Medikamente zur Behandlung von Herpesvirusinfektionen

Medikamente

Aktivität

Anwendungen

Nebenwirkungen

Aciclovir

Wirksam gegen (in absteigender Reihenfolge der Potenz) HSV Typ 1 (HSV-1), HSV-2, VZV und EBV

Minimal Wirksamkeit gegen CMV

Orales oder intravenöses Aciclovir ist dann indiziert, wenn, wie z. B. bei Herpes-simplex-Enzephalitis, ein höherer Medikamentenserumspiegel erforderlich ist.

Oral: Selten

Intravenös: Selten Nierentoxizität aufgrund der Ausfällung von Acyclovir-Kristallen in den Nierentubuli (vor allem bei intravenöser Anwendung); bei Patienten mit Nierenversagen neurologische Toxizität; bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem TTP/HUS

Cidofovir

In-vitro-Hemmung eines breiten Spektrums von Viren, einschließlich HSV-1, HSV-2, VZV, CMV, EBV, KSHV, Adenovirus, HPV, Pockenviren und humanes Polyomavirus (JC- und BK-Viren)

IV: Generell eingesetzt gegen CMV, aber durch anspruchsvolles Darreichungsregime und signifikante renale Toxizität ist der Einsatz begrenzt.

Intravitreale Injektion: Bei CMV-Retinitis

Erhebliche Nierentoxizität (Fanconi-Syndrom mit Proteinurie, Glukosurie und Bikarbonatverlust)

Famciclovir (Medikamentenvorstufe von Penciclovir)

Antivirales Spektrum ähnlich Aciclovir (Stämme, die gegen Aciclovir resistent sind, sind es auch gegen Famciclovir)

Oral: Genauso wirksam wie Aciclovir bei Herpes genitalis und Herpes zoster; nach oraler Verabreichung bioverfügbarer als Aciclovir (was theoretisch für VZV-Infektionen wichtig ist)

Selten

Foscarnet

Aktiv gegen EBV, KSHV, humanes Herpesvirus 6, Aciclovir-empfindliches und resistentes HSV und VZV sowie Ganciclovir-empfindliches und resistentes CMV

IV oder intravitreale Injektion: Die Wirksamkeit ist für die Therapie und Progressionsverzögerung einer CMV-Retinitis vergleichbar der von Ganciclovir

Nierentoxizität bei bis zu einem Drittel der Patienten, wenn Foscarnet ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr verabreicht wird, Elektrolyt-Ungleichgewichte, genitale Ulzerationen (reversibel, sobald das Medikament abgesetzt wird)

Ganciclovir

In-vitro-Aktivität gegen alle Herpesviren, inkl. CMV, aber Aciclovir-resistente Stämme sind auch kreuzresistent gegen Ganciclovir

Typisches Mittel der Wahl bei CMV

Wird bei HIV-Patienten mit CMV-Retinitis angewendet

IV Anwendung: Am häufigsten

Intravitreale Injektion: Bei CMV-Retinitis

Oral: Nur 6 bis 9% bioverfügbar; es werden 12 Kapseln pro Tag als Standarddosis benötigt (1 g 3-mal/Tag), was seine Nützlichkeit einschränkt

In erster Linie Knochenmarksuppression, insbesondere Neutropenie, die manchmal eine Behandlung* erfordert

Idoxuridin (in den Vereinigten Staaten nicht mehr erhältlich)

Wirksam gegen HSV-1, HSV-2, VZV, Vaccinia und CMV

Topisch: Aufgrund seiner hohen systemischen Toxizität beschränkt auf den topischen Einsatz bei der Herpes-simplex-Keratokonjunktivitis

Irritation, Schmerzen, Photophobie, Juckreiz, Entzündungen oder Ödeme der Augenlider

Selten, allergische Reaktionen

Letermovir

Wirksam gegen CMV

Intravenös oder oral: CMV-Prophylaxe bei Knochenmark- und Nierentransplantationspatienten

Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, periphere Ödeme, Husten, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Bauchschmerzen

Maribavir

Wirksam gegen CMV

Oral: Zur Behandlung refraktärer CMV-Erkrankungen

Dysgeusie, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen

Penciclovir

Wirksam gegen HSV-1, HSV-2, VZV, EBV und

Topisch (Creme): Wird bei rezidivierendem Herpes labialis bei Erwachsenen verwendet

Erythema

Trifluridin (Trifluorthymidin)

Wirksam gegen HSV-1 und HSV-2

Topisch: Ophthalmologische Behandlung primärer Keratokonjunktivitis und rezidivierender Keratitis oder Ulzeration, die durch HSV-1 und HSV-2 verursacht wurden

Systemische Verwendung ausgeschlossen durch Knochenmarksuppression

Stechen der Augen, Augenlidödeme

Weniger häufig, Keratitis punctata, allergische Reaktionen

Valacyclovir (Prodrug: Medikamentenvorstufe von Aciclovir)

Antivirale Spektrum entspricht der von Aciclovir

Oral:3–5 mal besser bioverfügbar als Aciclovir

Ähnlich denen von Aciclovir

TTP/HUS bei einigen Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion und bei Transplantationspatienten, die Valacyclovir in höheren Dosen erhalten als derzeit empfohlen†

Valganciclovir (Medikamentenvorstufe von Ganciclovir)

Entspricht Ganciclovir

Oral: Besser bioverfügbar als orales Ganciclovir

Entspricht Ganciclovir

Vidarabin (Adeninarabinosid, ara-A)

HSV-Infektionen

Aufgrund von Neurotoxizität wird es nicht mehr IV verwendet

Ophthalmologische Zubereitungen: Wirksam bei einer akuten HSV-1- oder HSV-2-bedingten Keratokonjunktivitis und rezidivierenden oberflächlichen Keratitis.

Eine Keratitis superficialis punctata mit gesteigertem Tränenfluss, Irritationen, Schmerzen und Photophobie

* Schwere Neutropenie (< 500 Neutrophile/mcl) kann eines der Folgenden benötigen:

  • Knochenmarkstimulation mit Granulozyten-Kolonie stimulierendem Faktor oder Granulozyten-Makrophagen-Koloniestimulierendem Faktor

  • Absetzen von Ganciclovir

  • Reduktion der Ganciclovir-Dosis

†Valaciclovir sollte mit Vorsicht bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion und bei Transplantationspatienten eingesetzt werden.