Arthrose

(Osteoarthritis, degenerative Gelenkkrankheit, hypertrophe Osteoarthritis)

VonKinanah Yaseen, MD, Cleveland Clinic
Überprüft/überarbeitet Nov. 2022
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Die Arthrose ist eine chronische Arthropathie, die durch Schädigung und potenziellen Verlust des Gelenkknorpels zusammen mit weiteren Veränderungen, wie z. B. Knochenhypertrophie (Bildung von Osteophyten), gekennzeichnet ist. Die Symptomatik beinhaltet sich langsam entwickelnde Schmerzen, die durch Aktivität ausgelöst oder verstärkt werden, Gelenksteifigkeit, die weniger als 30 min nach dem Aufwachen und nach Inaktivität anhält, und gelegentlich Gelenkschwellungen. Die Diagnose wird radiologisch gesichert. Die Behandlung umfasst physikalische Maßnahmen, Rehabilitation, Patientenschulung und Medikamente zur Schmerzlinderung.

Die Arthrose ist die häufigste Gelenkkrankheit, sie wird meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr symptomatisch und betrifft (obgleich nicht immer symptomatisch) unter den 80-Jährigen nahezu jeden Menschen. Nur die Hälfte der Patienten mit arthrosetypischen Veränderungen haben auch tatsächlich Beschwerden. Unter 40 Jahren tritt der Großgelenk-OA meist bei Männern auf und resultiert häufig aus einem Trauma oder einer anatomischen Variation (z. B. Hüftdysplasien). Zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr sind mehr Frauen betroffen, danach ist die Verteilung gleich.

Klassifikation der Arthrose

Die Arthrose wird in eine primäre (idiopathische) und eine sekundäre, auf definierte Ursachen bezogene Form eingeteilt.

Die primäre Form der Arthrose betrifft meist bestimmte Gelenke (z. B. ist die Chondromalacia patellae eine milde Form der Arthrose, die jüngere Menschen betrifft). Die primäre Form wird nach dem Ort des Auftretens (z. B. Hände, Füße, Knie, Hüften) eingeteilt. Wenn multiple Gelenke betroffen sind, spricht man von primär generalisierter Arthrose.

Die sekundäre Form der Arthrose entsteht durch Bedingungen, die die Mikroumgebung des Knorpels oder der Gelenkstruktur verändern. Hierzu zählen Trauma, angeborene Gelenkschäden, metabolische Störungen (z. B. Hämochromatose, Morbus Wilson), Infektionen (die zu postinfektiöser Arthritis führen) sowie endokrine und neurologische Krankheiten und außerdem Krankheiten, die die normale Struktur und Funktion des hyalinen Knorpels verändern (z. B. rheumatoide Arthritis, Gicht, Kalziumkristallablagerungskrankheit (CPPD)).

Pathophysiology of Osteoarthritis

Normale Gelenke erleiden durch Bewegung keinen Abrieb und nutzen sich durch typische Belastungen nicht ab, ebensowenig durch übermäßige Beanspruchung oder die meisten Traumata. Der hyaline Knorpel enthält keine Gefäße, Nerven oder Lymphbahnen. Er besteht zu 95% aus Wasser und extrazellulärer Knorpelmatrix und nur zu 5% aus Chondrozyten. Chondrozyten haben den längsten Zellzyklus im Körper (ähnlich wie die Zellen des zentralen Nervensystems und der Muskeln). Gesundheit und Funktion des Knorpels hängen vom Wechsel aus Kompression und Entlastung bei Gewichtsbelastung und Gebrauch ab (z. B. wird bei Kompression Flüssigkeit aus dem Knorpel in den Gelenkspalt und in die Kapillaren und Venolen gepresst, bei Entlastung dehnt sich der Knorpel wieder aus und saugt dabei Flüssigkeit und notwendige Elektrolyte und Nährstoffe auf).

