Die Paronychie ist eine Infektion der periungualen Gewebe. Akute Paronychie verursacht Rötung, Überwärmung und Schmerzen entlang des Nagelrandes. Die Diagnose erhält man durch die Inspektion. Die Therapie erfolgt mit staphylokokkenwirksamen Antibiotika und der Drainage von jedwedem Eiter.
(Siehe auch Übersicht über die Nagelerkrankungen.)
Die Paronychie ist für gewöhnlich eine akute Erkrankung, chronische Fälle sind jedoch möglich. Bei akuter Paronychie sind die Erreger in der Regel Staphylococcus aureus oder Streptokokken und seltener Pseudomonas oder Proteus-Spezies. Organismen dringen durch einen Bruch in der Epidermis ein, der durch einen Niednagel, ein Trauma an einem Nagelfalz, Verlust der Kutikula oder chronische Reizung (z. B. durch Wasser und Waschmittel) entsteht. Beißen oder Saugen der Finger kann auch zur Entwicklung der Infektion beitragen. An den Zehen ist oft ein eingewachsener Nagel der Auslöser.
Neuartige Medikamentbehandlungen, wie etwa mit Inhibitoren der epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptoren (EGFR), Säugetierziel von Rapamycin (mTOR) und weniger gebräuchliche BRAF-Gen-Inhibitoren können Paronychie wie auch andere Hautveränderungen verursachen. Der Mechanismus ist nicht vollständig aufgeklärt. Allerdings scheinen die meisten Fälle vom Medikament selbst ausgelöst zu werden, beispielsweise durch Veränderungen des Retinsäuremetabolismus, und nicht durch eine Sekundärinfektion.
Bei Diabetikern sowie bei Patienten mit peripherer Gefäßerkrankung kann die Zehenparonychie zu einer ausgedehnteren Infektion führen und die Extremität bedrohen.
Symptome und Beschwerden
Die Paronychie entsteht entlang des Nagelrandes (lateraler und/oder proximaler Nagelfalz) und manifestiert sich im Laufe von Stunden bis Tagen mit Schmerzen, Überwärmung, Rötung und Schwellung. Für gewöhnlich bildet sich am Nagelrand sowie gelegentlich unter dem Nagel Eiter. Eine Infektion kann sich auf die Fingerspitze ausbreiten, was eine Nagelbettentzündung verursacht. Selten dringt die Infektion in die Tiefe des Fingers vor und führt dort zur infektiösen Tenosynovitis der Flexoren.
Diagnose
Klinische Untersuchung
Die Diagnose einer akuten Paronychie wird durch klinische Untersuchung gestellt.
Mehrere Hauterkrankungen können Änderungen verursachen, die aussehen wie Paronychie; sie sollten daher in Betracht gezogen werden, vor allem, wenn die Behandlung zunächst nicht wirksam ist. Zu diesen Krankheiten gehören Plattenepithelkarzinom, proximale Onychomykose, pyogenes Granulom, Pyoderma gangraenosum und Herpes Panaritium.
Behandlung
Gegen Staphylokokken und Streptokokken wirksame Antibiotika
Drainage von Eiter
Eine frühe Behandlung besteht aus warmen Kompressen oder Bädern und einem oralen Antibiotikum, das gegen Staphylokokken und Streptokokken wirksam ist (z. B. Dicloxacillin oder Cephalexin 250 mg 4-mal täglich, Clindamycin 300 mg 4-mal täglich). In Gebieten, in denen Methicillin-resistentes S. aureus häufig vorkommt, sollten Antibiotika, die wirksam gegen diesen Organismus sind (z. B. Trimethoprim/Sulfamethoxazol) basierend auf den Ergebnissen der lokalen Sensitivitätstestung gewählt werden. Bei Diabetikern und Patienten mit peripherer Gefäßkrankheit sollte bei einer Paronychie an den Zehen auf Zeichen einer Phlegmone oder schweren Infektion geachtet werden (z. B. Ausbreitung von Erythem und Ödem, Lymphadenopathie, Fieber).
Fluktuierende Schwellungen oder sichtbarer Eiter sollten mit einem Freer-Elevator, einer kleinen Hämostase oder einer Skalpellklinge Nr. 11, die zwischen Nagel und Nagelfalz eingeführt wird, abgelassen werden. Eine Hautinzision ist nicht erforderlich. Zur Drainageförderung kann für 24–48 Stunden ein dünner Mullschlauch eingelegt werden.
Ein Fall, der durch eine Therapie mit einem epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor-Inhibitor ausgelöst wurde und nicht auf die üblichen Behandlungen ansprach, wurde erfolgreich mit autologem plättchenreichem Plasma behandelt.
Wichtige Punkte
Akute Paronychie kann mit einem Niednagel, einem Nagelfalztrauma, dem Verlust der Nagelhaut, einer chronischen Reizung oder Beißen oder Lutschen der Finger zusammenhängen.
Die Diagnose ist wahrscheinlich, wenn sich schwere Rötungen, Schmerzen und Wärme akut entlang des Nagelrandes entwickeln, aber Alternativdiagnosen sollten in Erwägung gezogen werden, insbesondere dann, wenn die Behandlung nicht erfolgreich ist.
Mit einem Antibiotikum und feuchter Hitze sowie durch Drainage von sichtbarem Eiter behandeln.