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Erkrankung

Sexualität – Übersicht

Von

George R. Brown

, MD, East Tennessee State University

Überprüft/überarbeitet Apr 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Durch Sexualität erleben und drücken Menschen die Instinkte und Gefühle ihrer körperlichen Anziehung zu anderen aus. Es ist ein normaler Teil der menschlichen Erfahrung und wird durch verschiedene Faktoren bestimmt, unter anderem durch genetische Veranlagung, Erziehung, Beeinflussung durch andere in unserer näheren Umgebung und gesellschaftliche Haltungen. Daher können als normal betrachtete Formen von sexuellen Verhalten in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich sein. Was „normale“ Sexualität ist, lässt sich wahrscheinlich gar nicht definieren.

Es gibt große Schwankungen beim Sexualverhalten der einzelnen Menschen über das gesamte Leben hinweg, unter anderem beim Interesse am Sex, wie häufig ein Mensch Sex braucht oder wie nötig er sexuelle Erleichterung hat. Manche Menschen haben mehrmals täglich Verlangen nach sexueller Aktivität, wohingegen bei anderen der Sexualtrieb sehr viel schwächer ausgeprägt ist (z. B. ein paar Mal im Jahr). Obwohl jüngere Menschen sich oft sträuben, ältere Menschen als sexuell aktiv zu betrachten, interessieren sich die meisten älteren Menschen trotzdem weiterhin für Sex und berichten auch in hohem Alter noch über ein zufriedenes Sexualleben.

Die Begriffe „Geschlecht“ und „Gender“

In der Welt des Menschen gibt es das Geschlecht und den Gender. Geschlecht und Gender sind nicht dasselbe.

  • Geschlecht bezieht sich auf den biologischen Status einer Person: männlich, weiblich oder intersexuell.

  • Die sexuelle Orientierung bezieht sich auf das Geschlecht (sofern zutreffend), zu dem sich eine Person sexuell hingezogen fühlt.

  • Gender bezieht sich auf die Rolle einer Person in der Öffentlichkeit als Junge oder Mädchen, Mann oder Frau.

  • Geschlechtsidentität ist die subjektive Wahrnehmung des eigenen Geschlechts, also, ob Menschen sich als männlich, weiblich, transgender oder andere Geschlechtsidentität betrachten (z. B. genderqueer, nichtbinär, agender).

  • Geschlechterrolle ist der objektive, öffentliche Ausdruck der Geschlechtsidentität und umfasst alles, was die Betroffenen sagen und tun, um sich selbst und anderen zu vermitteln, zu welchem Geschlecht, mit dem sie sich identifizieren, sie gehören.

Einige Jugendliche kämpfen mit der Frage nach ihrer sexuellen Identität und haben Angst, ihre sexuelle Identität Freunden oder Familienmitgliedern gegenüber zu offenbaren. Daher ist es wichtig, Jugendlichen dabei zu helfen, Sexualität und Geschlechtsidentität in einen gesunden Kontext zu setzen. Jugendliche und ihre Eltern sollten ermutigt werden, offen über ihre Einstellung zu Sex und Sexualität zu sprechen. Die Ansichten der Eltern sind für das Verhalten ihrer Teenager trotz der Einflüsse der sozialen Medien und der Informationsquellen im Internet nach wie vor wichtig.

Bei einer Geschlechtsdysphorie Geschlechtsdysphorie Die Geschlechtsidentitätsstörung ist durch ein Gefühl von erheblichem Stress oder Schwierigkeiten beim Funktionieren gekennzeichnet, das mit dem anhaltenden Gefühl zusammenhängt, dass das bei... Erfahren Sie mehr oder Geschlechtsidentitätsstörung hat die Person das starke und anhaltende Gefühl, dass das eigene anatomische Geschlecht nicht mit ihrer Wahrnehmung von sich oder der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Dieses Gefühl der Unstimmigkeit verursacht erhebliches Leid oder beeinträchtigt die Lebensweise der Person beträchtlich.

Änderung der Einstellung zu Sex und Sexualität

Die gesellschaftlichen Haltungen zu Sexualität und Gender und was erlaubt ist oder nicht, variieren stark unter den Kulturen und haben sich in einigen Gesellschaften radikal verändert. Viele Menschen haben keine Probleme mehr mit ihrer eigenen Geschlechtsidentität (wie sie sich selbst öffentlich darstellen) und mit der Ausübung von sexuellen Aktivitäten, die früher gesellschaftlich verpönt gewesen wären. Infolgedessen wurden die sozialen Normen neu definiert, wie die folgenden Beispiele für Meinungsänderungen in der westlichen Kultur in den letzten Jahren zeigen.

Selbstbefriedigung

Selbstbefriedigung galt früher als pervers und sogar als Ursache für Geisteskrankheiten; heute sieht man in ihr einen normalen Ausdruck von Sexualität während des ganzen Lebens. Etwa 97 % der Männer und 80 % der Frauen haben masturbiert. Allgemein masturbieren Männer häufiger als Frauen. Viele Menschen genießen Selbstbefriedigung auch dann noch, wenn sie sich in einer sexuell erfüllten Beziehung befinden. Obwohl Selbstbefriedigung normal ist und oft als sichere sexuelle Praktik empfohlen wird, kann es aufgrund der missbilligenden Haltung anderer Schuldgefühle und psychisches Leid auslösen. Dies kann erheblich belasten und sogar zu sexuellen Funktionsstörungen führen.