Der Auslöser der Arthrose ist meist unbekannt, jedoch beginnt die Arthrose zuweilen mit einer Gewebeschädigung aufgrund eines mechanischen Einflusses (z. B. Meniskusschaden), der Übertragung von Entzündungsmediatoren aus der Gelenkinnenhaut in den Knorpel oder mit Störungen im Knorpelstoffwechsel. Adipositas löst einige dieser Defekte im Knorpelstoffwechsel aus, was zu einer Schädigung der Knorpelmatrix und einem Umbau des subchondralen Knochens führt, der durch Adipokine wie Leptin und Adipsin vermittelt und durch mechanische Faktoren aufgrund von Übergewicht verstärkt wird. Gewebeschäden stimulieren die Chondrozyten zur Reparation, bei der die Produktion von Proteoglykanen und Kollagen gesteigert wird. Zugleich regen die Reparaturanstrengungen die Produktion von knorpelabbauenden Enzymen und proinflammatorischen Zytokinen an, die normalerweise in nur geringer Menge vorhanden sind. Diese Entzündungsmediatoren lösen einen entzündlichen Teufelskreis mit weiterer Stimulation der Chondrozyten und der synovialen Deckzellen aus, schließlich kommt es zum Zusammenbruch des Knorpels. Die Chondrozyten unterliegen dem programmierten Zelltod (Apoptose). Wenn der Knorpel zerstört ist, kommt es nachfolgend zur Schädigung und Sklerosierung des freiliegenden Knochens.

Alle artikulären und einige periartikuläre Gewebe können an der Arthrose beteiligt sein. Der subchondrale Knochen verliert seine Elastizität, wird infarziert, und es entwickeln sich subchondrale Zysten. Knöcherne Reparaturversuche führen zur subchondralen Sklerose und Bildung von Osteophyten seitlich am Gelenk. Die Osteophytenbildung ist ein Versuch des Körpers, das Gelenk wieder zu stabilisieren. Die Synovialis entzündet sich leicht und verdickt sich, es entsteht ein Gelenkerguss mit herabgesetzter Viskosität und größerem Volumen der Gelenkflüssigkeit. Die periartikulären Sehnen und Bänder werden vermehrt belastet, was zu einer Tendinitis und Kontrakturen führt. Da die Gelenkbeweglichkeit abnimmt, werden die umgebenden Muskeln schwächer und sind weniger stützend. Die Menisken des Knies, die teilweise innerviert sind, reißen ein und können fragmentieren und zu den Schmerzen beitragen.

Die Arthrose der Wirbelsäule kann im Bereich der Bandscheiben zu deutlicher Verdickung und Proliferation der hinteren Längsbänder führen, die sich posterior zum Wirbelkörper, aber anterior zum Rückenmark befinden. Im Ergebnis bilden sich Querbalken, die auf den vorderen Anteil des Rückenmarks einwirken. Hypertrophie und Hyperplasie der Ligamenta flava, die posterior zum Rückenmark liegen, führen häufig zur Kompression des posterioren Kanals, wodurch eine Spinalkanalstenose entsteht. Im Gegensatz dazu liegen die vorderen und hinteren Nervenwurzeln, die Ganglien und der gemeinsame Spinalnerv recht gut geschützt in den Foramina intervertebralia, wo sie nur 25% des verfügbaren, gut abgepolsterten Raumes einnehmen.

Symptome und Beschwerden von Arthrose

Die Symptomatik einer Osteoarthritis beginnt allmählich, üblicherweise in einem oder wenigen Gelenken.

Das früheste Symptom von Arthrose ist der Schmerz, der oft als stechend geschildert wird und bei Belastung und Druck durch das Körpergewicht verstärkt und durch Ruhe gelindert werden kann, aber später konstant vorhanden sein kann.

Gelenksteifigkeit wird morgens und nach längerer Ruhehaltung verspürt, dauert aber nicht länger als 30 min an und lässt bei Bewegung nach. Bei fortschreitender Arthrose nimmt die Beweglichkeit ab, Druckschmerzhaftigkeit, Krepitus und das Gefühl von Gelenkreiben nehmen zu.

