Kongenitale und perinatale Zytomegalievirusinfektion (CMV)

VonBrenda L. Tesini, MD, University of Rochester School of Medicine and Dentistry
Überprüft/überarbeitet Juli 2022
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Eine Zytomegalovirus-Infektion kann vor der Geburt oder perinatal erworben werden und ist die häufigste angeborene Virusinfektion. Befunde bei der Geburt, wenn überhaupt vorhanden, können Wachstumsretardierung, Frühgeburtlichkeit, Mikrozephalie, Gelbsucht, Petechien, Hepatosplenomegalie, periventrikuläre Kalzifikationen, Chorioretinitis, Pneumonitis, Hepatitis und Schallempfindungsschwerhörigkeit sein. Wenn Säuglinge zu einem späteren Zeitpunkt erkranken, können Pneumonie, Hepatosplenomegalie, Hepatitis, Thrombozytopenie, Sepsis-artiges Syndrom und einer atypische Lymphozytose zu den Symptomen gehören. Eine Diagnose der Neugeborenen-Infektion wird am besten durch Virusnachweis über Kultur oder Polymerase-Ketten-Reaktion gemacht. Die Therapie ist hauptsächlich unterstützend. Parenterales Ganciclovir oder Valganciclovir oral verabreicht können eine Gehör-Verschlechterung verhindern und eine Verbesserung der Entwicklung bewirken, und wird Säuglingen gegeben, bei denen in der Neugeborenenzeit eine symptomatische Erkrankung festgestellt wurde.

See also page Zytomegalievirusinfektion (CMV) bei Erwachsenen und Übersicht über Infektionen des Neugeborenen

Das Zytomegalievirus (CMV) wird häufig bei Neugeborenen isoliert. Obwohl die meisten Säuglinge, die das Virus ausscheiden, asymptomatisch sind, können andere lebensbedrohliche Verläufe und verheerende Spätfolgen auftreten.

Es ist nicht bekannt, welcher der günstigste Empfängniszeitpunkt für eine Frau mit primärer CMV-Infektion ist. Da das Risiko für den Fetus schwer abzuschätzen ist, sollten Schwangere, die eine primäre CMV-Infektion entwickeln, beraten werden. Viele Experten empfehlen eine routinemäßige serologische Untersuchung gesunder Frauen auf CMV vor oder während der Schwangerschaft.

Ätiologie der kongenitalen und perinatalen CMV-Infektion

Die angeborene CMV-Infektion, deren Inzidenz weltweit bei 0,2–1% der Lebendgeburten liegt, kann bei einer primären oder reaktivierten Infektion der Mutter transplazentar übertragen werden. Klinisch symptomatische Neugeborene erkranken meistens bei einer primären Infektion der Mutter, insbesondere in der ersten Hälfte der Schwangerschaft. In einigen oberen sozioökonomischen Gruppen in den USA ist bei der Hälfte der jungen Frauen kein CMV-Antikörper nachzuweisen, was das Risiko einer Primärinfektion erhöht.

Die perinatale CMV-Infektion wird durch den Kontakt mit infiziertem Zervikalsekret, Muttermilch oder Blutprodukten erworben. Mütterliche Antikörper schützen wahrscheinlich. Die meisten betroffenen reifen Neugeborenen sind asymptomatisch und nicht infiziert. Im Gegensatz dazu entwickeln Frühgeborene, die keine Antikörper haben, schwere Infektionen oder sterben, vor allem wenn sie CMV-positive Blutprodukte erhalten. Anstrengungen sollten unternommen werden, um bei diesen Kindern eine Bluttransfusion mit CMV-negativem Blut oder Komponenten durchzuführen oder Blut zu verwenden, das gefiltert wurde, um Leukozyten zu eliminieren, die CMV-Träger sein können. Dieses leukozytenreduzierte Blut wird von vielen Experten als CMV-sicher betrachtet.

Symptome und Zeichen der kongenitalen und perinatalen CMV-Infektion

Viele Frauen, die sich in der Schwangerschaft mit CMV infizieren, bleiben ohne Symptome, einige entwickeln allerdings ein der Mononukleose ähnliches Bild.

Ungefähr 10% der Säuglinge mit einer kongenitalen CMV-Infektion sind bei der Geburt symptomatisch. Mögliche Manifestationen sind:

Säuglinge, die sich während oder nach der Geburt mit CMV infiziert haben, besonders dann wenn sie frühgeboren sind, können ein Sepsis-ähnliches Syndrom entwickeln, auch Pneumonie, Hepatosplenomegalie, Hepatitis (die zu Leberversagen führen kann), Thrombozytopenie und atypische Lymphozytose. Wenn die Übertragung jedoch über die Muttermilch geschehen ist, ist das Risiko schwerer symptomatischer Erkrankung und Langzeitfolgen niedrig.

Diagnose von kongenitaler und perinataler CMV-Infektion

  • Virale Kultur unter Verwendung von Urin, Speichel oder Gewebe

  • Polymerase-Ketten-Reaktion unter Verwendung von Urin, Speichel, Blut oder Gewebe

Die symptomatische kongenitale CMV-Infektion muss von anderen kongenitalen Infektionen wie der Toxoplasmose, Röteln, lymphozytärem Choriomeningitisvirus und Syphilis unterschieden werden.