Homosexualität

Wie Selbstbefriedigung gilt auch die Homosexualität, die die Medizin auch lange Zeit als abartig ansah, seit mehr als vier Jahrzehnten nicht mehr als Krankheit. Homosexualität ist eine von Kindheit an bestehende sexuelle Orientierung, die als solche weitgehend anerkannt ist. Im Laufe ihres Lebens befinden sich etwa 4 bis 5 Prozent der Erwachsenen in ausschließlich homosexuellen Beziehungen. Zusätzlich haben etwa 2 bis 5 Prozent regelmäßig sexuelle Beziehungen zu einer Person des gleichen Geschlechts (Bisexualität). Viele Jugendliche machen mit Sexspielen unter Gleichgeschlechtlichen Erfahrungen, was aber nicht gleich bedeutet, dass sie als Erwachsene ein dauerhaftes Interesse an homosexuellen oder bisexuellen Beziehungen haben (siehe Entwicklung der Sexualität Entwicklung von Sexualität und Geschlecht In der Adoleszenz werden aus den Kindern junge Erwachsene. Sie durchlaufen deutliche körperliche, intellektuelle und emotionale Veränderungen. Der Weg zum Erwachsensein läuft allerdings nicht... Erfahren Sie mehr ).

Schwule und lesbische Personen entdecken, dass sie sich zu Menschen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlen, so wie Heterosexuelle merken, dass sie vom anderen Geschlecht angezogen werden. Die Anziehung scheint das Ergebnis biologischer und umweltbedingter Einflüsse zu sein und lässt sich nicht bewusst wählen. Deshalb hat der Begriff „sexuelle Präferenz“ wenig Sinn in Bezug auf die sexuelle Orientierung, egal ob hinsichtlich der heterosexuellen, homosexuellen oder bisexuellen Orientierung.

Sexuelle Aktivität mit häufigem Partnerwechsel

Für manche heterosexuelle und homosexuelle Menschen bildet häufiger Partnerwechsel zeitlebens die Regel. In westlichen Kulturen wird dieses Verhalten immer mehr akzeptiert. Sexuelle Beziehungen mit häufigem Partnerwechsel sind jedoch auch mit dem Risiko verbunden, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit (etwa mit HIV-Infektion Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) Eine Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) ist eine Virusinfektion, die nach und nach bestimmte weiße Blutkörperchen zerstört und die mit antiretroviralen Medikamenten behandelt... Erfahren Sie mehr Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) , Herpes simplex Infektionen mit Herpes-simplex-Viren (HSV) Eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus verursacht wiederholt kleine, schmerzhafte, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen auf der Haut, am Mund, auf den Lippen (Fieberbläschen), an den Augen... Erfahren Sie mehr Infektionen mit Herpes-simplex-Viren (HSV) , Hepatitis Übersicht über Hepatitis Hepatitis ist eine Entzündung der Leber. (Siehe auch Übersicht über akute Virushepatitis und Übersicht über chronische Hepatitis.) Sie ist auf der ganzen Welt verbreitet. Hepatitis kann akut... Erfahren Sie mehr , Syphilis Syphilis Syphilis ist eine sexuell übertragbare Infektion, die durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht wird. Die Krankheit kann in drei Symptomstadien auftreten, unterbrochen von Perioden... Erfahren Sie mehr Syphilis , Gonorrhö Gonorrhö (Tripper) Der Tripper (Gonorrhö) ist eine sexuell übertragbare Infektion, die durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae verursacht wird, das häufig die Schleimhäute der Harnröhre, des Gebärmutterhalses... Erfahren Sie mehr Gonorrhö (Tripper) und humanes Papillomavirus, das zu Gebärmutterhalskrebs Gebärmutterhalskrebs Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich im Gebärmutterhals (dem unteren Teil der Gebärmutter). Die meisten Gebärmutterhalskrebsfälle werden durch eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus ... Erfahren Sie mehr Gebärmutterhalskrebs führt) anzustecken. Außerdem kann ein solches Verhalten darauf hinweisen, dass diese Personen nicht imstande sind, enge emotionale Bindungen über längere Zeit einzugehen.

Außerehelicher Sex

In den USA haben die meisten Menschen sexuelle Beziehungen, bevor sie verheiratet sind oder ohne verheiratet zu sein. Diese Verhaltensweise spiegelt die Tendenz zu größerer sexueller Freiheit in Industrieländern wider. In den meisten Kulturen wird es jedoch nicht gern gesehen, wenn Verheiratete außereheliche sexuelle Beziehungen aufrechterhalten. Dies kommt trotz gesellschaftlicher Missbilligung häufig vor. Ein objektives Problem, das daraus entsteht, ist die mögliche Verbreitung sexuell übertragbarer Infektionen Überblick über sexuell übertragbare Infektionen Eine sexuell übertragbare Infektion (sexually transmitted infection, STI) bezieht sich auf eine Infektion, die man sich durch den Austausch mit Blut, Samen, Scheiden- oder andere Körperflüssigkeiten... Erfahren Sie mehr Überblick über sexuell übertragbare Infektionen , wovon die meist ahnungslosen Ehepartner oder Sexualpartner betroffen sind.