Auf eine frühe Knorpelhypertrophie folgt eine deutliche Knochen-, Band-, Sehnen-, Kapsel- und Synovialreaktion sowie ein mehr oder weniger starker, nicht entzündlicher Gelenkerguss, der schließlich zu der für die Arthrose charakteristischen Gelenkvergrößerung führt.

Es kann zu Beugekontrakturen kommen. Eine akute oder schwere Synovitis ist selten.

Druckempfindlichkeit und Schmerzen bei passiven Bewegungen sind relativ spät auftretende Symptome. Muskelkrämpfe und Kontrakturen können zu den Schmerzen beitragen. Mechanische Blockaden durch freie Gelenkkörper oder Meniskusverlagerung können ebenfalls auftreten und zu einem Gelenkblock beitragen bzw. einen kompletten Gelenkblock bewirken. Schließlich können auch Deformitäten und Subluxationen auftreten.

In der Regel zeigt die Arthrose einen langsam und sporadisch progredienten Verlauf, manchmal jedoch kommt sie unvorhersehbar zum Stillstand oder zeigt sogar eine Rückbildungstendenz.

Zu den Gelenken, die am häufigsten von einer generalisierten Arthrose betroffen sind, gehören die folgenden:

  • Distale Interphalangealgelenke (DIP) und proximale Interphalangealgelenke (PIP) (führt zu Heberden- und Bouchard-Knoten)

  • Daumensattelgelenk (das am häufigsten schmerzende Gelenk der Hand)

  • Bandscheiben und Zygapophysealgelenke in der HWS und LWS

  • 1. Metatarsophalangealgelenk

  • Hüfte

  • Kniegelenk

Eine Arthrose im Bereich der HWS und LWS kann zur Myelopathie und Radikulopathie führen. Die klinischen Zeichen der Myelopathie sind jedoch meist eher mild. Eine Spinalkanalstenose kann im unteren Rücken oder in den Beinen Schmerzen verursachen, die sich beim Gehen (neurogene Klaudikation, manchmal Pseudoklaudikation genannt) oder Strecken des Rückens verschlimmern. Eine Radikulopathie kann ein erhebliches Ausmaß erreichen, ist aber insgesamt seltener, da Nervenwurzeln und Ganglien gut geschützt liegen. Gelegentlich kommt es zu Komplikationen wie Insuffizienz der Vertebralarterien, Einengung des Rückenmarks und Dysphagie aufgrund eines ösophagealen Impingements durch Osteophyten. Arthrosebedingte Symptome können im Allgemeinen auch vom subchondralen Knochen, von Bändern, der Synovialis, den periartikulären Schleimbeuteln, den Gelenkkapseln, den Muskeln, den Sehnen, den Bandscheiben und dem Periost ausgehen, denn alle diese Strukturen sind schmerzsensitiv. Auch ein ansteigender venöser Druck im subchondralen Knochenmark kann Schmerzen verursachen, die manchmal als Knochenangina bezeichnet werden.

DieCoxarthrose führt zu einem allmählichen Verlust der Beweglichkeit und ist meist symptomatisch bei Belastung. Der Schmerz kann im Leistenbereich oder am Trochanter major empfunden werden oder sich auf Oberschenkel und Knie beziehen.

DieGonarthrose bewirkt einen Verlust des Knorpels (in 70% der Fälle medial betont) werden. Es kommt zur Lockerung der Bänder und zum Verlust der Gelenkstabilität, der lokale Schmerz geht dann von Bändern und Sehnen aus.

