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Monitoring und Untersuchung von Intensivpatienten

Von

Cherisse Berry

, MD, New York University School of Medicine

Überprüft/überarbeitet Dez 2022
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Quellen zum Thema

Ein Teil des Monitorings von Intensivpatienten hängt von der direkten Beobachtung und körperlichen Untersuchung ab und ist intermittierend, wobei die Häufigkeit von der Erkrankung des Patienten abhängt. Ein anderer Teil des Monitorings wird kontinuierlich durchgeführt. Dazu sind komplexere Geräte sowie die zur Bedienung notwendige Einarbeitung und Erfahrung erforderlich. Die meisten dieser Geräte verfügen über Alarmeinstellungen, die bei Überschreitung bestimmter Grenzen aktiv werden. In jeder Intensiveinheit sollten standardisierte Vorgehensweisen im Umgang mit Alarmmeldungen bestehen.

Die Überwachung umfasst in der Regel die Messung der Vitalparameter (Temperatur, Blutdruck, Puls und Atemfrequenz), die Quantifizierung der gesamten Flüssigkeitsaufnahme und -abgabe sowie häufig den intrakraniellen Druck und/oder das Tagesgewicht. Der Blutdruck kann mit einem automatischen Sphygmomanometer gemessen werden, oder es kann ein arterieller Katheter zur kontinuierlichen Blutdrucküberwachung verwendet werden. Ein transkutaner Sensor für die Pulsoxymetrie wird ebenfalls eingesetzt.

Blutuntersuchung

Obwohl zu häufig durchgeführte Blutabnahmen zur Schädigung der Venen führen, schmerzhaft sind und zudem eine Anämie induzieren können, ist bei Intensivpatienten dennoch oftmals eine tägliche Blutentnahme notwendig, um die Behandlung entsprechend zeitgerecht steuern zu können. Die Platzierung eines zentralen Venenkatheters Katheterisierung zentraler Venen Es gibt eine ganze Reihe von Verfahren zur Anlage eines Gefäßzugangs. Die meisten Patienten, für die eine intravenöse Gabe von Flüssigkeit oder Medikamenten erforderlich wird, können mit einem... Erfahren Sie mehr  Katheterisierung zentraler Venen oder eines Arterienkatheters Arterielle Katheterisierung Es gibt eine ganze Reihe von Verfahren zur Anlage eines Gefäßzugangs. Die meisten Patienten, für die eine intravenöse Gabe von Flüssigkeit oder Medikamenten erforderlich wird, können mit einem... Erfahren Sie mehr  Arterielle Katheterisierung kann die Blutentnahme vereinfachen, da keine wiederholten peripheren Nadelstiche notwendig sind. Das Komplikationsrisiko muss dabei allerdings berücksichtigt werden. Grundsätzlich ist die tägliche Kontrolle der Elektrolyte und des kompletten Blutbildes erforderlich. Bei den Patienten sollte auch der Magnesium-, Phosphat- und ionisierte Kalziumspiegel gemessen werden. Bei Patienten, die eine totale parenterale Ernährung erhalten, sind wöchentliche Lebertests und Gerinnungsprofile erforderlich. Andere Tests (z. B. Blutkultur für Fieber, serielles Blutbild bei möglichem aktivem Blutverlust]) werden nach Bedarf durchgeführt.

Miniaturisierte Schnelltests erlauben es, mithilfe automatisierter Kleingeräte bestimmte Bluttests unmittelbar am Krankenbett oder zumindest auf der Station durchführen zu können (v. a. auf solchen Stationen wie Intensivstation, Notaufnahme-Einheit oder Operationsbereich). Zu den allgemein verfügbaren Tests gehören Blutchemie, Glukose, arterielle Blutgase (ABGs), CBC, Herzmarker und Gerinnungstests. Die meisten davon lassen sich innerhalb von < 2 Minuten und mit einem erforderlichen Probenvolumen von < 0,5 ml Vollblut durchführen.

Kardiales Monitoring

Bei den meisten Intensivpatienten wird eine dreipolige EKG-Ableitung vorgenommen. Oft werden die entsprechenden Signale zu einem zentralen Stationsmonitor gesendet. Dies geschieht etwa durch einen kleinen Transmitter, der vom Patienten getragen wird. Im Falle abnormer Rhythmen oder Frequenzen generieren die Überwachungsgeräte Alarme, wobei die entsprechenden Kurvenverläufe zur nachfolgenden genaueren Analyse aufgezeichnet werden.

