Das Reye-Syndrom ist eine seltene Form der akuten Enzephalopathie und Leberverfettung, die fast ausschließlich bei Kindern < 18 Jahren auftritt. auftritt. Es tritt tendenziell nach bestimmten Virusinfektionen auf, insbesondere nach Varizellen oder Influenza A oder B, und vor allem, wenn Salicylate verwendet werden. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Therapie ist unterstützend.
Die Ursache des Reye-Syndroms ist unbekannt. Viele Fälle scheinen aber nach einer Influenza A oder B oder einem Varizelleninfekt aufzutreten. Verwendung von Salicylaten (im Allgemeinen Aspirin) während dieser Krankheit erhöht das Risiko um das 20-Fache (1). Dieser Befund hat zu einem deutlichen Rückgang der Verwendung von Salicylat in den Vereinigten Staaten bei Kindern und Jugendlichen seit Mitte der 1980er Jahre (außer wenn speziell angegeben, wie bei der Kawasaki-Krankheit) und zu einer entsprechenden Verringerung der Inzidenz des Reye-Syndroms geführt.
Die Prävalenz in den Vereinigten Staaten liegt bei nur 0,2 bis 1,2 Fällen pro Million Einwohner vor dem Jahr 2000; wegen der Seltenheit der Erkrankung wurde die jährliche Inzidenz nicht angegeben (2, 3).
Das Syndrom kommt ausschließlich bei Kindern < 18 Jahre vor. In den Vereinigten Staaten treten die meisten Fälle im Spätherbst und Winter auf.
Die Krankheit verursacht eine mitochondriale Dysfunktion, die eine Störung des Fettsäure- und Carnitinstoffwechsels verursacht. Pathophysiologie und klinische Manifestationen sind ähnlich einer Reihe von erblichen Stoffwechselkrankheiten des Harnstoff-Zyklus, des Fettsäuretransports und der mitochondrialen Oxidation (siehe Einführung in erbliche Stoffwechselkrankheiten).
Allgemeine Literatur
1. Forsyth BW, Horwitz RI, Acampora D, et al. New epidemiologic evidence confirming that bias does not explain the aspirin/Reye’s syndrome association. JAMA. 1989;261:2517–2524.
2. Sullivan KM, Belay ED, Durbin RE, Foster DA, Nordenberg DF. Epidemiology of Reye's syndrome, United States, 1991-1994: comparison of CDC surveillance and hospital admission data. Neuroepidemiology. 2000;19(6):338-344. doi:10.1159/000026274
3. Belay ED, Bresee JS, Holman RC, et al. Reye's syndrome in the United States from 1981 through 1997. N Engl J Med. 1999;340(18):1377–1382. doi:10.1056/NEJM199905063401801
Symptome und Beschwerden des Reye-Syndroms
Der Schweregrad der Krankheit variiert stark, ist jedoch durch einen Krankheitsverlauf in zwei Phasen charakterisiert.
Zu Beginn besteht eine Virusinfektion (Infektion des oberen Respirationstraktes oder Windpocken), auf die nach 5–7 Tagen eine heftige Übelkeit und Erbrechen mit einem plötzlichen Wechsel des Geisteszustandes folgen. Die Veränderungen des mentalen Zustandes können von schwacher Amnesie, Schwäche und leichter Beeinträchtigung des Seh- und Hörvermögens mit Lethargie über Episoden von Desorientierung und Ruhelosigkeit bis hin zu einer Verschlimmerung mit sich verstärkenden komatösen Zuständen reichen. Diese sind charakterisiert durch
Progressive Teilnahmslosigkeit
Dekortikations- und Dezerebrationshaltungen
Krampfanfälle
Schlaffheit
Ständige Pupillenerweiterung
Atemstillstand
Fokale neurologische Befunde sind in der Regel nicht vorhanden.
Eine Hepatomegalie ist in 40% der Fälle zu beobachten, eine Gelbsucht jedoch fehlt.
Komplikationen des Reye Syndroms
Zu den Komplikationen gehören
Erhöhter intrakranieller Druck
Hypotension
Blutungsneigung (insbesondere des Gastrointestinaltrakts)
Respiratorische Insuffizienz
Hyperammonämie
SchlechteTemperaturregulation
Unkale Herniation und Tod
Diagnose von Reye-Syndrom
Anamnese und körperliche Untersuchung deuten auf Enzephalopathie und Leberfunktionsstörung hin
Blutuntersuchungen für Leberfunktion, Elektrolyte und Ammoniakspiegel
CT oder MRT des Kopfes, manchmal zerebrale Liquoruntersuchung
Leberbiopsie
Das Reye-Syndrom sollte bei jedem Kind vermutet werden, das eine plötzliche Enzephalopathie (ohne eine bekannte Schwermetallintoxikation oder Vergiftung) und heftiges Erbrechen mit einer Leberdysfunktion entwickelt.
Die Leberbiopsie ergibt die definitive Diagnose mit mikrovesikulären fettigen Veränderungen und ist besonders bei sporadischen Fällen und Kindern < 2 Jahren nützlich.
Die Diagnose kann auch gestellt werden, wenn die typischen klinischen Befunde und die Anamnese mit folgenden Laborbefunden einhergehen: erhöhte Lebertransaminasen (Aspartat-Aminotransferase, Alanin-Aminotransferase > das Dreifache des Normalwerts), normales Bilirubin, erhöhter Ammoniakspiegel im Blut und verlängerte Prothrombinzeit. Zu den Zeichen einer ausgedehnten Stoffwechselstörung gehören: ein erhöhter Serumspiegel der Aminosäuren, Störungen des Säure-Basen-Haushalts (meist eine Hyperventilation, eine gemischte respiratorische Alkalose/metabolische Azidose), Hyper - und Hypoosmolarität, Hypernatriämie, Hypokaliämie und Hypophosphatämie.
Eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie wird bei jedem Kind mit Enzephalopathie durchgeführt.
Wenn die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie normal ist, kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Die Liquoruntersuchung zeigt meist einen erhöhten Druck, < 8–10 Leukozyten/mcl, eine normale Proteinmenge und eine mögliche Erhöhung des Glutaminspiegels. Hypoglykämie und Hypoglykorrhagie (eine sehr niedrige Konzentration von Liquor-Glukose) werden in 15% der Fälle beobachtet, vor allem bei Kindern < 4 Jahre; sie sollten auf metabolische Störungen untersucht werden.
Die Krankheit wird je nach Schweregrad der Symptome in die Stufen 1 bis 5 eingeteilt (1).
Differenzialdiagnosen
Die Differentialdiagnose von Koma- und Leberfunktionsstörungen beinhaltet
Sepsis oder Hyperthermie (besonders bei Säuglingen)
Potenziell behandelbare erbliche Anomalien von Harnstoffsynthese (z. B. Ornithin-Transcarbamylase-Mangel) oder Fettsäurenoxidation (z. B. systemischer Carnitinmangel, mittlerer Ketten-Acyl-CoA-Dehydrogenasemangel)
Akute Enzephalopathie verursacht durch Salicylismus, andere Medikamente (z. B. Valproat) oder Gifte; virale Enzephalitis oder Meningoenzephalitis
Krankheiten wie eine idiopathische Steatose bei Schwangerschaft und eine Tetracyclin-bedingte Leberstörung können ähnliche lichtmikroskopische Veränderungen zeigen.
Diagnosehinweis
1. Kliegman R, St. Geme J: Nelson Textbook of Pediatrics, ed. 21. Philadelphia, Elsevier, 2020.
Behandlung des Reye-Syndroms
Unterstützende Maßnahmen, einschließlich Maßnahmen zur Senkung des erhöhten intrakraniellen Drucks
In der Regel Behandlung der Koagulopathie
Die Behandlung des Reye-Syndroms erfolgt unterstützend, mit besonderer Aufmerksamkeit gegenüber dem intrakraniellen Druck und Blutzucker, da eine Entleerung der Glykogenspeicher häufig ist.
Die Behandlung eines erhöhten intrakraniellen Drucks umfasst Intubation, Hyperventilation, Flüssigkeitsrestriktion auf 1500 ml/m2/Tag, Erhöhung des Kopfendes des Bettes, osmotische Diuretika, direkte Überwachung des intrakraniellen Drucks und Dekompressions-Kraniotomie.
Eine Infusion mit 10- oder 15%iger Dextrose ist normal, um eine Euglykämie zu gewährleisten.
Eine Koagulopathie muss eventuell mit FFP oder Vitamin K behandelt werden.
Andere Behandlungen (z. B. Austauschtransfusion, Hämodialyse, Induktion eines tiefen Komas mit Barbituraten) haben sich als nicht wirksam erwiesen, werden jedoch manchmal angewendet.
Prognose bei Reye-Syndrom
Der klinische Verlauf bei Patienten mit Reye-Syndrom hängt ab von der Dauer der zerebralen Funktionsstörung, dem Schweregrad und der Geschwindigkeit der Komaentwicklung, dem Ausmaß des erhöhten intrakraniellen Drucks sowie dem Grad der Ammoniakerhöhung im Blut. Der Übergang von Stadium 1 in ein höheres Stadium ist wahrscheinlich bei einem initialen Blutammoniakspiegel > 100 mcg/dl (> 60 Mikromol/l) und einer gegenüber der Kontrolluntersuchung um ≥ 3 Sekunden verlängerten Prothrombinzeit.
Die Prognose für die Überlebenden ist gewöhnlich gut, und Rückfälle sind selten. Die Häufigkeit der neurologischen Folgeerscheinungen (geistige Behinderung, Krampfanfälle, Hirnnervenlähmungen, motorische Dysfunktionen) kann bei bis zu 30% derjenigen Überlebenden liegen, die während ihrer Krankheit Krampfanfälle oder Dezerebrierungszeichen gezeigt haben.
Bei tödlichen Fällen beträgt die durchschnittliche Zeit von der stationären Aufnahme bis zum Tod 4 Tage. Die Mortalitätsrate beträgt im Durchschnitt 21%, bei Patienten mit Stadium 1 beträgt sie < 2%, bei Patienten im Stadium 4 oder 5 bis > 80% (1).
Hinweis zur Prognose
1. Corey L, Rubin RJ, Hattwick MA. Reye's syndrome: clinical progression and evaluation of therapy. Pediatrics. 1977;60(5):708-714.
Wichtige Punkte
Das Reye-Syndrom ist eine seltene Form der akuten Enzephalopathie und Leberfunktionsstörung, die fast ausschließlich bei Kindern < 18 Jahren auftritt, in der Regel nach einer Virusinfektion, insbesondere Varizellen oder Influenza A oder B (insbesondere bei Einnahme von Salicylaten).
Die Diagnose wird durch Ausschluss von ähnlich manifestierten infektiösen, toxischen und metabolischen Erkrankungen gestellt. Eine Leberbiopsie kann dabei helfen, die Diagnose zu bestätigen.
Die Behandlung ist unterstützend, insbesondere mit Maßnahmen zur Senkung des intrakraniellen Drucks.