Die erosive Form der Arthrose führt zur Synovitis und Zystenbildung in der Hand (Fingerpolyarthrose). Sie betrifft v. a. die DIP- und PIP-Gelenke, Die Karpometakarpalgelenke des Daumens sind in 20% der Fälle von Arthrose an der Hand betroffen, während die Metakarpophalangealgelenke und die Handgelenke normalerweise verschont bleiben. Derzeit ist unklar, ob es sich bei der erosiven interphalangealen Osteoarthritis um eine Variante der Handarthrose handelt oder ob sie eine eigenständige Entität wie die mikrokristalline Erkrankung (z. B. Kalziumpyrophosphatarthritis) darstellt.

Diagnose von Arthrose

  • Röntgenaufnahmen

An eine Arthrose ist bei allmählichem Beginn von Gelenksymptomen zu denken, v. a. bei älteren Menschen. Im Verdachtsfall sollten Röntgenaufnahmen der am häufigsten betroffenen Gelenke angefertigt werden. Sie zeigen dann marginale Osteophyten, Gelenkspaltverschmälerung, vermehrte Dichte des subchondralen Knochens, Bildung subchondraler Zysten, Remodeling-Phänomene des Knochens und Gelenkergüsse. Röntgenaufnahmen der Kniegelenke im Stehen (tangentiale Ansicht mit 30° gebeugtem Knie) erleichtern die Identifizierung einer Gelenkspaltverschmälerung. Häufig besteht eine Diskrepanz zwischen dem Schweregrad der Symptome und dem Schweregrad der Veränderungen in der Bildgebung.

Laboruntersuchungen sind bei Osteoarthritis normal, können aber gelegentlich erforderlich sein, um andere Erkrankungen auszuschließen oder eine Grunderkrankung zu diagnostizieren, die eine sekundäre Osteoarthritis verursacht. Wenn die Arthrose zum Erguss führt, kann die Synoviaanalyse die Unterscheidung zum entzündlichen Erguss erleichtern (bei ursächlicher Arthrose klarer Erguss mit hoher Viskosität und 2000 Leukozyten/mcl).

Wenn die Arthrose an ungewöhnlichen Stellen auftritt, ist eine sekundäre Form wahrscheinlich; es sollte dann nach einer Grundkrankheit (z. B. endokrin, metabolisch, neoplastisch oder biomechanisch) gesucht werden.

Behandlung von Arthrose

  • Nichtmedikamentöse Therapie (z. B. Aufklärung, angemessene Gewichtsabnahme, rehabilitative und unterstützende Maßnahmen)

  • Medikamentöse Therapie

Therapieziele von Arthrose sind die Schmerzlinderung, der Erhalt der Beweglichkeit und die Optimierung der Funktionen. Im Vordergrund der Therapie stehen physikalische Maßnahmen wie Rehabilitation, Hilfsmittelversorgung, Bewegungsübungen, um Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer zu verbessern, und Patientenaufklärung sowie Modifizierung von Alltagstätigkeiten. Medikamente und chirurgische Interventionen kommen zusätzlich zum Einsatz. (See also the 2019 American College of Rheumatology/Arthritis Foundation Guideline for the Management of Osteoarthritis of the Hand, Hip, and Knee for nondrug management of hip and knee osteoarthritis.)

Physikalische Maßnahmen

Eine mäßige Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Patienten verringert häufig die Schmerzen und kann sogar das Fortschreiten der Kniearthrose bremsen. Rehabilitationsmaßnahmen sollten möglichst beginnen, bevor sich die Behinderungen entwickeln.

Bewegungsübungen (z. B. isometrisch, isotonisch, isokinetisch, Haltungstraining, Kräftigungsübungen, siehe Physikalische Therapie) dienen dazu, die Beweglichkeit zu erhalten sowie die Kapazität der Sehnen und Muskeln für die Stressabsorption bei der Gelenkbewegung zu erhöhen. Bewegungsübungen sind bisweilen in der Lage, eine Cox- und Gonarthrose zum Stillstand zu bringen oder sogar eine gewisse Rückbildung zu erreichen. Bewegungsübungen im Wasser werden empfohlen, weil sie die Gelenke schonen. Dehnungsübungen sollten täglich durchgeführt werden.

