Selenmangel

VonLarry E. Johnson, MD, PhD, University of Arkansas for Medical Sciences
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
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    Selen ist ein Bestandteil des Enzyms Glutathionperoxidase, das aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren gebildete Hydroperoxide verstoffwechselt. Selen bildet zudem einen Baustein von Enzymen, die Schilddrüsenhormone dejodieren. Generell wirkt Selen zusammen mit Vitamin E als Antioxidationsmittel.

    (Siehe auch Übersicht von Mineralstoffmangel und -intoxikation.)

    Epidemiologische Studien verbinden niedrige Selenspiegel mit Krebs. Eine durchgeführte Studie hat jedoch gezeigt, dass Selenpräparate künftige kolorektale Adenome bei Patienten, denen kolorektale Adenome entfernt wurden, nicht verhindern (1), und insgesamt gibt es keine Hinweise darauf, dass Selenpräparate Krebs verhindern (2).

    Die Plasmaspiegel von Selen schwanken in Abhängigkeit von der Selenzufuhr zwischen 8 und 25 mcg/dl (0,1-0,3 Mikromol/l).

    Ein Selen-Mangel ist selten, selbst in Neuseeland und Finnland, wo die Selen-Zufuhr 30–50 Mikrogramm/Tag beträgt, verglichen mit 100–250 Mikrogramm/Tag in den Vereinigten Staaten und Kanada.

    In bestimmten Gegenden Chinas beträgt die durchschnittliche Selenzufuhr nur 10–15 mcg/Tag. Der Selenmangel prädisponiert diese Patienten für die Keshan-Krankheit, eine endemische virale Kardiomyopathie, die hauptsächlich Kinder und junge Frauen betrifft. Dieser Krankheit kann mit der oralen Gabe von täglich 50 mcg Selenitsupplementen vorgebeugt werden, sie lässt sich jedoch nicht heilen.

    Patienten, die über längere Zeit vollständig parenteral ernährt wurden, entwickelten einen Selenmangel mit Muskelschmerzen und -schwäche, die auf ein Selenomethioninsupplement ansprachen.

    In Sibirien und China entsteht bei Kindern im Wachstum bei Selenmangel ggf. eine chronische Osteoarthropathie (Kaschin-Beck-Syndrom).

    Selenmangel und Jodmangel können synergistisch zur Bildung einer Struma und zu Hypothyreoidismus beitragen (3).

    Die Diagnose eines Selenmangels wird klinisch gestellt; teilweise wird auch die Glutathionperoxidase-Aktivität oder Plasmaselen bestimmt, doch keiner dieser Tests ist leicht verfügbar.

    Therapeutisch werden bei Selenmangel täglich 100 mcg Natriumselenit oral verabreicht.

    Allgemeine Literatur

    1. 1. Thompson PA, Ashbeck EL, Roe DJ, et al: Selenium supplementation for prevention of colorectal adenomas and risk of associated type 2 diabetes. J Natl Cancer Inst 108 (12), 2016. doi: 10.1093/jnci/djw152

    2. 2. Vinceti M, Filippini T, Del Giovane C, et al: Selenium for preventing cancer. Cochrane Database Syst Rev 1 (1):CD005195, 2018. doi:10.1002/14651858.CD005195.pub4

    3. 3. Winther KH, Rayman MP, Bonnema SJ, Hegedus L: Selenium in thyroid disorders—essential knowledge for clinicians. Nat Rev Endocrinol 16:165–176, 2020. doi: 10.1038/s41574-019-0311-6