Grippaler Infekt

(Infektion der oberen Atemwege; URI; Schnupfen)

VonBrenda L. Tesini, MD, University of Rochester School of Medicine and Dentistry
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022
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Ein grippaler Infekt ist eine akute, meist nichtfieberhafte, selbstlimitierende virale Infektion, die Beschwerden der oberen Atemwege, z. B. Rhinorrhö, Husten und Halsschmerzen verursacht. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Händewaschen trägt zur Vermeidung der Ausbreitung bei. Die Therapie ist symptomatisch.

Etwa 50% aller grippalen Infekte werden durch einen der > 100 Rhinovirus-Serotypen verursacht. Auch Coronaviren können Ausbrüche verursachen, und Infektionen durch Influenza- und Parainfluenzaviren, Enteroviren, Adenoviren, RSV-Viren und Metapneumoviren können sich auch als grippaler Infekt manifestieren, insbesondere bei Patienten mit einer Reinfektion.

Rhinovirusinfektionen kommen gehäuft im Herbst und Frühling vor, weniger häufig im Winter.

Rhinoviren werden sehr effektiv durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, eine Übertragung ist jedoch auch durch Aerosole großer Partikel möglich.

Am wirkungsvollsten wird eine Infektion abgewehrt durch das Vorhandensein spezifischer neutralisierender Antikörper im Serum und in Sekreten, die durch eine frühere Exposition gegenüber dem gleichen oder einem eng verwandten Virus entstanden sind. Die Disposition für grippale Infekte wird nicht erhöht durch eine Exposition gegenüber Kälte, den Gesundheits- und Ernährungsstatus des Wirtes oder Auffälligkeiten des oberen Respirationstraktes (z. B. vergrößerte Tonsillen oder Polypen).

Symptome und Anzeichen von Erkältung

Nach einer Inkubationszeit von 24–72 Stunden beginnen die Beschwerden von grippalen Infekten mit einem „Kratzen“ oder Schmerzen im Hals, gefolgt von Niesen, Rhinorrhö, behinderter Nasenatmung und Krankheitsgefühl. Die Körpertemperatur ist meist normal, insbesondere wenn der Erreger ein Rhino- oder Coronavirus ist. Die nasalen Sekrete sind während der ersten paar Tage wässrig und reichlich, werden dann aber schleimiger und eitrig. Mukopurulente Sekrete sind kein Hinweis auf eine bakterielle Superinfektion. Der Husten ist meist nur leicht, hält aber bis in die zweite Woche an. Die meisten Beschwerden aufgrund unkomplizierter grippaler Infekte verschwinden innerhalb von 10 Tagen.

Erkältungen können Asthma und chronische Bronchitis verschlimmern.

Eitriges Sputum oder signifikante Beschwerden der tiefen Atemwege kommen bei Rhinovirus-Infekten meist nicht vor. Aufgrund der viralen Infektion oder durch eine sekundäre bakterielle Infektion kann es zu einer eitrigen Sinusitis und Otitis media kommen.

Diagnose der Erkältung

  • Klinische Untersuchung

Die Diagnose von grippalen Infekten erfolgt in der Regel klinisch und vermutlich ohne Diagnosetests, obwohl der PCR-Test in vielen Multiplex-Plattformen verfügbar ist.

Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die allergische Rhinitis.

Behandlung der Erkältung

  • Symptomatische Therapie

Eine spezifische Behandlung von grippalen Infekten gibt es nicht.

Antipyretika und Analgetika können fiebersenkend wirken und die Halsschmerzen lindern.

Nasensprays können eine nasale Obstruktion reduzieren. Topische nasal abschwellende Mittel sind wirksamer als orale, die Anwendung topischer Substanzen über > 3–5 Tage kann jedoch zu einer verstärkten Anschwellung führen („Rebound“-Effekt).

Die Rhinorrhö kann mit Antihistaminika der 1. Generation (z. B. Chlorpheniramin) oder intranasalem Ipratropiumbromid (2 Sprühstöße einer 0,03-prozentigen Lösung 2- oder 3-mal täglich) gelindert werden; diese Medikamente bieten jedoch nur einen minimalen Nutzen und sollten bei älteren Patienten, Menschen mit gutartiger Prostatahypertrophie oder Winkelverschlussglaukom nur mit Vorsicht eingesetzt werden. Antihistaminika der 1. Generation führen häufig zu Müdigkeit, Antihistaminika der 2. Generation (nichtsedierend) sind jedoch unwirksam bei der Behandlung grippaler Infekte.

Antihistaminika und abschwellende Mittel sind nicht ratsam bei Kindern < 4 Jahren.

Zinkpräparate, Echinacea und Vitamin C wurden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bei der Therapie grippaler Infekte untersucht, ein Benefit konnte jedoch für keinen dieser Wirkstoffe nachgewiesen werden.

Antibiotika sollten nicht gegeben werden, es sei denn, es liegen eindeutige Hinweise auf eine sekundäre bakterielle Infektion vor. Bei Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten können Antibiotika weniger restriktiv gegeben werden.

Prävention der Erkältung

Impfstoffe für grippale Infekte sind nicht verfügbar.

Polyvalente bakterielle Impfstoffe, Zitrusfrüchte, Vitamine, UV-Licht, Glykolaerosole und andere Hausmittel verhindern einen grippalen Infekt nicht. Durch Händehygiene und die Anwendung von Oberflächendesinfektionsmitteln kann die Ausbreitung in einer kontaminierten Umgebung reduziert werden.

Wichtige Punkte

  • Viele Viren können Erkältungen verursachen. Rhinoviren verursachen etwa die Hälfte der Erkältungen.

  • Die Anfälligkeit für Erkältungen wird nicht durch Kälteeinwirkung, Gesundheit und Ernährung des Wirtes oder das Vorhandensein von Anomalien der oberen Atemwege beeinträchtigt.

  • Antihistaminika können verwendet werden, um Rhinorrhö zu lindern, aber sie bieten nur minimalen Nutzen und sollten bei älteren Patienten mit Vorsicht eingesetzt und bei Kindern < 4 Jahren vermieden werden.

  • Topische und orale Abschwellmittel entlasten die Nasenverstopfung, wiederholter Gebrauch kann jedoch zu Überlastungsstörungen führen.

  • Viele Substanzen wurden zur Vorbeugung und Behandlung bewertet, aber keine hat sich eindeutig als vorteilhaft erwiesen.