Eine längere Immobilisierung kann Kontrakturen zur Folge haben und den klinischen Verlauf verschlechtern. Minutenlange Ruhepausen (alle 4–6 h) können jedoch hilfreich sein, wenn sie in ausgewogenem Verhältnis zu Bewegungsübungen und Beanspruchung stehen.

Eine Modifizierung von Alltagsaktivitäten und -beanspruchung kann hilfreich sein. So sollte ein Patient mit LWS-Problemen, Cox- oder Gonarthrose weiche, tiefe Stühle und Lehnen meiden, denn die Haltung darin ist ungünstig und das Aufstehen erschwert. Kissen unter dem Knie im Liegen begünstigen Kontrakturen und sollen deshalb vermieden werden. Jedoch ein zwischen den Knien platziertes Kissen kann oft helfen radikuläre Rückenschmerzen zu lindern. Der Patient sollte in einem Stuhl mit gerader Rückenlehne (ohne zusammengesunkene Haltung) sitzen, in einem Bett mit fester Unterlage (z. B. mit eingelegtem Brett) schlafen, einen entsprechend gerade gestellten und möglicherweise speziellen rückenfreundlichen Autositz benutzen, Haltungsübungen durchführen, Schuhe benutzen, die an sein Fußgewölbe angepasst sind (z. B. spezielle Athletenschuhe) und v. a. aktiv und in Bewegung bleiben.

Hilfsmittel können bei degenerativen Wirbelsäulenveränderungen, bei der Gonarthrose und der Rhizarthrose zusätzlich schmerzlindernd und funktionsverbessernd wirken, v. a. wenn sie mit spezifischen Übungsprogrammen kombiniert werden. Bei medialer Kniearthrose werden Orthesen, die die Belastung des Knies reduzieren sollen, den seitlichen Keileinlagen vorgezogen, deren Ergebnisse nicht eindeutig sind (1).

Bei der erosiven Form der Arthrose sind Bewegungsübungen in warmem Wasser sinnvoll, sie können helfen, Kontrakturen vorzubeugen.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie hat einen additiven Charakter. Paracetamol in einer Dosierung von bis zu 1 g oral 4-mal täglich kann Schmerzen lindern und ist im Allgemeinen sicher, wenn keine Lebererkrankung oder erheblicher Alkoholkonsum vorliegt. Potentere Analgetika wie Tramadol oder seltene Opioide können erforderlich sein, jedoch können diese Medikamente bei älteren Patienten zu Verwirrtheit führen und werden im Allgemeinen vermieden. Duloxeten, ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, kann die durch die Arthrose hervorgerufenen Schmerzen leicht verringern. Die topische Anwendung von Capsaicin hat sich bei der Linderung der Schmerzen in den oberflächlichen Gelenken als hilfreich erwiesen, indem es die Schmerzleitung unterbricht.

Bei stärkeren Schmerzen oder Zeichen von Entzündung (z. B. Rötung, Überwärmung) sollten nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR), inkl. selektiver Cyclooxygenase COX-2-Inhibitoren oder Coxibe zum Einsatz kommen. Die nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR) können auch mit reinen Analgetika (z. B. Tramadol, seltener Opioide) kombiniert werden, um eine maximale Beeinflussung der Symptome zu erreichen. Die topische Anwendung von nichtsteroidalem Antiphlogistikum kann bei oberflächlichen Gelenken wie den Händen und Knien von Nutzen sein. Von besonderem Nutzen ist die topische Anwendung von nichtsteroidalen Antiphlogistika bei älteren Menschen, da die systemische Exposition gegenüber NSAID verringert wird, wodurch das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen minimiert wird. Bei regelmäßiger Anwendung von NSAR bei älteren Patienten sollte ein Magenschutz in Betracht gezogen werden.