Spezialisierte Kardiomonitore zeichnen Ischämieparameter auf. Der reale Nutzen solcher Geräte ist jedoch nicht abschätzbar. Zu den hier aufgezeichneten Daten gehört das Monitoring der ST-Segmente und der Herzfrequenzvariabilität. Der Verlust der normalen Schlag-zu-Schlag-Variabilität signalisiert eine Minderung der autonomen Aktivität des Herzens und kann möglicherweise auf eine vital bedrohliche Koronarischämie hinweisen.

Monitoring mit Pulmonalarterienkatheter

Der Einsatz eines Pulmonalarterienkatheters (PAC oder Swan-Ganz-Katheter) ist bei Intensivpatienten zunehmend weniger verbreitet. Ein PAC verfügt an der Katheterspitze über einen Ballon. Der Katheter wird mit dem Blutstrom über eine zentrale Vene ins rechte Herz und von dort dann weiter in die Pulmonalarterie eingeschwemmt. Ein solcher Katheter hat typischerweise mehrere Öffnungen, die dem Druckmonitoring oder der Medikamentenapplikation dienen. Einige PACs verfügen zudem über einen Sensor zur Bestimmung der gemischt-venösen O2-Sättigung. Die mit dem PAC erhobenen Daten werden vor allem zur Bestimmung des Herzminutenvolumens und der kardialen Vorlast genutzt. Die Vorlast wird dabei meist mithilfe des pulmonalarteriellen Verschlussdrucks Pulmonalarterieller Verschlussdruck (pulmonary capillary wedge pressure, PCWP, bzw. pulmonary artery occlusion pressure): Ein Teil des Monitorings von Intensivpatienten hängt von der direkten Beobachtung und körperlichen Untersuchung ab und ist intermittierend, wobei die Häufigkeit von der Erkrankung des Patienten... Erfahren Sie mehr Pulmonalarterieller Verschlussdruck (pulmonary capillary wedge pressure, PCWP, bzw. pulmonary artery occlusion pressure): abgeschätzt. Dennoch scheint sich die Vorlast besser über das rechtsventrikuläre enddiastolische Füllungsvolumen bestimmen zu lassen. Schnell reagierende Thermistoren, die über die Herzfrequenz gesteuert werden, machen die Ermittlung dieser Größe möglich.

Obwohl der Pulmonalarterienkatheter klinisch schon lange in Gebrauch ist, gibt es keine eindeutigen Nachweise, dass sein Einsatz zur Senkung von Morbidität oder Mortalität beiträgt. Vielmehr kann die Verwendung eines PAC selbst wiederum zu einem Mortalitätsanstieg führen. Dies erklärt sich zum Teil durch die Komplikationen des Umgangs mit einem solchen Katheter, aber auch durch Fehlinterpretationen der damit gewonnenen Daten. Dennoch sind einige Ärzte der Meinung, dass PACs, wenn sie mit anderen objektiven und klinischen Daten kombiniert werden, eine Hilfe bei der Behandlung bestimmter Intensivpatienten darstellen. Wie bei zahlreichen anderen physiologischen Messmanövern ist auch hier die Veränderung eines Datentrends höher zu gewichten als ein singulär abweichender Messwert. Mögliche Indikationen für einen Pulmonalarterienkatheter sind in der Tabelle Mögliche Indikationen für die Pulmonalarterien-Katheterisierung Mögliche Indikationen für Pulmonalarterienkatheterisierung  Mögliche Indikationen für Pulmonalarterienkatheterisierung aufgeführt.

Tabelle

Mögliche Indikationen für Pulmonalarterienkatheterisierung

Kardiale Störungen

Akute Herzklappeninsuffizienz

Ventrikelseptumruptur

Hämodynamische Instabilitäten*

Ermitteln des Volumenstatus

Hämodynamisches Monitoring

Herzchirurgie

Postoperative Therapie beim Intensivpatienten

Operation und postoperative Therapie bei Patienten mit signifikanter Herzkrankheit

Pulmonale Störungen

* Besonders bei Bedarf an inotropen Substanzen.

