Ichthyose

VonJames G. H. Dinulos, MD, Geisel School of Medicine at Dartmouth
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Bei der Ichthyose kommt es zur Schuppung und schuppigen Ablösung der Haut. Die Schweregrade reichen von leichter, störender Hauttrockenheit bis zur schweren, entstellenden Erkrankung. Daneben tritt die Ichthyose oft im Rahmen systemischer Erkrankungen auf. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Zur Behandlung werden Emollienzien sowie gelegentlich orale Retinoide eingesetzt.

Ichthyose unterscheidet sich von einfach nur trockener Haut (Xerodermie) durch die Verbindung mit einer systemischen Erkrankung oder Drogenkonsum, Erblichkeit, Schweregrad oder einer Kombination aus diesen. Ichthyose kann auch viel schwerwiegender sein als Xerodermie.

Hereditäre Ichthyose

Die Klassifikation der hereditären Ichthyosen, die mit der exzessiven Anhäufung von Schuppen auf der Hautoberfläche einhergehen, erfolgt anhand klinischer und genetischer Kriterien (siehe Tabelle Klinische und genetische Merkmale einiger ererbter Ichthyosen). Einige kommen ohne weitere Merkmale vor und sind nicht Teil eines Syndroms (z. B. Ichthyosis vulgaris, X-chromosomal-rezessive Ichthyosis, lamelläre Ichthyosis, kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie [epidermolytische Hyperkeratose], Harlekin-Ichthyose). Andere Ichthyosen treten im Rahmen eines Syndroms auf, das zahlreiche Organe involviert. Das Sjögren-Larsson-Syndrom (erbliche geistige Behinderung und spastische Lähmung, die durch einen Defekt in der Fettaldehyd-Dehydrogenase verursacht werden) ist beispielsweise eine autosomal-rezessive Erkrankung mit Beteiligung der Haut und extrakutaner Organe. Ein weiteres Beispiel für eine Erkrankung mit Beteiligung der Haut und extrakutaner Organe ist das Keratitis-Ichhyose-Taubheit-Syndrom (KID), das durch vaskularisierende Keratitis, Ichthyose und sensorineurale Schwerhörigkeit gekennzeichnet ist und durch Mutationen im Connexin-26-Gen verursacht wird.

Tabelle

Erworbene Ichthyose

Ichthyosis kann eine frühe Manifestation einiger systemischer Ekrankungen sein (z. B. Lepra [Hansen-Krankheit], Hypothyreose, Lyphom, AIDS, multiples Myelom). Auch einige Arzneimittel verursachen eine Ichthyose (z. B. Nikotinsäure, Triparanol, Butyrophenon).

Meist sind die feinen, trockenen Schuppen auf Torso und Beine beschränkt. Manchmal liegen aber dickere Schuppen vor, die größere Bereiche betreffen.

Ichthyosis vulgaris am Abdomen
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Diagnose der Ichthyose

  • Klinische Untersuchung

Die Diagnose beruht auf der klinischen Bewertung, einschließlich der dermatologischen Merkmale, des Alters des Auftretens, der Familienanamnese und des Nachweises einer assoziierten oder zugrunde liegenden Störung.

Die Biopsie der ichthyotischen Haut führt meist nicht zur Diagnose der Systemerkrankung. Allerdings gibt es Ausnahmen, v. a. die Sarkoidose, bei der an den Beinen dicke Schuppen auftreten können. Hier zeigen sich in der Biopsie für gewöhnlich die typischen Granulome.

Genetische Tests sind nützlich, um bestimmte Arten von Ichthyose festzustellen oder zu bestätigen und um eine genetische Beratung durchzuführen. Es stehen Testpanels zur Verfügung, mit denen mehrere der Genmutationen, die vererbte Formen der Ichthyose verursachen, nachgewiesen werden können.

Für Diagnostik und Behandlung sollte ein Dermatologe hinzugezogen werden sowie zwecks genetischer Beratung ein Arzt für Humangenetik.

Behandlung der Ichthyose

  • Minimierung von verschlimmernden Faktoren

  • Befeuchtung und Keratolytika

  • Manchmal Infektionsprophylaxe

Wenn Ichthyose durch eine systemische Störung verursacht wird, muss die zugrunde liegende Störung behandelt werden, damit die Ichthyose gelindert wird.

Andere Behandlungen von Ichthyosis umfassen Emollienzien, Keratolytika und die Vermeidung der Austrocknung (1).

Befeuchtung und Keratolytika

Bei jeder Ichthyose ist die epidermale Barrierefunktion beeinträchtigt und Feuchtigkeitscremes sollten sofort nach dem Baden angewendet werden. Substanzen, die auf die Haut aufgetragen werden, können erhöhte Absorption aufweisen. Z. B. sollten Hexachlorophen-Produkte aufgrund der vermehrten Absorption und Toxizität gemieden werden.