Muskelrelaxanzien wie Cyclobenzaprin, Metaxalon und Methocarbamol (in der Regel in niedriger Dosierung) lindern gelegentlich Schmerzen, die von Muskeln herrühren, die bei dem Versuch, die Arthrose -Gelenke zu stützen, überlastet werden, doch gibt es dafür keine eindeutigen Beweise, es sei denn, es besteht gleichzeitig eine zentrale Sensibilisierung. bei älteren Patienten bringen sie jedoch oft mehr Nebenwirkungen als Nutzen.

Orale Kortikosteroide sollten nicht chronisch verabreicht werden. Intra-artikuläre Depotkortikosteroide können bei einigen Patienten helfen, kurzfristig Schmerzen zu lindern und die Gelenkbeweglichkeit zu erhöhen; in klinischen Studien wurde jedoch ein starker Placebo-Effekt nachgewiesen. Häufige intrartikuläre Injektionen von Kortikosteroiden erhöhen das Risiko von Knorpelverlust (2).

Hyaluronsäure-Formulierungen können in das Knie gespritzt werden und bieten bei einigen Patienten eine gewisse Schmerzlinderung über einen längeren Zeitraum. Sie sollten nicht öfter als alle 6 Monate angewendet werden. Die Behandlungsserie besteht aus 1–5 wöchentlichen Injektionen. Die Wirksamkeit dieser Präparate bei Patienten mit röntgenologisch nachgewiesener schwerer Kniearthrose ist jedoch begrenzt, und sie werden daher nur empfohlen, wenn alle anderen Optionen keinen Nutzen gebracht haben. Hyaluronsäure-Formulierungen werden bei Hüft- oder Schulterarthrose nicht empfohlen (3). Bei einigen Patienten kann die lokale Injektion eine akute schwere entzündliche Synovitis verursachen. Klinische Studien zu diesen Medikamenten haben einen starken Placebo-Effekt der intraartikulären Injektion gezeigt. Diese Injektionen haben nachweislich keine krankheitsverändernde Wirkung.

Glucosaminsulfat (1500 mg/Tag p.o.) und Chondroitinsulfat (1200 mg/Tag p.o.) gehören zu den in ihrer Wertigkeit umstrittenen zusätzlichen Maßnahmen zur Symptomlinderung und Verlaufsmodifizierung. Bisherige Studien haben eine gemischte Wirksamkeit in Bezug auf die Schmerzlinderung gezeigt, wobei der Beginn der Schmerzlinderung oft verzögert eintritt und keine starke Wirkung auf den Erhalt des Knorpels besteht.

Andere unterstützende und experimentelle Therapien

Andere unterstützende Maßnahmen können die Schmerzen lindern, darunter Massagen, Heizkissen, Gewichtsverlust, Akupunktur und transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Wirken diese nicht-chirurgische Maßnahmen nicht ausreichend, so sind operative Maßnahmen wie Laminektomien, Osteotomien und Gelenkersatz in Erwägung zu ziehen.

Weitere experimentelle Therapieverfahren mit dem Ziel eines Knorpelerhaltes oder -aufbaus werden untersucht. Unklar ist, ob die Anwendung eines Pflasters mit topischem 5%igem Lidocain die Schmerzen lindern kann. Ein Versuch mit Flavocoxid, einem Pflanzeninhaltsstoff, kann ebenfalls unternommen werden. Injektionen mit plättchenreichem Plasma haben sich in 12-Monats-Studien in Bezug auf die Schmerzlinderung als besser erwiesen als Hyaluronsäure, verändern aber nicht das Fortschreiten der Erkrankung (4). Der mesenchymalen Stammzelltherapie zur Knorpelreparatur werden positive Ergebnisse nachgesagt, insbesondere bei der Knie-Arthrose (5), aber dieser Ansatz gilt noch als experimentell, und es gibt derzeit nur wenige Belege für seine klinische Anwendung (6). Monoklonale Antikörper gegen den Nervenwachstumsfaktor werden auf chronische Schmerzen aufgrund von Arthrose getestet. Allerdings haben Pilotstudien zu beschleunigter Arthrose und Osteonekrose geführt, sodass größere Studien mit strengen Ein- und Ausschlusskriterien für Patienten erforderlich sind.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Parkes MJ, Maricar N, Lunt M, et al: Lateral wedge insoles as a conservative treatment for pain in patients with medial knee osteoarthritis: a meta-analysis. JAMA 310(7):722–730, 2013. doi:10.1001/jama.2013.243229