Vorgehensweise

Der Pulmonalarterienkatheter (PAC) wird durch einen speziellen Katheter in die Subclavia (meist links), die Jugularis interna (meist rechts) oder, seltener, in eine Femoralvene eingeführt, wobei der Ballon (an der Spitze des Katheters) entleert wird. Sobald die Katheterspitze die V. cava superior erreicht, wird der Ballon mit Luft gefüllt, um dann mit dem Blutstrom weitergeleitet zu werden. Die Position der Katheterspitze wird in der Regel durch Drucküberwachung (siehe Tabelle Normale Drücke intrakardial und in den großen Gefäßen Normalwerte intrakardial und in den großen Gefäßen  Normalwerte intrakardial und in den großen Gefäßen ) für intrakardiale Drücke und Drücke in den großen Gefäßen) oder gelegentlich durch Fluoroskopie bestimmt, sofern verfügbar. Der diastolische Druck hingegen bleibt im Vergleich zum rechten Vorhof oder dem Druck in der V. cava unverändert. Der Eintritt in den rechten Ventrikel wird durch einen plötzlichen Anstieg des systolischen Drucks von etwa 30 mmHg gekennzeichnet. Wenn der Katheter in die Pulmonalarterie eingeführt wird, kommt es zu keiner Änderung des systolischen Drucks; der diastolische Druck jedoch steigt auf Werte oberhalb des rechtsventrikulären enddiastolischen Druckniveaus bzw. des zentralvenösen Drucks (ZVD). Das bedeutet, dass sich der Pulsdruck (der Unterschied zwischen systolischem und diastolischem Druck) verringert. Das bedeutet, dass die Pulsamplitude sich vermindert. Weitere Fortbewegung des Katheters dichtet mit dem Ballon einen distalen Pulmonalarterienast ab. Sobald er in der Lungenarterie eingesetzt ist, sollte der Ballon entleert werden. Eine Röntgenaufnahme kann die korrekte Katheterlage verifizieren.

Einsetzen eines Pulmonalarterienkatheters
VIDEO
Tabelle

Der systolische Druck (Normalwert 15–30 mmHg) und der diastolische Druck (Normalwert 5–13 mmHg) werden mit nicht gefülltem Katheterballon aufgezeichnet. Der diastolische Druck korreliert gut mit dem Okklusionsdruck, obwohl bei erhöhtem pulmonalvaskulärem Widerstand infolge einer primär pulmonalen Störung der diastolische Druck den Okklusionsdruck übersteigen kann (z. B. Lungenfibrose Idiopathische pulmonale Fibrose Die idiopathische Lungenfibrose (IPF), die häufigste Form von idiopathischer interstitieller Pneumonie, verursacht eine progressive Lungenfibrose. Die Symptomatik entwickelt sich schleichend... Erfahren Sie mehr Idiopathische pulmonale Fibrose , pulmonale Hypertonie Pulmonale Hypertonie Pulmonale Hypertonie bedeutet erhöhter Druck im Lungenkreislauf. Sie hat viele sekundäre Ursachen. Einige Fälle sind idiopathisch. Bei pulmonaler Hypertonie können die Lungengefäße verengt,... Erfahren Sie mehr ).

Pulmonalarterieller Verschlussdruck (pulmonary capillary wedge pressure, PCWP, bzw. pulmonary artery occlusion pressure):

Bei aufgeblasenem Ballon gibt der Druck an der Katheterspitze den statisch rückwärtig gerichteten Druck der Pulmonalvenen wieder. Um die Gefahr einer pulmonalen Infarzierung auszuschließen, darf dabei der Ballon nicht länger als 30 Sekunden belüftet sein. Normalerweise entspricht der Lungenarterienverschlussdruck (PAOP) dem mittleren linken Vorhofdruck, der wiederum dem linksventrikulären Enddiastolischen Druck (LVEDP) entspricht. Der LVEDP spiegelt seinerseits das linksventrikuläre enddiastolische Volumen (LVEDV) wider. Das LVEDV stellt die Vorlast dar und ist damit der aktuelle Zielparameter. Es gibt zahlreiche Faktoren, die verhindern, dass der PAOP eine gute Abbildung des LVEDV ergibt. Zu diesen Ursachen gehören eine Mitralstenose Mitralklappenstenose Die Mitralklappenstenose ist die Einengung der Mitralklappenöffnung, die den Einstrom des Blutes vom LA in den LV behindert. Die häufigste Ursache ist rheumatisches Fieber. Häufige Komplikationen... Erfahren Sie mehr , Mitralregurgitation, hohe positive endexspiratorische Druck-Werte (PEEP-Level) (> 10 cm H2O) sowie Veränderungen der linksventrikulären Compliance (z. B. infolge von Myokardinfarkt Akuter Myokardinfarkt Ein akuter Myokardinfarkt ist eine myokardiale Nekrose, die durch eine akuten Obstruktion einer Koronararterie hervorgerufen wird. Zu den Symptomen gehören Unwohlsein im Brustbereich mit oder... Erfahren Sie mehr Akuter Myokardinfarkt , Perikarderguss oder gesteigerter Nachlast). Technische Schwierigkeiten können sich aus der übermäßigen Ausdehnung des Ballons ergeben, aus der inkorrekten Katheterposition oder dadurch, dass der alveoläre Druck den pulmonalvenösen Druck übersteigt, sowie durch eine deutliche pulmonale Hypertonie Pulmonale Hypertonie Pulmonale Hypertonie bedeutet erhöhter Druck im Lungenkreislauf. Sie hat viele sekundäre Ursachen. Einige Fälle sind idiopathisch. Bei pulmonaler Hypertonie können die Lungengefäße verengt,... Erfahren Sie mehr (die das Einbringen des Ballons möglicherweise erschwert).

