Medizinische Abklärung des älteren Fahrers

VonPeggy P. Barco, OTD, OTR/L, BSW, SCDCM, CDRS, FAOTA, Washington University Medical School;
David B. Carr, MD, Washington University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022
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Die medizinische Abklärung eines älteren Fahrers beinhaltet eine gründliche Überprüfung der medizinischen Störungen und/oder Medikamente, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können. Solche Störungen können chronische Erkrankungen sein, die wichtige funktionelle Fähigkeiten für das Fahren beeinträchtigen (z. B. nimmt bei Makuladegeneration die Sehfähigkeit ab), oder akute Ereignisse, die das Bewusstsein beeinträchtigen (z. B. Krampf, Synkope).

Ärzte sollten nationale Leitlinien und Ressourcen zur Beurteilung und Behandlung älterer Fahrer konsultieren (siehe Weitere Informationen und auch Überblick über den älteren Fahrer.)

Therapeutische Medikamente

Ältere Erwachsene haben wahrscheinlich mehrere Begleiterkrankungen und nehmen möglicherweise mehrere Medikamente ein. Eine beträchtliche Anzahl von Medikamenten, in der Regel solche, die das zentrale Nervensystem beeinflussen (z. B. Verwirrung, Sedierung), können das Führen eines Fahrzeugs beeinträchtigen. Viele von ihnen beeinträchtigen nachweislich die Fahrleistung bei Straßentests oder in Fahrsimulatoren und werden mit einem erhöhten Risiko von Verkehrsunfällen in Verbindung gebracht. Trotz dieser Risiken sollten viele dieser Medikamente nicht abrupt abgebrochen werden, sondern es könnte notwendig sein, sie auszuschleichen. Es ist wichtig, den verschreibenden Arzt oder Apotheker zu befragen, bevor sie abgesetzt werden.

Zu den Medikamenten, die nachweislich das Fahrrisiko erhöhen, gehören:

  • Antihistaminika, Benzodiazepine, Opioide, Anticholinergika, Hypnotika, Antihypertensiva und trizyklische Antidepressiva, die Schläfrigkeit, Hypotonie oder Herzrhythmusstörungen verursachen können

  • Dopaminagonisten gegen Parkinsonismus (z. B. Pramipexol, Ropinirol), die gelegentlich akute Schlafattacken verursachen können

  • Antiemetika (z. B. Prochlorperazin) und Muskelrelaxantien (z. B. Cyclobenzaprin), die die Sinneswahrnehmung verändern können

  • Medikamente gegen Anfallsleiden, die zu einer Sedierung führen können (möglicherweise müssen Alternativen in Betracht gezogen werden)

Beim Ansetzen eines neuen Medikaments, das evtl. visuelle, physische oder kognitive Funktionen beeinflusst, sollten die Patienten mehrere Tage (abhängig von der Zeit bis das Steady-State erreicht ist) lang nicht fahren, bis sie sicher sind, dass keine unerwünschten Wirkungen auftreten.

Stürze

Stürzen und Autounfällen liegen gemeinsame Faktoren zugrunde (z. B. Sehstörungen, beeinträchtigte Muskelkraft und Kognition). Eine Vorgeschichte von Stürzen in den letzten Jahren deutet auf ein erhöhtes Risiko für Verkehrsunfälle bei älteren Menschen hin und sollte zu einer weiteren Bewertung für intrinsische Faktoren führen, die Mobilität und Fahren beeinträchtigen können (z. B. visuelle, kognitive, motorische Fähigkeiten). (Siehe Funktionelles Assessment älterer Fahrer.)

Herzerkrankungen

Das Vorhandensein einer Erkrankung des Herzens kann das Risiko für das Führen eines Fahrzeugs erhöhen, insbesondere bei Erkrankungen, die das Bewusstsein beeinträchtigen oder eine Synkope verursachen können (z. B. Herzrhythmusstörungen). Patienten, die sich kardiologischen Eingriffen (z. B. Koronarstents oder Bypass-Grafts, Einsetzen eines internen Defibrillators/Schrittmachers) oder bestimmten akuten Ereignissen (z. B. instabile Angina pectoris, Myokardinfarkt) unterzogen haben, müssen während der Erholungsphase für kurze Zeit auf das Führen eines Fahrzeugs verzichten; die Dauer hängt von dem Eingriff und dem klinischen Zustand des Patienten ab. Erkrankungen des Herzens können chronische kognitive Beeinträchtigungen (z. B. Sedierung, Schläfrigkeit am Steuer) oder akute Bewusstseinsstörungen (z. B. Schwindel, Synkopen) verursachen.

Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz (z. B. der Klasse IV, Atemnot in Ruhe oder beim Fahren) sollten vom Farhen absehen, bis sie mit Tests im Straßenverkehr beurteilt werden können und die Zulassung von ihren Ärtzen haben.