2-mal täglich sollte ein Emolliens – am besten reine Vaseline, Mineralöl oder Lotionen mit Urea oder Alpha-Hydroxysäuren (wie Milchsäure, Glykolsäure und Brenztraubensäure) – aufgetragen werden, v. a. nach dem Baden, wenn die Haut noch nass ist. Durch Abtupfen mit einem Handtuch wird zu viel Aufgetragenes entfernt.

Ichthyose reagiert in der Regel gut auf das topische Keratolytikum Propylenglykol. Um Schuppen zu entfernen (z. B. wenn die Ichthyose schwerwiegend ist), können die Patienten ein Präparat, das 40 bis 60% Propylenglykol in Wasser enthält, unter Okklusion (z. B. einer dünnen Plastikfolie oder -tüte) jeden Abend nach Hydratisierung der Haut (z. B. durch Baden oder Duschen) auftragen und über Nacht wirken lassen. Bei Kindern sollte das Präparat 2-mal täglich ohne Okklusion angewendet werden. Sobald die Schuppen sich verringern, kann die Applikationshäufigkeit reduziert werden.

Weitere nützliche topische Mittel sind Harnstoff (< 5%), Dexpanthenol, Cremes auf Ceramidbasis, 6%iges Salicylsäuregel und hydrophile Vaseline und Wasser (zu gleichen Teilen). Auch topische Calcipotriolcreme wurde erfolgreich eingesetzt, wobei dieses Vitamin-D-Derivat bei großflächiger Anwendung und v. a. bei Kleinkindern eine Hyperkalzämie verursachen kann.

Retinoide sind wirksam bei der Behandlung von ererbter Ichthyose. Bei den meisten Ichthyosen sind orale synthetische Retinoide wirksam. Acitretin ist wirksam bei der Behandlung der meisten Formen von ererbter Ichthyose. Bei der lamellären Ichthyose sind oft 0,1% Tretinoincreme oder orales Isotretinoin wirksam. Es sollte die niedrigste wirksame Dosis verwendet werden. Manche Patienten entwickeln unter Langzeitbehandlung (1 Jahr) mit oralem Isotretinoin knöcherne Exostosen, zudem sind weitere Langzeitnebenwirkungen möglich.

Die Forschung zur Entwicklung molekularer Behandlungsmethoden für Ichthyosen und verwandte Krankheiten, einschließlich des Ersatzes von Proteinen und Enzymen, wiederverwendeter biologischer Wirkstoffe, niedermolekularer Wirkstoffe sowie des Ersatzes und der Bearbeitung von Genen, wird fortgesetzt (2).

Tipps und Risiken

  • Orale Retinoide sind in der Schwangerschaft wegen ihrer teratogenen Wirkung kontraindiziert. Acitretin sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter wegen seiner Teratogenität und langen Wirkdauer vermieden werden.

Infektionsprophylaxe

Solange dicke intertriginöse Schuppen vorhanden sind, kann bei Patienten mit epidermolytischer Hyperkeratose eine Behandlung mit 3- bis 4-mal täglich 250 mg Cloxacillin (orale Einnahme) oder 3- bis 4-mal täglich 250 mg Erythromycin (orale Einnahme) erforderlich sein, um bakterielle Superinfektionen zu verhindern, die zu schmerzhaften, übelriechenden Pusteln führen.

Durch die regelmäßige Anwendung von chlorhexidinhaltiger Seife lässt sich die Bakteriendichte ebenfalls reduzieren, allerdings trocknet die Haut dadurch auch aus.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Mazereeuw-Hautier J, Vahlquist A, Traupe H, et al: Management of congenital ichthyoses: European guidelines of care, part one. Br J Dermatol 180(2):272–281, 2019. doi: 10.1111/bjd.17203

  2. 2. Joosten MDW, Clabbers JMK, Jonca N, et al: New developments in the molecular treatment of ichthyosis: Review of the literature. Orphanet J Rare Dis 17(1):269, 2022. doi: 10.1186/s13023-022-02430-6

Wichtige Punkte

  • Ichthyose kann als isolierte Störung oder als Teil eines Syndroms erworben oder ererbt werden.

  • Bei Patienten mit schrittweise einsetzender Ichthyose muss eine Evaluation hinsichtlich einer zugrunde liegenden systemischen Erkrankung durchgeführt werden.

  • Emollienzien, die die Häutung beschleunigen (Keratolytika), sind bei der Behandlung von Ichthyose wirksam.