Gemischtvenöse Sauerstoffsättigung

Gemischtvenöses Blut umfasst das Blut der Vv. cava superior et inferior nach der Passage des rechten Herzens und seinem Eintritt in die Pulmonalarterien. An der distalen Öffnung des PAC kann dazu eine Blutprobe entnommen werden. Einige Katheter haben jedoch integrierte fiberoptische Sensoren, mit denen die Sauerstoffsättigung direkt gemessen werden kann.

Zu den Ursachen eines reduzierten gemischtvenösen Sauerstoffgehalts (SmvO2) gehören Anämie, pulmonale Erkrankungen, Carboxyhämoglobin, eine niedrige kardiale Auswurfleistung sowie ein gesteigerter metabolischer Gewebebedarf. Das Verhältnis der arteriellen Sauerstoffsättigung (SaO2) zu (SaO2-SmvO2) entscheidet darüber, ob das Sauerstoffangebot adäquat ist. Eine ideale Ratio ist 4: 1. Ein Verhältnis von 2: 1 hingegen ist der kleinstmögliche akzeptable Quotient, bei dem der metabolische Bedarf gerade noch ausreichend gedeckt wird.

Herzzeitvolumen

Das Herzminutenvolumen wird durch intermittierende Bolusinjektionen von Eiswasser oder – bei neuen Kathetern – durch kontinuierliche warme Thermodilution ermittelt (siehe Messung des Herzzeitvolumens und der Flussmessung Messung des Herzzeitvolumens und der Flussmessung Die Herzkatheterisierung geschieht durch das Einführen eines Katheters über periphere Arterien oder Venen in die Herzkammern, die Pulmonalarterie und Koronararterien und -venen. Eine Herzkatheteruntersuchung... Erfahren Sie mehr  Messung des Herzzeitvolumens und der Flussmessung ). Beim Herzindex wird das Herzzeitvolumen durch die Körperoberfläche geteilt, um die Größe des Patienten zu berücksichtigen (siehe Tabelle Normalwerte für den Herzindex und verwandte Messgrößen Normwerte des Herzindex und damit verbundene Messungen  Normwerte des Herzindex und damit verbundene Messungen ).

Andere Variablen können aus dem Herzzeitvolumen berechnet werden. Dazu gehören der systemische und pulmonale Gefäßwiderstand sowie die rechts- und linksventrikuläre Schlagarbeit („right/left ventricular stroke work“, RVSW/LVSW).

Tabelle

Komplikationen

Ein Pulmonalarterienkatheter kann schwer einzuführen sein. Kardiale Arrhythmien Übersicht der Arrhythmien Das gesunde Herz schlägt regelmäßig und koordiniert; denn elektrische Impulse, die von Myokardzellen mit einzigartigen elektrischen Eigenschaften erzeugt und weitergeleitet werden, lösen eine... Erfahren Sie mehr Übersicht der Arrhythmien , vor allem ventrikuläre Arrhythmien, stellen die häufigste Komplikation dar. Eine pulmonale Infarzierung bei zu übermäßig und zu langfristig befülltem Ballon, eine Perforation der Pulmonalarterie, eine intrakardiale Perforation, Klappenschädigung oder eine Endokarditis Infektiöse Endokarditis Die infektiöse Endokarditis ist eine Infektion des Endokards, meist durch Bakterien (in der Regel Streptokokken oder Staphylokokken) oder Pilze. Sie kann Fieber, Herzgeräusche, Petechien, Anämie... Erfahren Sie mehr Infektiöse Endokarditis sind mögliche Folgen der PAC-Anlage. Die Knotenbildung des Katheters im rechten Ventrikel ist dagegen ein recht seltenes Ereignis (dann meist bei Patienten mit Herzinsuffizienz, Kardiomyopathie oder erhöhtem pulmonalarteriellem Druck).

