Übersicht über demyelinisierende Erkrankungen

VonMichael C. Levin, MD, College of Medicine, University of Saskatchewan
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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    Myelinscheiden bedecken viele Nervenfasern im zentralen und peripheren Nervensystem; sie beschleunigen die axonale Übertragung neuronaler Impulse. Krankheiten, die das Myelin betreffen, unterbrechen die Nervenleitung; die Symptome können Defizite in jedem Teil des Nervensystems widerspiegeln.

    Das Myelin, das von der Oligodendroglia im Zentralnervensystem (ZNS) gebildet wird, unterscheidet sich chemisch und immunologisch von dem Myelin, das in der Peripherie von Schwann-Zellen gebildet wird. Daher beeinträchtigen einige Krankheiten, die das Myelin betreffen (z. B. Guillain-Barré-Syndrom, chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie, einige andere Polyneuropathien peripherer Nerven), primär eher die peripheren Nerven, andere betreffen primär das Zentralnervensystem (siehe Tabelle Erkrankungen, die eine Demyelinisierung des zentralen Nervensystems verursachen können). Die am häufigsten betroffenen Gebiete im ZNS sind Gehirn, Rückenmark und N. opticus.

    Demyelinisierung ist häufig die sekundäre Folge einer infektiösen, einer ischämischen, einer metabolischen oder einer hereditären Störung oder eines Toxins (z. b. Alkohol, Ethambutol). Bei primär demyelinisierenden Erkrankungen ist die Ursache unbekannt, jedoch wird ein autoimmuner Mechanismus vermutet, weil die Erkrankungen manchmal auf eine Virusinfektion oder Virusimpfung folgen.

    Die Demyelinisierung tendiert zu einer segmentalen oder flickenförmigen Verteilung, wobei sie verschiedene Gebiete gleichzeitig oder sequenziell betreffen kann. Eine Remyelinisierung erfolgt häufig bei Reparatur, Regeneration und kompletter Wiederherstellung der neuronalen Funktion. Jedoch führt ausgedehnter Verlust von Myelin meist zu nachfolgender axonaler Degeneration und häufig auch zur Degeneration der Zellkörper; beides kann irreversibel sein.

    Eine Demyelinisierung sollte bei jedem Patienten mit unerklärten neurologischen Defiziten erwogen werden. Folgende Merkmale sprechen für primär demyelinisierende Erkrankungen:

    • Diffuse oder multifokale Defizite

    • Plötzliches oder subakutes Auftreten, insbesondere bei jungen Erwachsenen

    • Beginn innerhalb von Wochen nach einer Infektion oder Impfung

    • Defizite, die zu- und abnehmen

    • Symptome, die auf eine bestimmte demyelinisierende Störung hinweisen (z. B. ungeklärte Optikusneuritis oder internukleäre Ophthalmoplegie, die für multiple Sklerose sprechen)

    Spezifische Untersuchungen und die Behandlung hängen von der jeweiligen Störung ab.

    Tabelle

    Literatur

    1. 1. Kunchok A, Aksamit AJ Jr, Davis JM 3rd, et al: Association between tumor necrosis factor inhibitor exposure and inflammatory Central Nervous System Events. JAMA Neurol 77 (8):937–946, 2020. doi: 10.1001/jamaneurol.2020.1162

    2. 2. Oliveira MCB, de Brito MH, Simabukuro, MM: Central nervous system demyelination associated with immune checkpoint inhibitors: Review of the literature. Front Neurol 11:538695, 2020. doi: 10.3389/fneur.2020.538695 eCollection 2020.