Ernährung in der Klinischen Medizin

VonShilpa N Bhupathiraju, PhD, Harvard Medical School and Brigham and Women's Hospital;
Frank Hu, MD, MPH, PhD, Harvard T.H. Chan School of Public Health
Überprüft/überarbeitet Feb. 2023
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Eine Mangelernährung beeinträchtigt oft den Gesundheitszustand, unabhängig davon, ob eine Person erkrankt ist oder nicht. Auch können bestimmte Erkrankungen, z. B. eine Malabsorption, Nährstoffmängel verursachen. Zudem liegen bei zahlreichen Patienten, z. B. bei älteren Menschen, die notfallmäßig eingewiesen wurden, unerwartete Nährstoffmängel vor, die einer Behandlung bedürfen. In vielen medizinischen Zentren gibt es interdisziplinäre Ernährungs-Teams aus Ärzten, Krankenschwestern, Ernährungsberatern und Apothekern, die den Krankenhausarzt dabei unterstützen, verborgenen Nährstoffmängeln vorzubeugen, Ernährungsdefizite zu diagnostizieren und zu behandeln.

Überernährung trägt zu chronischen Störungen und Krankheiten wie Krebs, Hypertonie, Fettleibigkeit, Diabetes mellitus und koronarer Herzkrankheit bei. Diätetische Maßnahmen sind bei zahlreichen erblich bedingten Stoffwechselstörungen wie Galaktosämie oder Phenylketonurie erforderlich.

Beurteilung des Ernährungszustandes

Zu den Indikationen für die Untersuchung der Ernährung gehören folgende:

  • Unerwünschtes Körpergewicht oder Körperzusammensetzung

  • Verdacht auf bestimmte Mängel oder Toxizitäten von essenziellen Nährstoffen

  • Unzureichendes Wachstum oder unzureichende Entwicklung bei Kleinkindern und Säuglingen

Der Ernährungszustand sollte routinemäßig im Rahmen der klinischen Prüfung bewertet werden

  • Säuglinge und Kinder

  • Ältere Menschen

  • Menschen, die mehrere Medikamente nehmen

  • Personen mit psychiatrischen Erkrankungen

  • Menschen mit systemischen Erkrankungen, die länger als einige Tage andauern

Eine Beurteilung des Ernährungszustandes umfasst die Ernährungsanamnese, die körperliche Untersuchung und die Auswertung von Tests. Bei Verdacht auf Unterernährung werden Labortests (z. B. Albuminspiegel) und Tests auf eine verrringerte Hypersensitivität der Haut durchgeführt. Eine Analyse des Körperfettanteils (z. B. Hautfaltenmessung, bioelektrische Impedanzanalyse) wird durchgeführt, um den Prozentsatz an Körperfett zu bestimmen und eine Adipositas zu evaluieren.

Zur Erfassung der Ernährungsanamnese werden Fakten zur Ernährung, zu Gewichtsveränderungen und Risikofaktoren für Ernährungsdefizite erfragt sowie Körpersysteme im Einzelnen untersucht (siehe Tabelle Symptome und Anzeichen von Mangelerscheinungen). Ein Ernährungsberater kann sich detaillierter über die Ernährung eines Patienten informieren. Entsprechende Daten werden in der Regel über eine Auflistung der verzehrten Speisen und Lebensmittel in einem 24-Stunden-Intervall und über einen Lebensmittelfragebogen erhoben. Mittels eines Lebensmitteltagebuchs lassen sich sämtliche Nahrungsmittel erfassen, die ein Mensch zu sich nimmt. Dabei besteht die genaueste Form der Dokumentation darin, dass der Patient alle im Rahmen einer Ad-libitum-Diät konsumierten Lebensmittel wiegt und die Daten notiert.

Tabelle
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Es sollte stets eine vollständige körperliche Untersuchung inkl. der Bestimmung von Körpergröße, Gewicht und der Verteilung des Körperfetts durchgeführt werden. Der Body-Mass-Index (BMI, Gewicht in kg/Körpergröße in m2), der das ideale Gewicht entsprechend der Körpergröße bestimmt (siehe Tabelle Body-Mass-Index), ist genauer als Größen- und Gewichtstabellen. Für das Wachstum und die Gewichtszunahme von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen wurden Normwerte festgelegt (siehe Körperliches Wachstum von Säuglingen und Kindern).

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Die Verteilung des Körperfetts ist von Bedeutung. Unverhältnismäßige Fettleibigkeit am Körperstamm, d. h. ein Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang > 0,8, ist häufiger mit kardiovaskulären und zerebrovaskulären Erkrankungen, Hypertonie und Diabetes mellitus assoziiert als anderswo lokalisiertes Fett. Die Messung des Taillenumfangs bei Patienten mit einem BMI von < 35 hilft festzustellen, ob eine Stammfettsucht vorliegt und das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorherzusagen. Das Risiko erhöht sich, wenn der Taillenumfang > 102 cm (> 40 Zoll) bei Männern bzw. > 88 cm (> 35 Zoll) bei Frauen beträgt.