In weniger als 0,1% der Pulmonalarterienkatheter-Anlagen kommt es zu einer Ruptur der Pulmonalarterie. Diese schlimmste Komplikation ist oft fatal und tritt meist unmittelbar nach dem Einbringen des Katheters in die „Wedge-Position“ auf (also entweder sofort und direkt nach der ersten Messung des Okklusionsdrucks). Daher ziehen zahlreiche Intensivmediziner die Monitordarstellung des pulmonalarteriellen diastolischen Drucks der Okklusionsdruckmessung vor.

Nichtinvasive Messung des Herzminutenvolumens

Andere Methoden zur Bestimmung des Herzzeitvolumens, wie Point-of-Care-Ultraschall, Ösophagus-Doppler-Monitoring und Thorax-Bioimpedanz, können eingesetzt werden, um die Komplikationen von Lungenarterienkathetern (PAC) zu vermeiden. Obwohl diese Methoden potenziell nützlich sind, ist keine so zuverlässig wie ein PAC.

Ultraschalluntersuchung am Behandlungsort

Die Ultraschalluntersuchung am Behandlungsort ist für die schnelle Diagnose von funktionellen und anatomischen Anomalien aus der Intensivmedizin nicht mehr wegzudenken. Hand-Ultraschallgeräte sind tragbar und sparen so Zeit und beseitigen die Notwendigkeit, den Patienten zu bewegen. Die Qualität der durch Ultraschall am Behandlungsort gewonnenen Informationen entspricht oder übertrifft manchmal die Qualität der teureren und arbeitsintensiveren Bildgebungsverfahren. Der vernünftige Einsatz von Ultraschall verringert die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung. In der Akutversorgung ist die Ultraschalluntersuchung am Behandlungsort besonders nützlich zur Beurteilung von Abdomen, Thorax und Herz. Sie kann manchmal zur Diagnose einer tiefen Venenthrombose eingesetzt werden.

Mit der Ultraschalluntersuchung des Abdomens kann freie (extravaskuläre) Flüssigkeit identifiziert werden, typischerweise als Teil des fokussierten Assessments mit Ultraschalluntersuchung bei Trauma Tests Ein Trauma ist bei Menschen zwischen 1 und 44 Jahren die Haupttodesursache. In den Vereinigten Staaten gab es im Jahr 2020 278.345 Todesfälle durch Traumata, von denen etwa 70% auf Unfälle zurückzuführen... Erfahren Sie mehr (Focused Assessment with Sonography for Trauma = FAST) – in der Regel während Traumaevaluierung und Reanimation durchgeführt. Freie Flüssigkeit bei einem hypotensiven Traumapatienten ist wahrscheinlich Blut, eine Indikation für einen chirurgischen Eingriff. Andere Bauchorgane können ebenfalls untersucht werden.

Herzultraschall ist für die Beurteilung der Anatomie und des hämodynamischen Zustands durch die Bewertung der Kammergröße, der Wandbewegung, der Kontraktilität und der Auswurffraktion von wesentlicher Bedeutung. Ein Beispiel für eine strukturierte Ultraschalluntersuchung ist die fokussierte schnelle echokardiografische Untersuchung (FREE). FREE wird mit den 4 echokardiographischen Standardfenstern durchgeführt: der parasternalen Längsachse, der parasternalen Kurzachse, der apikalen und der subxyphoiden Fenster. FREE misst die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (EF), das Schlagvolumen (SV), das Herzzeitvolumen (CO) und den Herzindex (CI) und ermöglicht die Auswertung von Patienten mit Hypotonie (1 Literatur zur nichtinvasiven Bewertung des Herzzeitvolumens Ein Teil des Monitorings von Intensivpatienten hängt von der direkten Beobachtung und körperlichen Untersuchung ab und ist intermittierend, wobei die Häufigkeit von der Erkrankung des Patienten... Erfahren Sie mehr Literatur zur nichtinvasiven Bewertung des Herzzeitvolumens ). Bei der Beurteilung von Patienten mit Hypotonie ist eine Ultraschalluntersuchung unerlässlich, um Folgendes zu bestätigen:

  • Hypovolämie: Selbst wenn die Vena cava inferior voll aussieht (wie es bei einem beatmeten Patienten mit Hypovolämie vorkommen kann), wird eine Hypovolämie durch einen hyperdynamischen linken Ventrikel mit fast keinem Blut am Ende der Systole und wenig Blut am Ende der Diastole angezeigt.

