Plasmazellkrankheiten sind eine heterogene Gruppe von Erkrankungen unbekannter Ätiologie, die gekennzeichnet ist durch
Pathophysiologie
(Strukturelle Merkmale und Klassifikation der Immunglobuline, Molekulare Komponenten des Immunsystems : Antikörper).
Nach ihrer Entwicklung im Knochenmark treten undifferenzierte B-Zellen in peripheres lymphatisches Gewebe wie Lymphknoten, Milz und Darm (z. B. Peyer-Plaques) über. Hier beginnen sie, sich in reife Zellen zu differenzieren, die auf eine limitierte Anzahl von Antigenen antworten können. Nach dem Kontakt mit dem entsprechenden Antigen durchlaufen einige B-Zellen eine klonale Proliferation zu Plasmazellen. Jede klonale Plasmazelllinie ist dazu bestimmt, einen spezifischen Immunglobulin-Antikörper zu synthetisieren, der aus 2 identischen Schwerketten (gamma [γ], my [μ], alpha [α], delta [δ] oder epsilon [ε]) und 2 identischen Leichtketten (kappa [κ] oder lambda [λ]) besteht. Normalerweise findet sich ein geringer Überschuss an Leichtketten, und die Urinausscheidung kleiner Mengen freier polyklonaler Leichtketten (≤ 40 mg/24 h) ist normal.
Plasmazellkrankheiten haben eine unklare Ätiologie und sind durch die unproportionale Proliferation eines Klons charakterisiert. Die Folge ist eine entsprechende Zunahme der Serumspiegel ihres Produktes, des monoklonalen Immunglobulins (Paraprotein). Paraproteine können aus Schwer- und Leichtketten oder nur aus einem Kettentyp bestehen.
Die Komplikationen der Plasmazellproliferation und M-Protein-Produktion umfassen die folgenden:
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Autoimmunschäden von Organen (vor allem der Nieren): Einige M-Proteine zeigen Antikörperaktivität.
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Beeinträchtigte Immunität: Es liegt eine verminderte Produktion anderer Immunglobuline vor.
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Blutungstendenz: M-Proteine können Thrombozyten überziehen, Gerinnungsfaktoren inaktivieren, die Blutviskosität erhöhen und durch andere Mechanismen Blutungen verursachen.
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Sekundäre Amyloidose: M-Protein kann innerhalb von Organen abgelagert werden.
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Osteoporose, Hyperkalzämie, Anämie oder Panzytopenie: Geklonte Zellen können die Knochenmatrix und/oder das Knochenmark infiltrieren.
Plasmazellkrankheiten reichen von asymptomatischen, stabilen Zuständen (in denen lediglich das Paraprotein nachweisbar ist) bis hin zu progredienten malignen Tumoren (z. B. multiples Myelom; zur Einteilung siehe Tabelle: Einteilung der Plasmazellkrankheiten). Selten finden sich passagere Plasmazellkrankheiten bei Patienten mit einer Medikamentenhypersensitivität (z. B. Sulfonamide, Phenytoin und Penicillin), mit vermuteten Virusinfekten und nach Herzoperationen oder Transplantationen.
Einteilung der Plasmazellkrankheiten
Symptome |
Beschreibung |
Beispiele |
Monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz |
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Asymptomatisch, gewöhnlich nicht progredient Auftreten bei scheinbar gesunden Personen oder bei denjenigen mit anderen Voraussetzungen |
In Verbindung mit nicht-lymphoretikulären Tumoren |
Mamma-, Gallenwegs-, Gastrointestinaltrakt-, Nieren- und Prostatakarzinome |
In Verbindung mit chronisch inflammatorischen und infektiösen Zuständen |
Chronische Cholezystitis, Osteomyelitis, Pyelonephritis, rheumatoide Arthritis, Tuberkulose |
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In Verbindung mit verschiedenen anderen Krankheiten |
Familiäre Hypercholesterinämie, Morbus Gaucher, Thyreotoxikose, Kaposi-Sarkom, Lichen myxoedematosus, Leberkrankheiten, Myasthenia gravis, perniziöse Anämie |
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Maligne Plasmazellkrankheiten |
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Asymptomatisch, progressiv |
Üblicherweise nur Leichtketten (Bence Jones), jedoch gelegentlich vollständige Immunglobulinmoleküle (IgG, IgA, IgM, IgD) |
Frühes multiples Myelom |
Symptomatisch, progredient |
Exzessive Produktion von IgM |
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Am häufigsten IgG, IgA oder nur Leichtketten (Bence Jones) |
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Üblicherweise nur Leichtketten (Bence Jones), jedoch gelegentlich vollständige Immunglobulinmoleküle (IgG, IgA, IgM, IgD) |
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Schwerketten |
IgG-Schwerketten-(γ-Ketten-)Krankheit (gelegentlich benigne) IgD-Schwerketten-Krankheit |
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Vorpbergehende Plasmazellkrankheiten |
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Nicht unbedingt symptomatisch |
in Verbindung mit einer Medikamentenhypersensitivität, Virusinfektionen und Herzoperationen oder Transplantationen |
Überempfindlichkeit gegen Sulfonamid, Phenytoin oder Penicillin |
Diagnose
Wenn aufgrund klinischer Manifestationen, im Rahmen der Abklärung einer Anämie oder aufgrund von Zufallsbefunden (erhöhte Serumproteine oder Proteinurie) der Verdacht auf eine Plasmazellkrankheit aufkommt, werden weitere Untersuchungen mittels Serum- oder Urineiweißelektrophorese veranlasst. Das durch Elektrophorese nachgewiesene Paraprotein wird mittels Immunfixationselektrophorese zur Identifizierung von Schwer- oder Leichtkettenklassen weiter untersucht.