Neurologische Störungen

Neurologische Störungen erhöhen ebenfalls das Risiko beim Fahren. Spezifische Störungen sind

  • Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke (TIA): Fahrer mit einer einzigen TIA sollten 1 Monat bis zur Wiederaufnahme der Fahrens warten, Fahrer mit rezidivierenden TIA oder Schlaganfall sollten ein ereignisfreies Intervall von mindestens 3 bis 6 Monaten einhalten, bevor sie wieder fahren und von ihrem Neurologen oder Hausarzt die Genehmigung erhalten. Eine körperliche Untersuchung sollte erfolgen, um zu beurteilen, wie eine verbleibende Behinderung durch einen Schlaganfall die Fahrtüchtigkeit beeinflussen könnte. Erwägen Sie die Überweisung von Personen mit persistierenden visuellen, motorischen oder kognitiven Defiziten an eine auf Ergotherapeuten basierende Fahrerkennungsklinik.

  • Krampfanfälle: Vorschriften für Fahrer, die Krampfanfälle haben, sind Staaten-spezifisch, wobei die meisten Staaten ein anfallsfreies Intervall (oft 6 Monate) verlangen, bevor sie die Fahrerlaubnis wieder ausstellen. Antiepileptika können Krampfanfälle bei etwa 70% der Patienten adäquat kontrollieren, allerdings können Rückfälle auftreten, wenn diese Arzneimittel abgesetzt werden. Bundesstaatliche Informationen über die Berechtigung des Führerscheins für Menschen, die Anfälle haben, sollten gesucht werden (siehe die Epilepsy Foundation Epilepsy Foundation State Driving Laws Database) zusammen mit Beratung durch einen Neurologen.

Die Alzheimer-Krankheit oder fortschreitende Demenzerkrankungen beeinträchtigen mit der Zeit wichtige funktionelle Fähigkeiten, einschließlich derer, die zum Führen eines Fahrzeugs erforderlich sind. Die Überwachung von Patienten auf neue Fahrfehler, die Veränderungen in der Kognition zugeschrieben werden können, oder die Identifikation von signifikanten Beeinträchtigungen über psychometrische Tests können bei Empfehlungen für Tests auf der Straße und/oder möglicherweise für das Aufhören mit dem Fahren hilfreich sein. Die American Academy of Neurology hat Praxisparameter zu Fahren und Demenz (1). In mehreren Bundesstaaten sind die Ärzte verpflichtet, dem Kraftfahrtbundesamt erhebliche kognitive Beeinträchtigungen zu melden.

Viele andere neurologische Störungen (z. B. M. Parkinson, multiple Sklerose) führen zu Behinderungen und sollten durch funktionelle Bewertung und gegebenfalls einen Praxisbeurteilung überwacht werden.

Diabetes mellitus

Diabetes mellitus stellt ein Risiko dar, weil die Patienten während der Fahrt hypoglykämisch werden können. Patienten mit kürzlich stattgehabter, nicht erkannter hypoglykämischer Episode sollten 3 Monate lang nicht fahren oder so lange warten, bis die Faktoren, die zur Episode beigetragen haben (z. B. Ernährung, Aktivität, Zeitpunkt der Gabe und Dosis von Insulin oder antihyperglykämischen Arzneimitteln) bewertet sind und beherrscht werden. Sensorische Veränderungen in den Extremitäten aufgrund von Neuropathie und/oder Retinopathie aufgrund von Diabetes können ebenfalls die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.

Eine schwere Hyperglykämie geht mit kognitiven Beeinträchtigungen einher, und die Patienten sollten kein Fahrzeug führen, bis ihr Blutzucker und ihre Symptome besser unter Kontrolle sind.

Schlafstörungen

Schlafstörungen, allem voran das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, können Schläfrigkeit verursachen, die zu Autounfällen führt; die Patienten sollten so lange vom Fahren absehen, bis sie adäquat behandelt werden. Es hat sich gezeigt, dass die Verwendung eines CPAP-Geräts (Continuous Positive Airway Pressure) die Leistung in einem Fahrsimulator verbessert und die Zahl der Verkehrsunfälle reduziert.

Auf neurologische Erkrankungen wird verwiesen

  1. 1. Iverson DJ, Gronseth GS, Reger MA, et al: Practice parameter: Evaluation and management of driving and dementia: Report of the Quality Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology. Neurology 74(16):1316–1324, 2010. doi: 10.1212/WNL.0b013e3181da3b0f

Weitere Informationen

Nachfolgend finden Sie einige englischsprachige Quellen, die nützlich sein können. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. National Highway Traffic Safety Administration: Clinician's Guide to Assessing and Counseling Older Drivers, 4th edition

  2. Austroads: Assessing Fitness to Drive: An Australian resource providing medical standards for driver licensing

  3. Epilepsy Foundation: State Driving Laws Database: A US resource providing information for drivers with epilepsy