  • Linksventrikuläre Dysfunktion: Eine linksventrikuläre Dysfunktion wird durch Wandbewegungsanomalien und eine verringerte Ejektionsfraktion angezeigt, die entweder gemessen oder geschätzt wird (von einem erfahrenen Untersucher, der die Gesamtgröße und die scheinbare Kontraktionsfähigkeit sowie die Einwärtsbewegung und Verdickung der verschiedenen Segmente der linken Ventrikelwand beurteilt).

  • Rechtsventrikuläre Insuffizienz: Der rechte Ventrikel sollte 60% der Größe des linken Ventrikels haben, dreieckig sein und eine raue Innenfläche aufweisen. Rechtsventrikuläres Herzversagen kann auf eine Lungenembolie hindeuten.

  • Perikarderguss und -tamponade

Die Thorax-Sonographie kann zur Identifizierung von Pleuraflüssigkeit und Pneumothorax mit höherer Empfindlichkeit und negativem Vorhersagewert als mit einfachen Röntgenaufnahmen eingesetzt werden. Beispielsweise sind der Verlust von Lungengleiten in einem Bereich, der sich über drei Interkostalräume erstreckt, und A-Linien (horizontale Artefakte) zu fast 100% sensitiv und erscheinen in Kombination hochspezifisch. Die Echogenität der Pleuraflüssigkeit und Veränderungen der Pleura und des angrenzenden Lungenparenchyms tragen ebenfalls zur Bestimmung der Ätiologie der Pleuraflüssigkeit bei. (Siehe Wie eine E-FAST-Untersuchung durchgeführt wird. Ultraschalluntersuchung am Behandlungsort Ultraschalluntersuchung am Behandlungsort )

Die Ultraschalluntersuchung am Behandlungsort eignet sich auch zur Suche nach tiefen Venenthrombosen und zur Beurteilung intraabdominaler Organe.

Transösophageale Echokardiographie (TEE)

Diese Technik benutzt einen weichen 6-mm-Katheter, der nasopharyngeal in den Ösophagus vorgebracht und dann dorsal des Herzens positioniert wird. Eine Dopplersonde an der Spitze des Katheters ermöglicht das kontinuierliche Monitoring von Herzzeitvolumen und Schlagvolumen. Im Gegensatz zum invasiven PAC verursacht der Ösophagus-Doppler keinen Pneumothorax, keine Arrhythmie und keine Infektion. Zudem kann die TEE sogar genauer sein als der Pulmonalarterienkatheter. Dies betrifft Patienten mit Klappenvitien, Septumdefekten oder pulmonaler Hypertonie. Allerdings kann es bei der TEE schon durch geringfügige Lageänderungen zu einer gedämpften Kurve mit ungenauen Messwerten kommen.

Thorakale Bioimpedanz

Diese Systeme mit topischen Elektroden auf vorderer Brustwand und Hals messen die elektrische Impedanz des Thorax. Dieser Wert zeigt Schlag-zu-Schlag-Veränderungen des thorakalen Blutvolumens an und eignet sich daher zur Abschätzung des Herzminutenvolumens. Dennoch ist diese Technik im Hinblick auf den Kontakt der Elektroden auf der Körperoberfläche des Patienten sehr störanfällig. Das System ist ungefährlich und liefert die gewünschten Werte in kurzer Zeit (innerhalb von 2–5 Minuten). Die Thorax-Bioimpedanz ist wertvoller für die Erkennung von Veränderungen des Herzminutenvolumens bei einem bestimmten Patienten als für die präzise Messung seines absoluten Wertes.