  2. 2. McAlindon TE, LaValley MP, Harvey WF, et al: Effect of intra-articular triamcinolone vs saline on knee cartilage volume and pain in patients with knee osteoarthritis: randomized clinical trial. JAMA 317(19):1967–1975, 2017. doi:10.1001/jama.2017.5283

  3. 3. Kolasinski SL, Neogi T, Hochberg MC, et al: 2019 American College of Rheumatology/Arthritis Foundation Guideline for the Management of Osteoarthritis of the Hand, Hip, and Knee. Arthritis Care Res (Hoboken) 72(2):149–162, 2020. doi:10.1002/acr.24131

  4. 4. Hohmann E, Tetsworth K, Glatt V: Is platelet-rich plasma effective for the treatment of knee osteoarthritis? A systematic review and meta-analysis of level 1 and 2 randomized controlled trials. Eur J Orthop Surg Traumatol, 2020. doi 10.1007/s00590-020-02623-4. doi:10.1007/s00590-020-02623-4

  5. 5. Yubo M, Yanyan L, Li L, et al: Clinical efficacy and safety of mesenchymal stem cell transplantation for osteoarthritis treatment: A meta-analysis. PLoS ONE 12(4):e0175449, 2017. doi: 10.1371/journal.pone.0175449. eCollection 2017

  6. 6. Pas HI, Winters M, Haisma HJ, et al: Stem cell injections in knee osteoarthritis: a systematic review of the literature. Br J Sports Med 51(15):1125–1133, 2017. doi:10.1136/bjsports-2016-096793

Wichtige Punkte

  • Arthrose, die häufigste Gelenkerkrankung, tritt insbesondere im Alter verbreitet auf.

  • Zu den wesentlichen pathophysiologischen Merkmalen gehören Schädigung und Verlust von Gelenkknorpel und Knochenhypertrophie.

  • Die Arthrose kann bestimmte Gelenke befallen (gelegentlich sekundär nach Verletzung oder einem anderen Gelenkproblem) oder generalisiert auftreten (häufig als primäre Erkrankung).

  • Zu den Symptomen gehören der allmähliche Beginn von Gelenkschmerzen, die sich durch Belastung oder Stress verschlimmern und sich bessern bei Ruhe, sowie Steifheit, die sich bei Aktivität vermindert.

  • Die Diagnose wird bestätigt durch Röntgenaufnahmen, die marginale Osteophyten, Gelenkspaltverschmälerung, vermehrte Dichte des subchondralen Knochens, Remodeling-Phänomene des Knochens und gelegentlich Bildung subchondraler Zysten und Gelenkergüsse zeigen.

  • Häufig besteht eine Diskrepanz zwischen dem Schweregrad der Symptome und dem Schweregrad der Veränderungen in der Bildgebung.

  • Die Therapie besteht hauptsächlich in physikalischen Maßnahmen wie Rehabilitation, Hilfsmittelversorgung, Bewegungsübungen, um Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer zu verbessern, Patientenschulung und Modifizierung von Alltagstätigkeiten.

  • Zusätzlich erfolgt die Behandlung durch Medikamente (z. B. Analgetika, nichtsteroidales Antiphlogistikum, Muskelrelaxanzien) und chirurgische Eingriffe.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. 2019 American College of Rheumatology/Arthritis Foundation Guideline for the Management of Osteoarthritis of the Hand, Hip, and Knee 

  2. European League Against Rheumatism: EULAR Recommendations for the Management of Rheumatoid Arthritis with Synthetic and Biological Disease-Modifying Antirheumatic Drugs: 2019 Update