Bei Neugeborenen ist der wichtigste diagnostische Nachweis eine Viruskultur durch Polymerase-Kettenreaktion von Urin, Speichel oder Gewebe. Die Diagnose bei den Müttern kann auch serologisch oder durch Polymerase-Kettenreaktion erfolgen ( see page Diagnose). Das Material sollte bis zur Inokulation auf Fibroblastenzellen kühl gelagert werden. Eine kongenitale CMV-Infektion liegt vor, wenn das Virus aus Urin, Speichel oder anderen Körperflüssigkeiten, die innerhalb der ersten 2-3 Lebenswochen gewonnen wurden, isoliert werden kann. Urin und Speichel haben die höchste Empfindlichkeit. Positive Kulturen nach dieser Frist von 3 Wochen können sowohl für eine kongenitale als auch für eine perinatale Infektion sprechen. Unabhängig vom Infektionsweg können Kinder über mehrere Jahre Virusausscheider bleiben.

Ein großes Blutbild mit Differenzialuntersuchung und Lebertests können in der Diagnostik hilfreich sein. Auch eine Sonographie oder Computertomographie des Schädels sowie eine ophthalmologische Bewertung sollten erfolgen. Periventrikuläre Verkalkungen werden üblicherweise über eine Computertomographie gefunden.

Hörtests sollten routinemäßig bei allen infizierten Neugeborenen bei der Geburt durchgeführt und eine engmaschige Überwachung fortgeführt werden, weil sich Hörverlust nach der Neugeborenenzeit weiter entwickeln und progressiv sein kann.

Prognose für kongenitale und perinatale CMV-Infektion

Symptomatische Neugeborene haben eine Mortalität von bis zu 30%. 40–90% der Überlebenden weisen neurologische Defizite auf.

Unter asymptomatischen Neugeborenen, entwickeln 5–15% schließlich neurologische Folgeerscheinungen; Hörverlust ist davon die häufigste.

Behandlung von kongenitaler und perinataler CMV-Infektion

  • Ganciclovir oder Valganciclovir für symptomatische Neugeborene

Symptomatischen Neugeborenen werden antivirale Medikamente gegeben. Orales Ganciclovir 16 mg/kg 2-mal täglich über 6 Monate kann bei Neugeborenen mit einer kongenitalen CMV-Infektion die Virusausscheidung vermindern und das Hörvermögen und eine Entwicklungsverzögerung mit 12–24 Monaten bescheiden verbessern (1). Eine In-utero-Behandlung betroffener Feten mit Aciclovir oder Valacyclovir kann ebenfalls das neonatale Outcome verbessern, doch fehlen große Studien.

Die wichtigsten Toxizität der Behandlung ist Neutropenie.

Literatur zur Therapie

  1. 1. Kimberlin DW, Jester PM, Sánchez PJ, et al: Valganciclovir for symptomatic congenital cytomegalovirus disease. N Engl J Med 372(10):933–943, 2015. doi: 10.1056/NEJMoa1404599

Prävention von kongenitaler und perinataler CMV-Infektion

Nichtimmunisierte schwangere Frauen sollten eine Exposition gegenüber dem Virus vermeiden. CMV-Infektionen kommen häufig bei Kindern in Kinderkrippen vor. Daher sollten Schwangere ihre Hände nach dem Kontakt mit Urin, Speichel oder Schleimsekretionen von Kindern immer sorgfältig waschen.

Die transfusionsassoziierte perinatale CMV-Infektion kann verhindert werden, indem man Frühgeborenen CMV-negative Blutprodukte gibt oder leukozytenreduzierte Blutprodukte.

Ein Impfstoff zu Verhinderung angeborener CMV ist zur Zeit in der Entwicklung. Die Verabreichung von CMV-Hyperimmunglobulin an schwangere Frauen mit primärer CMV-Infektion führte in einer randomisierten, kontrollierten Studie nicht zu einem Rückgang der kongenitalen Infektion (1). Eine mütterliche antivirale Therapie mit Aciclovir oder Valaciclovir zur Verhinderung einer fetalen Übertragung wird derzeit untersucht (2).

Hinweise zur Prävention

  1. 1. Revello MG, Lazzarotto T, Guerra B, et al: A randomized trial of hyperimmune globulin to prevent congenital cytomegalovirus. N Engl J Med 370(14):1316–1326, 2014. doi: 10.1056/NEJMoa1310214

  2. 2. Hughes BL, Clifton RG, Rouse DJ, et al: A trial of hyperimmune globulin to prevent congenital cytomegalovirus infection. N Engl J Med 385(5):436–444, 2021. doi: 10.1056/NEJMoa1913569

Wichtige Punkte

  • Zytomegalievirus ist die häufigste angeborene Virusinfektion und kann asymptomatisch oder symptomatisch sein.

  • Mehrere Organe können betroffen sein, und das Risiko einer Frühgeburt ist erhöht.

  • Eine Unterscheidung symptomatischer kongenitalen CMV-Infektion von anderen angeborenen Infektionen (z. B. Toxoplasmose, Röteln, Virus der lymphozytären Choriomeningitis, Syphilis) erfolgt mittels Polymerase-Kettenreaktion oder viraler Kultur.

  • Intravenöses Ganciclovir oder orales Valganciclovir kann dabei helfen, Hörverlust und Entwicklungsverzögerung bei Kindern mit symptomatischer Infektion zu verhindern.