Einige Ursachen der Urtikaria

Grund

Verdächtige Befunde

Diagnostisches Vorgehen

Akute Urtikaria

Kontaktallergene oder inhalative Allergene (z. B. Latex, Tierspeichel, Staub, Pollen, Schimmel, Hautschuppen)

Einsetzen innerhalb von Minuten oder Stunden nach dem Kontakt mit dem auslösenden Faktor

Nur klinische Untersuchung

Manchmal Allergietests

Auswirkungen von Medikamenten/Substanzen

  • Cyclooxygenase-Hemmung (z. B. Aspirin, nichtsteroidale Antiphlogistika)

  • Direkte Freisetzung von Mastzellen (z. B. Opioide, Vancomycin, Succinylcholin, Curare, Röntgenkontrastmittel)

  • IgE-vermittelt (alle rezeptpflichtige, -freie oder pflanzliche Medikamente)

  • Erhöhter Bradykininspiegel (ACE-Hemmer)

Urtikaria innerhalb von 48 Stunden nach Einnahme des Medikaments

Angioödem häufig bei ACE-Hemmern

Nur klinische Untersuchung

Manchmal Allergietests

Emotionale oder physikalische Reize

  • Adrenerg (Stress, Angst)

  • Cholinerg (Schwitzen, z. B. während eines warmen Bades, während des Trainings oder während Phasen von Fieber)

  • Kälte

  • Verzögerte Druckurtikaria

  • Körperliche Betätigung

  • Fokaler Druck (Dermographismus)

  • Wärme

  • Sonnenlicht (Urticaria solaris)

  • Vibration

Einsetzen in der Regel innerhalb von Sekunden oder Minuten nach Auftreten des auslösenden Faktors

Klinische Untersuchung einschließlich reproduzierbarer Reaktion auf vermuteten Stimulus

Infektionen

  • Bakteriell (z. B. A-Streptokokken, Helicobacter pylori)

  • Parasitär (z. B. Toxocara canis, Giardia lamblia, Strongyloides stercoralis, Trichuris trichiura, Blastocystis hominis, Schistosoma mansoni)

  • Viral (z. B. Hepatitis A, B oder C, HIV, ZMV, EBV, Enterovirus)

Symptome einer systemischen Infektion*

Tests auf bestimmte Infektionen, die mutmaßlich zugrunde liegen

Rückgang der Urtikaria nach Beseitigung der Infektion

Über die Nahrung aufgenommene Allergene (z. B. Erdnüsse, Baumnüsse, Fisch, Schalentiere, Weizen, Eier, Milch, Sojabohnen)

Urtikaria innerhalb von Minuten oder Stunden nach Einnahme des auslösenden Faktors

Klinische Abklärung

Manchmal Allergietests

Insektenbisse oder -stiche (Hymenopterengift [Hymenoptera])

Urtikaria innerhalb von Sekunden oder Minuten nach Insektenbiss oder -stich

Nur klinische Untersuchung

Serumkrankheit

Urtikaria mit oder ohne Fieber, Polyarthralgie, Polyarthritis, Lymphadenopathie, Proteinurie, Ödem und Unterleibsschmerzen innerhalb von 7–10 Tagen nach parenteraler Verabreichung eines biobasierten Medikaments oder einer biobasierten Substanz

Nur klinische Untersuchung

Transfusionsreaktion

Urtikaria in der Regel innerhalb von wenigen Minuten nach Beginn der Transfusion des Blutproduktes (oder nach dem Wechsel zu einer neuen Einheit des Blutprodukts)

Nur klinische Untersuchung

Chronische Urtikaria

Autoimmunerkrankungen (z. B. systemischer Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom, Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, Kryoglobulinämie, Urtikariavaskulitis)

Hinweise auf eine systemische Autoimmunerkrankung, einschließlich Hypothyreose, oder Hyperthyreose (Autoimmunthyreoiditis); Hepatitis, Niereninsuffizienz und Polyarthritis (Kryoglobulinämie); Schmetterlingserythem, Serositis und Polyarthritis (systemischem Lupus erythematodes); trockene Augen und Mundtrockenheit (Sjögren-Syndrom); Hautulzera oder hypopigmentierte Läsionen nach Rückgang der Urtikaria (Urtikariavaskulitis)

Spezifisch für die Art der in Frage kommenden Autoimmunerkrankung

Bestimmung des TSH-Wertes

Schilddrüsen-Autoantikörper (z. B. Schilddrüsenperoxidase-Antikörper, antimikrosomale Antikörper)

Kryoglobulin-Titer

Komplementspiegel im Serum (C3, C4, C1q)

Rheumaserologien (z. B. ANA, RF, Anti-CCP, Anti-SS-A, Anti-SS-B, Anti-Sm, Anti-RNP, Anti-Jo-1)

Hautbiopsie (Kryoglobulinämie, Urtikariavaskulitis)

Krebs (typischerweise gastrointestinal, Lungen, Lymphome)

Symptome der zugrunde liegenden Krebsart (z. B. Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Unterleibsschmerzen, Husten, Hämoptyse, Gelbsucht, Lymphadenopathie, Meläna)

Spezifisch für die Art der vermutlich zugrunde liegenden Krebsart

Chronische idiopathische Urtikaria

Das für mindestens 6 Wochen tägliche (oder fast tägliche) Auftreten von Quaddeln und Juckreiz ohne erkennbare Ursache

Die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose.

Medikamente/Substanzen (dieselben, die akute Urtikaria verursachen)

Unerklärte Urtikaria bei einem Patienten mit chronischer Einnahme von verschreibungspflichtigen, rezeptfreien oder pflanzlichen Medikamenten

Klinische Abklärung

Manchmal Allergietests

Abklingen mit Absetzen des auslösenden Medikaments oder der auslösenden Substanz

Endokrine Störungen (z. B. Funktionsstörungen der Schilddrüse, erhöhter Progesteronspiegel)

Hitze- oder Kälteintoleranz, Bradykardie oder Tachykardie, Hyporeflexie oder Hyperreflexie

Patienten, die progesteronhaltige orale Kontrazeptiva einnehmen oder eine Hormonersatztherapie durchführen oder zyklische Urtikaria haben, die während der 2. Hälfte des Menstruationszyklus beginnt und sich im Verlauf der Menstruation zurückbildet

Klinische Abklärung

Normalerweise TSH-Messung

Physikalische Reize (wie bei akuter Urtikaria) und manchmal emotionale Verschlimmerung der Urtikaria

Urtikaria typischerweise innerhalb von Sekunden oder Minuten nach Auftreten des auslösenden Faktors

Klinische Untersuchung einschließlich reproduzierbarer Reaktion auf vermuteten Stimulus

Systemische Mastozytose (Urticaria pigmentosa)

Vorhandensein von kleinen pigmentierten Papeln, die bei leichten Traumata (z. B. sanftes Streicheln) zu Quaddeln werden

Mögliche begleitende Anämie, Unterleibsschmerzen, schnelles Erröten und wiederkehrende Kopfschmerzen

Hautbiopsie

Serumtryptasespiegel

* Die Patienten sollten nach vor Kurzem stattgefundene Reisen in ein Entwicklungsland gefragt werden

ANA = Antinukleärer Antikörper; CCP = anticyclic citrullinated peptide; ZMV = Zytomegalievirus; EBV = Epstein-Barr-Virus; RF = Rheumafaktor; SLE = systemischer Lupus erythematosus; TSH = Thyreoidea-stimulierendes Hormon.

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