der Tube, wodurch die arterielle Blutzufuhr unterbrochen und eine Ischämie verursacht werden kann. Eine Adnextorsion... Erfahren Sie mehr ist chirurgisch:
Wenn der Eierstock lebensfähig ist: Manuelle Detektion
Wenn der Eierstock infarktiert ist und nicht lebensfähig ist: Oophorektomie oder Salpingektomie
Wichtige Punkte
Ärzte sollten immer eine Extrauteringravidität in Betracht ziehen.
Schwangerschaftsunabhängige Ursachen sollten in Betracht gezogen werden; ein akutes Abdomen kann sich während der Schwangerschaft entwickeln.
Lässt sich keine eindeutige, schwangerschaftsunabhängige Ursache nachweisen, ist in der Regel eine Sonographie erforderlich.
Ein septischer Abort wird vermutet, wenn ein vorangegangener instrumenteller Eingriff am Uterus oder ein induzierter Abort vorliegt.
Bei vaginaler Blutung wird der Rh-Status bestimmt, und alle Frauen mit Rh-negativem Blut erhalten Rh0(D)-Immunglobulin.