Literatur zur nichtinvasiven Bewertung des Herzzeitvolumens

  • 1. Murthi SB, Hess JR, Hess A, et al: Focused rapid echocardiographic evaluation versus vascular catheter-based assessment of cardiac output and function in critically ill trauma patients. J Trauma Acute Care Surg 72 (5):1158–1164, 2012. doi: 10.1097/TA.0b013e31824d1112

Monitoring des intrakraniellen Drucks (ICP)

Ein Monitoring des intrakraniellen Hirndrucks wird bei Patienten mit schweren geschlossenen Kopfverletzungen standardmäßig durchgeführt und wird gelegentlich auch bei anderen Gehirnerkrankungen angewandt, z. B. in ausgewählten Fällen von Hydrocephalus Hydrozephalus Hydrozephalus ist die Anhäufung großer Mengen von Liquor, was Hirnkammererweiterung und/oder erhöhten Hirndruck verursacht. Die Manifestationen können einen vergrößerten Kopf, wulstige Fontanellen... Erfahren Sie mehr Hydrozephalus und idiopathischer intrakranieller Hypertonie Idiopathische intrakranielle Hypertonie Idiopathische intrakranielle Hypertonie verursacht einen erhöhten intrakraniellen Druck ohne eine raumfordernde Läsion oder einen Hydrozephalus, vermutlich indem der venöse Abfluss blockiert... Erfahren Sie mehr (Pseudotumor cerebri) oder bei der postoperativen oder postembolischen Behandlung arteriovenöser Missbildung Arteriovenöse Malformationen (AVM) der Dura mater Arteriovenöse Malformation (AVM): sind verflochtene, erweiterte Blutgefäße; die Arterien münden dabei direkt in die Venen. AVM treten am häufigsten an Verzweigungen von Hirnarterien auf, in... Erfahren Sie mehr . Diese Geräte werden zur Überwachung des ICP (normalerweise 5 bis 15 mmHg) und zur Optimierung des zerebralen Perfusionsdrucks (mittlerer arterieller Druck minus intrakranieller Druck) eingesetzt. Typischerweise sollte der zerebrale Perfusionsdruck oberhalb von 60 mmHg gehalten werden.

Es sind verschiedene Arten von Monitoren für den intrakraniellen Druck erhältlich. Die nützlichste Methode ist die extraventrikuläre Drainage (EVD), bei der ein Katheter durch den Schädel in einen Hirnventrikel gelegt wird (Ventrikulostomiekatheter). Der Vorteil hierbei ist die zusätzliche Möglichkeit der Ventrikeldrainage, um somit den intrakraniellen Druck absenken zu können. Die extraventrikuläre Drainage (EVD) ist jedoch auch die invasivste Methode, hat die höchste Infektionsrate und ist am schwierigsten zu platzieren. Gelegentlich wird die extraventrikuläre Drainage (EVD) aufgrund eines schweren Hirnödems verschlossen.

Andere Arten von Geräten zur Messung des intrakraniellen Drucks (ICP) umfassen einen intraparenchymalen Monitor mit je einem subarachnoidalen, einem subduralen und einem epiduralen Messkatheter, die zwischen Schädel und Dura eingeführt werden und durch die ein Drucksensor geführt wird. Von diesen beiden ist der intraparenchymale Monitor weiter verbreitet. Für alle Geräte zur Überwachung des intrakraniellen Drucks gilt, dass sie in der Regel nach einer Dauer von 5–7 Tagen aufgrund der Infektionsgefahr ausgewechselt oder entfernt werden müssen.

Nahinfrarotspektroskopie (NIRS)

NIRS ist eine nichtinvasive Methode zur kontinuierlichen Überwachung der Oxygenierung und Perfusion der Endorgane. NIRS-Sensoren werden in der Regel auf der Haut oberhalb des Zielgewebes angebracht, um den mitochondrialen Cytochrom-Redoxzustand zu überwachen, der die Gewebedurchblutung widerspiegelt. Die Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) scheint insbesondere zur Diagnosestellung beim akuten Kompartmentsyndrom (etwa bei Traumata) oder Ischämien nach freier Gewebetransplantation hilfreich zu sein. Auch zur postoperativen Überwachung eines Gefäßbypasses der unteren Extremität kann dieses Verfahren eingesetzt werden. Ein Monitoring des Dünndarm-pH mit Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) kann möglicherweise sinnvoll sein, um die Wirksamkeit von Reanimationsmaßnahmen zu ermitteln.

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HINWEIS: Dies ist die Ausgabe für medizinische Fachkreise. LAIEN: AUSGABE FÜR PATIENTEN ANSEHEN
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