Physikalische Therapie (PT)

VonZacharia Isaac, MD, Brigham and Women's Hospital
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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    Die physikalische Therapie hat zum Ziel, die Gelenk- und Muskelfunktion zu verbessern und dadurch den Bewegungsumfang und die Fähigkeit zu stehen, zu gehen, das Gleichgewicht zu halten oder Treppen zu steigen zu fördern. Beispielsweise wird die Physiotherapie in der Regel zur Schulung von Patienten mit Beinamputationen verwendet. Die Ergotherapie richtet sich auf die Selbsthilfefähigkeiten, sowie eine Verbesserung der feinmotorischen Koordination von Muskeln und Gelenken besonders der oberen Extremitäten.

    (Siehe auch Übersicht über Rehabilitation.)

    Bewegungsbereich

    Ein nur geringer Bewegungsumfang behindert die Funktion und bewirkt Schmerzen, sowie eine Prädisposition für Ulzera. Der Bewegungsumfang sollte mit einem Goniometer vor der Therapie und regelmäßig danach beurteilt werden.

    Eine das Bewegungsausmaß steigernde Beübung mobilisiert steife Gelenke. Diese Dehnung ist bei einer Gewebetemperatur von ca. 43° C meist am effektivsten und am wenigsten schmerzhaft (siehe Wärme). Es gibt verschiedene Arten von Bewegungsübungen.

    • Aktiv: Die das Bewegungsausmaß steigernde Beübung wird bei Patienten eingesetzt, die ohne Unterstützung üben können und dabei ihre Gliedmaßen selbstständig bewegen müssen.

    • Aktiv-assistiv: Aktiv unterstützte Bewegungsumfangsübungen werden eingesetzt, wenn die Muskulatur schwach oder die Gelenkbewegung unangenehm ist; diese Patienten müssen ihre Gliedmaßen – allerdings mit Unterstützung durch einen Therapeuten – selbstständig bewegen.

    • Passiv: Passive Bewegungsübungen werden bei Patienten eingesetzt, die nicht aktiv an den Übungen teilnehmen können, patientenseitig ist keine Anstrengung erforderlich.

    Kraft und Kondition

    Viele Übungen haben eine Stärkung der Muskelkraft zum Ziel (Gradeinteilung der Muskelkraft (siehe Tabelle Grade der Muskelkraft]) Die Muskelkraft kann durch Beübung gegen langsam sich steigernden Widerstand gesteigert werden. Bei sehr schwachen Muskeln ist allein die Schwerkraft ein ausreichender Widerstand. Bei sich steigernder Muskelkraft ist die Anwendung von zusätzlichem manuellem oder mechanischem Widerstand (Gewichte, Federspannung) erforderlich.

    Allgemeine Konditionsübungen kombinieren verschiedene Maßnahmen zur Behandlung der Folgen einer Schwäche, einer verlängerten Bettlägerigkeit oder einer Immobilisierung. Ziele sind die Wiederherstellung einer ausgeglichenen Hämodynamik, eine Zunahme der kardiorespiratorischen Kapazität und Ausdauer, ferner ein Aufrechterhalten des Bewegungsumfangs sowie der Muskelkraft.

    Für ältere Menschen ist der Zweck dieser Übungen sowohl Muskeln genug stärken normal funktionieren und möglicherweise die normale Kraft für Alter zurückzugewinnen.

    Tabelle

    Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation

    Die propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation trägt dazu bei, die neuromuskuläre Aktivität bei Patienten mit spastischen Schädigungen der oberen Motoneuronen zu fördern; sie ermöglicht es ihnen, die Muskelkontraktion zu spüren und hilft, den Bewegungsumfang des betroffenen Gelenks zu erhalten. Beispielsweise bewirkt die Anwendung von starkem Widerstand gegen den Flexor des linken Ellenbogens (Bizeps) bei Patienten mit einer rechtsseitigen Hemiplegie eine Kontraktion des gelähmten Bizepsmuskels und damit eine Beugung des rechten Ellenbogens.

    Koordinationsübungen

    Koordinationsübungen sind aufgabenorientierte Übungen, die die motorischen Fähigkeiten verbessern, indem sie eine Bewegung wiederholen, bei der mehrere Gelenke und Muskeln gleichzeitig beansprucht werden (z. B. Aufheben eines Gegenstands, Berühren eines Körperteils).

    Gehübungen

    Bevor mit Gehübungen begonnen wird, müssen die Patienten im Stehen das Gleichgewicht halten können. Gleichgewichtübungen werden für gewöhnlich mittels Barren ausgeführt, wobei der Therapeut vor oder direkt hinter dem Patienten steht. Indem sie sich an den Stangen halten, verlagern die Patienten ihr Gewicht von einer Seite zur anderen oder von vorne nach hinten. Wenn sie sicher das Gleichgewicht halten können, können die Patienten mit den Gehübungen beginnen.

    Unterstützung eines Patienten beim Gehen

    Helfer sollten einen Arm unter den des Patienten platzieren, vorsichtig den Unterarm des Patienten greifen, und den Arme fest unterhalb der Achselhöhle des Patienten halten. Wenn also der Patient zu fallen beginnt, können Helfer ihn an der Schulter des Patienten unterstützen. Wenn ein Patient einen Gürtel trägt, verwenden Helfer ihre Hand frei, um den Gurt zu erreichen.

    Gehübungen sind oft das Hauptziel der Rehabilitation. Sind einzelne Muskeln schwach oder spastisch, können Orthesen, z. B. Stützbänder, eingesetzt werden. Gehübungen werden meist nach einem Laufbarren begonnen; mit zunehmendem Fortschritt benutzen die Patienten einen Gehwagen, Krücken oder einen Stock und laufen schließlich ohne Hilfsmittel. Einige Patienten tragen einen Hüftgurt, an dem sie der Therapeut hält, um Stürze zu verhindern. Jeder, der Patienten bei ihren Gehübungen begleitet, sollte wissen, wie sie richtig unterstützt werden (siehe Abbildung Unterstützung eines Patienten beim Gehen).

    Sobald Patienten sicher auf ebenen Flächen gehen, können sie damit beginnen, das Treppensteigen zu üben oder das Überschreiten von Bordsteinen, wenn diese Fähigkeit erforderlich ist. Patienten, die Gehhilfen nutzen, müssen spezielle Techniken für das Treppensteigen und das Überwinden von Bordsteinen erlernen. Beim Treppensteigen beginnt der Aufstieg mit dem gesunden oder besseren Bein, und der Abstieg mit dem betroffenen Bein (d. h das gute Bein führt hinaus, das schlechte führt hinunter). Bevor Patienten entlassen werden, sollte sich der Sozialarbeiter oder Physiotherapeut vergewissern, ob sichere Handläufe entlang aller Stufen in der Wohnung des Patienten angebracht sind.

    Transfer-Training

    Patienten, die nicht selbstständig aus dem Bett in den Stuhl gelangen, vom Stuhl auf den Toilettensitz oder in eine stehende Position, benötigen meist eine Betreuung über 24 Stunden. Das Einstellen der Höhen aller Kommoden und Stühle kann helfen. Manchmal sind Hilfsmittel nützlich, d. h. Menschen, die Schwierigkeiten haben, aus einer sitzenden Position heraus aufzustehen, können von einem erhöhten Sitz oder einer Aufstehhilfe profitieren.