Reye-Syndrom

(Reye-Syndrom)

VonChristopher P. Raab, MD, Sidney Kimmel Medical College at Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Feb. 2023
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Das Reye-Syndrom ist eine seltene Form der akuten Enzephalopathie und Leberverfettung, die fast ausschließlich bei Kindern < 18 Jahren auftritt. auftritt. Es tritt tendenziell nach bestimmten Virusinfektionen auf, insbesondere nach Varizellen oder Influenza A oder B, und vor allem, wenn Salicylate verwendet werden. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Therapie ist unterstützend.

Die Ursache des Reye-Syndroms ist unbekannt. Viele Fälle scheinen aber nach einer Influenza A oder B oder einem Varizelleninfekt aufzutreten. Verwendung von Salicylaten (im Allgemeinen Aspirin) während dieser Krankheit erhöht das Risiko um das 20-Fache (1). Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass die Verwendung von Salicylaten bei Kindern und Jugendlichen in den Vereinigten Staaten seit Mitte der 1980er Jahre deutlich zurückgegangen ist (es sei denn, sie ist ausdrücklich indiziert, wie z. B. bei der Kawasaki-Krankheit) und dass die Häufigkeit des Reye-Syndroms von mehreren hundert Fällen pro Jahr auf etwa 2 (2) zurückgegangen ist.

Das Syndrom kommt ausschließlich bei Kindern < 18 Jahre vor. In den Vereinigten Staaten treten die meisten Fälle im Spätherbst und Winter auf.

Die Krankheit betrifft die mitochondriale Funktion mit einer Störung des Fettsäure- und Carnitinstoffwechsels. Pathophysiologie und klinische Manifestationen sind ähnlich einer Reihe von vererbten Stoffwechselstörungen des Fettsäuretransports und der mitochondrialen Oxidation (siehe Angeborene Stoffwechselstörungen).

Literatur

  1. 1. Forsyth BW, Horwitz RI, Acampora D, et al: New epidemiologic evidence confirming that bias does not explain the aspirin/Reye’s syndrome association. JAMA 261:2517–2524, 1989.

  2. 2. Belay ED, Bresee JS, Holman RC, et al: Reye's syndrome in the United States from 1981 through 1997. N Engl J Med 340(18):1377–1382, 1993. doi: 10.1056/NEJM199905063401801

Symptome und Beschwerden des Reye-Syndroms

Der Schweregrad der Krankheit variiert stark, ist jedoch durch einen Krankheitsverlauf in zwei Phasen charakterisiert.

Zu Beginn besteht eine Virusinfektion (Infektion des oberen Respirationstraktes oder Windpocken), auf die nach 5–7 Tagen eine heftige Übelkeit und Erbrechen mit einem plötzlichen Wechsel des Geisteszustandes folgen. Die Veränderungen des mentalen Zustandes können von schwacher Amnesie, Schwäche und leichter Beeinträchtigung des Seh- und Hörvermögens mit Lethargie über Episoden von Desorientierung und Ruhelosigkeit bis hin zu einer Verschlimmerung mit sich verstärkenden komatösen Zuständen reichen. Diese sind charakterisiert durch

  • Progressive Teilnahmslosigkeit

  • Dekortikations- und Dezerebrationshaltungen

  • Krampfanfälle

  • Schlaffheit

  • Ständige Pupillenerweiterung

  • Atemstillstand

Normalerweise sind keine fokalen neurologischen Symptome vorhanden.

Eine Hepatomegalie ist in 40% der Fälle zu beobachten, eine Gelbsucht jedoch fehlt.

Komplikationen des Reye Syndroms

Zu den Komplikationen gehören

Diagnose von Reye-Syndrom

  • Anamnese und körperliche Untersuchung deuten auf Enzephalopathie und Leberfunktionsstörung hin

  • Blutuntersuchungen für Leberfunktion, Elektrolyte und Ammoniakspiegel

  • CT oder MRT des Kopfes, manchmal zerebrale Liquoruntersuchung

  • Leberbiopsie

Das Reye-Syndrom sollte bei jedem Kind vermutet werden, das eine plötzliche Enzephalopathie (ohne eine bekannte Schwermetallintoxikation oder Vergiftung) und heftiges Erbrechen mit einer Leberdysfunktion entwickelt.

Die Leberbiopsie ergibt die definitive Diagnose mit mikrovesikulären fettigen Veränderungen und ist besonders bei sporadischen Fällen und Kindern < 2 Jahren nützlich.

Die Diagnose kann auch gestellt werden, wenn die typischen klinischen Befunde und die Anamnese mit folgenden Laborbefunden einhergehen: erhöhte Lebertransaminasen (Aspartat-Aminotransferase, Alanin-Aminotransferase > das Dreifache des Normalwerts), normales Bilirubin, erhöhter Ammoniakspiegel im Blut und verlängerte Prothrombinzeit.

Eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie wird bei jedem Kind mit Enzephalopathie durchgeführt.

Wenn die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie normal ist, kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Die Liquoruntersuchung zeigt meist einen erhöhten Druck, < 8–10 Leukozyten/mcl, eine normale Proteinmenge und eine mögliche Erhöhung des Glutaminspiegels. Sie sollten auf metabolische Störungen untersucht werden. Hypoglykämie und Hypoglykorrhagie (eine sehr niedrige Konzentration von Liquor-Glukose) werden in 15% der Fälle beobachtet, vor allem bei Kindern < 4 Jahre.

Zu den Zeichen einer ausgedehnten Stoffwechselstörung gehören: ein erhöhter Serumspiegel der Aminosäuren, Störungen des Säure-Basen-Haushalts (meist eine Hyperventilation, eine gemischte respiratorische Alkalose/metabolische Azidose), Hyper - und Hypoosmolarität, Hypernatriämie, Hypokaliämie und Hypophosphatämie.

Die Krankheit wird je nach Schweregrad der Symptome in die Stufen I bis V eingeteilt (1).

Differenzialdiagnosen

Die Differentialdiagnose von Koma- und Leberfunktionsstörungen beinhaltet

Krankheiten wie eine idiopathische Steatose bei Schwangerschaft und eine Tetracyclin-bedingte Leberstörung können ähnliche lichtmikroskopische Veränderungen zeigen.

Diagnosehinweis

  1. 1. Kliegman R, St. Geme J: Nelson Textbook of Pediatrics, ed. 21. Philadelphia, Elsevier, 2020.

Behandlung des Reye-Syndroms

  • Unterstützende Maßnahmen, einschließlich Maßnahmen zur Senkung des erhöhten intrakraniellen Drucks

  • In der Regel Behandlung der Koagulopathie

Die Behandlung des Reye-Syndroms erfolgt unterstützend, mit besonderer Aufmerksamkeit gegenüber dem intrakraniellen Druck und Blutzucker, da eine Entleerung der Glykogenspeicher häufig ist.

Die Behandlung eines erhöhten intrakraniellen Drucks umfasst Intubation, Hyperventilation, Flüssigkeitsrestriktion auf 1500 ml/m2/Tag, Erhöhung des Kopfendes des Bettes, osmotische Diuretika, direkte Überwachung des erhöhten intrakraniellen Drucks und dekomprimierende Kraniotomie.

Eine Infusion mit 10- oder 15%iger Dextrose ist normal, um eine Euglykämie zu gewährleisten.

Eine Koagulopathie muss eventuell mit FFP oder Vitamin K behandelt werden.

Andere Behandlungen (z. B. Austauschtransfusion, Hämodialyse, Induktion eines tiefen Komas mit Barbituraten) haben sich als nicht wirksam erwiesen, werden jedoch manchmal angewendet.

Prognose bei Reye-Syndrom

Das Ergebnis ist abhängig von der Dauer der zerebralen Störungen, der Schwere des Komas und der Geschwindigkeit, mit der es sich entwickelt, von der Erhöhung des intrakraniellen Drucks und dem Grad der Blutammoniakerhöhung. Der Übergang von Stadium I in ein höheres Stadium ist wahrscheinlich bei einem initialen Blutammoniakspiegel > 100 mcg/dl (> 60 Mikromol/l) und einer gegenüber der Kontrolluntersuchung um mindestens 3 Sekunden verlängerten Prothrombinzeit.

Bei tödlichen Fällen beträgt die durchschnittliche Zeit von der stationären Aufnahme bis zum Tod 4 Tage. Die Mortalitätsrate beträgt im Durchschnitt 21%, bei Patienten mit Stadium I beträgt sie < 2%, bei Patienten im Stadium IV oder V bis > 80%.

Die Prognose für die Überlebenden ist gewöhnlich gut, und Rückfälle sind selten. Die Häufigkeit der neurologischen Folgeerscheinungen (geistige Behinderung, Krampfanfälle, Hirnnervenlähmungen, motorische Dysfunktionen) liegt bei 30% bei denjenigen Patienten, die während ihrer Hospitalisierung Krampfanfälle oder Dezerebrierungszeichen gezeigt haben.

Wichtige Punkte

  • Das Reye-Syndrom ist eine seltene Form der akuten Enzephalopathie und Leberfunktionsstörung, die fast ausschließlich bei Kindern < 18 Jahren auftritt, in der Regel nach einer Virusinfektion, insbesondere Varizellen oder Influenza A oder B (insbesondere bei Einnahme von Salicylaten).

  • Die Diagnose wird durch Ausschluss von ähnlich manifestierten infektiösen, toxischen und metabolischen Erkrankungen gestellt. Eine Leberbiopsie kann dabei helfen, die Diagnose zu bestätigen.

  • Die Behandlung ist unterstützend, insbesondere mit Maßnahmen zur Senkung des intrakraniellen Drucks.