Sexuelle Probleme

Wenn sexuelle Gefühle, das Verhalten oder eine Störung bei der Person oder dem Partner der Person jedoch erhebliches Leid verursachen oder jemand anderem schaden, muss die betroffene Person von einer medizinischen Fachkraft untersucht und behandelt werden. Personen, die häufige, intensive, sexuell stimulierende Fantasien oder Verhaltensweisen mit toten Objekten, Kindern, nicht damit einverstandenen Erwachsenen haben, oder die zu Leiden oder Demütigung bei der Person selbst oder deren Partner führen (Paraphilien Überblick über Paraphilien und paraphile Störungen Paraphilien sind häufige, intensive, sexuell stimulierende Fantasien oder Verhaltensweisen, die unbelebte Objekte, Kinder, nicht einverständnisfähige Erwachsene oder eigene Qualen bzw. Erniedrigungen... Erfahren Sie mehr ), können durch diese Paraphilie gestresst sein und entweder selbst nach einer Therapie suchen oder zu einer überwiesen werden.

Sexuelle Probleme können körperliche Ursachen, psychische Ursachen oder beides beinhalten. Probleme mit der sexuellen Funktionsfähigkeit können sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Männer können eine verminderte Libido Verringerte Libido bei Männern Unter einer Minderung der Libido versteht man die Abnahme des Sexualtriebs. Mögliche Ursachen sind u. a. psychische Faktoren (wie Depressionen, Angstzustände oder Beziehungsprobleme), Medikamente... Erfahren Sie mehr , erektile Dysfunktion Erektionsstörung (erektile Dysfunktion, ED) Die erektile Dysfunktion (ED) bezeichnet die Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen bzw. für den Geschlechtsverkehr ausreichend aufrechtzuerhalten. (Siehe auch Überblick über sexuelle Funktionsstörungen... Erfahren Sie mehr , Unfähigkeit zu ejakulieren Unfähigkeit zur Ejakulation Die Unfähigkeit zur Ejakulation (Anejakulation) wird in der Regel durch die Unfähigkeit, einen Orgasmus zu erlangen, verursacht (Anorgasmie). Sie ist gewöhnlich Teil einer erektilen Dysfunktion... Erfahren Sie mehr oder eine vorzeitige Ejakulation Vorzeitige Ejakulation Als vorzeitig gilt ein Samenerguss, der vor, beim oder kurz nach dem Eindringen in die Scheide erfolgt. Die wahrscheinlichste Ursache sind Versagensangst oder andere psychische Faktoren, oder... Erfahren Sie mehr haben. Frauen können ein geringes sexuelles Interesse Störungen des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung Bei Störungen des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung handelt es sich um fehlendes oder vermindertes Interesse an sexuellen Aktivitäten und sexuellen Gedanken und/oder um eine mangelnde... Erfahren Sie mehr oder eine sexuelle Erregungsstörung Störungen des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung Bei Störungen des sexuellen Interesses bzw. der sexuellen Erregung handelt es sich um fehlendes oder vermindertes Interesse an sexuellen Aktivitäten und sexuellen Gedanken und/oder um eine mangelnde... Erfahren Sie mehr , Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung Genito-pelvine Schmerz-Penetrationsstörung Zur genito-pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung zählen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder bei anderen sexuellen Aktivitäten, bei denen eine Penetration stattfindet und unwillkürliche Kontraktionen... Erfahren Sie mehr ) oder Probleme mit dem Orgasmus (weibliche Orgasmusstörung Orgasmusstörung bei Frauen Bei Orgasmusstörungen kommt es zum Ausbleiben oder einer Verzögerung des sexuellen Höhepunkts (Orgasmus) oder zu einem weniger häufigen oder viel weniger intensiven Orgasmus, selbst wenn die... Erfahren Sie mehr ) haben. Sexuelle Probleme kommen besonders häufig bei älteren Menschen vor. Viele dieser Probleme können wirksam behandelt werden.

Wenn Menschen sexuelle Probleme haben, können diese durch ihre Eltern beeinflusst sein, welche die Fähigkeit ihrer Kinder, eine sexuelle und emotionale Intimität zu entwickeln, durch folgende Handlungen beschädigen können:

  • Emotionale Distanz

  • Zu strenge Bestrafung der Kinder

  • Unverhohlene Verführung und sexuelle Ausbeutung von Kindern

  • Verbale und körperliche Feindseligkeit

  • Ablehnung der Kinder

  • Grausamkeit

HINWEIS: Dies ist die Ausgabe für Patienten. ÄRZTE: DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
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